Bern. Aussichtloses Unterfangen. Wo anfangen ? Wo aufhören ? Ein kurzer Ausflug zum Zwecke der Beschaffung von Basler Brot. Die Sonne grell und tiefstehend. Unmöglich, mit der Compactkamera in der engen Altstadt brauchbare Bilder zu machen.
Das 1406 nach dem grossen Stadtbrand von süddeutschen Baumeistern erbaute, 1416 bezogene, wuchtige Rathaus legt Zeugnis ab von der Macht und Grösse des alten Bern. Das Haus, mit seiner doppelläufigen Freitreppe, dem hohen Dach, den Ämterschilden am Hauptgesims und dem Baldachinvorbau wurde nach einem unglücklichen Eingriff im 19. Jhdt. in seinem alten Aussehen wiederhergestellt. Hier beschloss von 1416 bis 1798 die Obrigkeit in derselben Gliederung über Verfassung, Bündnisse, Krieg und Frieden im Alten Bern.
Am Waisenhausplatz, auf dem Gut einer bedeutenden Patrizierfamilie der Barockzeit, die 1782/83 erbaute Zuchtanstalt des Knabenwaisenhaus. Seit 1942 Hauptquartier der Stadtpolizei.
Die Münsterterrasse neben dem Berner Münster ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Hoch über der Aare gelegen, wurde hier über Jahrhunderte hinweg mit immer neuen, höheren Stützmauern Platz für den früheren Friedhof geschaffen. Heute ein belebter Park, Treffpunkt der Jugend. Von der Terrasse aus ein schöner Blick auf die Altstadthäuser der Junkerngasse, im Bild das historisch bedeutsame Wattenwylhaus.
Die vielen Berner Brunnen sind berühmt und gepflegt. Ihr Silber und Gold glänzt jedenfalls wie neu. In nicht allzu fern gelegenen Zeiten gab es noch keine Wasserleitungen in den Häusern. Die Stadtbewohner mussten ihr Wasser selbst aus den Brunnen holen oder holen lassen. Der Kindlifresserbrunnen ist ein vielfotografiertes Motiv, die Symbolik der Gestalt des Kinderfressers ist umstritten, ist es ein Oger, ein Vorgänger von Shrek ? Sollte er an die im Mittelalter den Juden vorgeworfenen rituellen Knabenmorde gemahnen oder an unerwünschte Kinder, die aus dem einst nahegelegenen Frauenkloster in einem unterirdischen Tunnel verscharrt worden seien ? Ich bin für Shrek. Und fürs Mittagessen, der Kerl macht mir immer Hunger. Diesmal abgehalten im Restaurant zum äussern Stand. Einem 1731 im Auftrag des Äusseren Standes, einer Art altbernisch-aristokratischen Jugendparlaments, errichteten Hauses. Nichts besonderes, aber wie immer gepflegt. Nur der seit Jahren in der Speisekarte unverändert angebotene, gedämpfte Uhu, könnte gelegentlich mal durch etwas anderes ersetzt werden.
Ohne dass dies an den barocken Fassaden abzulesen wäre, bleibt fühlbar, dass wir uns hier in einer mittelalterlichen Stadt bewegen, Nach der Feuersbrunst 1406 wurden die Häuserfronten als Brandschutz zwischen den Längsgassen auseinandergerückt, was tiefe Hausgrundrisse ergab, wie an den Durchgängen zwischen den Gassen immer wieder abzulesen ist.
Die Kälte treibt einen immer wieder in ein Cafe.
und, um es nicht zu vergessen, der tiefere Grund für die Reise: das gute Baslerbrot 🙂

schön,den sonntag im immer noch schneebedeckten duesseldorf bei – 5° mit einem rundgang zu den vielen schönen brunnen von basel, die mich bei einem besuch vor jahren schon so beeidruckt haben, zu beginnen.
die form des basler brots erinnert mich an die duesseldorfer röggelchen.guten apetit beim sonntagsfrühstück!
es ist noch früh, natürlich führt dein rundgang durch bern:-)
bei mir endet gerade erst der Samstag im schneebedeckten Düsseldorf bei – 5 Grad. Während des Wartens auf heißes Wasser für die Wärmflasche (habe keine Heizung), genoß ich diesen Trip nach Bern sehr. Gute Nacht!
Schön – ein Ausflug nach Bern am frühen Sonntagmorgen; interessant, da ich noch nie da war! – Das Brot sieht ausgesprochen lecker aus und ich würde es zu gerne probieren (noch lieber selbst nachbacken können :-)) – wie oft fahrt ihr denn da hin, um Nachschub zu kaufen? – Schönen Sonntag!
Schön, daß ihr auch so „verrückt“ seid, für gute Lebensmittel „ein Stück“ zu fahren.
Lieber Robert,
danke für das Mitnehmen in diese hübsche Stadt, und je öfter du solche Berichte mit schönen Fotos hier hinein stellst, umso größter wird mein Wunsch, mal wieder die schöne Schweiz zu besuchen.
Ach ja, ich glaube, in diesem Jahr wird es soweit sein, ich habe mich schon einmal umgesehen !
Da Brot sieht eher aus wie eine deformierte Kartoffel, aber aufs Aussehen kommt es ja wohl nicht an, gell ❓
@Iris: von weit her gesehen unterscheiden sich die Städte kaum, von nah schon. Schöne Ferientage im kalten Norden !
@Poulette: ganz ohne Heizung bleibt man bei diesen Temperaturen am besten wach. Ich habe zwar auch keine Heizung im Schlafgemach, aber weil ich sie freiwillig abgestellt habe.
@Eva: zorra hat mal eines gebacken. Aber es sieht so aus, wie jenes, das man in Basel üblicherweise kaufen kann. Das aus Bern ist zweimal gebacken und unregelmässiger geport.
@Nathalie: meine Sonntagsserie Besuch in… kommt nur deswegen zusammen 🙂
Thanks for the great pictures! I love Basler Brot!
Cheers,
Rosa
Ich bin auch ein großer Fan Deiner Sonntagsserie – sie beweißt immer wieder, wie schön die Schweiz ist.
Obwohl ich Bern zum Glück bei strahlendem Sonnenschein erleben durfte. Dein Bericht eben hat mich angeregt, meinen Bern-Eintrag zu erweitern – und den Link vom Wattenwylhaus habe ich mir geklaut, ich hoffe, das ist okay. Wir waren dort an einem Tag der offenen Tür, wirklich sehenswert.
Hast du schon einmal probiert, das „billige“ Basler Brot nochmals bei dir zu Hause ins Rohr zu stecken und nachzubacken, damit du auch diese feste Kruste bekommst?
Was für mich immer zur Brotbeurteilung wichtig ist, das Brot aufgeschnitten zu sehen. Ich stelle mir diese Sorte mit großen Luftlöchern vor. Ist der Teig recht gesalzen?
Ich bin ja nicht so der Weißbrotfan, sondern liebe österr. Schwarzbrot, das in D leider mit dem hässlichen Namen „Grau“brot bedacht wird und oft so grau schmeckt, wie es aussieht. Aber mich hat ja der Herrgott ins rechte Broteck gesteckt. 😉
Auch wenn das Brot dadurch recht teuer wird, hast du die Möglichkeit durch diese schöne Stadt zu streunen. Die Bilder sind sehr schön. Besonders das Rathaus in der Nachmittagssonne.
beweist mit normalem s – sorry, auch noch früh…
Der Ausflug nach Bern hätte mir auch gefallen. Wir waren vor Jahren nicht weit von Bern, konnten es aber zeitlich leider nicht ansteuern – schade. Häuser und Brunnen sind ja wirklich prachtvoll. Trotz der sehr schwierigen Lichtverhältnisse hat sich Deine Kompaktkamera doch recht gut geschlagen, meine ich. – Gedämpfter Uhu auf der Speisekarte, hmm, ein Witz? Erinnert mich an den Schwan in der Carmina Burana; schon etwas exotisch in der heutigen Zeit 🙂
Das Basler Brot würde mich zum Nachbacken auch interessieren. Danke für den Hinweis auf zorra’s Rezept, auch wenn es dem Berner Basler Brot nicht ganz entspricht.
Noch einen schönen Sonntag.
Je mehr ich lese, desto mehr will ich hin – wieso haben wir noch nie in der Schweiz Urlaub gemacht? Immer nur durchfahren, das ist nicht richtig und muss sich ändern.
ein wunderschöner ich-geh-mal-schnell-brot-holen-bericht!!! schöne fotos und wie geschichtsträchtig du bist. ich glaube, ich könnte von münchen nicht soviel erzählen. also spontan nicht… glatz – also ein besuch wert, wie bern selbst! gibts denn auch berner brot? ich mach mir grad gedanken wg. des basler brots in bern… 😉
Ich bleib lieber zu Haus, aber vielen Dank für den schönen Bericht. Mein Toast kann das natürlich mit diesem Brot nicht aufnehmen
Schade, dass man nur lesen und nicht schmecken kann. Ein gutes Brot, frisch gegessen, ist eine Köstlichkeit. – Wir waren schon zweimal im Berner Oberland, aber nur einmal in Bern, als die Kinder noch klein waren. Ich glaube, ich habe hier schon mal geschrieben, dass der eine Sohn Angst vor dem bösen Kindlifresser hatte. Ich werde ihm dein Foto gleich mal zeigen. Allerdings glaube ich nicht, dass er sich immer noch fürchtet ;-))
Ich kann inzwischen das perfekte Basler Brot backen, im Fall. 😉
Vor lauter Brot, habe ich vergessen mich für die schönen Bilder und Geschichte zu bedanken. Merci!
Nur bedingt zum Thema passend: hier gibt es meine Toastbrotform (um Dir viel Suchen zu ersparen):
http://www.meilleurduchef.com/cgi/mdc/l/fr/boutique/produits/mfr-pain_mie_exopan29.html
Ich habe die große Form für 1000 g Teig. Versand usw. ohne Probleme und recht schnell.
Schöne Bilder – trotz der Schwierigkeiten. Nur der Gerechtigkeitsbrunnen ist etwas im Dunkeln geblieben – ist das so mit der Gerechtigkeit?
Danke, das muss ich mir merken. Ich Blindgänger begnüge mich bei Glatz immer (nur) mit Mandelbärli, dabei sieht das Basler Brot himmlisch aus; in Basel wüsste ich nicht, wo man so ein schönes herbekäme.
Kein Wort für mich heute 🙄
Den Bern-Bericht habe ich auch jetzt erst über die Weihnachtstage online gestellt. 😉
Da war ich in alten Fotos geschwelgt, hatte ein paar digital gefunden und hochgeladen. Bern hatte uns wirklich beeindruckt. Im Sommer natürlich noch mehr als jetzt bei der Kälte.
@ultraistgut: Den herzerweichenden Augenaufschlag hätte es nicht gebraucht, aber so wie Du täglichst läufst, muss ich täglich arbeiten, sonst bleibt der Teller leer. Das Brot sind zwei Brote, aneinandergebacken 🙂 Zu Deinen Reiseplänen lasse ich mich direkt vernehmen.
@Rosa: Geneva must also have a „Kantonsbrot“.
@Barbara: das war ja eine tolle Reise durch den Süden, habs mir angeschaut.
@entegut: Schwarzbrot, Sauerteig, unregelmässige, teils grössere Löcher und knusprige, nicht zähe Rinde. Am Mehl liegts halt auch, da nützt nachbacken nichts. Basler Brot hat in Basel reglementierte Preise, in Bern gilz Basler Brot als Spezialität mit offenem Preis. Drum bemühen sich die Basler Bäcker um Spezialbrote und nicht um das Basler Brot.
@Charlotte: der gedämpfte Uhu ist Kalbfleisch an Kräuter-Rahmsauce.
@Jutta: das frage ich mich auch, aber manche zieht es halt in die weite Ferne.
@nysa: Berner Brot kauft man besser in Basel, da hier der Preis frei ist. Siehe Kommentar zu entegut.
@Ulrike: Toast ist ein anderes Brot, ich wäre ja froh, Bäcker Süpkes Toast nur annähernd wie Du oder Eva fertigzubringen.
@April: zu gutem Brot brauch ich keine Beilagen, und schon gar keine Aufstriche.
@zorra: der Fall ist eingetreten, her damit, ich warte auf Deinen Blogeintrag.
@Jutta: Danke, über die Grenze ist immer problematisch, habe gesucht und in der Schweiz gefunden, sogar eine runde Form mit Deckel, jetzt schwanke ich.
@the rufus: die merkt das nicht, hat eh die Augen verbunden !
@Claudio: die Mandelbärli sind eine Versuchung, an der man nicht vorbeikommt, und die einen die restliche Auslage der Bäckerei übersehen lassen.
@lamiacucina: also Kalbfleisch (!) wäre mir bei „Uhu“ wirklich nicht in den Sinn gekommen. Ich hatte an ein altes, zähes Suppenhuhn gedacht, das irgendwie aufgepeppt wurde. Nun weiß ich wenigstens, daß es auch Kalb mit Flügeln gibt 🙂
Ein schöner Ausflug und das Brot sieht auch gut aus.
Guten Abend
Vorerst ein ganz grosses Kompliment zu deinen oder Ihren Berichten.
Schade dass zum Bericht vom 16.02.2007 der Bäckerlink nicht mehr aktuell ist.
Alles Beste, Gesundheit und
e währschafti Chochete
Hene
@Heinz: Danke für den Hinweis, hier der aktuelle link http://www.mandelbaerli.ch/content/historie/index_ger.html
Es freut mich natürlich, soviele nette Sachen über meine Fast-Heimat- und jetzige Wohnstadt Bern zu lesen. Trotzdem habe ich während knapp 4 Jahren Pendelei Basel-Bern whs. häufiger ein Paillasse vom Suter Begg gegessen als ein Glatzsches Baslerbrot. Sehr lecker, wenn ganz ganz frisch (nachher zugegebenermassen nicht mehr so). Ein grösseres Anliegen ist mir allerdings, für Alternativen zum Äusseren Stand Webung zu machen: Metzgerstübli!, Ringgenberg, Kirchenfeld, Büner, Fugu, Marzilibrügg, Haberbüni und auch das Schwellenmätteli. Ich hoffe, das nächste Mal geht’s ohne gedämpften Uhu…
@Bärner Meitschi: die Paillasse von Suter war zu Beginn wirklich toll, mittlerweile produziert die Grossbäckerei soviel davon, dass die Qualität uneinheitlich und etwas auf der Strecke geblieben ist. Danke für die Berner Adressen, ins Metzgerstübli wollte ich schon lange, habs aber noch nie zu einem freien Platz geschafft.