Sachsen-Coburg-wie bitte ? Einige unser Weihnachtsplätzchen (CH: Wiehnachtsgutzi) haben einen edlen Stammbaum. Sie stammen aus dem Rezeptbuch von Frau Curtius, Tochter des letzten Hofjägermeisters am bulgarischen Hof des Zaren Boris III. Der Zar, ein Abkömmling der Dynastie Sachsen-Coburg-Gotha aus der Wettiner-Linie. Deswegen nennen wir unsere Weihnachtsplätzchen (im Scherz) „Sachsen-Coburg“. In meinem Blog werde ich im Laufe der nächsten Wochen das eine oder andere dieser Rezepte eintragen.
Frau Curtius, gebürtige Deutsche, führte in Sofia ein grosses Haus mit Bediensteten. Nach ihrer durch die Machtübernahme der Kommunisten erzwungenen Rückkehr in die Schweiz (1946) musste Sie sich zwar erheblich einschränken. Aber auch in Basel führte sie eine ausgezeichnete, grossbürgerliche Küche. Legendär war ihr Weihnachtsgebäck, das sie in grossen Mengen herstellte und an Familie und Freunde verschenkte.
Durch eine Freundschaft mit ihrer Tochter hatte Frau L. verschiedene Male Gelegenheit, an der Weihnachtsbäckerei von Frau Curtius teilzunehmen. Harte Arbeit. Damals gabs noch kein Backtrennpapier. Bei Frau Curtius mussten die Backblecke noch mit Bienenwachs eingestrichen werden, was beim Backen einen unvergleichlichen Duft verbreitete. Vom Putzen der Bleche reden wir nicht. Frau Curtius erlaubte uns, ihre besten Rezepte abzuschreiben. Seit dieser Zeit, inzwischen sind daraus auch schon 30 Jahre geworden, hat Frau L. von ihr die Tradition der Weihnachtsbäckerei übernommen. Sie hat sie im Laufe der Jahre mit zunehmender Backerfahrung weiterentwickelt. Heute sind es „unsere“ Weihnachtsplätzchen. Ein festes Sortiment. Jedes Jahr gibts dieselben Sorten, nach den alten Rezepten.
Eigentlich finden sich darunter alles bekannte, traditionelle Weihnachtsgebäcke, auch schweizerischen Ursprungs. Vermutlich sind die Rezepte nicht mal grundlegend verschieden von dem was anderswo gebacken wird oder im Internet nachzusehen ist. Und doch hat jedes unserer Plätzchen das, was man ein Gesicht nennt. Vielleicht ist es die Authentizität oder die Geschichte dieser Rezepte, welche diese Gebäcke für uns so einmalig macht. Unter Hunderten von fremden Plätzchen anderer Bäcker-innen, würde ich das Weihnachtsgebäck von Frau L. erkennen. Anderes esse ich schon gar nicht mehr.
Frau Curtius verstarb 1980. Um Missverständnissen vorzubeugen: die abgebildete Dame ist nicht Frau Curtius. Wir besitzen kein Foto von ihr. Jung mag sie etwa so ausgesehen haben, im Alter hat sie eher Queen Victoria geglichen. (Quelle des obigen Bildes: WikimediaCommons). Ihre Enkelinnen haben sich zwar auch im Backen versucht. Mit wenig Erfolg. So sind halt wir die selbsternannten Erben dieser Tradition geworden. Die wollen wir aber nicht für uns behalten. Leider können wir keine Pakete verschicken. Wer die Curtius’schen Weihnachtsplätzchen probieren will, muss sie selber nachbacken.
Ich bin ich schon sehr gespannt auf die delikaten Plätzchen von Frau L., wann geht’s (endlich) los?
Chapeau Robert, tolle Einführung für das Weinhnachtsgebäck von Frau L.! Bei uns gibt es heute Morgen einen „Gugelhupf“ vom KaDeWe, die sind immer so herrlich freizügig mit Rum getränkt. :))
Werde auch demnächst mal einen selber machen, ich hab da ein Rezpet von Frau Ferber aus dem Elsaß. Schau´n wir mal……..
@Dolce: am Mittwoch, jede Woche eines.
@BerlinKitchen: Die mit den guten confitures…da wird auch der Gugelhupf gut.
Da läuft mir ja jetzt schon das Wasser im MUnde zusammen!!!!!
Es gehen keine 10 % nach Paris ? Ich freue mich schon auf die Rezepte!
Ulrike, das ist selbstredend…..
Wir überlegen, eine Plätzchen-TGV-Trasse zwischen Basel und Paris zu legen.
Die Einführung macht ja richtig Appetit auf die folgenden Plätzchen. 🙂
Ich wohne übrigens nur 40 Min. von Coburg entfernt, keine Ahnung, ob es dort gute Plätzchen gibt oder ob die alle nach Sofia und jetzt Basel verschwunden sind?!
Meine Mutter macht auch mit sehr viel Liebe und Geduld wunderbare „Gutsle“, die wir ebenfalls unter Hunderten erkennen (andere werden auch nicht gegessen…). Das frustriert mich wohl auch so wie Frau Curtius Enkelinnen – deshalb gibt’s bei uns selten von mir gebackene Plätzchen…
Mit dieser schönen Geschichte, hast Du mich jetzt richtig gespannt gemacht. Ich verharre in freudiger Erwartung!
Oh, aristokratische Plätzchen! 🙂 Immer mittwochs, das sind dann fünf Sorten bis Weihnachten – ob da wohl auch eine ohne Nüsse dabei ist? Ich fette schon mal hoffnungsfroh das Blech …
@Bolli: 10 % willst Du ? Da bleibt mir ja nichts mehr..
@Ulrike: im Prinzip nein, nichts nach Paris, im Prinzip.
@Barbara: Nutze Deine Quelle solange Du sie hast. Vergiss nicht rechtzeitig an die Rezepte zu kommen. Coburg ? Die wissen nichts vom Glück ihrer ehemaligen Untertanen.
@Claudia: ja die Verpackung
@Hedonistin: ohne Nüsse sind nur Vanillebretzeln, Mailänderli und Badener Chräbeli (Anis-Springerle). Nur 5 Sorten? soweit voraus habe ich gar nicht gerechnet. Naja, bin ja froh wenn ich nächstes Jahr auch noch was zu bringen habe 🙂
Also die Vanillekipferl kommen sicher aus Österreich. 😀
Freu mich schon, auf die Kalorienbömbchen.
Schöne Vorgeschichte dazu!
Coburger Schmätzle?
@LillY: sind ja alle klein, und verteilt bis auf nächsten April 🙂
@elettra: nein, nur „Schweizer“ Klassiker. Keine lokalen Spezialitäten. Aber Mehl, Citronat, Nüsse und Honig werden da und dort verwendet.
also Basler Leckerli
als Angestellte eines Basler Konzerns und Ex-Frau eines Coburgers kann ich mit beidem leben.
nehmt ihr Packerl-Zitronat oder kandiert ihr selber?
@elettra: nein, gekauftes Zitronat. Berner Leckerli. Sind besser als die Basler.