Winterrückzugsgefechtsspaghetti

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Rot steht nicht nur für Liebe, Schönheit, Leben, Körper, Sinnlichkeit, Erdverbundenheit und Warnschilder. In meinen knollengefärbten, tiefroten Spaghetti sperrt sich der Winter zornesrot gegen das zarte Frühlingshäubchen aus grünen Bohnen, roten Zwiebeln und jungen Artischocken. Triumph des Frühlings über den Winter ? Abwarten, bald ist wieder Halloween. zum Rezept

Zutaten
für den Winter:
250 g Spaghetti aus Hartweizen
3 dl Randensaft mit hohem Anteil an roter Bete (Reformhaus, in CH: Biotta, 90%)
20 g Butter
Salz
Parmesan, frisch gerieben zum überstreuen

für den Frühling:
1 kg Fave (frische, grüne, dicke Saubohnen)
2-3 junge Artischocken (carciofini)
etwas Zitronensaft oder 1 Msp. Ascorbinsäure
1 rote Zwiebel
3 Tranchen Rohschinken
50 ml Noilly Prat (Vermouth)
natives Olivenöl
20 g Butter
Salz, Pfeffer

rote Zwiebeln und Rohschinken dazu noch Bohnen und Artischocken
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Zubereitung
(1) Saubohnen aus den Hülsen lösen, 1-2 Minuten im Dampfsieb garen, unter fliessendem Wasser abkühlen und Bohne für Bohne mit einem Messer aufschlitzen und den grünen Kern herauslösen.
(2) Carciofini grosszügig putzen, dh. obere Hälfte der Blüte abschneiden, die äussern, harten Blätter abreissen, mit dem Messer alles Harte und den verfärbten Stielansatz wegschneiden. Vierteln, allfälliges Heu entfernen und sofort in ein Wasserbad mit etwas Zitronensaft oder einer Messerspitze Ascorbinsäure legen.
(3) Die Carciofiniviertel 5 Minuten im Dampfsieb garen.
(4) In einer beschichteten Bratpfanne den in feine Streifen geschnittenen Rohschinken in 1 Elf. Olivenöl anbraten, die streifig geschnittene Zwiebel bei reduzierter Temperatur etwa 5 Minuten mitdünsten, ablöschen mit Noilly Prat und zugedeckt 5-10 Minuten garen lassen. 5 Minuten bevor serviert werden, die Carciofiniviertel und zuletzt noch die Saubohnen zugeben und erwärmen. Wenig gute Butter untermischen und würzen mit Salz und Pfeffer.
(5) Paralell dazu 6 dl Wasser zum Kochen bringen, den rote Betesaft zugeben, aufwallen lassen und die Spaghetti zunächst ohne Salz 5 Minuten darin leise köcheln lassen. Erst jetzt salzen (das fixiert den Farbstoff auf der pasta) und weiterköcheln bis sie al dente sind.
(6) Spaghetti abgiessen, wieder in die heisse Pfanne zurückgeben und mit etwa guter Butter umschwenken. In vorgewärmte, tiefe Teller servieren und den Frühling über den Winter anrichten.

Anmerkung
Das Einfärben von Pastatteig mit rotem Betesaft ist ein nutzloses Unterfangen, auch wenn die Pastahersteller immer wieder solche Produkte in den Handel bringen. Nur mit meiner Direktfärbung wird pasta so schön rot. Das einzige brauchbare Ergebnis eines Semesters Farbenchemie. Beim Einkauf von rote Beete-saft drauf achten, dass er ungesüsst, möglichst frisch und nicht mit zuviel Wasser oder Fruchtsaft verschnitten ist. Die Wassermenge zum Kochen der pasta ist bewusst kleiner gehalten als sonst üblich. Die Spaghetti sind nicht nur rot, sondern schmecken winterlich erdverbunden. Fürs Foto hab ich den Parmesan weggelassen. Für das Frühlingsgemüse hab ich mich hier inspirieren lassen. Übrigens: Der nächste Valentinstag ist am 14. Februar 2009.

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28 Kommentare zu „Winterrückzugsgefechtsspaghetti“

  1. Eine Explosion der Farben! Endlich mal ein richtiges Rot – und die logische Erklärung dafür, danke!

    Das bringt wirklich Frreude auf den Tisch. Ich hoffe, es hilft auch Frau L., weiterhin gut gelaunt und gesund zu werden/bleiben.

    Und schön, wenn man merkt, dass manches vom Studium doch zu etwas nütze ist – und wenn es nur darum geht, uns Mitlesern rotgefärbte Spaghetti nahegebracht zu haben. 🙂

  2. @kulinaria: Parmesangelb passt farblich so schlecht

    @Barbara: zweites Nebenprodukt waren 5 kg handgefärbte Wolle. frau L. strickt noch heute dran.

    @the rufus: junger oder alter Bordeaux ? bitte den gewünschten Farbton hexadezimal angeben.

  3. Mein Geschmack wäre #800040, aber soll nicht daran scheitern, dass es ein unpassender Jahrgang ist – auf den Geschmack kommt’s an 🙂

  4. Die leuchtend roten Spaghetti sehen sehr beeindruckend aus! Danke auch für den Tipp mit dem Salzen und somit Farbe fixieren nach 5 Minuten. Und das leckere Frühlingshäubchen – das macht Frau L. hoffentlich wieder schnell ganz gesund! Alles Gute für sie!

  5. Clever, sehr clever die Faerbung. Allerdings erinnern mich die Nudeln zu sehr an eine bestimmte Art von Suessigkeiten. Diese wunderbaren Gemuese wuerden bestimmt auch gut auf gewohnter Nudelfarbe wirken.

  6. Ich bin entzückt… dieses rezept merk ich mir, denn irgendwann will ich das demjenigen/denjenigen, den/die ich einladen werde ohne zu sagen was es zum essen gibt, die kinnlade runterfällt 🙂
    wie gut, dass du ein semester farbenchemie hattest. könnte ein grünes ergebnis durch spinatsaft entstehen? oder orangen mit organgensaft?

  7. boah, ich bin geblendet. Ein wirklich starkes Foto.

    Wenn das Rezept nur halb so gut schmeckt, wie es auf dem Bild aussieht, muss man das einfach nachkochen.

  8. Sieht super aus, die muss ich unbedingt nachkochen. Frage, werde ich bei mir einen Randensaft finden. Was gibts es als Zutaten, ausser dem Rote Bete Anteil ?

  9. Wow, die Spaghetti sehen wirklich umwerfend aus! Gefällt mir optisch so gut, ich glaube, ich werde das bei Gelegenheit mal nachkochen.

  10. Die Spagetti sehr super aus. Ich habe schon die Kinder gefragt, ob wir auch mal so rote Nudeln essen wollen. Sie waren einverstanden…

  11. Toll! Das ist doch wirklich mal eine kräftige Farbe! Wenn ich das gewußt hätte … wird ausprobiert, garantiert. Und daß die Nudeln dann nach Roter Bete schmecken, finde ich auch gut.

  12. @Alle: danke für das Interesse, die Farben sind wirklich echt. Aus kulinarischen Gründen besteht keine zwingende Notwendigkeit, Nudeln zu färben. Aber einmal im Jahr mach ich mir die kindliche Freude.

    @the Rufus: muss zuerst im Siegfried nachlesen, wie Mime das angestellt hat mit dem Sud. Da müsste noch mehr Blau rein. Blaukraut ?? brrrr.

    @Nysa: grün habe ich schon mal gekocht: so grün war mein Teig

    @Vanille: im Biotta-Randensaft (ich kenn nur diesen) hats noch 10% Birnensaft und wenig Zitronensaft.

    @Sivie: Kindergeburtstag, genau.

    @Sus: oder Valentin.

  13. Tolle Idee, die Spaghetti einzufärben. Das sieht ja ganz rabiat und schön aus.

    Ein ganz breites Lächeln habe ich, seitdem ich die Phrase „gute Butter“ gelesen habe. Das hat meine Omi immer gesagt „Und dazu eine Flocke *gute* Butter“. :-DD

  14. @Jutta: mit einer grünen Sonnebrille sieht wieder alles anders aus 🙂

    @LillY: ich unterscheide mit diesem Begriff, den ich von Lea Linster entlehnt habe, die „eingesottene“ Butter.

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