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Gargano (5) Vieste, Baia di Trabucchi

Wer sich hier lieber Essbares anschaut, kann sich auf meiner Zweitseite, [kein] Kochbuch, die ich für Lucas Rosenblatt betreue, delektieren. Der neue Eventbericht samt Rezept von Ende Mai sind online.

Hotelwechsel, vom Bergdorf ans Meer. Wetter bewölkt. Entlang der Litoranea nach Vieste. Fotohalt beim berühmten Foto Hotspot Architello del Gargano:

Und schliesslich für 3 Übernachtungen in die lebendige Kleinstadt Vieste mit rund 14’000 EW. Das Städtchen, das auf einem felsigen Vorgebirge am äußersten Ostrand des Gargano gelegen ist, besteht aus einem auf der Felsspitze San Francesco (Teilansicht im Headerbild) gelegenen mittelalterlichen Ortskern und einem modernen Teil, der hinter den beiden grossen Sandstränden der Stadt auswuchert.

Gleich Eingangs der über dem Meer thronenden Stadt am südlichen Sandstrand der Pizzomugno, ein erratischer, natürlicher Riesenblock, der die Versteinerung eines von den Sirenen übertölpelten Liebhabers darstellen soll.

Die historische Altstadt, mit ihren weiß schimmernden Häusern und einem Labyrinth aus engen Treppen und Gassen, ist auf dem Felsvorsprung aus zerklüftetem Kalkstein gelegen.

Im 16. und 17. Jahrhundert war Vieste immer wieder Angriffsziel osmanischer Seeräuber. Festungsanlagen und deren Ruinen, durch die sich die damaligen Bewohner zu schützen suchten, erinnern an diese dunklen Zeiten. 1554 wurden 7000 Einwohner verschleppt und Hunderte auf einem Felsblock, die Chianca Amara, enthauptet.

Anderntags folgte ein Fussmarsch der Costa dei Trabucchi entlang. Start der Wanderung war der Wachtturm Cala del turco.

Die lange Adriaküste war jahrhundertelang Angriffen von Osten ausgesetzt (der Feind kommt für uns Westler immer von Osten). Im 16. Jahrhundert befahl Kaiser Karl V. den Bau eines Wachtturm-Systems an der gesamten Länge der apulischen Küste, um die Bewohner vor Invasionen zu schützen. Erbaut wurden sie an strategisch wichtigen Positionen an der Küste, nahe beieinander, damit jeder Turm mit seinen Nachbartürmen kommunizieren konnte. Der Eingang lag im Obergeschoss. Zum Betreten und Verlassen des Turms wurde eine Leiter von innen herabgelassen. Die Nachrichtenübermittlung erfolgte mit Rauchzeichen oder einem Reiter.

Wo im Sommer Liegestuhl an Liegestuhl liegt: Spiaggia di Gusmay

Zwischendurch immer mal wieder ein Trabuccho, eine Art Fischergalgen. An dieser Küste weht immer eine kräftige Brise, die den Fischfang mit Booten erschwert. Mit dieser Konstruktion kann ein großes rechteckiges Netz gleichmäßig horizontal auf den Meeresgrund abgesenkt und nach einiger Zeit wieder heraufgezogen werden.

Die Trabucchi wurden seit dem Mittelalter an Stellen errichtet, an denen Fischschwärme vorbeiziehen. Als Baumaterial diente widerstandsfähiges Holz von Edelkastanien und Robinien. Alle beweglichen Elemente sind ursprünglich mittels Schnüren verbunden. Das Netz wird mit Hilfe eines Drehkreuzes abgesenkt bzw. hochgezogen.

Da der Unterhalt dieser privaten Galgen teuer ist, sind die meisten der Trabucchi dem Verfall preisgegeben. Wenige (grössere) wurden als Wochenendhaus oder als Fischrestaurants umfunktioniert. Handwerker, die sich auf den Bau dieser Kontruktion verstehen, gibt es keine mehr.

Nach einem Strandpicknick erwartete uns das Tagesziel: Das kleine Fischerstädtchen Peschici. Hier finden sich keine besonders beeindruckenden oder historischen Sehenswürdigkeiten, dafür die italienische Lebensfreude. Kein Wunder, denn 1998 gewann eine Tippgemeinschaft von 99 Spielern im Lotto die Rekordsumme von 32 Millionen Euro.

Auch wenn durch 99 geteilt werden musste, lag ein ultramariner Kleinwagen im Budget.

Wo soviel Glück zuhause ist, lässt es sich auch als Vogel gut leben.

Von Vieste aus bewanderten wir anderntags im Hinterland des Gargano den Foresta umbra: ein alter, riesiger Wald auf rund 15’000 Hektar Land reich an Fauna und Flora. Sein Name leitet sich von der dichten, schattigen (ombrosa) Vegetation ab. Seit 2017 zählt er zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Im besonderen, gemässigten Klima dieses Waldes gedeihen viele Laubbäume, erstaunlicherweise vor allem Buchen, Hainbuchen, diverse Eichen, Ahorn, Eiben. Ein kühler, „nordischer“ Wald in wenigen Kilometern Küstennähe. Dass dieser Wald noch heute existiert, ist wohl seiner abgelegen Lage zu verdanken.

Am letzten Tag unserer Wanderreise besuchten wir nach einem steilen Aufstieg von Mattinata aus die protohistorische Nekropole auf dem Monte Saraceno.

An einem der schönsten Küstenabschnitte der Region befinden sich hier mehr als 500 in den Felsen gehauene Gräber. Hier siedelten ungefähr 1000 Jahre v. Chr. -also lange vor den Römern- die Daunier, ein Volk das aus Illyrien stammte. Das friedliche Volk lebte vorwiegend von der Landwirtschaft, Fischen und Viehzucht und pflegte die Bestattungssitten der Eurasier: Die Gräber waren früher mit Steinplatten belegt, mit erhöhtem Rand, um das Eindringen von Wasser zu verhindern.

In den Grabgruben wurden die Toten in zusammengekauerter Hockerstellung beigesetzt. Pro Grab erfolgten meist mehrere Nachbestattungen. Jahrhunderte später wurden die Gräber als Pflanzgruben für Bäume benutzt, deshalb haben sich Bestattungen und Beigaben nur selten erhalten. Die erhaltenen Funde sind im Museum von Mattinata ausgestellt.

Botschafter ins Jenseits: Der Feigenbaum

Ende der Serie.

Gargano (4) Monte Sacro

Eine beliebte Orchideen-Wanderung Nähe Mattinata führt hoch zu den Ruinen der antiken Abtei SS. Trinità auf den 874 Meter hohen Monte Sacro, den „heiligen Berg“.

Auf dem Weg nach oben findet man unzählige, wild wachsende Orchideen und andere Blumen. Dabei muss man aufpassen, sie nicht zu zertreten; ein Eldorado für Blumen- und Orchideenliebhaber! Von den weltweit insgesamt 200 wilden Orchideenarten sind hier rund 60 beheimatet. Leider hat der tags zuvor gefallene Schnee manche plattgedrückt. Ferner sorgen Ziegen und Kühe für den naturnahen, aber rücksichtslosen Rückschnitt. Nur die ausdauernde, langlebige Felssteppenpflanze Affodil, Asphodelus albus, lassen sie stehen und die überwuchert nun das ganze Gebiet.

Mir sind nur zwei Aufnahmen unverwackelt geblieben: Iris bicapitata

und Anemone hortensis. Starke und kalte Bora-Winde verwehten mir all meine Orchideen-Fotos. Ein gebratenes Schnitzel auf dem Teller lässt sich halt einfacher fotografieren.

Fest stehen hingegen die Ruinen der einstigen Benediktinerabtei SS Trinità di Monte Sacro, hoch oben auf dem Berg, nur über einen Trampelpfad erreichbar. Bis zum Ende des 4. Jahrhunderts war der Ort dem Jupiterkult geweiht, vermutlich wegen der hier häufig vorkommenden Eichen, dem Symbol des Königs der Olympier.

Im 5. Jahrhundert verdrängte der Kult des Erzengels Michael die bislang heidnische Verehrung des Ortes. Die Statue der heidnischen Gottheit wurde zerschlagen und der angrenzende Tempel der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht.

Um das Jahr 1000 errichtete eine Gruppe von Mönchen aus dem mächtigen Santa Maria di Kalena nahe von Peschici auf dem Monte Sacro ein kleines, abgelegenes Kloster.

Die Abtei profitierte lange von den zahlreichen Pilgerfahrten zum heiligen Michele und nach Jerusalem, doch ab dem 15. Jahrhundert begann Monte Sacro zu verfallen. Ab Mitte des Jahrhunderts wurde die Abtei verpflichtet, ihre Einkünfte an die Lateran-Chorherren von Tremiti zu übertragen. Im Jahr 1482 wurde die Abtei mit der Abtei von Siponte zusammengelegt. Von da an wurde sie verlassen und verfiel vollends. Heute hat die Natur wieder Besitz von den Bauwerken ergriffen.

Trotz des Verfalls sind die Merkmale der kleinen Zitadelle, die nach dem benediktinischen Motto „ora et labora“ gegliedert war, noch immer in den Ruinen zu erkennen: Die Überreste der Vorratskammern, der Zisternen, der Küche und der Kultstätten wie das Baptisterium, der Kreuzgang, die Kirche und der Narthex – das Atrium vor der eigentlichen Kirche -. Rundbögen, die wiederum von Säulen getragen werden, die mit Kapitellen mit Akanthusblättern, Rosetten und anderen für die romanische Architektur des Gargano typischen Motiven verziert sind.

An diesem Ort machten wir Mittagsrast, unser Guide Mario (Supermario) segnete, wie immer, nicht nur auf heiligen Bergen, Brot und Tomaten.

Gargano (3) Baia Vignanotica

Die Aussicht, unter dem Schnee begrabene Orchideen ausbuddeln zu müssen, war wenig verlockend. Das Ersatzangebot umso mehr. Auf der Küstenstrasse SP53, derLitoranea fuhren wir bis kurz nach Baia delle Zagare. Ab hier verläuft der Wanderweg Mergoli-Vignanotica als gut ausgebauter Pfad entlang der Küste.

Blick zurück in die Baia dei Mergoli:

Dabei bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf das türkisblaue Meer. 

Während der Wanderung trafen wir auf Feuerstein-Adern (Silex). Feuerstein ist ein hartes Kieselgestein das nahezu ausschließlich aus Siliziumdioxid (SiO2) besteht. Die Feuersteinschichten liegen hier 2-20 cm dick eingebettet in Kalkgesteinsschichten. 

Entstanden ist er durch sedimentierte Relikte von Diatomeen. Während der seit Jahrmillionen andauernden Kompaktierungs- und Umwandlungsprozesse der Gesteinsbildung entsteht zunächst ein amorpher Opal, der schliesslich durch Wasserverlust in den quarzähnlichen Hauptbestandteil des Feuersteins umgewandelt wird. Dabei wird Kalziumkarbonat durch Siliziumdioxid verdrängt.

Ich erlaubte mir, einen grossen, kilogrammschweren Feuerstein mit nach Hause zu nehmen. Vielleicht nützt er uns noch, falls Herr Putin sein Vorhaben, uns in die Steinzeit zu bombardieren, umsetzt.

Als ob sie ihre Wurzeln im Meer baden wollten. Steile Olivenhänge.

Unübersehbar der „uomo nudo“, die Orchis italica:

oder die salbeiblättrige Zistrose, Cistus salviifolius, mit geflügeltem Liebhaber:

Blumen über Blumen, hier das weichhaarige Schwefelkörbchen, Urospermum dalechampii:

Und wonnig winkt dem Wanderer das kühlende (eher kalte) Nass aus der Tiefe der Baia vignanotica, einem der schönsten Strände Italiens.

Im Sommer bestimmt gut besucht:

Der Gargano ist eines der wenigen Gebiete im Mittelmeerraum, in dem man ursprüngliche, wenig deformierte Gesteinsschichtungen beobachten kann.

Am Meer, wir sind am Meer!

Gargano (2) Monte Sant’Angelo im Schnee

Frostiges Erwachen an unserem Übernachtungsort auf 850 m.ü.M.: Eisregen, Schneematsch und Null Grad Celsius.

So nutzten halt auch wir die Gelegenheit, die durch Besuche vieler Päpste, Heiliger und Fürsten berühmte Wallfahrtskirche zu besichtigen. San Michele ist eine Grottenkirche. Neben einem achteckigen Glocken- und Wachtturm (1273/74) steht die zweiteilige Eingangshalle (1395). Die Kirche selber liegt im Innern des Berges. Da war es zwar auch kalt, aber der Schneeregen fand draussen statt. Nach dem Durchschreiten der bronzenen Eingangspforte gelangt man direkt hinab zur Grotte des Erzengels.

Die riesige Kalksteinhöhle muss angesichts der Lage, der Struktur und der Größe bereits in griechischer und römischer Zeit ein Ort der Anbetung gewesen sein. Der Ursprung des Heiligtums wird auf das Ende des 5. und den Beginn des 6. Jahrhunderts datiert. Der damalige Bischof von Siponto wollte den heidnischen Kult unter den Bewohnern des Gargano ausrotten und ist wohl der Urheber der wundersamen Mär über seine Begegnungen mit dem Erzengel Michael.

Zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert wurde der Ort zum Nationalheiligtum des Langobardenreichs. Was hätte sich zur Förderung des neuen Volksglaubens und der Festigung der Religionspolitik besser geeignet als der kriegerische Erzengel Michael?

Nach mehreren Angriffen der Sarazenen im 9. Jahrhundert wurden umfangreiche Renovationen und Erneuerung durchgeführt. Zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert geriet die Wallfahrtskirche unter byzantinische Herrschaft. Diese wurde im 11. Jahrhundert von den Normannen abgelöst. Der Schwabe Friedrich II. hielt sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts mit seinem prächtigen Hofstaat öfters in Monte Sant’Angelo auf.

Auf Veranlassung von Karl I. von Anjou, seit 1266 König von Sizilien, erfuhr das Sanktuarium des Erzengels Michael eine massive Umgestaltung. Das Heiligtum wurde zu einer obligatorischen Etappe auf der so genannten Via Francigena, die Gläubige und Kreuzritter ins Heilige Land führte. Im 17. Jahrhundert wurde die Stadt Monte Sant’Angelo zum wichtigsten Zentrum des Gargano.

Blick in die Michaels-Grotte: Hinter dem Altar droht der Erzengel mit seinem güldenen Schwert. Dem Wetter sei Dank, sonst hätte es hier über die Ostertage von Menschen gewimmelt.

Da der Schneeregen nicht aufhörte, lud uns die Reiseleiterin zu einem geführten Museumsbesuch ein. Das Museum befindet sich teilweise in alten Krypten aus byzantynisch-langobardischer Zeit, die um die Jahre 1270 – 1275 endgültig geschlossen wurden, als die Anjou dem Heiligtum mit neuen Bauten seinen heutigen Grundriss gaben. Während der folgenden Pestepidemien füllte man die Krypten mit Pestleichen.

Blick in die alten, wieder ausgegrabenen Zugänge der Grotte:

Hier sind alle Skulpturen ausgestellt, die bei den Ausgrabungen des Heiligtums, der Vorgängerkirche und in den der Ruinen der Abtei Santa Maria di Pulsano gefunden wurden, u.a eine Erlöserstatue aus dem 15. Jahrhundert und ein betender Christus aus dem 11. bis 12. Jahrhundert.

Neben dem Lapidarium sind auch die anderen Teile des Museums sehenswert, so die vielen Darstellungen des Erzengels und die Sammlung alter und jüngerer Votivtafeln.

Erzengel Michael in action als Lebensretter.

Der Schneeregen wollte immer noch nicht hören. An italienischen Wallfahrtorten ist man speditives Arbeiten gewohnt: caffè im Dutzend.

Anstelle der Wanderung auf den höchstgelegenen Berg des Gargano, den Monte Calvo (der seinen Namen dem völlig kahlen Gipfel auf 1065 m verdankt), wurde kurzfristig umdisponiert: mit einer Wanderung zur Baia Vignanotica [folgender Beitrag]. Am nächsten Tag war der Schneespuk vorbei, die Sonne schien wieder.

Die zweiteilige Eingangshalle des Sanktuariums San Michele:

Die ältesten Häuser der um das Jahr 1000 gegründeten Stadt sind mit Vorbauten geschützte Höhlen:

Dachlandschaften:

Typisch für den Ort sind die einfachen, zweistöckigen Häuser im Einheitsstil mit einem Wohnraum im Parterre und einem Schlafraum im ersten Stock:

Enge Gassen in der Altstadt:

Häuserverbindende Wäscheleine:

Gargano (1) Aufstieg nach Monte Sant’Angelo

2022 Blumenwandern in Kalabrien im Aspromonte, 2023 im Gargano in Apulien. Der Gargano-Nationalpark ist ein Vorgebirge an der Küste Apuliens im südlichen Italien. Die in die Adria hineinragende Halbinsel wird auch als Sporn des italienischen Stiefels bezeichnet. Die Fläche von rund 118’000 ha ist in unterschiedliche Zonen eingeteilt: Wälder mit Pinien und Steineichen, im Zentrum der foresta umbra mit Buchen und Kiefern. Landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Mandel-, Orangen- und Olivenbäumen. Die Küste und die Strände im Norden des Gargano-Nationalparks sind flach und sandig, im südlichen Teil dominieren hohe, weisse Klippen mit kleinen, malerischen Buchten und Kiesstränden. Kleine, historische Städtchen wie Vieste, Peschici, Mattinata und Manfredonia, die sich im blauen Meer der Adriaküste spiegeln, oder andere, die sich in Seitentälern verstecken.

Die Reise fand unter derselben Reiseleitung und mit lokalen Guides statt, wie letztes Jahr. Zugfahrt bis Foggia. Von dort mit Kleinbus in die Küstenstadt Manfredonia. Von da aus führt ein schmaler, alter und steiler Pilgerpfad happige 700 Höhenmeter hoch und rund 15 km weit zum berühmten Pilgerort Monte Sant’Angelo. Schon zu Römer- und Griechen-Zeiten war der Platz Kultstätte und Orakelort. Seit dem Mittelalter ist er bedeutender Pilgerort der Christen, weil dort in einer Grotte der Erzengel Michael erschienen sein soll.  

Nach der (hier verkürzten) Legende erschien dem Bischof von Siponto (dem heutigen Manfredonia) um das Jahr 490 n. Chr. der Erzengel Michael (der mit dem Schwert und den hermaphroditen Flügeln) und befahl dem Gottesmann, ihm eine Höhle als Heiligtum auszubauen. Er selbst wolle ihr Wächter sein. Allen Besuchern sollen ihre Sünden vergeben, und was sie im Gebet erflehen, erhört werden. Eine Reise, die sich schon dadurch von selber amortisieren müsste.

Regenschauer wechselten mit Sonnenschein: Regenjacke an, ab, Regenhosen an, ab, Schirm auf, zu. Je höher, desto kälter, folglich waren warme Pullover gefragt.

Während die Botanikerinnen in der Gruppe immer wieder innehielten, um Blumen zu bestimmen (blümeln), war ich froh um die kleinen Verschnaufpausen und freute mich an dem gefundenen „griechischen“ Bergtee der Gattung Sideritis.

Gegen Mittag erreichten wir den Ort: Kalt und windig: Monte Sant’Angelo Downtown

Doch mit schöner, horizontloser Aussicht aufs ionische Meer

Nach dem Picknick in einem windgeschützten Raum, nein nicht in diesem zerfallenen trullo…,

bewegten wir uns erst in die nahe gelegene Abbazia di Santa Maria di Pulsano.

Die Einsiedler-Abtei wurde 591 auf den Überresten eines antiken, heidnischen Orakeltempels erbaut, Nach der Zerstörung durch die Sarazenen wurde sie zu Beginn des 12. Jahrhunderts vom Heiligen Johannes von Matera wieder aufgebaut und bis zum 15. Jahrhundert durch Mönche des armen Pulsaner-Orden belebt. Nach dem Aussterben des Ordens wurde die Abtei von wechselnden, andern Orden übernommen. Das heftige Erdbeben im Gargano von 1646 zerstörte das Archiv und die Bibliothek.

Nach der Vertreibung der Bourbonen aus dem Königreich Neapel untersagte Joachim Murat, König von Neapel von Napoleons Gnaden, die Anwesenheit eines Mönchsordens.

Später wurde der Klosterkomplex vom wieder vereinigten Königreich beider Sizilien einer Reihe von Diözesanpriestern anvertraut, die ihn bis 1969 verwalteten, dem Jahr, in dem er aufgegeben wurde.

Seit 1990 ist die Abtei dank der Arbeit von Freiwilligen und später der Mönche, die 1997 wieder eingezogen sind, zu neuem Leben erwacht.

Nur die im vorletzten Jahrhundert erbaute, abenteuerliche Strasse nach Manfredonia (weit unten am Meer) wurde nicht fertiggestellt, sie endet im Fels.

Am selten begangenen Weg findet man manch hübches Blümchen, hier die Campanula garganica (Sternpolster-Glockenblume):