Baci d’amore, Liebesküsse, mit Carlo Bergonzi

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In der Dessertgruppe der Berufsfachschule Basel habe ich die Baci zusammen mit einer Kollegin hergestellt. Kniffliger Teig. Das Endprodukt dennoch mehr als zufriedenstellend. Im Selbstversuch schmecken sie köstlich, aussenherum mürb-schokoladig, innen nach Marzipan mit weisser Krokantschokolade und Pistazien. Sozusagen ein Liebestrank in fester Form. Wie Amor, Sohn der Venus, fliege ich nach dem Kochkurs mit Engelsflügeln nach Hause, meiner  Psyche einen der Baci d’amore  zu überreichen und dafür  in Naturalien  entlohnt zu werden.

Baci d'amore Psyche und Amor
Baci d'amore Psyche und Amor

Bis ich zuhause mit meiner Tüte anlangte, war noch ein einziger Bacio darin. Baci wirken nur, wenn man sie verschenkt, nicht wenn man sie selber isst. Das letzte Konfektstück schnell Frau L.  angetragen. Nein danke !  Sie isst nun mal lieber Salzbrezeln und Cornichons. So musste ich den letzten Bacio d’amore auch noch  alleine aufessen. Ungeküsst.

Da kommt mir der unglückliche Nemorino im Liebestrank von Gaetano Donizetti in den Sinn, mit einer Tüte Baci hätte er das Herz seiner angebeteten Adina  bestimmt viel schneller gewonnen  als in der Oper. Uns Musikfreunden dagegen eine Stunde köstlichster Wirrungen entzogen.

Im  historischen Video singt Carlo Bergonzi (im Alter von 65 Jahren, immer noch mit göttlicher Belcanto-Stimme, jedoch mit nicht mehr ganz rollenadäquatem Aussehen) den Nemorino. Der junge Gösta Winbergh wäre hübscher anzusehen gewesen,  die Ton- und Aufnahmequalität besser, aber die Übertragung auf den PC brachte ich nicht zustande.

Geduld, das Rezept für die Baci folgt gleich nach dem Video !

Zutaten
gibt 40-50 Stück

für den Teig:
75 g dunke Schokolade
100 g weiche Butter
75 g Zucker
1 Tlf. Vanillezucker
1 Prise Salz
1 Ei
75 g Haselnüsse, gemahlen
250 g Weissmehl

für die Füllung:
150 g Mandelmasse oder Backmarzipan
1 Eiweiss
1 Elf. Kirsch
75 g weisse Schokolade mit Krokant, gehackt
30 g Pistazien, gehackt

für die Garnitur:
2 Elf. Pistazien gehackt
je 1 Beutel dunkle und weisse Kuchenglasur.

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Massarbeit des Herrn L.

Zubereitung
(1) Dunkle Schokolade im Ofen bei 80°C schmelzen. Butter, Zucker, Vanillezucker, Salz zu einer hellen Masse rühren, 1-2 Elf. des Mehls einrühren, das Ei zugeben und glattrühren. Nun die geschmolzene, leicht abgekühlte Schokolade zugeben, mischen, die Haselnüsse und den Rest des Mehles zugeben und zusammenfügen (nicht kneten). Zugedeckt 1 Stunde kalt stellen.
(2) Marzipan, Eiweiss und Kirsch im Cutter oder Mixer zu einer homogenen Masse pürieren, die fein gehackte weisse Schoggi und die Pistazien untermischen.
(3) Den kühlen Teig zwischen Plastikfolie 3-4 mm dick auswallen. Quadrate von 5 cm Seitenlänge ausschneiden. Je 1/2 Tlf. der Fülle in die Mitte des Quadrats geben, dann die vier Ecken vorsichtig nach oben gegen die Mitte biegen, die Kanten zusammendrücken, so dass die Füllung in der Mitte noch sichtbar bleibt. Falls der Teig zu warm wird, muss er nochmals gekühlt werden. Zu kühl ist der Teig spröde, zu warm kann man damit nicht mehr arbeiten. Auf ein mit Backfolie belegtes Blech geben. 15 Minuten kalt stellen.

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Da waren es noch mehrere

(4) Im auf 200°C vorgeheizten Ofen (O-/U-hitze, Mitte) während 10-12 Minuten ausbacken.
(5) als Garnitur gehackte Pistazien in die Mittelöffnung streuen und mit geschmolzener dunkler und weisser Kuchenglasur netzförmig verzieren.

Das Rezept stammt aus das neue Guetzlibuch von Betty Bossy.

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51 Kommentare zu „Baci d’amore, Liebesküsse, mit Carlo Bergonzi“

  1. Haha, jetzt musste ich aber über die Anekdote mit Deiner Frau schmunzeln: Salzbrezeln und Cornichons statt Baci, toll! Also, für Dich natürlich nicht so toll, ich hoffe Du bist irgendwann trotzdem noch zu einem Kuss gekommen. Ansonsten ein für mich sehr nachahmenswertes Rezept, obwohl ich ein bisschen Angst vor der Zubereitung habe – ist sicher nicht ganz einfach.

  2. Selbstversuch beim Kochkurs, aha… 😉

    Cornichonküsse hätten zu diesen süßen Baci auch nicht gepasst, ich hoffe, Du bist danach belohnt worden. Wer so hübsche Exemplare heim bringt, hätte das jedenfalls verdient. Sieht aber nach Gefriemel aus…

  3. Selbstgemachtes Marzipan schmeckt doch besser als das gekauft!
    Vielleicht würde ich das sogar mögen….Salzbrezeln mag ich jedenfalls auch 😉

  4. Bewundernswert, dass Du Dich für diesen Selbstversuch geopfert hast. Aber ich glaube, ich hätte sie auch erst an mir selbst getestet, ohne Rücksicht auf Verluste. Mir wäre auch nichts anderes übrig geblieben, denn in meiner Umgebung schätzt man auch eher Salzbrezeln und Cornichons :o(

  5. Welch‘ Drama! Solch göttliche Baci heimtragen und ungeküsst bleiben. Vielleicht hilft ein Einmachkurs im Spätsommer. Cornichons sind doch sicherlich weniger schwierig als die Baci 😉

  6. Oh! Ich liebe Marzipan. Und Schokolade! Wenn man es schafft sie nicht vorher selbst zu essen sind die ein ganz tolles Mitbringsel.

  7. Oha, dies Rezept fordert ja sogar dem erfahrenen Patissier noch etwas ab! Allein diese Mühen scheinen es zu sein, damit man Liebe weckt.

    Eine herzhafte Variante wäre wohl auch einer Überlegung wert 😉

  8. Wie ich sehe, sind Kochkurse auch bei Dir sehr gepriesen. Anscheinend haben die Baci aber trotzdem geschmeckt.

  9. Ich versteht Frau L.! Mein Liebster würde mir mit einer Bergonzi-CD auch mehr Freude machen als mit Marzipan-Baci. Begonzi mit Kummerbund über seinem Bauch – sieht lustig aus. Als Parmeser hat er halt auch viel zu gerne die Köstlichkeiten seiner Heimat genossen!

  10. Wow, magnificent! Those cookies are terrific and so delicious looking! Just like a kiss, indeed!

    Grüsse and eine schöne Wochenende,

    Rosa

  11. Die Zubereitung stelle ich mir durchaus knifflig vor und essen würde ich sie auch ganz allein. Ist so ein schokoladeverachtender Partner nicht etwas Feines? Du scheinst es besonders leicht zu haben; einfach ein Gürkchen gezückt und Frau L. fühlt sich geküsst!

  12. @Mestolo: Hinter jedem Frosch kann sich ein Prinz verstecken !

    @Christina:
    @Barbara:
    so schlimm ist es nicht mit pfriemeln. Die Quadrate sind halt klein und der Teig brüchig, aber es geht.

    @sammelhamster: Frauen, die Salzbrezeln mögen, sind mir nicht unsympathisch.

    @nata: auf jeden Teilnehmer sind nur 7 Stück gekommen. Ich habe es überlebt.

    @Claudia: wer sich auf Götter einlässt, muss mit Dramen rechnen.

    @Tina: es geht gegen Frühling zu 🙂

    @Elisabeth: zur Zeit ? nur zur Zeit ? Immer !

    @Nathalie: ein Haken ist immer dabei.

    @kitchenroach: passen die überhaupt in die Wildnis ?

    @Toni: mit etwas Übung gelingen sie sogar schenktauglich.

    @zorra: die Schoggifabrik in Perugia will ihre Schoggi verkaufen 🙂

    @bee: Salzbrezeln, ganz einfach Salzbrezeln.

    @buchfink: nach 40 Jahren ist nichts mehr trügerisch 🙂

    @SchnickSchnackSchnuck: So sehe ich nicht aus, auch wenn ich ohne Hemd herumlaufe 🙂

    @Vanille: Kochkurse zwingen einen zu etwas, das man sonst nicht machen würde.,

    @Eline: Ferruccio Tagliavini hätte mir auch gefallen. Sieht aber genauso komisch aus.

    @Claus: Du sagst es.

    @Rosa: ich weiss auch nicht warum ich heute statt Grüsse andauernd Küsse lese.

    @Susa: Unser Kühlschrank ist voll solcher Gläser.

  13. Gut, ein Baci hätte ich auch gegessen. Nach der ganzen Tüte wäre mir sehrwahrscheinlich speiübel geworden, von der ganzen Süße.
    Doch der gute Amor ist schon etwas spack um die Hüfte, oder?!
    Da hat er bestimmt zu viele Baci genascht….

  14. diese Musik und dann 2 oder 3 oder 4 ???? Baci …Augen zu und dann Beides entspannt auf der Couch genießen …….. himmlisch, dafür würde ich alle Cornichons der Welt stehen lassen 🙂

  15. Ein baci d’amore für mich, ein echter bacio von mir für Dich, lieber Robert! 😉

    Bis morgen – schlaft schön!

  16. auf grund dieses beitrages nochmal bei wiki nachgelesen wie das denn nun so wahr mit den beiden subprotagonisten, o la la ja, ein kochblog bildet und küsse in welcher form auch immer erfreuen das herz mein tag ist gerettet

  17. Mürb-schokoladig klingt sehr gut! Und wie gut, dass du diesen Kurs gemacht hast! Ich mag Pistazien sehr, in der Kombination mit Schokolade erst recht. Da würde ich sogar den Kirsch verzeihen!

  18. @Magdi: gerne 🙂

    @nina: spack (?) war damals Modeideal.

    @Karin: dann gehörst Du zur andern Häfte.

    @elisabeth: Ansprüche hast Du 🙂 Wenn ich ein schwarzes toupet aufsetzen würde, sähe ich vielleicht aus wie ein Neapolitaner.

    @Christine: Danke, das erste konkret-virtuelle Angebot heute 😉

    @the rufus: so ist das mit den italienischen Tenören. Wir mageren singen eine Etage tiefer.

    @Richard: bin halt wieder mal abgeschweift.

    @Tobias kocht!: gell !

    @kekstester: Kirsch mag ich ich in jeder Form.

  19. ich kannte es bis jetzt noch nicht aber es sieht verführerisch aus. Ich hätte gern ein davon probieren dürfen… aber das Rezept ist jetzt gespeichert und wird nachgekocht.
    Gruße. Aurélie

  20. Na so was! Nicht mal für’s Nachhausetragen und den Gedanken gab’s ein baci? Strenge Frau L. 😉

  21. Pingback: bucket list
  22. Da Sieben meine Glückszahl ist, hätte ich auch ganz glücklich und schnell den Inhalt der Tüte verputzt. Äh, wie war das noch. Du magst nichts Süßes und vor allem kein Marzipan? Is klar!

  23. Pingback: baci d’amore
  24. ha, ENDLICH habe ich sie nachgebacken – und sie sind echt gut geworden. besonders in unserer marzipanbegeisterten familie eine echte bereicherung für das weihnachtsplätzchensortiment. vielen dank für das rezept.

    1. schön, das freut mich. Letztes Jahr muss ich eine süsse Phase gehabt haben. Dieses Jahr haben wir nicht mal unsere Weihnachtsguetzli gebacken.

      1. So, so …
        Und ich frog mi jede Daag, welli Sorte vo dim riichhaltige Agebot dieses Joohr het wohl oder iibel miesse über d‘ Klinge springe …
        Als ufmerksame Läser weiss me Bscheid und mergt sich das. 😉

          1. Richtig ! Und wärde z.B. am Neyjoohr zämme mit eme Gleesli Hypokras gnosse. Denn darfsch sogar dr glai Finger abspreitze (wie‘ s dr Daig pflägt z‘ mache). 😉

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