Theatergängern wird die Bemerkung der Frau von Stein über ein Geschenk des abwesenden Herrn von Goethe bekannt vorkommen: Aha ! Ein Kunstwerk ! von Makkaroni eines ! Die winzige Änderung im Textbuch möge man mir nachsehen. Aus dem geplanten Kunstwerk, der Verkleinerung des unten abgebildeten, ist aber dennoch nichts geworden. Mein Kunstwerk dekonstruierte sich unterwegs auf dem Weg in den Teller. Egal, zum Wesen der Kunst gehört ja bekanntlich die Abstraktion. Makkaroni mit Cima di Rapa, Stengelkohl. Diesen gibts jetzt bei den italienischen Gemüsehändlern harassenweise im Angebot.
Zutaten
Vollmahlzeit für 2 Personen
für die Förmchen:
130 g Pasta (Ziti oder kurze Maccheroni)
150 g Cima di rapa (die aussortierten groben Blätter und dicke Stengel)
Salz, Pfeffer
Butter zum Einfetten von 6 Muffinförmchen
für den Guss:
1 dl Halbrahm
1 Ei
25 g Parmesan frisch gerieben
1/2 Peperoncino, entkernt, in feinsten Würfelchen
5 g Maizena
Salz, Pfeffer
für die Garnitur:
150 g Cima di rapa (die aussortierten feineren Blätter und Stiele)
1/2 Peperoncino
einige junge Knoblauchzehen
natives Olivenöl
Salz, Pfeffer
Zubereitung
(1) Pasta ca. 4 Minuten in kochendem Salzwasser garen, den in mundgerechte Stücke geschnittenen Cima di rapa dazugeben und weitere 4-6 Minuten weitergaren, bis die Pasta al dente sind. Abgiessen.
(2) die Pasta samt Gemüse kunstvoll, Ikebana-mässig in 6 eingebutterte Muffinsförmchen stopfen, die Zutaten zum Guss verkleppern und in die Förmchen füllen.
Einfach, aber italienisch | Kunstvoll, aber nicht italienisch |
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(3) ca. 25 Minuten in der untern Hälfte des auf 200°C vorgeheizten Ofens gratinieren..
(4) Die zweite Portion Cima di rapa unzerschnitten etwa 2-3 Minuten in kochendem Salzwasser blanchieren, in kaltem Wasser abschrecken.
(5) Parallel dazu in einer beschichteten Bratpfanne 2-3 Elf. Olivenöl erhitzen, die Knoblauchzehen und die entkernten, in feine Streifen geschnittenen Peperoncino im heissem Öl anbraten, die abgetropften Cima di rapa zugeben (zusammen mit dem Rest, der in den Förmchen nicht Platz hatte) und kurz mitandünsten.
(6) Das Dünstgut in vorgewärmte, tiefe Teller drapieren. Die Pasta-kunstwerke vorsichtig aus den Muffinsfömchen lösen und in die Mitte des Tellers plazieren.
Anmerkung
Allzulange Maccheroniröhren habe ich beim Ikebanastecken mit ungekochten Spaghetti verstärkt. Dafür habe ich vergessen, die Förmchen einzufetten, das Herausnehmen der Kunstwerke gestaltete sich deshalb sehr, sehr kummervoll. Die Teller sahen jedenfalls am Schluss chaotisch aus. Action Sculpturing, auch das eine Kunstrichtung. Cima di rapa, trotzdem ein wunderbares Gemüse, davon hat schon Franz von einfach koestlich berichtet.
Die Nudeln in den Förmchen weisen schon eine gewisse Ähnlichkeit zum Zielkunstwerk auf 😉
Hauptsache ist, dass es geschmeckt hat. Dann kann man auch mal ein Anrichte-Malheur verschmerzen.
Nimmst Du damit an der Art Basel teil?
Genial lecker, gefällt mir!!!
Auf Ideen kommst du… klasse!
Das Auge isst ja mit, aber der Magen will auch satt werden, also ist die misslungene Deko nicht so schlimm, wenn der Magen zufrieden war. Liebe Grüße
Gut, dass Du mich nochmal an diese Pasta erinnert hast. Verblüffend, wie gut so ein einfaches Gericht schmecken kann. Ich glaube, nächste Woche stehen diese Nudeln bei uns (leider zuhause und nicht in Italien) wieder auf dem Tisch.
Das zeichnet Dich aus, nicht irgend ein Koch , nein, auch noch ein kochender Künstler – ein schönes Rezept, das lacht das Läufer-Herz !! 8)
Eine schöne Idee, gefällt mir. Die Misserfolge beim Drapieren kenne ich nur allzu gut, aber eigentlich will man ja essen und nicht ewig herumdoktern!
Die kunstvoll ertrinkenden Nudeln sind wohlgefällig an Land gerettet. Dafür betten sie sich sich auch dankbar in Grünem.
@mipi: wer hoch hinaus will, fällt tief. Ich meine die Makkaroni.
@Bolli: Für Angebote ab 100’000 Euro koche ich an der Art alles nochmal, schöner und höher als hier 🙂
@Petra: Wo immer ich gehe sehe ich Essen 🙂
@Franz: Zurück aus Kalabrien ?
@ultraistgut: Frau L. sagte das anders, „total verkünstelt“ und damit hatte sie auch recht.
@Ulli: Auch ohne Statik-Kenntnisse hätte mir das fehlende Fundament auffallen müssen.
@kulinaria: In Berlin würde man zum Einbetten eher Grünkohl verwenden.
Nicht so bescheiden Robert!!!!
Buren verlangt mehr für seine Kolonnen!
@bolli: muss man den kennen ? Also gut x10. Dafür kanns mans essen.
Ich hab’s ja gern ein bissi durcheinander. Und wenn es dann auch noch schmeckt, umso besser.
mal wieder ein neues gemüse kennengelernt…. du kennst sachen – wahnsinn!! tolle idee auch den „auflauf“ in muffinsförmchen zu backen! lg
Surrealismus hat noch keinem Lebensmittler geschadet, ausser Dali, aber das ist eine andere Geschichte. 😉
Coole Idee, auch wenn man das Gemüse bei uns schon wieder nicht bekommt.
Ich glaube schön langsam, ich lebe im allerletzen Hinterwald.
Na, solange die Internetverbindung aufrecht bleibt, kann man mich im Ernstfall vielleicht retten. 😉
@Jutta: alles strebt zu grösster Unordnung.
@nysa: Cima di rapa gibts in München auch.
@Dandu: drum ist er auch schon tot.
@entegutallesgut: dafür habt Ihr die Sachertorte, die wiegt jedes Gemüse auf und gehört in jede Notfallapotheke.
Zweimal habe ich dies Gemüse nun schon serviert bekommen – und zweimal war es unvergleichlich und unfassbar bitter. Beim ersten Mal habe ich noch an einen unglücklichen Zufall glauben mögen, aber jetzt bin ich nachhaltig misstrauisch. Allzu heftige Bitterkeit ist schon nicht meine Freundin, aber so ein bisschen bitter esse ich durchaus, wenn’s denn sein soll. Gebratener Chicorée etwa gehört zu meinen Lieblingsgemüsen. Aber dieses Kraut? Schmeckt das denn immer so grauslich? Könnten Sie mich da verbindlich aufklären?
@leavesleft: hier ein link über Cima di rapa ins Lebensmittellexikon , der die Sache mit der Bitterkeit erklärt. Blanchieren hilft, wie dort erwähnt, und dicke Stengel wegschmeissen. Vielleicht gehören Sie auch zu den rund 25% Supertastern in der westeuropäischen Bevölkerung, die u.a. für bittere Geschmacksreize besonders empfindlich sind ?
Vielen herzlichen Dank! Und, Supertaster, hmm. Klingt irgendwie – super. Oder wie ein schöner Euphemismus für eine, sagen wir, Geschmacksbehinderung? Eine Verschiedenheit zu meinen Tischgefährten muss jedenfalls fast bestehen, sonst wäre es schwer zu erklären, dass diese von den Krautgerichte jeweils restlos begeistert waren.
(Jetzt habe ich doch tatsächlich ein bisschen gegoogelt und – aha – den Supertastertest bestanden. Wie interessant! Aber Spinat mag ich trotzdem.)
@leavesleft: Test ? normalerweise macht man den durch schmecken von wenig Propylthiouracil. Supertaster haben meist auch eine Alkoholphobie. Mehr darüber hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Supertaster
Diesen hier: BBC Supertaster Test (weiss leider nicht, wie man das richtig verlinkt, hängt auch unter dem Wiki-Artikel. Und ja, es gibt vermutlich wissenschaftlicheres.).
Alkoholphobie? Jetzt machen Sie aber ernst… Wäre übertrieben. Aber so richtig mag ich meist nur die über 40.-Fr. Weine. (Oje, das tönt snobistisch. Ohne das Preisschild gesehen zu haben!) Und leisten kann ich mir die leider nicht wirklich. Daher verzichte ich im Alltag auf Wein. Bier ist sowieso pfui. Der restliche Alkohol läuft für mich unter Party-Drogenkonsum, eher wirkungsorientiert ;-).
@leavesleft: hab den Frage-Test eben auch gemacht und bin für normal befunden worden, was ich aber vorher schon vermutet habe 🙂 Lieber guten Wein, dafür nur selten, das ist überhaupt nicht snobistisch.