Die Schweiz wird ennet ihrer Grenzen zwar durchaus als Käseland wahrgenommen, ausser Emmentaler, Appenzeller und Greyerzer wird aber relativ wenig Käse exportiert, entsprechend sind im Ausland ausser diesen drei Eidgenossen kaum andere Käsesorten bekannt. Schon vor 20 Jahren hat mich der beste Schweizer Koch, Fredy Girardet (19.5 ! GM Punkte, 3 Michelinsterne) mit seinem Käsewagen beeindruckt. Alles Schweizer Käse, keine Franzosen. Man muss nur wissen, welche.
Auf diesem Käsewagen waren auch immer sagenhafte Waadtländer Rohmilch Tommes zu finden. Wie jene aus Rougemont. Längst haben diese Tommes ihren Siegeszug durch die Schweiz angetreten, seit dem Gewinn des Swiss Cheese Award 2001 hat dieser Käse mittlerweile alle Preise abgeräumt, die ein Käse in der Schweiz erhalten kann. Es gibt sie in jedem gutsortierten Käsefachgeschäft der Schweiz. 20 Jahre hat es gedauert, bis ich den Weg nach Rougemont zur Quelle dieser Spezialität unter die Füsse (genauer: unter die Räder) genommen habe.
Rougemont, an der Grenze zum bernischen Saanenland gelegen, hat eine bewegte Geschichte aufzuweisen. Im 11. Jahrhundert liessen sich Kluniazensermönche nieder, die im 1080 die Kirche Saint-Nicolas erbauten. Zwischen 1555-1798 war der Ort unter Berner Herrschaft. Im alten Kern viele alte Holzhäuser, Strassenschilder gibt es keine.
Gleich gegenüber dem Kloster Rougemont hat sich der innovative Michel Béroud in seiner Käserei eingerichtet. Er gilt als Meister der Tommes Vaudoises. Vom Fleurette, eingehüllt in ein weisses Käsepapier und mit einer blauen Kuh bedruckt, werden heute täglich etwa 1500 ca. 180 g schwere Laibchen produziert und mindestens 10 Tage reifen gelassen. Danach sind sie jedoch noch zu jung zum Verzehr; erstaunlich die Geschmacksentwicklung, die der Käse bei längerer Lagerung mitmacht. Am besten ist er, wenn er innen cremig zerläuft und zu einem Glas Weisswein genossen wird.
Überrascht war ich, dass hier ausser dem Fleurette noch andere Käse hergestellt werden, die haben wir in der Deutschschweiz noch nirgendwo angetroffen. Neben dem Fleurette haben wir eingekauft (und selbstverständlich bezahlt !)
- Délice de Rougemont, ein Weichkäse, den man am ehesten mit einem Brie vergleichen kann, 1.5 – 2 kg/Laib.
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Le Rubloz: ein mind. 45 Tage gereifter Weichkäse, mit gewaschener, braun-schrumpeliger Rinde. 1.5 kg/Laib.
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Fromage des Forts: ein Hartkäse der in einem in Fels gehauenen, ehemaligen Artilleriewerk der Schweizerarmee (Fort Tine) 6-8 Monate gelagert wird.
Anderntags gabs bei uns Rosmarinkartoffeln, jene mit den jalousieartigen Einschnitten, die ich bei einfachguad gesehen hatte, mit einer Käseplatte, alles aus derselben Käserei. In D wirds diese Käse kaum geben, aber wer vor 12 Uhr hier zufällig vorbeikommt, dem empfehle ich, sich hier ein gutes Stück Schweizerkäse jenseits von Emmentaler & Co. abzuschneiden. Laibhaftig gut.
Beim Käse-Einkauf können wir glücklicherweise auf die Käse-Abteilung bei Feinkost Käfer zurückgreifen, die schon sehr viel Auswahl hat, aber auch ausgefallene Sorten, die sie nicht im Sortiment hat, besorgt. Diese Auswahlt steht und fällt aber sicher mit der Abteilungsleiterin, die „ihren“ Käse wirklich liebt.
Werde nach Deinem Bericht mit noch bewußteren Augen Schweizer Käse auswählen.
Ich liebe deinen Käse ! 😉
Welch ein schöner Bericht!
Tropf- tropf-tropf – mein Naschzahn meldet sich vehement… und ich komme da nicht heran… 😦
Momentan bin ich ein gaaaaanz klein wenig neidisch gebe ich zu. 😉
Danke für den interessanten Bericht. Der Ausflug in diese schöne Gegend hätte mir auch gefallen. – Die Käserei habe ich eben auch schon „besucht“ und wenn ich mir das letzte Foto ansehe, läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
Auch wenn ich nicht an diese Käsesorten gelangen werde, die Kartoffeln werde ich auf jeden Fall nachkochen.
Noch einen schönen Sonntag!
‚Keine Straßenschilder‘ – heißt das: keine Verkehrsschilder?? Das heißt, keine hässlichen modernen Schilder stören den urigen altertümlichen Eindruck des Dorfes? Das wünsch‘ ich mir so oft. Manchmal senke ich die Kamera auch wieder und verzichte auf ein Foto, weil die Schilder so platziert sind, dass sie die Idylle stören (schlimmer noch die Autos).
Und der Käse … fast meine ich, seinen Duft zu riechen. Jetzt schau‘ ich mal nach den Rosmarinkartoffeln …
Ich bin glücklich, meine Sonntage wieder mit den Schweizer Ausflügen beginnen zu können! Das war ein schöner Käsebericht. Gestern Abend gab es bei uns Käsefondue natürlich mit echtem Emmentaler und Greyerzer, köstlich. Aber ich würde sicher auch mit ausgefalleneren Sorten experimentieren, wenn ich sie hier nur bekäme.
Thanks for sharing! i love this area… Yummy cheeses!
Grüsse,
Rosa
Schööön, endlich wieder Ausflüge mit Robert!!
Ich liebe Käse – besonders schön kräftigen – und es wäre ein Traum für mich da mal nach Herzenslust einkaufen zu können!
Danke fürs Mitnehmen! 🙂
@Nathalie: wenn man Augen, Nase und Gaumen offen hält, findet sich überall etwas probierenswertes.
@Ultraistgut: meinen ? ich habe noch nie Käse gemacht 🙂
@Heidi, die II.: die Kartoffeln sind auch nicht schlecht. Wenn Du Dich bei euch umschaust, findest Du gewiss auch einen guten deutschen oder oesterreichischen Käse.
@Charlotte: noch ein tipp zu den Kartoffeln, die halbierte Kartoffel aufs Brett legen und zu beiden Seiten ein 2 oder 4 mm Teighölzchen legen, dann schneidest Du mit dem Messer bis zum Teighölzchen hinunter (und dadurch nicht die Kartoffel entzwei).
@april: ich meinte die Schilder mit den Strassennamen. Hier sind nur die Häuser bezeichnet. Verkehrsschilder hat wie überall.
@Buchfink: wir sind wieder voll am Ausreisen 🙂 Fürs Fondue ist es uns noch zu warm, kommt aber bald.
@Rosa: ist ja nicht allzuweit weg von Genf.
@Eva: im Dithmarschen gibts doch auch Kühe ?
Die Rosmarinkartoffeln von „einfachguad“ habe ich schon nachgemacht und für seeeehr lecker befunden. Das mit dem Schneiden sieht komplizierter aus, als es in Wirklichkeit ist. Das kann ich bezeugen.
Die Sache mit dem Käse bekomme ich ganz bestimmt auch noch zu meiner (vorläufigen) Zufriedenheit geregelt. Danke für Deinen Tip.
Heidi
@lamiacucina: vielen Dank für den Basteltipp; der hätte glatt von mir sein können :-).
Do i nägschtens in Bulle z’tue ha, wird‘ i mir dä Abstächer nit nä lo. Danggscheen fir dä feini Bricht mit dr Adrässe!
Mir hän grad geschdert zoobe e rezänte Bärgchäs und Chärnebrot, zämme mit ere Fläsche Rote gnosse. E Gedicht mit pragtisch null Arbet und wenig Gschirr. Meh bruchts ab und zue gar nit, um s’Läbe z’gniesse.
Schade, dass wir bei uns zwar eine industrielle Käserei haben, dafür leider keine handwerklichen Milchverarbeiter…
Ich finds schön,dass Käse immer noch ein hochindividuelles Produkt ist und bestimmte Käse nur an bestimmten Orten zu finden sind und nicht überall die gleichen Verdächtigen im Regal stehen. Mein Verhältnis zu Schweizer Käse- im Tölzer Kasladen nehme ich gern Emmentaler und Tilsiter, die beide mit gleichnamigen Industriescheiberln nichts zu tun haben. Ich mag auch lieber Weißwein dazu, das mit den Kartoffeln könnte ich mal ausprobieren.
Wie Du die Käse so beschreibst: ich schmeck’s direkt. Auch ich mag lieber den weißen Wein dazu.
Also, bisher habe ich keinen wirklich überzeugenden deutschen Käse kaufen können, auch nicht im Tölzer Kasladen.
@Basler Dybli: von Bulle aus rasch erreichbar. Den Tomme gibts sonst im Glo.bus.
@Der silberne Löffel: ein industriell geführter Betrieb muss nicht schlecht sein, wenn…
@duni: erstaunlich, wie man mit kleinen Variationen im Herstellprozess derart unterschiedliche Resultate produzieren kann.
@Barbara B.: für die Hartkäse passt auch ein leichter Roter (Pinot noir).
Will Schweizerkäse, sofort! 🙂
Sehr schöner Bericht und die Kartoffeln gefallen mir jetzt auch gut. Beim ersten Anblick des Bildes habe ich mich erschrocken. Ich dachte wirklich, Du hättest Riesenmaden aus Laos gebacken! Ziemlich abwegig, dennoch verblüffend ähnlich und aufgrund der Segmente wäre ich niemals auf Kartoffeln gekommen.
Den Tölzer Kasladen kann ich wärmstens empfehlen. Bin absolut begeistert von dem Käse. Leider sind die Versandkosten viel zu hoch.