Lampagioni. Ein aromatisches, aber leichtbitteres Gemüse aus Apulien. Ihr kennt das nicht ? In Apulien heissen die Dinger auch Pampasciuli, im Dialekt Lambasciui‘, in Norditalien Cipollacci, in Frankreich Lilias de terre. Klarheit im Dickicht italienischer Wirrungen schaffen die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Sie listen Lampagioni unter der Registernummer 0703.1040/1049 in der VEAGOG (Verordnung über die Ein- und Ausfuhr von Gemüse, Obst und Gartenbauerzeugnissen) als Wildzwiebeln ein. Wiki weiss es noch besser: Schopfige Traubenhyazinthe. Also eine Blumenzwiebel. Zu haben sind sie in Apulien, Sizilien und dort, wo Süditaliener leben, zB in Basel. Nachdem ich damit die Improvisationsfähigkeit von Frau L. vor ein paar Jahren auf eine harte Probe gestellt hatte (was soll ich denn daaamit ? -ich wusste noch weniger als sie-), bin ich heute etwas gescheuter und koch sie als Vorspeise. zum Rezept
Die Lampagioni werden in Apulien gerne geröstet, in Olivenöl oder Essig eingelegt für Antipasti, fritiert, oder gekocht und in Essig mariniert für Salate. Ich entbittere sie durch Kochen, und überbacke sie im Ofen. Schön aussehen tun sie nicht, schwerbeladen mit Erde kann man ihren Zustand kaum einordnen (ihr Schlitzohren !). Doch: Schmecken tun sie köstlich, entfernt erinnern sie an Artischocken, keineswegs an unsere Zwiebelsorten. Jetzt aber bitte nicht Eure Tulpen und Hyazinthen wieder ausgraben. Für diese übernehme ich keine Garantie auf Essbarkeit.
Zutaten
Vorspeise für 2 Personen
300 g Lampagioni
Salz
2 Elf. Olivenöl
1 Elf. Weisser Balsamessig (meiner von Gölles)
100 g selbstgemachte Brotbrösel
Petersilie oder Schnittlauch
Zubereitung
(1) Zwiebeln unter fliessendem Wasser mit Bürste reinigen. 15 Minuten in kochendem Salzwasser (3%Kochsalz) kochen. Nach 5 Minuten nehm ich sie kurz raus, entferne die braunen, angetrockneten Hüllen und tu sie wieder ins kochende Salzwasser.
(2) Anschliessend alle Häute abziehen bis auf die feste, rosa Innenschicht, die aussieht wie ein …Kinderpopo. Spitze und Wurzel abschneiden.
(3) Die Zwiebeln für etwa 2-4 Stunden in kaltes Wasser einlegen. (Wässern zum Entbittern, hätte noch etwas länger sein dürfen). Dann jede Zwiebel mit einer Gabel, besser einem dreizackigen Kartoffelhalter, 2-3 mal einstechen
(4) Die Zwiebeln mit der Marinade aus Olivenöl und Essig vermischen und mind. 1 Stunde (oder über Nacht) unter gelegentlichem Umrühren einziehen lassen.
(5) Die Zwiebeln mit dem Paniermehl panieren. Salzen.
(6) in einer reichlich mit Olivenöl eingeölten, ofenfesten Schale etwa 20 Minuten bei ca. 220°C anrösten. Servieren mit einem Faden nativen Olivenöls und etwas Grünzeug.
Lampagioni gekocht und geschält (Kinderpopo) |
Lampagioni gratiniert |
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Anmerkung
Lampagioni = Muscari comosum oder die Wildform Muscari racemosum autoctona.
Die Rezeptidee, frei interpretiert, stammt, wenn ich meiner Quelle glauben darf -ich besitze das Buch nicht-, aus „Odori, sapori, colori della cucina salentina in 629 ricette di ieri e di oggi“ herausgegeben von Mario Congedo.
Die sehen ja wirklich aus wie Blumenzwiebel!
Wir haben hier in F. Roscoffzwiebeln, die sind auch zart rosa drinnen.
Jetzt zum Kaffee möchte ich sie nicht, aber so ab 12 UHr, kein Problem, her damit!
Süss-sauer mag ich eh gerne!
Sehr interessant. Die Erdklumpen wiegen dann wahrscheinlich ein Drittel mehr im Einkauf, als später. Dafür wird die Blumenerde mitgeliefert, wenngleich nicht gratis.
Sehr interessant – und die Zwiebeln, die übrigbleiben, kann man dann getrost im Garten vergraben und sich im nächsten Frühling einer blühenden Pracht erfreuen. Vielleicht lassen sich diese Zwiebeln ja auch vermehren, so dann man immer einen Vorrat im Garten hat. Denen könnte man dann fast den Namen „Gartentrüffel“ verleihen …
Endlich habe ich ein Rezept zu den Blumenzwiebeln, die mir auf den Apulischen Märkten immer wieder aufgefallen sind! Leider reichten meine Sprachkenntnisse nicht aus, deren Verwendung in der Küche zu klären. Nun stellt sich mir allerdings die Frage: Woher nehmen? Eine rheinische Variante wird wohl nicht angebaut.
Schöne Fotos hast du gemacht.
Gruß
Franz
@Bolli: Rosskopfzwiebeln kenn ich noch nicht.
@kulinaria: Nach zehn Einkäufen reichts gerade für ein Balkonkistchen darein man die Zwiebeln setzen kann 🙂 Gute apulische Erde !
@Claudia: Leider sind sie mit Trüffeln nicht verwandt. Hab eben die 10g-Preise für Piemonteser Trüffel gesehen. 30% teurer als letztes Jahr. Sollen die Russen.
@Franz: Danke. Ihr hab ja dort eine schöne Ferienwohnung gefunden, dann gibt es sich halt dort unten.
Betonung auf noch?….
@Bolli: Bin eher ein Wurstesser und davon hab ich noch :-)))