Erdäpfelnudeln, Schupfnudeln, Bubespitzle

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Innert einiger Monate begegnete ich sowohl bei delicious:days,  Johannes wie auch bei Ellja und Houdini Schupfnudeln. Meine link- Auswahl ist zufällig, beinahe jeder deutsche Blog hat Schupfnudeln in seinem Programm.  Die sind bei uns nicht Tradition, obwohl man sie inzwischen auch hier kaufen kann. Ich habe sie jedenfalls noch nie zubereitet. Ein Blick auf die Rezepte zeigt, dass kein wesentlicher Unterschied zu Kartoffelgnocchi besteht. Vor ein paar Monaten habe ich das für mich ultimative Rezept für Kartoffelgnocchi, ohne Mehl, ohne Ei, aber mit Kartoffeln gefunden, warum nicht mein Rezept mit kleinen Anpassungen, z.B. einem zusätzlichen Eigelb, auf die Schupfnudeln anwenden ?

Zutaten
Hauptgericht für 2 Personen:
400 g Kartoffeln, festkochende Amandine, ich stehe aus guten Gründen fest auf festkochend
1 Eigelb
20 g Kartoffelstärke (kein Mehl !)
Salz
Pfeffer aus der Mühle
Muskat, frisch gerieben
Hartweizendunst (Spätzlimehl) zum wenden
gute Butter

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Zubereitung
(1) Die Kartoffeln mit der Schale gar kochen, danach auf einem Gitter in den mit Umluft auf 110°C vorgeheizten Backofen stellen und etwa 10 Minuten ausdampfen lassen.
(2) Heiss schälen und in noch warmen Zustand durch die Presse oder flotte Lotte drücken. Zwischendurch etwas von der Kartoffelstärke aufsieben. Dann das Eigelb hinzufügen und mit Salz, Pfeffer aus der Mühle sowie einer kräftigen Prise von frisch geriebenem Muskat würzen. Diese Masse mit Hilfe einer Teigkarte vorsichtig mischen, nicht kneten. Es soll eine weiche, homogene, aber nicht zu feste Masse entstehen. Je nach Feuchte der Kartoffeln muss der Stärkeanteil leicht variiert werden. Ein perfekter Teig soll eben…nicht kleben.
(3) Den fertigen Teig in mehrere Teile schneiden. Davon Rollen formen und diese wieder in kleine Stückchen schneiden. Jedes dieser Stückchen auf einem Brett (Mehl ist keines nötig) zu kleinen fingerlangen, gespitzten Nudeln formen. Jede in wenig Hartweizendunst drehen.
(4) Die Schupfnudeln ohne vorheriges Bad in heissem Wasser direkt mit wenig geschmolzener Butter allseitig bepinseln (spart Kalorien) und in einer beschichteten Pfanne allseitig bei mittlerer Hitze langsam anbraten, bis sie goldbraune Bäckchen haben.

Anmerkung
Ich habe die Schupfnudeln zu meinem Ragù alla bolognese serviert, und ich darf sagen, sie schmeckten köstlich ! Aussen die knusprige Haut, innen zart.  Michelangelo hätte seine Freude daran gehabt. Danach würde sein David vielleicht so ausgesehen haben:

gesehen bei norz.it

Meine Kartoffelgnocchirezepte:

Parmesan Gnocchi
Kartoffelgnocchi, zäh oder zart ?
Gnocchi di patate, ma perfetto ?
Gnocchi von lustigen Weibern

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48 Kommentare zu „Erdäpfelnudeln, Schupfnudeln, Bubespitzle“

  1. Wieso au nit mit Bolognese?! I kenn si bishär nur mit Suurchrut und eme glai Späck vo de Johr- und Wiehnachtsmärt us em grosse Kanton. E nochamenswärti und gueti Idee!

  2. Bei uns, im Rheinland, haben sie auch keine Tradition. Aber kaufen kann man sie natürlich schon. Ich habe sie bisher so selten gegessen, dass ich mich kaum erinnere, wie sie schmecken. So braun gebraten und mit Bolognese sehen sie sehr appetitlich aus.

  3. Ich liebe Schupfnudeln, da kann ich meine süddeutsche Herkunft nicht verleugnen. 🙂

    Habe sie bisher ein wenig anders zubereitet, aber ich werde deine Variante mal probieren!

  4. Die Schupfnudeln haben vor der Schweiz halt gemacht? Wo sie sich doch in Bayern, Baden-Württemberg und Österreich niedergelassen haben? Ah, ich weiss. Ihr hattet sicher eine Volksabstimmung 🙂

  5. Schupfnudeln kenne ich nicht knusprig-braun angebraten, in der badischen Küche waren die immer blässlich und unangenehm trocken-mehlig.

    Deine Variante ist ja ein echtes „Migrationsgericht“ 😉

  6. In meiner Kindheit gabs die oft; mein Vater kann sich heute noch über Klassenkameraden in seiner Schulzeit amüsieren, die die kalten Findernudeln als Brotzeit für die Schule mitgegeben bekamen, verpackt in alte Briefkuverts, weil in den 40iger Jahren die Pausenbrotverpackungsindustrie noch unterentwickelt war.

  7. Buabaspitzle habe ich noch nie selbst gemacht – da macht meine Mama die besten. Und das Rezept: Kartoffeln, Eier und ein bißchen Mehl nach Gefühl mischen.

    (Benutze übrigens auch nur festkochende Kartoffeln. Für alles.)

  8. @Basler Dybli: mit einem Gnocchiteig gehen sie sehr gut zu Bolognese.

    @Rosa: delicious, genau.

    @Ulrike: Kartoffeln gibts doch auch bei euch ?

    @Bolli’s Kitchen: für die nördliche Begrenzung der Ausbreitung von Schupfnudeln fühle ich mich nicht zuständig, ich hab hier mal die südliche Grenze abgesteckt.

    @nata: sie sind wirklich rasch gemacht. Kleben nicht und schmecken gut. Wirds bei uns öfters geben.

    @sammelhamster: einer dieser südlichen Vielfrasse.

    @Eva: meine schmecken nicht nach Mehl, sind innen ganz zart, etwa wie pommes duchesse.

    @ulli: einfach Mass halten !

    @aftenstjerne: die Schupfnudeln vertikal in die Sauce zu stecken, hätte ich mich nicht mehr getraut.

    @katha: du wirst sie jedoch mit Mehl machen.

    @Christine: das trocken-mehlig kommt vom Mehl 🙂 Man könnte meine auch vorher 2 Minuten in heissem Wasser ziehen lassen, vor dem Anbraten.

    @duni: das war jedenfalls gesünder als der ganze Schrott der Süsswarenindustrie, den sich die Jugend heute kaufen muss.

    @Nathalie: mit meinen würde ich mich getrauen, einen contest gegen deine Mutter zu bestehen 🙂 In mehr Butter gebacken wird die Bräunung natürlich viel schöner..

  9. Danke, endlich habe ich ein Rezept für die geliebten Bubespitzle, die meine schwäbische Oma so köstlich zubereiten konnte. Bolognese dazu, ja warum eigentlich nicht?

  10. Die Fingernudeln meiner Kindheit hatten noch einen sehr engen Verwandten-den Bröselschmarrn. Dazu wurden Reste des Fingernudelteigs zu couscousgroßen Klümpchen verrieben und ebenfalls herausgebraten-meist in einer Reine,in der der Teig mehrfach umgestochen wurde, um den Schmarrn locker und gleichmässig gebräunt hinzubekommen. Da gabs dann zu Kraut und gekochten Schweinerippchen,oder als vegetarische Variante, zu saurer Schwammerlbrühe; letzteres mochte ich sehr gern.

  11. Oh, Fingernudeln! Ich habe sie früher immer mit etwas Mehl gemacht, seit langer Zeit aber mit einer Mischung aus Stärke und Mehl (wie ich auch Dein ultimatives Gericht für Kartoffelgnocchi zubereite). Auch bei mir erhalten sie kein „Wasserbad“ (war bei uns nicht üblich) bevor sie in die Pfanne wandern. Das Ragù alla bolognese kann ich mir sehr gut dazu vorstellen und würde das Essen jetzt am liebsten gleich verzehren :-).
    Der aus den Fugen geratene David hat mich ja schon schockiert :-); nein, so gefällt er mir überhaupt nicht!

  12. the rufus: rufus, in Marmor ausgestellt bei den Unsterblichen in der Galleria dell‘ Academia in Florenz ! Warum denn nicht ?

    @Ursula: Du musst mehr Blogs lesen 🙂

    @Kochschlampe: ich versuche mir gerade die Venus von Milo nach einer grossen Portion Schupfnudeln vorzustellen 🙂

    @Buchfink: was heisst endlich. Das Netz ist voller Schupfnudeln 🙂

    @Claus: der weiche Teig lässt sie müde erscheinen.

    @duni: das bedingt Mehl in den Nudeln. Hier haben wir was ähnliches, Maluns, Kartoffelraffel aus gekochten Kartoffeln, mit Mehl mischen und unter stochern angebraten. Danke, wird in den nächsten Tagen gleich in die Tat umgesetzt ! Nachtrag: Maluns habe ich längst verbloggt.

    @Charlotte: Die erfahrene Köchin spricht aus Deinen Zeilen ! also mich schockt der David keineswegs, den Männern gehts nicht besser als den Frauen.

  13. Oh weia – das Dickerchen ist ja ne Wucht! Adonis Adipositatis! – Hüftgold hat einen Namen und ein Abbild!!! (Huldigt man ihm eigentlich?)
    Was soll ich sagen – in Mecklenburg kennt man ja gerade noch Kartoffelklöße (Kartoffeln, wenig Mehl und Ei kann – muss aber nicht). Mit selbstgemachten Gnocci konnte ich meine Familie auch schon überraschen und begeistern. Was soll ich sagen: ich wage mich auch einmal an den kulinarischen Schupfnudel-Äquator. Die Bilder sehen zu lecker aus.
    LG Heidi

  14. Da sieht man ganz deutlich, liebe Männer: Bei zuviel Genuß dieses köstlichen Gerichtes wird der Bauch dicker und die eigene Nudel immer kleiner 😉

  15. Deine Erdäpfelnudeln sind perfekt. So mit „ohne Mehl“ gemacht und ganz klein gewutzelt wären sie eine tolle Beilage zu winterlichen Fleisch- oder Geflügelgerichten.

  16. Lecker! Und schön in Butter gebraten! Man kann Schupfnudeln auch mit Sauerkraut servieren, schmeckt auch gut. Aber Deine Bolonesesauce ist, schon alleine nur durch das Lesen des Rezept , hört sich fantastisch an!

  17. Schupfnudeln habe ich schon lange nicht mehr versucht ..
    Ja, versucht ist das richtige Wort, denn perfekt sind sie leider nie geworden 😦
    Aber nach Deinem Rezept starte ich noch mal einen Versuch !

  18. Sehr schön geschupft!

    Ich glaube, ich probiere mal dein Rezept mit Mohnzugabe (Anregung eurer Frau Wildeisen) – das würde meinem in der TK wartenden Reh bestimmt gefallen. Das Vorgaren hat den Vorteil, dass man die Nudeln sogar schon am Vortag vorbereiten kann, bei einem aufwändigeren Gästemenü ganz angenehm.

  19. mit ragu? sehr ungewöhnlich…. aber die Nudeln schauen göttlich aus, auch wenn der David gut daran tat, die nicht zu essen *g

  20. Schupfnudeln sind himmlisch! Und da werde ich Deine Version gerne ausprobieren – gerade jetzt zur Winterzeit. Wo findet man nur so lustige Bilder? Der David waere was fuer unsere Kunstgeschichte-Seminare an der Akademie gewesen… 🙂

  21. mmm, schupfnudeln sind einfach ‚was feines. bei uns in ö. gibt es sie übrigens auch süß, mit mohn, dazu zwetschgenröster, als so genannte „mohnnudeln“.

  22. „Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein, mit glatten Köpfen und die nachts gut schlafen. Der Cassius dort hat einen hohlen Blick. Er denkt zuviel; die Leute sind gefährlich.“ Mit Schupfnudelorgien im Freundeskreis wäre Cäsar vielleicht viel erspart geblieben 🙂

  23. @Heidi, die II.: für die Folgen übernehme ich keine Verantwortung !

    @Arthurs Tochter: wäre es umgekehrt, würde ich ein reicher Mann sein.

    @Hammes: Zwiebelrostbraten kommt auch noch 🙂

    @Eline: ganz klein ? werds mal probieren.

    @nina: Sauerkraut, ja das ist schon längst überfällig hier, im Januarloch dann.

    @Karin: genausoviel Stärke nehmen wie es braucht, nicht zuviel.

    @chili&ciabatta: ich hab meine auch schon über Nacht in den Kühlschrank gestellt, am andern Tag waren sie eine Spur feuchter, nochmals im Dunst gerollt und verbacken. Aber vorgaren in Wasser wäre schon besser.

    @Ellja: Göttern fehlt oft der richtige Appetit.

    @Micha: Zufall, eins gibt sich aus dem andern.

    @reibeisen: süss ist weniger unseres.

    @Schnuppschnuess: wär kein Schaden gewesen wenn er wenigstens den 5. Akt noch erlebt hätte.

    @Buntköchin: weibliche Entsprechungen des David habe ich im Internet keine gefunden.

  24. dem Qualtinger sind die Schupfnudeln wohl auch sehr gut bekommen.
    Natürlich könnte ich das übliche Loblied auf Deinen Blog singen, aber das wird ja fad, die Oden an die Ästhetik, deshalb ein Schupvideo!

    alles Liebe
    elisabeth

  25. Auweia, wie abschreckend dein David. In meinen Alpträumen sehe ich mich nach ein paar Jahren Foodbloggerei so enden. Dein Gericht gefällt mir gut, obwohl ich bei Schupfnudeln nicht auf die Kombi mit der Sauce gekommen wäre. Ja, aber warum nicht… Bei uns (in Franken) heißen die Kartoffelnudeln übrigens „Bauchstecherla“, meine Oma formte sie aber anders, eher so wie einen flachen Fladen.

  26. @kekstester: Weihnachten ist genügend mit süssen Keksen beladen als dass es noch süsse Nudeln bräuchte 🙂

    @Elisabeth: Loblieder sind mir eh peinlich. Dagegen mag ich das Schupvideo, obwohl ich davon kaum was verstehe.

    @Mestolo: kannst auch Pastamehl verwenden, einfach etwas grobkörniger.

    @Isi: an einer deutschen Uni gabs mal ein Projekt, das die Verbreitung und Verbiegungen von Namen über Gebiete untersuchte. Schupfnudeln wären ein interessante Fall für die Forschung.

    @Elisabeth: Wegen David brauchst Du Dich nicht zu sorgen, Du isst ja bestimmt noch anderes aus deinem Garten Eden. Und zuschauen macht schlank.

    @kulinaria: Du scheinst mich zu kennen 🙂

  27. *gg* Dein Blog ist wirklich klasse! Der arme David 😉
    Schupfnudeln hab ich auch ewig nicht gegessen und selbstgemachte glaub noch nie…

  28. Hmmm, genau so knusprig müssen sie sein. Nicht so blasse Gummidinger. Bräuchte nicht mal eine Soße.

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