Ahle Worscht

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Ahle Worscht von Rohde, Kassel. Häxetannebrot von Bäcker Eberhard, Mägenwil

Als regelmässiger Leser anderer Blogs, wie Nutriculinary und wurstsack, war mir die nordhessische Ahle Wurst längst ein Begriff. Wenigstens als imaginäre, deutsche Wurstspezies. Bis ich vor ein paar Tagen beim Einkauf in meinem Grossbasler CO.OP direkt an ein solche Wurst laufe. Eine Original Kleine Stracke (strack=gerade). Im Karton mit SLOW FOOD Faltbroschüre. Die Wurst musste mit.  Obwohl sie recht hart getrocknet war, war sie unerwartet mürbe. Die Wurst schmeckt für uns notorische Salami- und Landjäger-Esser etwas ungewohnt weich, sehr dezent gewürzt, ungeräuchert.  Da die Ahle-Wurst beinahe vom Aussterben bedroht war, dachte ich mir, mach ich mal Gratiswerbung für deutsche Wurst. Die isst hier ja sonst keiner 😉

Slow Food hat die Ahle Wurst im Juni 2004 in ihre „Arche des Geschmacks“ aufgenommen, um die traditionelle Herstellungsweise zu fördern und als Kulturgut zu sichern. Gemäss dem beigelegten Faltblättchen handelt es sich um eine traditionell hergestellte, lange gereifte Rohwurstspezialität aus Schweinefleisch, Gewürzen, Salz, Knoblauch und Salpeter. Ohne andere chemische Zusätze. Ursprünglich entstammt die Wurst der bäuerlichen Selbstversorgung. Um das ganze Jahr über eine Wurst mit optimalem Geschmack zu haben, wurden die Würste in unterschiedlichen Kalibern und deshalb mit verschiedenen Reifezeiten hergestellt. Die langsame Reifung bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit (in Nordhessen regnet es offenbar viel) ist das besondere Kennzeichen der Wurst. Die Kulturgeschichte dieser Wurst ist hier im Detail nachzulesen. Hendrik Haase vom Blog wurstsack hat der Wurst ein wundervolles Porträt gewidmet.

Im Kühlregal meines CO.OP liegen noch etwa 6 weitere Packungen. Bisher sieht es nicht danach aus, dass die ausser mir jemand kaufen will.

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27 Kommentare zu „Ahle Worscht“

  1. Ich hoffe nur, Du hast Dir beim „an die Wurst laufen“ keine Blessuren geholt?
    Ich freue mich jedes Jahr auf den Mainzer Weihnachtsmarkt, denn da steht ein Stand mit hessischer „ahle Worscht“ und die ist soooo lecker und ein original Original, das man nur schwerlich woanders findet. Nicht umsonst warte ich immer ein Jahr…

  2. Nun, wenn diese Wurst so kulturell bedeutsam ist, dann ist sie mir nicht Wurst 😉 Die Aufnahme in die Slow Food-Reihe sagt alles… 🙂

  3. Wir bekommen auf Bitte regelmäßige Ahle Worscht Carepakete. Ist das nicht klasse? 🙂
    Der Mitesser mag sie übrigens nur, wenn sie noch ganz „jung“ ist, für mich darf sie ruhig steinhart sein. Ich könnte dann wohl auch in die Schweiz ziehen.

  4. Die Frage ist doch: Wie kommt die Worscht in den Basler Coop (ich nehm mal an, das ist ein Supermarkt) und: warum kommt sie dort nicht mehr weg? Können Supermärkte, an denen wir ja wohl nicht mehr vorbeikommen, mithelfen, „gute“ Produkte unter die Leute zu bringen oder gehen Sie dort unter Pfannkuchenteig aus der praktischen Quetschflasche zugedeckt? Motto: Mehr Worscht in die Kühltheke? Oder nimmt die Worscht dann Schaden?

  5. Als waschechter Nordhesse geht mir natürlich das Herz auf, wenn die Ahle Wurscht sich auch außerhalb Nordhessens besonderer Beliebtheit erfreut. Und du kannst dich wirklich glücklich schätzen ein solches Prachtexemplar erwischt zu haben. Dieter Rohde gehört nämlich zu den besten seines Fachs: Hessens Fleischer des Jahres 07/08! Meine Rohde-Stracke ist mir gerade letzte Woche ausgegangen. Wird Zeit für den nächtsen Heimatbesuch.

  6. Dass es so eine Spezialität im Supermarkt gibt, wundert mich; dass sie es sogar bis in die Schweiz geschafft hat, noch ein bisschen mehr. Hier bekomme ich sie nur selten beim Wurst- und Schinkenhändler auf dem Wochenmarkt, dann aber auch in bester Qualität.

  7. Wohne zwar seit zwei Jahren in Nordhessen, aber so eine habe ich noch nicht gegessen, sollte ich wohl unbedingt mal nachholen, wenn sogar in Schweiz schon Lobeshymnen ausgesprochen werden 😉
    Und das mit viel Regen kann ich bestätigen *ggg*

  8. @Anikó: Dann wirds aber wirklich Zeit, zumal der Rohde mit seiner Wurstmanufaktur in Kassel sitzt – Frankfurter Straße.

  9. Oh, du isst „meine“ Wurst – ich komme nämlich auch aus Nordhessen 🙂 Und da ich damit groß geworden bin, bin ich nach wie vor der Meinung, dass eine gute Ahle Wurst es mit jeder italienischen Salami aufnehmen kann. Wobei jeder Metzger seine eigene Rezeptur hat, deshalb schmeckt die Wurst auch nicht immer exakt gleich. Luftgetrocknet ist sie mir am liebsten. Und dass es die in Basel gibt – da bin ich wirklich neidisch, Ahle Wurst gibt es außerhalb Nordhessens nämlich so gut wie nirgends. Weihnachten werde ich mich damit wieder eindecken 🙂

  10. @Arthurs Tochter: wer hätte sich denn je an einer Marzipanweichen Wurst verletzt ?

    @Sabine: Offenbar kann man sich die Wurst beim Ahle-Metzger des Vertrauens bestellen.

    @Elisabeth: offen gestanden kann ich Dich mir nicht vorstellen, wurstessend 🙂

    @Evi: deutsche Streichleberwurst ess ich auch gerne. Wer sich an knüppelharte Wurstwaren gewohnt ist, wird sich mit der weichen Ahle schwertun. Aber vor Ort kann man sich ja ein härteres Exemplar beschaffen.

    @Michael: CO.OP ist ein Supermarkt, der sich aber zum Ziel gesetzt hat, neben dem üblichen Ramsch, der hier Prix Garantie heisst, auch höherwertige Produkte, Bioprodukte sowie Slow-Food Produkte zu verkaufen. Die letzteren gehen aber leider im Angebot eines Supermarktes regelmässig vergessen und werden lieblos in die hintersten Ecken verbannt. Auch fehlt es an genügend Propaganda für die Produkte. Die Worscht hat gerne feuchte Kellerkühle.

    @Nathalie: Nächste Woche ist wieder Italien an der Reihe 😉

    @Jim: das habe ich vor dem Kauf noch nicht gewusst. Nachher beim recherchieren auch rausgefunden. Und bin ganz vergnügt und froh damit 🙂

    @bee: das liegt an der Zusammenarbeit von Supermarktkette mit Slow Food. Schade ist bloss, dass das Angebot meist nur „Aktions“-Charakter hat, m.a.W. die Produkte nicht dauerhaft ins Sortiment aufgenommen werden.

    @Rosa: gibts nur in grossen CO.OP-Läden.

    @Anikó: Das mit dem Regen war ja zu vermuten 🙂

    @Claus: das spricht für Dich, dass dein Blick über den Rhein geht 😉

    @Hesting: 170 km Luftlinie Darmstad-Kassel !

    @Petra: oh, dann kannst Du mir bestimmt sagen, wie lange sie sich im Kühlschrank hält. Feuchten Keller hab ich nicht. Mit einer deutschen Salami nimmt sies bestimmt auf, aber so gut die Ahle auch ist, gegen eine italienische Salami tausche ich nicht.

    @the rufus: das gilt hier als dunkles Brot. Eure Bäcker werden noch geröstetes Malz reintun.

  11. lamiacucina, bitte,bitte nicht in den Kühlschrank. Das mag nach meiner Auffassung die „ahle Worscht“ nicht. Es soll auch „Banausen“ geben, die die Worscht einfrieren. Nein, nein nein.

  12. TIPPS ZUR AUFBEWAHRUNG

    http://www.landschaftenschmecken.com/wurst-warmverarbeitung/ahle-wurst-wurscht.html
    :
    Eine Ahle Wurscht hat ihr Leben lang, bis sie zu Ihnen auf den Tisch kam, in einer Lehmkammer gehangen. Dort hat es im Sommer mal 20 Grad, im Winter auch mal 5 Grad, bei natürlicher Luftfeuchtigkeit. Sie hat noch nie einen Kühlschrank kennengelernt (der ein kühl-trockenes Klima hat) … und braucht diesen auch nicht. Im Gegenteil: Im Kühlschrank ist es ihr zu trocken ! Stellen sie also Ihre Wurst mit dem Anschnitt nach unten auf ein Brettchen, oder legen Sie sie einfach in die kühlste Ecke der Küche – wenn sie eine Speisekammer oder einen Keller haben, dann hängen Sie sie dort auf-noch besser. Hier hält sie sich auch im Anschnitt wochenlang. Wenn man nicht öfter drangeht…

  13. Wie schön. Auf langen, zermürbenden Fahrten über die B3 durch Nordhessen habe ich mich damit über Wasser gehalten, daß ich auf einem der Höfe oder Stände an der Straße Ahle Worscht gekauft habe. Daß es die (im Süden) jetzt auch ohne LKW-Kolonne gibt, ist doch wunderbar.

  14. Je nach Menge der Würste im Paket, werden die automatisch härter, je älter sie werden. Gegen Nachreifen lassen in bevorzugter kühler Umgebung spricht überhaupt nichts. 😉

  15. @lamiacucina: Siehe Alwi – lieber nicht in den Kühlschrank, der ist zu kalt, eine kühle Speisekammer wäre gut, wo man die Ahle Wurst hinhängen kann, also auch die schon angeschnittene. Aber am besten was unterlegen, sie „tropft“ unter Umständen etwas (Fett) Vor dem Anschneiden hält sie sich in kühler Umgebung sicher ein paar Wochen (ich esse sie immer vorher …), aber sie wird mit der Zeit dann immer fester. Ich mag sie lieber etwas weicher.

  16. @alwi: Danke für nützlichen Erläuterungen. Die erste Wurst ist beinahe gegessen. Ich werde mir nochmals eine beschaffen und sie im Keller aufhängen.

    @Lakritze: Dass einem eine Wurst über Wasser hält ist schon wunderbar. Ohne gutes Brot wäre ich jedoch auch mit einer Worscht verloren.

    @Evi: das ist auch beim Landjäger so, der sich jedoch mit der Zeit dunkel färbt.

    @Petra: Unser Betonkeller ist eher trocken. Jetzt, bei der kalten Witterung mach ich einfach das Fensterchen etwas auf. Ich hoffe, dass das genügt. Danke.

  17. Für das Stück Brot, lieber mehrere, gäbe ich jetzt gerne was, bin noch am reisen, weitab von dunkler Kruste. Sorry for my long silence.

  18. Die Wurst ist “ oberlecker “ nicht nur der Geschmack ist phantastisch, auch die Konsistenz dieser besonderen Wurst ist einfach Spitze !
    Jeden 1 Mittwoch im Monat kommt ein Metzger aus Hessen auf unseren Wochenmarkt und der bietet sie zum Glück noch an !
    Bei uns hängt sie in einem kühlen Raum und wenn sie angeschnitten ist bestreiche ich die Schnittfläche immer mit reinem Schweineschmalz.
    So bleibt der Anschnitt wunderbar frisch und es “ tropft “ auch nicht.
    Obwohl……. so ganz lange hängt sie dort nicht unter der Decke 🙂

  19. @Houdini: und ich freue mich auf deine Reiseberichte. So weit weg werde ich nicht mehr kommen.

    @Karin: auch eine Idee, die Schnittfläche einzustreichen. Sonst nehm ich dafür immer eine Klarsichtfolie, die ich mit einem Gummiband befestige.

  20. Unglaublich! Ich komme aus Nordhessen und die Ahle Worscht ( oder auch Rote Worscht) gehoert bei uns so dazu wie in Muenchen das Weissbier. Toll, dass es gut geschmecht hat. Im Schwälmer Land in Hessen gibt es bestimmt in jedem Ort eine ‚Ahle Worscht‘, jeder Metzger hat ein eigenes Rezept. Damit kann man auch tolle Sachen kochen, zB den Schwälmer Kloss, ein Kartoffelklos gefuellt mit kleinen Rote Wurst Stuecken.

    1. Dann ist sie also doch noch nicht ganz vom Aussterben bedroht. Kann ich mir gut vorstellen, wie Rotkäppchen Klösse mit Worscht-Füllung isst 🙂

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