Vorletzte Station auf meiner Reise durchs Grenzland. Poschiavo, Hauptort des Puschlavs. Vom Veltlin heraufkommend, sind von der Strasse aus die Crotti von Brusio zusehen. Uralte, ohne Mörtel nur aus Steinen erbaute Kuppelgewölbe, ein wenig an die Bories der Provence erinnernd. Genutzt wurden sie einstmals zur kühlen Aufbewahrung von Nahrungsmitteln. Zwischenhalt am Lago di Poschiavo. Tee auf der Hotelterasse in La Prese mit Seeblick. Fast wie an der Ligurischen Küste. Nur die Berge stehen breitspurig im Weg.
Crotti bei Brusio | Lago di Poschiavo La Prese |
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Eingangs Poschiavo eine ganze Häuserzeile mit herrschaftlichen Palazzi, das Spaniolenviertel. Ein einzigartiger Baukomplex aus dem 19. Jahrhundert, erbaut von zurückgekehrten, im Ausland durch Handel und Zuckerbäckerei wohlhabend gewordenen Familien.
Am malerischen Hauptplatz von Poschiavo, der Plazza da Cumün das Albergo Albrici e Posta, ein im Jahre 1682 erbautes, ehemaliges Patrizierhaus, in welchem heute, neben Pizza, auch Puschlaver Spezialitäten angeboten werden. Einfach, aber gut. Wunderschöne Bar mit direktem Ausgang zu jenen Kommoditäten, die ein mit Frau Reisender so zu schätzen weiss.
Spaniolenquartier | Albergo Albrici |
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Puschlaver Spezialitäten ? Pasta, Carne, Salumi, Brot, Käse, fast wie im Veltlin. Gerichte: Manfriguli (Kratzete mit Buchweizenmehl), Minestra da dumega (Gerstensuppe), Pulenta taragna (Polenta mit Buchweizen), Capunet und Pizzoccheri.
Die Pizzoccheri ähnlich jenen aus Teglio, meist zu kleinen Gnocchetti geformt und mit Salbei gewürzt. Am Nordende die Molino e Pastificio di Poschiavo. Hier begann der Müller anfangs des 20. Jahrhunderts, Teigwaren herzustellen um den Bedarf der am Bau der Berninabahn beschäftigten italienischen Arbeiter stillen zu können. Die Spaghetti sind ellenlang (40cm), haben demzufolge zum Ärger von Frau L. in keinem Aufbewahrungsgefäss Platz, sind aber in kräftiges Packpapier gewickelt. Einmal pro Woche werden sie von Familie Fisler hergestellt und über Stangen an der Luft getrocknet. Die Kunde darüber ist ja längst bis Innsbruck gedrungen ! Für Feinschmecker die besten Durum-Teigwaren aus Schweizer Produktion.
Ringbrot gibts hier auch mit Buchweizenmehl. Hab ich leider erst zu Hause gemerkt.
Commoditées | Sperrige Legende aus Poschiavo |
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Die Käseherstellung hat wie im Veltlin eine lange, bäuerliche Tradition. Erwähnenswert die Käserei in San Carlo, einer Fraktion von Poschiavo. 1990 haben die Bauern die Umstellung auf Bio-Landbau beschlossen. Der italienische Käser Antonio Giacomelli macht hier ausgezeichnete Käse, gleiche Verfahren wie im Veltlin. Der Laden ist gleich an der Hauptstrasse im Gebäude der Banca Raiffeisen, dessen Verwalter gleichzeitig Vorstand der Käsereigenossenschaft ist.
In San Carlo liegt auch der Ende 18. Jhdt. erbaute Komplex der Mulino Aino. Die restaurierte Museums-Anlage nutzt die Wasserkraft der Poschiavino und birgt eine Sägerei, Schmiede und Mühle, die auf Voranmeldung besichtigt werden können.
Weine werden im Valposchiavo keine mehr angebaut. Aber hier residieren einige gute Weinproduzenten, die ihre Rebberge an den nahen Südhängen des Veltlins pflegen.
Am nächsten Freitag gibts Pizzöcar ala pusc’ciavina mit Buchweizenmehl aus der Mühle Aino.
Hat die CH DIr schon die légion d’honneur verliehen? Falls nicht, wird es höchste Zeit….WEnn ich das sehe, möchte ich da jetzt sofort hin…
UNd, wen haben wir denn da?……..
@Bolli: nein, aber die Steuerrechnung. Richtig, der Pullover wird immer grösser.
Auch eine Art von recompensation……Wie nett, wird immer höher, je mehr Reiseberichte Du schreibst, oder?
Genau!!!! Der Pulli, bald sieht man nur noch orange, oder?
Das Foto mit dem Seeblick lässt mich auch brüllen: Da will ich hin!!! Schön zu lesen! Die Steuer sollten sie auf Null setzen, so viel wie ich dort nächstes Jahr an Fränkli ausgeben werde…
Übrigens gut, wenn Ehemänner sich auf Kommoditäten einstellen, da hat Frau L. ja Glück gehabt bei ihrer Wahl. 🙂
@Barbara: Glück ? ich ja auch. Im Veltlin brauchst Du Euro. Wenn Du bei allfälligen Reisevorbereitungen noch Infos brauchst, steht meine e-mail Adresse im about.
ergänzend sei angemerkt:
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/werbung/599437.html dort gibts auch Rezepte!
Und wer Freude an Sprache hat und Fan von Robert Gernhardt, FW Bernstein und Eckhard Henscheid ist, dem sei jene CD empfohlen.
http://www.perlentaucher.de/buch/14653.html
Henscheid beschreibt eine Reise von Wolfgang Hildesheimer zu einer Lesung in Graz von Poschiavo aus in unnachahmlicher Art.
Viel Spaß!
@elettra: danke für die links.
ich grabe nun schon seit einer halben Stunde in meinen Henscheid-büchern und kann die Glosse über Hildesheimer einfach nicht finden. Vermutlich aus 9:10 für Stroh, das ich, ausgerechnet, nicht habe. Robert Gernhardt: wie ich es bedaure, nie eines seiner Bilder gekauft zu haben. Von ihm stehen auch fast alle Bücher bei mir. selbst Almut Gernhardts Katzenkarten. Nur FW Bernstein ist karg und indirekt vertreten.
9:10 für Stroh, richtig!
http://www.gutmann.gmxhome.de/henscheid.
Muss man auch nicht wirklich haben.