Vor bald einem Jahr wurde Bär JJ3 meuchlerisch erschossen. Erschossen wegen eines Apfelkuchens. Das hat nicht nur mir die Freude an Apfelkuchen nachhaltig verdorben. Zu seinem Todestag wollten wir einen Apfelkuchen backen. Inzwischen haben aber unsere Lieblingsäpfel ihren Zenith überschritten und mussten dringend verwertet werden. Glücklicher Zufall, dass Frau L. sich ihres einst vielgebackenen Apfelkuchenrezeptes aus der Mädchenkochschule entsann, ein einfaches Rezept aus einem Schulkochbuch, doch das Kochbuch war nicht mehr auffindbar. Beim Suchen fand sich im Gestell ein uns unbekanntes Büchlein, 75 Apfelrezepte, eine Zusammenstellung eines Rezeptwettbewerbs unter Haushaltlehrerinnen, herausgegeben von der Schweizerischen Zentralstelle für häusliche und bäuerliche Obstverwertung. Dem Umschlag nach aus den 60-er Jahren. Darin ein Rezept, das dem gesuchten nahekam. Der Kuchen entstand dann teils aus dem Gedächtnis, teils nach diesem Rezept, teils improvisiert. Wir verwendeten unseren Standardmürbeteig mit geriebenen Mandeln als Boden, geraffelte Äpfel und überdeckten diese mit einer zitronigen Quarkmasse. Im Schulkochbuch war bestimmt gehärtetes Fett vorgeschrieben und von Calvadosrosinen stand sicher auch kein Wort drin. Wie immer hier: ein Minimum an Zucker, das Leben ist süss genug.
Mein Beitrag zum nächsten DKduW-event, die Januar-Zusammenfassung gibts hier.
Zutaten
für den Teig:
200 g Weissmehl
100 g sehr kalte Butter
1/2 Tlf. Salz
eine Prise Zucker
ca. 0.5- 1 dl Wasser oder Milch
für den Belag:
ca. 80 g Mandeln, frisch und fein gerieben
400-500 g Äpfel geschält, Kernhaus entfernt
1 Biozitrone, davon der Saft (der Abrieb wird für den Guss benötigt)
für den Guss:
250 g halbfetter Quark (Topfen)
2 Elf. Zucker
Zitronenabrieb einer Biozitrone
1 ganzes Ei getrennt (wenig Eigelb für das Bestreichen des Teigrandes reservieren)
1,5 Elf. Maizena, in möglichst wenig Wasser angerührt
2 Elf. Rosinen, einige Tage in Calvados oder Cognac eingelegt
Zubereitung
für den Teig:
(1) Gesiebtes Mehl, Salz und Zucker in eine vorgekühlte Teigschüssel des Rührwerks geben. Kalte Butter in Flöckchen unter das Mehl mischen und mit dem Flachschläger zunächst langsam, dann schnell zu einer krümeligen Masse verrühren. Dann die Milch unter Rühren zugeben, bis der Teig klumpt. Den Teig nicht lange kneten und quälen. Von Hand rasch zu einer Kugel formen, etwas flach drücken und in eine Folie eingewickelt zwei Stunden in den Kühlschrank stellen. 1/2 Stunde vor Gebrauch herausnehmen.
(2) Kuchenteig dünn ausrollen, ein rundes Kuchenblech von ca. 22 cm Durchmesser damit belegen. Teig Stupfen. Mandelpulver verteilen. Rand mit wenig Eigelb bestreichen.
(3) Äpfel schälen, Kernhaus entfernen und auf der gröbsten Röstiraffel zu feinen Streifen reiben und sofort mit dem Zitronensaft vermischen.
(4) Zutaten für den Guss, das Eiweiss und das unverbrauchte Eigelb vermischen und über die Apfelstreifen verteilen.
(5) im auf 220°C vorgeheizten Ofen (Ober-/Unterhitze, Schiene 1) ca. 30 Minuten backen, dann auf Rille 3 nochmals 10 Minuten überbacken. (Nachtrag: Temperatur nach den ersten 10 Minuten auf 200°C senken. Lauwarm essen.
Sein Bruder Bruno wurde ja von uns Bayern davor schon in den Himmel befördert.
Wir waren schneller 😦 und hatten auch einen schöneren Namen für unseren Bären. Oder hatte JJ3 auch noch einen anderen Namen?
Poor bear… This tart looks really gorgeous and ever so scrumptious! Nice choice of ingredients…
Cheers,
Rosa
Wer hatte den Bärenanteil am Backen und wer am Kuchenvertilgen 😉 ?
Canelle haben die Franzosen auch schon längst abgeknallt…..
Das ist selten, mal ein Apfelkuchen!!!
Kuchen im Hause L. – schon eine kleine Seltenheit!:-) Dass der nach meinem Geschmack ist, ist schon klar?!! :-)))
@Nathalie: codiert lässt er sich leichter abschiessen, ist ja nur eine Nummer.
@Rosa: Die ingredients mit dem Schnaps waren nicht schlecht.
@sammelhamster: Frau L. hat gebacken, war ja ihr Kuchen, ich habe die Äpfel geraffelt und wer ihn gegessen hat weiss ich auch nicht mehr.
@Bolli: unser erster Apfelkuchen seit 20 Jahren 🙂
@Eva: wenn das Trauerjahr um ist, gibts vielleicht wieder einen
WOW che bella questa torta e deve essere anche buonissima! a presto 🙂
Ich liebe Apfelkuchen. Ich glaube, den muss ich demnächst mal für einen Sonntagskaffee nachmachen.
Dieser Apfelkuchen wird bei nächster Gelegenheit gebacken. So ein ähnliches Rezept habe ich aus einem kleinen Schweizer Büchlein von Yvonne Bürgin: Wähe-Flade-Chueche-Dünne – allerdings bräver, ohne Calvados- schon mal nachgebacken. Jetzt kommt die Fassung für Reifere an die Reihe.
„Schweizerische Zentralstelle für häusliche und bäuerliche Obstverwertung“ – herrlich! Dokumentiert hervorragend, welche Beziehung man früher häufig zum Kochen und Backen hatte. Die Calvados-Rosinen hätte man damals wahrscheinlich als überflüssigen Luxus abgetan … Schönes Rezept!
Und morgen gibt es Bär am Rost in feiner Burgundersauce.
Ich hol mir schnell meine Flinte und brenn auch schnell einem Wiener Bären eine auf den Pelz.
Klingt super, Robert, aber mein „Todesurteil“ wären hier die Rosinen. 😦
Das ist gut, wenig zucker. das gefällt mir. aber was machen die schwarzen krabbelkäfer auf dem leckeren apfelkuchen? *duck und schnell weg*
@Zirela: molto bene grazie, buona settimana a te!
@Kochschlampe: Apfelkuchensammlerin ?
@Buchfink: eigentlich ein hier typischer Apfelkuchen, wir mussten aber lange suchen, bis wir ein ungefähr passendes Rezept wiedergefunden hatten.
@Claudia: schon gar nicht in einem Schulkochbuch für junge Mädchen.
@entegut: gut abhängen lassen. Bei Wilhelm Busch hat der Fuchs zur Flinte gegriffen, nicht die Ente.
@Sabine: rausklauben oder nicht reintun 🙂
@April: ein ordentlicher Kammerjäger hätte die Rosinen unter die Äpfel, statt unter den Guss gemischt :-),
Das Rezept hört sich gut an. Nicht nur für Bären…
Wenn ich Bär wäre, würde ich den auch essen. Und so auch. 🙂
Wunderbar! Ich glaube, ich könnt’s mir nicht verkneifen, an die Äpfel noch einen Schuss Calvados zu kippen. Maizena ist die schweizerische Speisestärke, richtig?
Ach, wie grausam, davon habe ich gar nichts mitbekommen – aber die wollten doch nur den Apfelkuchen für sich haben! Für den würd ich auch morden… 😉 Hm, naja, vielleicht tut das ja dann ein Bär für mich… 😉
Ja, Apfelkuchensammlerin. Und Pflaumenkuchen. Und überhaupt die meisten Kuchen…
Ein Lichtblick an diesem besch… Tag! Er sieht richtig lecker aus, der Apfelkuchen!
Welch unglaubliche Anlässe es gibt Kuchen zu backen:-)
@Sivie: für die war aber das Rezept gedacht 🙂
@Barbara: Du wirst sie kennen, im bayrischen Urwald, wo Du lebst, hat es ja auch welche.
@Weinnase: Maizena ist Maisstärke, ein eingetragenes Produkt der Kn.orr=UNI.LEVER, ein nationsloser, vielleicht chinesischer Konzern. Schweizerisch war früher.
@Elisabeth: ein ermordeter Apfelkuchen. Grausame !
@Kochschlampe: schlecht für Dich, alle Blätter- und Kuchenteiggebäcke sind Protonenausschütter.
@nina: es war bewölkt an diesem Tag.
@Heidi: wenn ich etwas kochen will, finde ich immer einen Anlass es zu tun 🙂
Sieht das gut aus. Die beschwipsten Rosinen sind ganz schön neugierig.
Schöner Apfelkuchen, der sicher bei Zeiten nachgebacken wird. Allerdings werde ich da den Mürbteig gegen Blätter- oder Germteig austauschen. Der Mürbe und ich sind nicht unbedingt gute Freunde :-)).
Oh schön und wenig Zucker, hm muss mal schauen, wie ich das integriere.
Viele Grüße
Phhh.
Ich glaube, dass ich gar nicht wissen will, was alles Protonenausschütter sind. Ich habe nämlich langsam das Gefühl, dass ich fast gar nichts mehr essen darf. Das ist nicht gut für mein seelisches Gleichgewicht.
Zur Not werde ich einfach die Kuchen backen und von anderen essen lassen.
*lach* Lieber Robert – tja, seine Sekunden sind gezählt 😉 Lang macht der nicht, wenn ich anrücke 😉
Mmmmmh! Ich liebe Tartes in jeglicher Variation!
schon fast ein leichenschmauss!!! trotzdem ein tolles rezept 😉
@Poulette: drum haben sie eins auf den Deckel gekriegt 🙂
@nysa: am Leichenschmaus gehts immer lustig her und zu.
Gerade eben auf der Suche nach Apfelkuchenrezepten hier gelandet (weil ich das, was ich vor Augen habe für ein Event morgen, nicht in meiner eigenen Sammlung finde
). Die Schlagzeile ist ja köstlich. Da hätte ich dem armen Tier auch ein Denkmal setzen mögen.
Nun weiß ich immer noch nicht, ob ich den Kuchen heute abend backe, aber irgendwann demnächst bestimmt. 🙂