CH-3555 Trubschachen: Röschti und es Chacheli Gaffee

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Erst kam unsere Kochschullehrerin mit dem Heft, dann winkte Frau L. mit demselben und wollte unbedingt nach Trubschachen ausgefahren werden. Das war noch vor dem Unfall. Grund: ein Artikel aus der Saisonküche über die Zubereitung der perfekten Rösti. Das Geheimnis der guten Rösti, erklärt von einem Gastwirt aus Trubschachen, im hintersten Chrachen des Emmentals. Frau L. war beeindruckt, der mache seine Rösti genauso wie sie (hier ist ihre Rösti bereits verbloggt) und deshalb wollte sie seine, ihre, meine, unsere Rösti unbedingt in der Höhle des Löwen, bzw. des Bären, das Gasthaus gilt als älterster Bären des Kantons, essen gehen. Bitte. Mach ich gerne.

CH-3555 Trubschachen Bärenrösti Spiegelei weggeschoben
Bärenrösti Spiegelei weggeschoben
CH-3555 Trubschachen Biskuitfabrik Bruchware
Biskuitfabrik Bruchware

 

Die Gaststube voll und verraucht, wir nehmen Platz im Nichtraucherlokal mit dem Charme einer schweizerischen Mehrzweckhalle: darin alles was dazugehört, Fahnenkasten, Töggelikasten, Platz für einen Reisebus. Am Tisch nebenan erklärt ein anderer Gast seiner Begleitung  mit Bezug auf das Heft der Saisonküche, dass hier die weltbeste Rösti serviert werde. Na, wenn das nichts ist. Mittags gibts nur die ganz kleine Karte, sonst mag die Küche nicht mehr nach, wird uns beschieden. An Röstigerichten sind Rösti mit Spiegelei, Rösti Zermatt und Rösti mit Leberli zu haben. Nach Bergsteigen und Leberschau ist uns weniger, also bitte mit Spiegelei. Der grüne Salat mit viel geschmacklosem Lollo und Salsa pronto per l’usa wenig verheissungsvoll. Dann die Rösti, im Portionenpfännchen. In der grossen Pfanne vermutlich eher kurz angebraten, Deckel drauf, daher mehr gedämpft als gebraten, nach Bedarf eine Portion abgestochen und im Portionenpfännchen nachgewärmt. Fast keine Knusperkruste, kein Kuchen, nur lose Kartoffelschnipsel. Gewiss nicht schlecht, sorgfältig geraffelt, meist kriegt man sie in Gaststätten weniger gut, aber Frau L. freut sich: das Epizentrum guter Rösti liegt weiterhin in Basel und nicht im Emmental. Der Kaffee schmeckt, wie er im Emmental fast überall schmeckt: nach Gaffee. Einer undefinierbaren Mischung aus Schwarztee, Kakao und Kaffee.

Und weil sich in Trubschachen die grösste schweizerische Biskuitfabrik mit einem Fabrikladen befindet, nehmen wir das Dessert gleich dort:  hier werden die Guetzli zweiter Wahl in grossen Beuteln verkauft und von allem kann gekostet werden. Horden ausgehungerter Rentner beim Einkauf von Zehnjahresvorräten an Biskuits. Alles reichlich süss oder zusätzlich mit Industriecouverture überzogen oder gestopft. Das einzige, was uns schmeckt, sind hier die Militärbiskuits, fast ungesüsste petit-beurres, die für das schweizerische Militär hergestellt werden und ewig lagerfähig sind. Davon darf eine Packung mit. Weil die Dinger aber unglaublich trocken sind, musste nochmals ein zweites Chacheli Gaffee her.

CH-3555 Trubschachen Bauernhaus Hasenlehn
Bauernhaus Hasenlehn
CH-3555 Trubschachen Stöckli Hasenlehn
Stöckli Hasenlehn
CH-3555 Trubschachen Töpfercafé
Töpfercafé
CH-3555 Trubschachen es Chacheli Gaffee
es Chacheli Gaffee

Hier in Trubschachen haben Einheimische mit Unterstützung der Biskuitfabrik ein Heimatmuseum eingerichtet. Bestehend aus der traditionellen Siedlungsgruppe Bauernhaus (für die Jungen), Stöckli (für die Alten)  und Spycher (für die Vorräte). Im Bauernhaus gibts eine Schautöpferei (die Töpferwaren teils hübsch, teils fürs Gemüt) und ein im emmentalischen Laura Ashley-stil eingerichtetes  Töpfercafé. Auch der hier servierte Gotthelf-Café kann trotz schön getöpfertem Chacheli nicht verleugnen, dass er ein Gaffee ist, vermutlich zu Gotthelfs Zeiten geröstet, 150 Jahre gelagert und heute angebrüht. Das wäre doch eine Marktlücke für Kapselkaffeeanbieter: Gotthelfgaffee in der Nes.presso.kapsel. What else ?

CH-3555 Trubschachen Chuehli
Chuehli engobiert und frisch bemalt
CH-3555 Trubschachen Chatze
Chatzen engobiert und frisch bemalt

Auf dem Heimweg haben wir uns gute, feisse Geranien geholt, im Emmental wachsen sie mit Kuhmist am schönsten.  Am nächsten Tag gabs  zuhause eine Rösti, eine perfekte.

CH-3555 Trubschachen Emmentaler Geranien
Emmentaler Geranien
CH-3555 Trubschachen Rösti nach Frau L.
Rösti nach Frau L.

Dann noch die paar Schritte auf den Lueg, ein steiler Hügel  (887 m) und Aussichtspunkt im Unteremmental, Nähe Burgdorf, der bei gutem Wetter eine schöne Rundumsicht zulässt. Wundervoll das Emmental, Rösti und Gaffee gehören hier einfach dazu.
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25 Kommentare zu „CH-3555 Trubschachen: Röschti und es Chacheli Gaffee“

  1. Die Frage „wann schläfst du eigentlich?“ erübrigt sich wohl :-).
    Aber zwei bleiben:
    Was bitte ist ein Töggelikasten und wie spricht man „Chacheli“ aus? Sollte das Dingens von Kachel kommen, wäre es schon erklärt …

    Einen guten Morgen wünscht
    Ein Bayer

  2. Jetzt war ich natürlich neugierig welche Guetzlifabrik im Aemmitau ist. Dank Klick aufs Bild habe ich es auch herausgefunden.

  3. Wieder ein sehr schöner Bericht, Danke.
    Frau L’s Rösti sieht wirklich gut aus. Ich muss also wohl doch einmal ohne aufgelegten Teller „braten“ statt „dämpfen“, wie Du schreibst. Sie nimmt auch gekochte Herdöpfel, nicht rohe wie ich, wenn ich mich nicht irre.

  4. Müßt Ihr auch Eure Geranien importieren? Wir auch. In München gibts auch nix gescheits und so sind unsere Geranien entweder aus Südtirol oder aus dem Schwäbischen.

  5. Ist ja wohl ganz klar, dass das Rösti von Frau L. das Beste ist!!

    Militärbiskuits? 🙂 Das hat was!

  6. Wunderschön… die Landschaft… das Rösti… die Katzerl… ein schöner Ausflug – mit der Bestätigung zu Spieglein, Spieglein an der Wand, welches Rösti ist das beste im ganzen Land? Das ist klar, die muss man sich immer wieder mal holen 🙂

  7. @Ein Bayer: fragen darf man immer 🙂
    Töggelikasten ist ein Spielgerät zum Münzen einwerfen. das Chacheli eine Kachel aus Ton.

    @zorra: das hab ich extra so gemacht 🙂

    @Erich: beim link auf meinen alten Röstisrtikel steht alles. Ja keine gekochten Erdäpfel, nur halb gekocht, sonst kriegt man keine brauchbaren Streifen. Es muss knirschen, wenn man sie tags daraus röstiraffelt.

    @Nathalie: Was man hier findet, ist oft nur lausig angewurzelt, das merkt man erst, wenn man sie umtopft.

    @Eva: damit kann man sich ein paar Tage ernähren, falls man den Heimweg nicht mehr findet.

    @Elisabeth: nur wer sich an andern misst, kann sich verbessern.

    @sammelhamster: der Gewinn an Bequemlichkeit, wenn man bekocht wird, ist auch nicht zu unterschätzen.

  8. Ich liebe die Emmentaler Dächer, eine besondere Art Walmdach. Vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht.

  9. What a gorgeous post and wonderful pictures! Beautiful! I’d love to own one of those cats….

    Grüsse,

    Rosa

  10. Rösti sind grossartig! Und der von Frau L. ist wie der von meiner Mutter!
    Leider mag mein Herr L. keine Rösti, weiß nicht warum.Er bevorzugt die hier deftigeren Pillekuchen. Ein Zwischending aus Reibe-und Pfannekuchen und riesig mächtig.
    Schön das es Frau L. so gut geht und Sie auf eine Ausfahrt besteht! 🙂

  11. So ist das ‚auf Reisen‘. Es ist nicht alles Kaffee, was so aussieht …

  12. @Buchfink: es ist schön, unter einem Emmentaler Dachtrauf zu sitzen, wenns regnet.

    @Rosa: multicoloured ones, after baking.

    @nina: wer L. heisst, ist etwas eigen. die Ausreise war vorher, vorderhand ist noch nichts mit neuen Ausreisen.

    @april: speziell bei Kaffee.

    @the rufus: grad weit ist er nicht gekommen.

    @kulinaria: Die Fassade bestimmt das Angebot der Küche. Bärenkost.

    @Christian: das geistert schon seit einiger Zeit herum.

  13. Schöne Fotos, ich liebe ja so Landschaftsbilder im Zusammenhang mit Essen. 🙂 Das Haus ganz oben schaut echt riesig aus.

    Sag was nutzt du für eine Kamera?
    Gruß Dirk

  14. Schon wieder so ein schöner außer Haus-Beitrag. Das mit den Geranien und Rösti ist interessant. Kaffee mag ich nicht, aber einen Gaffee würd ich gern mal testen, wenn da wirklich Kakao mit drin ist.

  15. Hallo zusammen,

    bitte was ist ein „Chacheli“?
    Von den Vorschreibern weiss ich, es was mit Kachel zu tun… Vielleicht weil es aus Keramik ist?
    Wer kann mir das bitte mal erklären?

  16. Der Gwunder hat mich gestochen, was vom Emmental die Lamiacucinas wohl kennen. Habe deshalb im Archiv gestöbert und diesen Beitrag gefunden. Was hier beschrieben wird, kann ich nachvollziehen. Trotzdem, falls der Weg doch wieder einmal bei Trubschachen vorbeiführen sollte, würde ich einen Besuch im Gasthaus Bäregghöhe empfehlen.http://www.baeregghoehe.ch/
    (Um die Bären kommt man in dieser Gegend einfach nicht herum…).
    Grüsse vom Rand des Emmentals!

    1. Unsere Wege führen ab und zu bei Trubschachen vorbei, ganz einfach, weil die Strassen Richtung Basel in die Chrächen und nicht auf die andere Seite führen (ausgenommen über die Lüdern). Danke für den Tipp. Das Schild auf die Bäregg ist mir schon oft aufgefallen und irgendwo meine ich sogar einen Artikel darüber gelesen zu haben. Schöne Sunndi..

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