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Zuccotto. Oper von und mit Giuseppe Verdi. 2. Akt: Fuga finale

Alchermes fertig? Siehe Akt 1. Wer ihn noch nicht probiert hat, sollte sich zuvor einen kleinen Schluck genehmigen. Es muss kein ganzer Humpen sein, wie ihn sich der zerlumpte, beleibte, beliebte, liebestolle, angestaubte, bankrotte, versoffene, und eben pudelnass der kalten Themse entstiegene Ritter Sir John Falstaff bestellt. Glühwein. Brrrr. Dass er zum Opfer einer listigen Kabale wurde, muss er sich selber zuschreiben. Vorhang auf für Renato Bruson:
„Ehi taverniere!
Mondo ladro. Mondo rubaldo. Reo mondo!
Taverniere, un bicchier di vin caldo!
Du Welt, du diebische Welt!
Schandwelt du!“

Während der alte Schwerenöter Sir John über die Schlechtigkeit der Welt räsonniert, werkle ich am mise en place für den Zuccotto.

Zuccotto Giuseppe Verdi

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Zutaten und Zubereitung
stehen auf dem originalen Besetzungszettel, den mir der Souffleur Lucas zugesteckt hat:

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Aus Parkett und Logen zischen erboste Zwischenrufe auf die Bühne: „deutsch, deutsch! Man versteht ja nichts“. Na gut, wenn das unbedingt sein muss. Opernitalienisch versteht nicht jeder. Hier meine adaptierte Übersetzung mit angepassten Mengen:

für sieben  8cm Halbkugelförmchen

200 g Butter
Prise Salz
200 g Zucker (L.: 180 g)
2 ganze Eier sowie 2 Eigelb und 1/2 Eiweiss
1/2 Schote Vanille, ausgekratzt
1 Blatt Gelatine
Kirsch
40 g Kakao ungezuckert
Alchermes (unser purpurroter Gewürzlikör aus dem ersten Akt)
ca. 12 Löffelbiscuits (Savoiardi)
ca. 60 g Amaretti
1 kleiner Espresso (Ristretto)
3 EL Pistazien, gehackt

(1) Amaretti zerbröseln und mit dem Espresso beträufeln. Savoiardi mit Alchermes einweichen. Beide gleichmässig befeuchten aber keinesfalls klitschnass. Mit Gefühl. Con sentimento. Angela Gheorgiou, die als Feenkönigin verkleidete Nanetta im Falstaff, weiss, wie man Gefühle zum Klingen bringt: „Sul fil d’un soffio etesio…“

(2) Dann die Buttercreme. Zu Verdis Zeiten waren Hühner noch gesunde Hühner, Eier keine kranken Industrieprodukte. Damit sich Giacomo Rossini mit seiner Barbier-Diagnose „siete giallo, come un morto“  nicht auch noch ins Geschehen einmischt, mache ich den Salmonellen auf japanische Onsen-Art den Garaus: Lege die Eier 50 Minuten ins thermostatisierte Wasserbad bei 62°C (wenig tiefer als üblich).
(3) Indessen das Vanillemark mit etwas Zucker verreiben. Die Butter mit Zucker und dem Vanillezucker in der Küchenmaschine weissschaumig aufschlagen. Die Eier aus dem Wasserbad erst abkühlen, vorsichtig aufschlagen, den Inhalt von 2 Eiern aus der Schale gleiten lassen. Die restlichen 2 Eier trennen und nur das Eigelb und ein halbes Eiweiss verwenden. Das Eigeschlabber portionsweise auf hoher Stufe unter die Butter-Zucker-Creme rühren.
[Anstelle des Onsen-Tricks kann man ebensogut eine französische Buttercreme herstellen. Ich habs ausprobiert: Eier und 120 g Zucker bei 85°C 5 Minuten in der Kenwood Cooking Chef oder manuell cremig rühren, weiterrühren bis die Masse wieder auf Raumtemperatur ist, anschliessend die mit 60 g vanilliertem Zucker weissschaumig geschlagene Butter unterrühren]
(4) Masse in 2 Teile trennen.
Helle Masse: 1 Blatt Gelatine in Eiswasser quellen lassen, gut ausdrücken, mit einem kleinen Schuss Kirsch erwärmen und lösen. Unter die Masse rühren.
Dunkle Masse: gesiebten Kakao unter die andere Hälfte rühren.
(5) Nun folgt die Montage: in die mit Küchenfolie ausgelegten Kalottenförmchenen werden erst Pistazien eingebröselt, dann ein TL eingeweichte Amaretti, darüber eine Schicht dunkle Buttercreme, schliesslich die helle Buttercreme und zuoberst die Alchermesbiskuits.

Der schöne Jonas (Kaufmann) und der noch viel schönere Thomas (Hampson), links, drängen indes auf die Bühne und demonstrieren ungefragt, wie korrektes Aufschichten geht: Hand auf Hand. Und das im schönsten Männerduett der Operngeschichte. Wer will, darf mitknien. Arthrosegeplagte (wie ich) legen sich dazu ein Kissen unter die Knie:

Creme auf Schicht. Creme auf Creme. Schicht auf Creme. Lage auf Lage.

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Die Buttercremes lasen sich mit Spritzbeutel besser einfüllen

Die eitlen Zwei haben noch nicht genug, sie wollen nochmals auftreten. Wie krieg ich die beiden nur wieder los? Passen ja überhaupt nicht in die Vorstellung.
Durch Mord! Ein in der Oper nicht unübliches Vorgehen. Die doppelte Verneinung heiligt meine Mittel.

Immerhin: So wundervoll und erschütternd stirbt nur einer: Thomas Hampson, der schöne, lange mit den langen Haaren: „C’est mon jour suprème“ and „Ah, je meurs, l’âme joyeuse“.

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Zurück zum Zuccotto. Wo war ich damit? Ach ja, die Förmchen über Nacht in den Kühlschrank stellen. Damit uns nicht kalt wird, hören wir uns im Bett (am besten in einer Endlosschlaufe) nochmals die Violetta Valery an: „Addio del passato“, „Adieu der Vergangenheit!“ wiederum mit der göttlichen Callas. Schöner und ergreifender kann man das nicht singen. Schöner und ergreifender wird man nie mehr einschlafen.

Serviert wird anderntags, frisch, aber nicht direkt aus dem Kühlschrank. Die Operntruppe macht den Abwasch und räumt das Küchenchaos weg. Mit der komischen (und so unendlich komplizierten und schwierigen) Schlussfuge. Fällt einer aus dem Takt, gerät die ganze Fuge und damit die Welt, meine Welt, aus den Fugen:

Tutto nel mondo è burla.
L’uom è nato burlone,
La fede in cor gli ciurla,
Gli ciurla la ragione.
Tutti gabbati! Irride
L’un l’altro ogni mortal.
Ma ride ben chi ride
La risata final.

Alles ist Spass auf Erden,
Der Mensch ein geborener Tor;
Und glauben wir weise zu werden,
Sind dümmer wir als zuvor.
Lauter Gefoppte! Weil Einer
Den Andern zum Narren macht.
Doch besser fürwahr lacht Keiner
Als wer am Ende lacht.

Cala la Tela. Vorhang fällt.

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Paste di Meliga, Biskuits aus Mais

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Unsere gewohnte, traditionelle Weihnachtsbäckerei bleibt dieses Jahr ungebacken. Als Lückenbüsser müssen Paste di Meliga einspringen. Einfache Ganzjahres-Biscotti aus Maismehl, Weizenmehl, Butter und Ei, ein Klassiker aus den Tälern nahe Cuneo, im Piemont. Vom liberalen Staatsmann Graf Camillo Benso di Cavour, dem Italien u.a. die Staatsverfassung verdankt, wird berichtet, dass er nach jeder Mahlzeit 2 Stück in ein Glas Barolo chinato (Gesüsster Barolo mit Chinarinde, Rhabarberwurzeln u.a. aromatisiert) tunkte. Zu Recht ist ihm wohl deshalb in jeder italienischen Stadt mindestens ein Platz, eine Strasse oder gleich beides gewidmet. Man serviert sie heute eher zu einem Süsswein wie Moscato d’Asti, Passito und, absolut unwiderstehlich, zu Zabaione. Meliga oder melia bedeutet im piemontesischen Dialekt Maismehl.

Die krümelnden Kekse bestehen aus einem weichen Mürbeteig, der meist gespritzt wird. Lässt man den Teig über Nacht stehen und sticht ihn nach dem Auswallen aus, gibt die zusätzliche Quellzeit jedoch mehr Maisgeschmack. Wenn es gelingt, den Geschmack nach Vanille und Zitronenrinde den feinen Maisgeschmack nicht übertönen zu lassen, sind das wunderbar buttrig schmeckende, enorm mürbe, sandige Maiskekse, denen man das zugrundeliegende, simple Rezept nicht „an“schmeckt.

Zutaten
für etwa 40 Stück
70 g Zucker
30 g Vanillezucker (vom selbst gemachten aus Zucker und ausgekratzten Vanilleschoten, sonst das Mark von 1/3 Vanillestengel mit 30 g Zucker verrühren)
200 g Butter
1 Eigelb
150 g Weissmehl (L.: 00-er)
150 g Maismehl fein oder Maisbackmehl (in Italien fioretto, eine Art Dunst, kein grobes Polentagriess). Lokale Produzenten verwenden dazu auch die uralte Monsanto-freie Maissorte otto fili. an deren Kolben nur 8 Reihen Körner wachsen,)
Prise Salz
Abrieb von 1/2 Biozitrone

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Zackengetüllte Spritz-Version

Zubereitung
(1) Salz, Butter, die Zucker und Zitronenschale mit dem Schwingbesen der Küchenmaschine während ca. 15 Minuten schaumig rühren. Mit 2 Elf. Mehl angleichen, dann das Eigelb in Portionen unterrühren, zuletzt den Rest der Mehle in Portionen mit dem K-Haken untermischen.
(2) mit Küchenfolie bedecken. 1/2 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann entweder mit dem Spritzsack zu kleinen, runden Guetzli spritzen und backen,
(3) Oder über Nacht im Kühlschrank belassen, dann nach dem temperieren zwischen Backpapier 7 mm dick auswallen und ausstechen,
(4) Oder 2 cm dicke, ovale Würste formen, Gnocchi abschneiden und diese mit dem Handballen zu einem flachen Oval drücken. Wenn der Teig beim Bearbeiten zu weich wird, kühlen.
(5) Blech vor dem Backen 30 Minuten kalt stellen. Backen bei 180°C (U/O-Hitze, Mitte), ca. 14-16 Minuten bis sie goldgelb sind.

Gingerli, Basler Ingwer-Leckerli

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Basler Gingerli

Erfunden wurden die Leckerli zu Zeiten des Konzils von Basel (1431 bis 1449) zur Stärkung der versammelten Kirchenfürsten. So stehts auf der Website von Schweiz Tourismus. Unsinn. Hier kann man Genaueres nachlesen. Wie immer auch, die Rezeptur ist alt und hat sich bis heute erhalten. Um das Leckerli-Geschäft anzukurbeln, sind clevere Basler Confiseure in jüngster Zeit der Idee verfallen, die Leckerli mit Ingwer aufzupeppen. Und das Ergebnis schmeckt nicht schlecht.

Was findige Confiseure können, wollte ich auch mal probieren. In meinem bewährten Leckerlirezept habe ich das Zitronat durch kandierten Ingwer ersetzt. Et voilà: zuerst entfaltet das Gingerli seinen harmonischen, süssen Charakter. Ganz sanft, anfänglich kaum spürbar, entwickelt sich darauf der angenehme, leicht scharfe, leicht wärmende Ingwer-Geschmack. Die leichte Ingwerschärfe im Abgang ist eine wunderbare Bereicherung zu Kaffee oder Tee. Eine tolle Ganzjahresgebäck-erfindung.

Die Gingerli habe ich eigentlich für einen andern Anlass gebacken. Da aber zorra ihren siebten Blog-Geburtstag feiert, will ich nicht abseits stehen, ihr hiezu herzlich gratulieren und ihr einen Teller mit den Gingerli auf den virtuellen Gabentisch legen. Zorra leistet einen grossen und wertvollen Beitrag an die Vernetzung der Blogger. Eine Leistung, die eine Würdigung ohne wenn und aber verdient. Und falls mir, als ewiggestrigem Anti-Kommerz-Blogger, die Werbung doch noch sauer aufstossen sollte, nehme ich dagegen ein Glas des staatlich-alkalischen Mineralwassers, dessen Markenname mir im Moment einfach nicht einfallen will 😉 Danke zorra !

Zutaten
für 50 Leckerli:
375 g Weissmehl/Halbweissmehl gemischt
150 g Zucker
150 g Haselnüsse ungeschält
100 g Mandeln geschält
100 g Ingwer kandiert in kleinsten Würfeln
50 g Orangeat in kleinsten Würfeln
150 g Birnel (Birnendicksaft)
200 g Schweizer Waldhonig
ca. 50 ml Kirsch
1 Tlf. ungesüsstes Kakaopulver
1 Tlf. gestr. Lebkuchengewürz
1/2 Tlf. Zimtpulver
1  Prise Gewürznelkenpulver
2 Umdrehungen Salz
1/3 Beutel Backpulver

für die Glasur:
120 g Puderzucker
Etwas Kirsch zum Anrühren des Puderzuckers.

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Die Zutaten in der Rührschüssel

Zubereitung
(1) Mandeln mit 5 Elf. Wasser in einer Glasschale in der Mikrowelle 600W/2 min behandeln (oder blanchieren), mit kaltem Wasser abschrecken, schälen, trocknen. Die Hälfte der Mandeln stifteln.
(2) Die Hälfte der Haselnüsse grob hacken (dritteln). Die verbleibenden Mandeln und Haselnüsse mahlen.
(3) Mehl, Nusspulver, Zucker, Backpulver und Gewürze in einer grossen Schüssel sehr gut vormischen. Ingwer und Orangeat untermischen.
(4) Honig und Birnendicksaft im Wasserbad bei sanfter Temperatur verflüssigen und unter den Teig mischen. Mit Rührkelle geht das nicht mehr. Den Teig mit blossen Händen (Wegwerfhandschuhe anziehen) unter Zugabe von etwas Kirsch kneten bis er homogen durchfeuchtet ist und die Konsistenz von Töpferton hat. Mit Kirsch befeuchten wenn er zu trocken ist (Teig, nicht Hals). Etwa 3 Stunden oder über Nacht gut zugedeckt ruhen lassen.
(5) Die Hälfte des Teiges abklauben und zwischen Backtrennfolie und Teighölzern etwa 8 mm dick zu einer rechteckigen Platte auswallen. Diese auf dem Backpapier etwa 30 Minuten in den Kühlschrank stellen.
(6) Auf ein Blech ziehen und im gut vorgeheizten Ofen bei 195°C (Ober-/Unterhitze, Rille 1) ca. 18-20 Minuten ausbacken. Die gebackene, elastische Teigplatte mitsamt dem Backpapier noch heiss vom Blech auf ein Brett ziehen und sofort mit einem scharfen Messer (oder Pizzarad) in 2×3 cm grosse Rechtecke oder Rauten schneiden. Noch heiss mit der Glasur einpinseln. Auf einem Gitter abkühlen lassen.

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ist der Deckel erst einmal geöffnet, blitzt bald der nackte Boden hervor

Anmerkung
Die erzielte Schärfe hängt vom verwendeten Ingwer ab. In meinem Falle waren die Leckerli eher auf der milden Seite. Wers schärfer mag, kann auch einen Teil des Orangeates durch Ingwer ersetzen.

Und noch was:

„Baseler Leckerli“ kennt man in Basel nicht. Und wenn, so handelt es sich vermutlich um ein deutsches Erzeugnis. Basler Leckerli dürfen zudem nicht verwechselt werden mit den Orangen-Ingwer-Leckerli, die eine Firma als Belohnungsfutter für Pferde herstellt…. Nein, die habe ich noch nie probiert.

Schoko-Hafer-Guetzli (-Kekse)

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Noch ein Kochbuch. Der eine der beiden Detailhandelsriesen der Schweiz,  der mit dem orangen M, der die Biowelle total verschlafen hat, ist erwacht. Was Bioprodukte anbetrifft, hält die Konkurrenz (COOP) u.a. durch Allianzen mit dem schweizweit anerkannten Biolabel Knospe und Slow-food das Feld längst besetzt. Nun versucht der orangene Riese M mit allen Kräften auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Der Migros-eigene Verlag Saisonküche hat sich mit einem Ablasshandel den Ökosegen des WWF (World Wildlife Fund) gesichert und ein grünes Kochbuch herausgegeben, das den Genossenschaftsmitgliedern beinahe umsonst (sFr. 9.-) nachgeworfen wird. Bislang sind beinahe 250’000 Exemplare verkauft worden.

green gourmetIch hab mir für die 9 Franken auch eins gekauft. Habs durchgeblättert, hübsch gemacht, schön fotografiert, einfache Rezepte, manches ist eine Zweitverwertung alter Saisonkücherezepte. Rezepte für Normalverbraucher. Irgendwie zwischen Betty Bossy und Schulküchenkochbuch. Beeindruckend ist das Vorwort. Unter dem Titel: „Bewusst geniessen, der Umwelt zuliebe“ wird der Leser auf Naturnahen Anbau, Artgerechte Tierhaltung, Fische nur aus Zucht, Fleisch und Fischrezepte nur massvoll eingesetzt, Ein Schritt zurück zu einer intakten Natur und andere Themen eingeschworen. Wer sich hingegen im Migrosladen das Sortiment ansieht, wird mit dem Unterschied zwischen Anspruch und Realität konfrontiert. Wenig Bioprodukte, einige Produkte aus integrierter Produktion mit dem Terrasuisse-Label. Dabei sind bekanntlich Unkrautvertilger, Pflanzenschutzmittel und Künstdünger mit relativ geringen Einschränkungen erlaubt. Der grösste Teil des Angebots stammt jedoch aus konventioneller Produktion (welch schöne Umschreibung).

DKduWVerkauft wird, was am meisten Gewinn bringt oder gut läuft. Und das sind nun mal Spargeln aus Peru, Hors-sol Tomaten usw. usf.. COOP ist darin übrigens um kein Haar besser. Das nur nebenbei.
Während ich im Jura Gartenarbeiten verrichtete, hat mir Frau L. aus dem Buch die Schoko-Hafer-Guetzli gebacken. Schon zum dritten Mal. Einfaches Rezept. Schnell gemacht. Gut. Notabene mit Biohaferflocken und Schokolade der Konkurrenz. Mein Beitrag für den DKduW-event von foodfreak.

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Zutaten
für etwa 40 Stück

100 g dunkle Schokolade, 70 % (L.: mit fleur de sel)
60 g Butter
120 g Haferflocken
30 g Mehl
1 Ei
50 g (L.: 40 g) Zucker
1/2 Tlf. Backpulver
(L.: plus 1 Elf. Kirsch)

Zubereitung
(1) Schokolade in gleichmässige 5 mm Würfelchen schneiden. Butter schmelzen. Mit den Haferflocken mischen. Schokolade, Mehl, Ei, Zucker und Backpulver zufügen und zu einem festen. aber etwas klebrigen Teig rühren.
(2) Backofen auf 180°C aufheizen. Bleche mit Backpapier belegen. Vom Teig mit Hilfe zweier Teelöffel Nocken abstechen und auf das Backpapier setzen. Guetzli in der Ofenmitte ca. 10 Minuten backen. Vom Blech heben und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

Ausprobieren (Anmerkung für mich):  Haferflocken mit dem Zucker erst anrösten ? Bringt vielleicht was.

Das Schweizer Militärbiskuit, weltbestes Biskuit

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Erfunden 1959 im Auftrag des damaligen Oberkriegskommissariats durch die Firma Kambly in Trubschachen, reich an Nährwert, mindestens 3 Jahre garantierte  Haltbarkeit in der Originalpackung, also beinahe für die Ewigkeit.  Durch Generationen von Schweizer Soldaten gehasst oder geliebt. Wer sie hasste, hat sie gleich grosszügig an die bettelnde Dorfjugend rund um die Truppenlager verschenkt. Wer sie liebte, wie ich, hat sie ungeöffnet nach Hause genommen… und sie den Angehörigen verschenkt. Mit einem Wassergehalt von nur 1 %  (schon das Mehl hat 14 % Wasser) wirken sie im Gaumen staubtrocken, der geringe Zuckergehalt erlaubt die Verwendung in Kombination mit  Süssigkeiten gleichermassen wie zu Pikantem  (mit eingeklemmter Schokolade, eingeklemmtem Käse oder allem gleichzeitig). Ist ja auch als eine Art Brotersatz gedacht.
Inhaltsstoffe: Weizenmehl, Stärke, ungehärtetes Pflanzenöl, Traubenzucker, Magermilchpulver, Zucker, Malz, Salz und die Backtriebmittel E 500 und E 503 (Natriumcarbonat und Hirschhornsalz). Der Nährwert beträgt  satte 1900 Kilojoule pro 100 Gramm.
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Da die beste Armee der Welt immer mehr schrumpft, werden immer weniger dieser Biskuits produziert.  2010 waren es noch etwa 700’000 Packungen. Ungebrochen ist jedoch die private Nachfrage. Das Militärbiscuit ist und bleibt  das beste und beliebteste Fabrik-Guetzli der Schweiz.

Wer sie in der Originalpackung kaufen will, muss sie sich von einem Schweizer Wehrmann schenken lassen. Oder sich auf dem Schwarzmarkt eindecken zB. über den Army-shop [unter Getränke/Esswaren]. Mit Schwarzhandel wird durch rührige Fouriere die Verpflegung der Truppe aufgebessert, obwohl der Truppe der Handel mit Armeeproviant reglementarisch untersagt ist. Seit 2009 gibt es noch eine dritte Möglichkeit sie zu beschaffen: der Fabrikladen der Kambly in Trubschachen.

Seit einem Jahr ist es der Firma Kambly erlaubt, auch für den privaten Markt zu produzieren, jedoch in anderer Verpackung. Etwa drei, viermal pro Jahr produziert Kambly die Militärbiskuits auf Bestellung der Militärlogistik während einer Woche auf einer umgerüsteten Petit Beurre Produktionsstrasse. Gleichzeitig wird ein Kontingent für private Händler und den eigenen Fabrikladen hergestellt.

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Im nagelneuen Fabrikladen gibts das ganze Sortiment der Firma zu kaufen, man kann/darf überall erst probieren. Das nutzen denn auch ganze Autocars voll mit Pensionierten aus. Wie ausgehungert stürzen sich  die abgemagerten Senioren auf die Süssigkeiten. Derart gestärkt schleppen sie  schwerbeladen Unmengen der eingekauften, süssen Kalorienbomben in ihre Autos und Autocars.  Da wir keine Süssmäuler sind, ist der Laden für uns völlig unergiebig. Allenfalls ein Petit-Beurre hier, ein Bretzeli da, ein Butterfly dort, die alten Klassiker eben. Der Rest ist uns viel zu süss, zu schokoladig.

Hier haben wir die Militärbiscuits ENDLICH auch vorgefunden. Nach zwei vergeblichen Besuchen bedienen wir uns an den beinahe ungesüssten Militärbiskuits. Köstlich. [Hust]

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Erdbeerburger MacErdbeer

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Erdbeerburger, ein Art Mac-Erdbeertörtchen, in der Dessertgruppe des Kochkurses der Berufsfachschule Basel angerichtet. Nicht schlecht (d.h. gut). Für mich als Dessert, wie meist, zu üppig. Für eine nachmittägliche, deutsche Kuchentafel besser geeignet 😉

Zutaten
gibt mind. 16 Törtchen

für den Biskuitteig:
4 Eigelb
25 g Zucker
1 Zitrone, abgeriebene Schale
1 Prise Salz
4 Eiweiss, zu Schnee geschlagen
75 g Zucker
80 g Mehl
30 g Maizena (Maisstärke)
25 g Butter, geschmolzen

für die Füllung:
200 g Erdbeeren
300 ml Rahm
40 g Puderzucker
200 g Erdbeeren, halbiert oder in Scheiben
2 Elf. Orangenlikör
Puderzucker

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Biskuitteig ausgestochen
Erdbeertörtchen 1_2010 05 10_6720
Erdbeerrahm rühren

Zubereitung
für den Biskuit:
(1) Ofen auf 220°C vorheizen.
(2) Eigelb, Zucker, Zitronenabrieb und Salz mit dem elektrischen Handrührer rühren bis die Masse hell ist.
(3) Eiweiss schlagen, Zucker einrieseln lassen, weiter schlagen
(4) Mehl und Stärke auf die Eigelbmasse sieben. Den geschmolzenen Butter unterziehen.
(5) Eischnee unterziehen und auf einem mit Backpapier belegten Kuchenblech dünn verstreichen.
(6) In der Ofenmitte bei 220°C ca. 8 Minuten ausbacken.
(7) Vom Backpapier lösen und, mit dem umgekehrten Kuchenblech bedeckt, auskühlen lassen.

für die Füllung:
(8) 200 g Erdbeeren rüsten, pürieren, durch ein Sieb streichen.
(9) Rahm und Puderzucker zusammen steif schlagen, das Erdbeerpüree unterziehen.
(10) Die Hälfte der Biskuitrondellen auf die Desserteller legen, Erdbeerrahm (am besten mit Spritzsack) drauf geben, mit den Biskuitrondellen bedecken.
(11) 200 g Erdbeeren, halbiert oder in Scheiben um die Törtchen legen, etwas Orangenlikör darauf träufeln. Mit Puderzucker bestäuben.

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Pikante Grünspargelroulade

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Frau L. hatte mich davor gewarnt. Die kalorienarmen Grünspargeln mit grossen Mengen an Quark und Mascarpone zu beschweren, sei ein Unding. Meine Einwände, dass die Leichtigkeit die Schwere aufzuheben vermöchte, prallten an ihr ab. Sie wollte ihre Spargeln nature, mit etwas Butter. Ich machte für mich allein ein Spargelrolle, kann ich mir kalorienmässig ja leisten. Zudem wollte ich den Backrahmen für Biskuitteige, der schon seit einem Jahr bei mir herumliegt, endlich ausprobieren. Ein Rezept der Zeitschrift lemenu.

Zutaten
Vorspeise für ca. 6 Personen
für den Biskuit:
4 Eigelb
4 Eiweiss
2 Elf. heisses Wasser
1/2 Tlf. Salz
90 g Weissmehl
1/2 Tlf. Backpulver

für die Füllung:
ca. 250 g grüne Spargeln und einige für die Garnitur
250 g Mascarpone, Raumtemperatur
250 g Magerquark, Raumtemperatur
75 g Greyerzerkäse, frisch gerieben
Salz, Pfeffer, Muskat

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gebacken im Rahmen
Grünspargelrolle 2_2010 04 11_6361
aufrollen

Zubereitung
für den Biskuit:
(1) Backofen auf 220°C vorheizen (U-/O-hitze)
(2) Eigelbe und heisses Wasser mit den Schwingbesen des Handrührgerätes in einer Schüssel zu einer hellen, schaumigen Masse verrühren (ca. 5 Minuten).
(3) Eiweisse mit dem Salz steif schlagen. Vorsichtig unter die Eigelbmasse mischen.
(4) Mehl und Backpulver mischen, auf die Eimasse sieben, und mit dem Schwingbesen kurz darunterziehen.
(5) Teig auf dem mit Backpapier belegten Blech rechteckig 6-7 mm dick ausstreichen. Dazu ist ein Biskuitrahmen sehr nützlich.
(6) 6-7 Minuten in der Mitte des auf 220°C vorgeheizten Ofens ausbacken. Herausnehmen, das Backpapier auf die kalte Küchenabdeckung ziehen. ein weiteres Backpapier drauflegen, ein feuchtes Tuch darauf ausbreiten und mit dem umgedrehten, heissen Backblech zudecken. Auskühlen.

für die Füllung:
(6) Die gerüsteten, grünen Spargeln in siedendem Salzwasser knapp garen (ca. 7 Minuten), auskühlen lassen.
(7) Mascarpone, Magerquark und Käse (alle Raumtemperatur) gut verrühren, würzen, auf das erkaltete Biskuit streichen.
(8) Spargeln (einige paar zur Deko beiseitestellen) auf 2/3 des Biskuits legen, satt aufrollen. 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen, dann in 2 cm dicke Scheiben aufschneiden.

Servieren mit einem Salat.

Anmerkung
Frau L. hatte recht. Die Rolle schmeckt zwar gut, wir sagen hier „nicht schlecht“, eine ganze Rolle ist aber für einen Esser allein zu üppig. Zumal, wenn man wie ich,  6 mal alleine daran kauen muss. Vielleicht hätte ich wesentlich mehr Grünspargel reinpacken sollen, um sie leichter zu machen. Wichtig bei der Zubereitung ist, dass Mascarpone und Magerquark stichfeste Qualitäten sind, damit sich die Masse im Kühlschrank genügend verfestigt.

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Tiramisù all’arancia : Widerstand zwecklos

Tiramisu all' arancia 000_2009 02 12_8361

Lange ist es her, seit ich diese Köstlichkeit hier in meinem Blog als Bild ohne Rezept vorgestellt habe. Siehe Ristorante Malakoff. Seit dem Juli 2007 haben wir dieses Dessert viele Male gekostet, hier nur die letzten datierten Belege meiner intensiven degustatorischen Forschertätigkeit im Malakoff: anklicken zum vergrössern

05.08.2008
05.08.2008
25.08.2008
25.08.2008
23.09.2008
23.09.2008
11.11.2008
11.11.2008

Einige Male habe ich die Signora Fuso befragt, summarische Antworten erhalten, zuhause Rezepturen erdacht und wieder verworfen. Nun ist es soweit. Beim letzten Besuch hat sie mir den Aromengeber der Creme (weissen Rum) verraten. Der Rest des Rezeptes stammt von mir, es schmeckt nun endlich nahezu wie das Original. Muss ich erwähnen, dass es sich um mein Lieblingsdessert handelt ?

Zutaten
für den Biskuit, ergibt 4 Portionen in einer quadratischen 16cm-Form
2 Eigelb
50 g Kristallzucker
2 Eiweiss
1 Prise Salz
1 Msp. Backpulver
1 Elf. Puderzucker
60 g Mehl
20 g flüssige Butter
Saft einer Bioorange, aus der dünn geschälten Orangenschale zuerst die Zesten schneiden
2-3 Elf. Grand Marnier

für die Creme:
200 g Mascarpone
2 frische Eigelb
4 Elf. Puderzucker
2 Elf. weisser Rum

für die Orangenzesten:
Zesten der Bioorange
ein paar Tropfen Lebensmittelfarbe rot und gelb
3-4 Elf. Zucker

Biskuit einschichten
Biskuit einschichten
Rumzabaglione
Rumzabaglione

Zubereitung
für die Orangenzesten:
(1) Zucker mit wenig Wasser zu einem dicken Sirup aufkochen, Zesten und ein paar Tropfen der Lebensmittelfarbe zugeben und 30 Minuten bis eine Stunde unter dem Siedepunkt halten, bis das Wasser fast vollständig verdampft ist, die Zesten kandiert, aber nicht karamellisiert sind.

für den Biskuit:
(2) Eigelb und Kristallzucker mit dem Handmixer schaumig rühren.
(3) Eiweiss mit Salz und Backpulver halbsteif schlagen, Puderzucker zugeben und steifschlagen.
(4) gesiebtes Mehl unter die Eigelbmasse ziehen, dann den Eischnee und zuletzt die Butter unterziehen.
(5) alles auf ein mit Backtrennpapier belegtes Blech giessen/streichen, so dass eine ebene Teigfläche von ca. 17×34 cm entsteht und sofort im auf 220°C vorgeheizten Ofen ca. 10-15 Minuten backen. Nadelprobe. (Unter-/Oberhitze, Schiene 2).
(6) Gebackenen Biskuit samt Papier auf die kalte Küchenabdeckung stürzen, mit dem umgedrehten Backblech bedecken und darunter erkalten lassen. Backtrennpapier abziehen.
(7) Biskuit in zwei 16x16cm Platten schneiden und diese in eine quadratische 16cm Glasform einpassen. Mit einer Stricknadel stupfen und mit dem Orangensaft/Grand Marnier kräftig tränken, aber nicht ersäufen.

für die Creme:
(8 ) Die Eigelb und den Zucker in einem kalten Bain-marie-einsatz hell und schaumig schlagen. Rum zugeben, in einen Topf mit 80°C warmem Wasser tauchen und unter ständigem Schlagen einen Zabaione herstellen. Wenn der Zabaione dick und schaumig ist, den Mascarpone in Portionen zumischen und glattrühren. Nicht mehr schlagen. Noch warm über die nassen Biskuitplatten verteilen und mindestens vier Stunden im Kühlschrank erkalten lassen.
(9) mit Zartbitter-Schokoraspel und ggf. Puderzucker bestreuen.

Anmerkung
weil das Dessert meinen derzeitigen Schlankheitsbestrebungen zuwiderläuft, habe ich nur die halbe Menge der oben rezeptierten Creme hergestellt. Viel zu wenig, die Cremeschicht muss doppelt so dick sein. Versuche, die Orangenschale mit roter Bete zu färben, sind mir nicht gelungen: sie wird braun. Frau Fuso schlägt für die Creme das Eigelb ohne zu erhitzen mit heissem Rum an. Mit meinem Zabaglione wird die Creme etwas viskoser.

Nachtrag: Poulette gibt in zwei Kommentaren (tief runterscrollen) gute und einleuchtende Gründe an, warum die Variante der Frau Fuso besser ist. Beim Nachkochen beherzigen.

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