Weinrallye 21: Riesling aus Spitzenlagen

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weinrallye_200 Heute ist Weinrallye, der Tag, an dem von an Wein interessierten Weblogs über ein zuvor bestimmtes Thema geschrieben wird. Thema: Die Königin der Reben – Deutscher Riesling aus Spitzenlagen. Der event diesmal ausgerichtet durch Lars von schreiberswein.

Königin oder König ?  Je nach Präferenz wird Riesling als Königin der Reben, aber auch als „König der Weine“ gepriesen. Weder bürgerlichen Einheiraten noch Mesaillancen und daraus entstandenen Bastarden ist je gelungen, die royale Hierarchie ins Wanken zu bringen. Vergessen die Zeiten, in denen nachgesüsste Massenweine den Ruf der Spitzensorte beinahe ruinierten. Versandet die Bemühungen, die Rieslingtraube durch unbedeutende Neuzüchtungen ersetzen zu wollen. Abgewehrt die Attacken der blaublütigen Konkurrenz der Fürstenhäuser de Chardonnayde Pinot gris und de Pinot blanc. Deutscher Riesling hat seinen Platz unter den führenden Weissweinen der Welt, den er vor 100 Jahren inne hatte, längst wieder gefunden. Sogar die Schweizer mausern sich langsam zu späten Liebhabern dieser Weine. Der royale Thron der Rieslinge steht fester denn je.

Berühmte Lagen, erste Lagen, große Lagen wurden in der Ausschreibung des events verlangt. Für mich eine Verpflichtung, im Keller tief nach unten zu  langen. Dort unten liegen meine Hochgewächse. Fündig bin ich geworden in den Kartons des Weingutes Robert Weil. Preislich bestimmt hoch genug gewachsen. Diese Weine erlaube ich mir nicht als Essensbegleiter, sondern einfach so, ähm, gelegentlich, in einer ruhigen Stunde ohne Störungen. Da Frau L. nicht gerne süsse Weine trinkt, bin ich im Hause L. Alleinliebhaber dieser Provenienzen 🙂  Und weil mir der event gefällt, öffne ich gleich eine kleine Vertikale mit Spätlesen der Jahrgänge 2003, 2004 und 2005 aus der Einzellage Kiedricher Gräfenberg.

Diese Lage ergibt fast Jahr für Jahr elegante, fruchtbetonte Weine mit einer berückenden Balance von Säure, Extrakt und Süsse. Über die Geschichte der Lage kann man sich hier orientieren.

Riesling Kiedricher Gräfenberg

Meine Flaschen:

Alle 3 Weine klar, der 03-er etwas heller als die jüngeren Jahrgänge. In der Nase elegante Frische, Zitrusfrucht, Pfirsich, keine Botrytis, im Gaumen Aromenfülle, saftig. Trotz unterschiedlicher Säuregehalte sind alle 3 Weine perfekt balanciert, würzige Mineralität, langer Nachhall. Erstaunlich auf welch hohem Niveau sich die Weine dieser unterschiedlichen Jahre bewegen.

2005 Kiedrich Gräfenberg Spätlese
Viel Extrakt, enorm konzentriert, eher eine Auslese, dennoch leicht und elegant.

2004 Kiedrich Gräfenberg Spätlese
Gegenüber dem 03-er und 05-er eine frisch hervortretende Säure, aber dennoch perfekt im Gleichgewicht.

2003 Kiedrich Gräfenberg Spätlese
Totz des heissen Jahres genügend Säure, insgesamt etwas verhaltener als die folgenden beiden Jahren.

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19 Kommentare zu „Weinrallye 21: Riesling aus Spitzenlagen“

  1. Theoretisch weiß ich jetzt ja schon einiges über den Riesling, eine klitzekleine Geschmacksprobe wäre natürlich hilfreich zum besseren Verständnis 😀 .

  2. Wie „in den Kartons“? wie lagerst Du denn? Was machst Du denn jetzt mit den 3 offenen Flaschen – vielleicht sollen sammelhamster und ich mal kurz vorbei schauen, um die größte Not zu mindern …

    Jetzt mal ernst: was machst Du eigentlich üblicherweise mit offenen Flaschen, die nur Dein Herz erfreuen? Am selben Abend vernichten oder spätestens am nächsten Tag?

  3. @bolli
    Da geht es mir wie Dir.

    @lamiacucina
    Diesem Königspaar huldige ich nicht. Da mußt Du leider Asyl im eigenen Weinkeller beantragen.

  4. Bin selbst großer Fan des Gräfenberg, bevorzuge aber die trockenen Weine. Diese Vertikale probieren würde ich trotzdem gerne. Grüße, Alex

  5. Bei dem Thema ‚Wein‘ geht es mir wie dir jedes Mal bei mir, wenn ich Brot oder Kuchen backe 🙂

  6. @Rosa: you like Rhine Riesling ? then you acquired a taste for good things.

    @sammelhamster: edelsüsse Rieslinge besitzen eine erotische Säure, die alten Geniessern in der Regel besser schmeckt als jungen Mädchen. 🙂 Sorry.

    @Bolli: es gibt genug trocken ausgebaute, aber man muss die knackige Säure mögen.

    @the rufus: ich staple die Weine in ihren Verpackungen, Kartons und Kisten. Mit 3 gleichzeitig offenen Weinen werde ich auch nicht mehr fertig. Ich setze sie mit einem Gummizapfenventil unter Vakuum. Bei ganz einfachen, vergleichbaren Weinen, fülle ich den besseren mit dem weniger guten auf, verschliesse wieder, dann hält er sich wochenlang.

    @Nathalie: als Asylbewerber würde ich mich selbstverständlich mit italienischen Weinen bescheiden.

    @Alex: den trockenen Gräfenberg 04 habe ich mir auch noch geöffnet, zu einem Gericht, das morgen erscheint.

    @Eva: ich hätte Dir auch Bier anzubieten, das ich keineswegs verachte.

  7. Das ist lieb von dir, Robert, aber der Alkohol und mein Kopf, die stehen meist ein wenig auf Kriegsfuss, was sich dann häufig in heftigsten Kopfschmerzattacken geäußert hat; so bin ich immer mehr zum Antialkoholiker geworden und derzeit ‚tröste‘ ich mich nach dem Laufen meist mit einem Erdinger Weißbier alkohlfrei über den Alkoholverzicht hinweg (das war mein heutiges Outen! :-))

  8. Noch ein Robert, der mir gefällt! Allerdings sind mir die Spätlesen auch zu süß. Bin schon seit Jahren dem trockenen QbA verfallen. Aber das mit der erotischen Säure muß ich nochmal testen. Neulich erzählte mir jemand, dass der Wein aus den Literflaschen – im Gegensatz zu dem aus den 0,75ern – nicht so gut schmecken soll. Frage mich, warum?

  9. @Eva: dann Wasser, ich lass mich nicht entmutigen. Soll ja auch gesünder sein.

    @Poulette: mit erotischer Säure meine ich einfach das aufregende Zusammenspiel zwischen Säure und Süsse. In Literflaschen werden meist nur einfachere, preisgünstigere Qualitäten abgefüllt, was aber nicht heisst, dass sie schlecht sein müssen, genauso wenig, wie der Kauf einer 0.75 dl Flasche einen guten Wein garantiert. Du entscheidest, was Dir schmeckt.

  10. Lieber Robert, danke für diese charmante Exkursion ins Weinland mit dir !

    Mir geht es so wie: “ Frau L. nicht gerne süsse Weine trinkt, bin ich im Hause L. Alleinliebhaber dieser Provenienzen „, aber das macht ja gar nichts, denn wir können ja mit zwei verschiedenen Weißweinen – du dem lieblichen und ich dem trockenen auf unser aller Wohl anstoßen ! 8)

  11. Es ging dabei um den Weil Riesling trocken, den es auch in der Literflasche gibt. Laut Etikett der Gleiche Wein, wie in der 0,75 dl Flasche. Verstehe halt nicht, warum die Etiketten gleich sind, obwohl die Qualität eine andere zu sein scheint. Auch der Preis der Literflasche lässt stutzen. Im Vergleich sehr günstig. War das mit dem minderen Geschmack nur Einbildung oder darf das bei einer Literflasche so sein, obwohl es nicht ersichtlich ist? (Oder meintest Du auch Literflaschen mit gleichem Etikett? Aber woher soll man das denn wissen?)

  12. Es droht Gefahr! Meine Leber hat schon Angst, denn wenn mein Mann, mein Vater und ich demnächst mal wieder den Rheinsteig unsicher machen, laufen wir quasi am Weingut entlang. Das wäre doch mal eine tolle Idee für einen Abstecher!

    „Vertikalprobe“ – ich liebe dieses Wort.

  13. Riesling aus dem Rheingau ist wohl der einzige Wein, den ich aus anderen herausschmecken kann. Zum eleganten, bei trocken ausgebauten Weinen das Hemd durchaus stilvoll in die Hose ziehenden, Rieslingaroma kommt der charakteristische Schieferboden geschmacklich durch. Nein, schmeckt nicht wie Schiefertafel, aber irgendwie besonders. Im Rheingauer Riesling schmeckt man jede Sonnenstunde (zumindest seit Frostschutzmittel als Zusatzstoff verboten ist). Eine wohl austarierte Spätlese kann ich mir da sehr gut vorstellen. Da sieht man es, dass die Sozialisation in Frankfurt nicht nur den Apfelweinkonsum fördert, sondern auch durch die Nähe zum Rheingau die Liebe zum Riesling. 😉

  14. @ultraistgut: tagsüber Wasser oder trockenen Weisswein, aber kurz vor dem Schlafengehen noch ein Gläschen Spätlese. So ist das.

    @Poulette: wenn die Etikette dieselbe ist, würde ich auch erwarten, dass derselbe Wein in der Flasche ist. Probiert hab ich den Gutsriesling von Weil noch nie, da er hier gar nicht importiert und angeboten wird. Als Gutsrieslinge werden aber von seriösen Produzenten höchst achtbare Qualitäten angeboten, das wird bei Weil bestimmt der Fall sein. Wenn ich nur schon an den 07er trockenen Kabinett von Gräfenberg denke.

    @Jutta: lass die Männer im Weinkeller machen und geh Du indessen weiterlaufen 🙂

    @Martina: wenn ich die jährlichen Zuwachsraten des Riesling in der Schweiz beobachte, wird euch bald nur noch der Apfelwein bleiben 🙂

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