Erfunden 1959 im Auftrag des damaligen Oberkriegskommissariats durch die Firma Kambly in Trubschachen, reich an Nährwert, mindestens 3 Jahre garantierte Haltbarkeit in der Originalpackung, also beinahe für die Ewigkeit. Durch Generationen von Schweizer Soldaten gehasst oder geliebt. Wer sie hasste, hat sie gleich grosszügig an die bettelnde Dorfjugend rund um die Truppenlager verschenkt. Wer sie liebte, wie ich, hat sie ungeöffnet nach Hause genommen… und sie den Angehörigen verschenkt. Mit einem Wassergehalt von nur 1 % (schon das Mehl hat 14 % Wasser) wirken sie im Gaumen staubtrocken, der geringe Zuckergehalt erlaubt die Verwendung in Kombination mit Süssigkeiten gleichermassen wie zu Pikantem (mit eingeklemmter Schokolade, eingeklemmtem Käse oder allem gleichzeitig). Ist ja auch als eine Art Brotersatz gedacht.
Inhaltsstoffe: Weizenmehl, Stärke, ungehärtetes Pflanzenöl, Traubenzucker, Magermilchpulver, Zucker, Malz, Salz und die Backtriebmittel E 500 und E 503 (Natriumcarbonat und Hirschhornsalz). Der Nährwert beträgt satte 1900 Kilojoule pro 100 Gramm.
Da die beste Armee der Welt immer mehr schrumpft, werden immer weniger dieser Biskuits produziert. 2010 waren es noch etwa 700’000 Packungen. Ungebrochen ist jedoch die private Nachfrage. Das Militärbiscuit ist und bleibt das beste und beliebteste Fabrik-Guetzli der Schweiz.
Wer sie in der Originalpackung kaufen will, muss sie sich von einem Schweizer Wehrmann schenken lassen. Oder sich auf dem Schwarzmarkt eindecken zB. über den Army-shop [unter Getränke/Esswaren]. Mit Schwarzhandel wird durch rührige Fouriere die Verpflegung der Truppe aufgebessert, obwohl der Truppe der Handel mit Armeeproviant reglementarisch untersagt ist. Seit 2009 gibt es noch eine dritte Möglichkeit sie zu beschaffen: der Fabrikladen der Kambly in Trubschachen.
Seit einem Jahr ist es der Firma Kambly erlaubt, auch für den privaten Markt zu produzieren, jedoch in anderer Verpackung. Etwa drei, viermal pro Jahr produziert Kambly die Militärbiskuits auf Bestellung der Militärlogistik während einer Woche auf einer umgerüsteten Petit Beurre Produktionsstrasse. Gleichzeitig wird ein Kontingent für private Händler und den eigenen Fabrikladen hergestellt.
Im nagelneuen Fabrikladen gibts das ganze Sortiment der Firma zu kaufen, man kann/darf überall erst probieren. Das nutzen denn auch ganze Autocars voll mit Pensionierten aus. Wie ausgehungert stürzen sich die abgemagerten Senioren auf die Süssigkeiten. Derart gestärkt schleppen sie schwerbeladen Unmengen der eingekauften, süssen Kalorienbomben in ihre Autos und Autocars. Da wir keine Süssmäuler sind, ist der Laden für uns völlig unergiebig. Allenfalls ein Petit-Beurre hier, ein Bretzeli da, ein Butterfly dort, die alten Klassiker eben. Der Rest ist uns viel zu süss, zu schokoladig.
Hier haben wir die Militärbiscuits ENDLICH auch vorgefunden. Nach zwei vergeblichen Besuchen bedienen wir uns an den beinahe ungesüssten Militärbiskuits. Köstlich. [Hust]
Die Vorgänger hiessen Bundesziegel und waren höchstens im Nahkampf als Wurfgeschosse zu gebrauchen. Die von Kambly waren ein riesiger Fortschritt. Ein Küchenchef fabrizierte mit ihnen, Rhabarberkompott und Vanillesauce eine Art Götterspeise. Fast 50 Jahre später erinnere ich mich noch gut daran.
Ich bin Pazifistin. Von mir aus könnte das gesamte Militär abgeschaft werden. Die Guetzli könnte die Fabrik ja trotzdem weiterproduzieren. Aber ich versteh schon. Ihr Schweizer wollt im Extremfall in euren Bunkern auch was Gutes zu knabbern haben:)
Pazifistin? Einseitig informiert. Es fehlt auch die Hälfte des gesunden Menschenverstandes und Verantwortungsgefühls. Lesen und gewichten, lesen und gewichten, lesen und gewichte……. usw.usw….
Endlich mal ein Keks, den ich mir nicht sofort schicken lassen will 🙂
Ich glaube, ich könnte es lieben. Das Wort Guetzli liebe ich jetzt schon.
Bei uns hießen die „Panzerplatten“ und haben auch so geschmeckt. Gab’s aber nurso bis Anfang der 80er, zumindest bei uns. Bei der Bundeswehr ist das sicher anders, da wird es die heute noch geben. Na gut, ist natürlich auch kein kulinarischer Zirkel, oder? 😉
Auch ich kenne die deutsche Panzerplatten. Mußten ungefähr fünf Minuten im Kaffee schwimmen, damit ihr Verzehr nicht direkt zum Zahnarzt führte.
(Mit Schuhabsätzen zerkleinert waren sie begehrtes Enten- und Schwänefutter in harten Wintern.)
@Hunk: die Gnade der späten Geburt versagte mir die Bundesziegel.
@Magdi: ich lass Dich in Frieden, auch wenn ich hier ab und zu mit dem Säbel rassle… 😉
@Anne: dabei hatte ich schwer mit Dir gerechnet 😉
@Fritz: vielleicht muss ich damit was kochen, damit man die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieser Guetzli erkennt.
@Peter: warum nicht ? ich hatte das Glück, immer gut verpflegt zu werden, je weiter das zurückliegt, umso besser wird das Essen in der Erinnerung.
@Nathalie: in Deutschland mögen sie ungeniessbar sein. Unsere hingegen sind eine Delikatesse. Und das sagen nicht nur Enten und Schwäne.
Die Panzerplatten haben tatsächlich einen praktischen Zweck. Mit Schuhcreme überstrichen sind sie als Grillanzünder unschlagbar. Ansonsten kann ich mir kein besseres Argument für den Antimilitarismus denken.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir als Kinder die RS-Soldaten immer fragten – Hend Sie Biscuits?
Schade, dass die Schweizer Garde nix mit der besten Armee der Welt zu tun hat…
Da meine Onkels auch alle beim Bund waren, bekam ich diese drüschen Kekse zum probieren, nee danke aber die muss ich nicht nochmal haben zumindest nicht im trockenen Zustand, da gibts sicher noch andere Verwendungszwecke 😉
Aha, Schiffszwieback für die Landbevölkerung 🙂 Immer schön trocken aufbewahren, dann halten sich die „Kekse“ jahrelang und irgendwann kann man damit dann – vielleicht etwas basteln?! Der Verzehr ist glaube ich wirklich nur für den Ernstfall vorgesehen, also den militärischen, wenn der Nachschub mit Verpflegung ausbleibt.
Mindestens 3 Jahre garantierte Haltbarkeit? sind sie denn nicht gut? 😉
Darf ich damit wohl auch die schweizer Militärdecke von P. vollkrümeln?
Unverwüstlich auch im kulinarischen Wettkampf gegen Langeweile: Hat es eigentlich je jemand geschafft? 3 Stück in einer Minute ohne Flüssigkeit zu schlucken? Mir bleibt in der Zeit schon ein Halbes auf halbem Weg stecken.
@bee: das mag für Deutschland zutreffen. Hier sind (eher waren) die Biskuits ein Ausdruck der Bürgernähe der Armee. Da muss man schon was Leckeres bieten 😉
@zorra: und wenns obendrein noch eine Militärschokolade mit Nusssplittern gab (Stella di Lugano) umso besser 😉
@Jutta Lorbeerkrone: die Soldaten der Schweizergarde in Rom werden von Baldeggerschwestern in ihrer Kantine mit heimischer Kost (Bratwurst, Rösti und dergleichen) bekocht. Die können sich nicht beklagen. Und wenn sie Lust auf etwas Italienisches haben, findet sich schon etwas in Rom.
@irene: ich seh schon, ich muss die Biskuits verarbeiten, um sie an die Frau bzw. den Mann zu kriegen. Trocken isst mir die niemand.
@Petra: nichtsdestotrotz müssen die Lager umgewälzt werden. Früher gab es sogar eine Abnahmepflicht für die Truppe.
@the rufus: und wie gut, aus eigener Erfahrung halten sie mindestens 10 Jahre.
@Arthurs Tochter: wie kommt denn eine Schweizer Militärdecke nach D ? Das ist unerlaubter Kriegsmaterialexport.
@Claudio: vier Stück schaffe ich locker in einer Minute, mit dieser Nummer wollte mich bislang jedoch niemand als Unterhalter engagieren.
könntest du mir vlt verraten wie du es geschafft hast 3 in einer minute zu essen?
Die Beisshemmung ablegen, dann gehts 😉
oja wir haben auch gebettelt und waren stolz wenn wir ein Päckli bekamen 🙂 jedoch fand ich die Schokolade trotzdem besser, auch die ganz schwarze ohne Nuss war fein. Das nächste mal müssen wir dem Fall unter der Woche im Truebschachen vorbeifahren und den neuen Laden besichtigen 🙂
Grüssli
Irene
Danke für das neue Wort, Guetzli. Das reimt sich offensichtlich nicht auf Grüezi, stellt also nicht so hohe Anforderungen an nichtalemannische Zungen. Mich wundert aber dieser Senioren-Ansturm auf den Laden. Müsste doch ganz leicht nachzubacken sein – die Zutaten stehen doch auf der Originalverpackung?
Der Seniorenansturm gilt nicht (oder nicht nur) den Militärguetzli, sondern ganz allgemein dem „Bruch“ (d.h. den nicht ganz perfekten Stücken) aller Kambly-Sorten, vorzugsweise whs. „Chocolune“, „Carré fondant“ oder „Coeur Truffé“, die im Fabrikladen in 1/2-kg Säcken zu vergleichsweise günstigen Preisen angeboten werden. Diese Chrömi (noch so ein schweizerdeutsches Wort) zuhause nachzubacken stelle ich mir doch eher aufwändig vor.
Aber mir geht es wie Herrn L., die Bretzeli und Butterflies gefallen persönlich wesentlich besser.
allein das gezielte Anbringen der notwendigen Lochung (die das Biskuit beim Backen vor dem Verbiegen schützt) dürfte zuhause nicht ganz einfach sein.
Der Ansturm lässt sich teilweise durch die günstigeren Preise erklären. Der Bedarf ist jedoch so gross, dass dem Bruch schon lange auch reguläre Ware untermischt wird.
Also, süß, aber nicht zu süß – erinnern mich ein wenig an Tuc, die wir immer beim Wandern dabei hatten und immer noch haben… 🙂 aber die sind salzig, und das tut gut 🙂
ich verrate nix! 😉
Aber wir haben sogar einen alten schweizer Militärrücksack im Haus.
Das verstößt sicher alles gegen eine Menge Konventionen.
@Elisabeth: Salz ist hier bestimmt auch drin
@Arthurs Tochter: Den muss man korrekt füllen können, sonst taugt er nichts.
Ich war in den 80ern in der letztbesten Armee der Welt (BR Deutschland…), da hießen die Dinger „Hartkeks“. So hart und kurz das Wort, so beschaffen das Produkt. Aus unerfindlichen Gründen bekam ich zu meiner eigenen Ration noch die der Kameraden geschenkt. Des Mümmelns irgendwann müde, kam ich glücklicherweise auf die Idee, die Teile meiner Schwester zwecks Verfütterung an ihr Pferd weiterzugeben. Wider Erwarten hat der Amtstierarzt nie eingegriffen.
Übrigens: Ihr Blog ist hervorragend, ich lese mit großem Gewinn. Vielen Dank!