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Gratin franc-comtois

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Hausarrest mit Kartoffeln, Comtékäse und Saucisson neuchateloise. Käse und Wurst prägen den Geschmack des Gratins. Weitere Zutaten wie Kräuter, Zwiebeln oder gar Speck brauchts nicht. Die Würze liegt in der Einfachheit. Im Unterschied zum Original koche ich die Kartoffeln in der Käse-Milch-Rahm-Mischung vor, das spart Zeit.

Gratin franc-comtois


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Zutaten und Zubereitung
für 2 Personen

350 g Kartoffeln festkochend
1 dl Milch
0.5-1 dl Halbrahm (15% Fettgehalt)
1 Knoblauchzehe
80 g Comtékäse oder notfalls Greyerzer
Meersalz,
Muskatnuss, Pfeffer
1 Saucisse de Morteau. Morteau liegt in Frankreich, unerreichbar, die benachbarte Schweizerwurst ist aber ebenso gut.

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(1) Wurst in 80°C heissem Wasser 30 Minuten garen, kalt abschrecken und Haut abziehen (geht viel besser als in heissem Zustand). Die Hälfte in dünne Rädchen schneiden. Der Rest gibt mit Sauerkraut eine zweite Mahlzeit.
(2) Kartoffeln schälen, Mit dem Hobel in 3 mm dünne Scheiben schneiden.
(3) Milch und Rahm mit ca. 1/3 des geriebenen Comtékäse erwärmen bis der Käse schmilzt, würzen, die Kartoffelscheiben zugeben, so, dass jede Scheibe von Flüssigkeit eingehüllt wird, Deckel drauf und 5-7 Minuten simmern lassen.
(4) In eine gebutterte Gratinform eine Schicht Kartoffeln samt Flüssigkeit einlegen, darauf Wursträdchen, 1-2 EL Käse, wieder Kartoffeln, Wurst und Käse, als Abschluss Kartoffeln.
(5) 30-35 Minuten im vorgeheizten Ofen [bei 180°C] gratinieren.

Frugale Kost. Doch gibt es schlimmere Entbehrungen. wie etwa die für mich geschlossene Grenze nach Frankreich.

Pizza Franc-Comtoise

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Die Sturm- und Drangperiode in Sachen Pizza ist im Hause lamiacucina vorbei. Nicht nur in Sachen Pizza. Pizza Margherita for ever, ever, ever. Gibts alle 2-3 Wochen. Neues muss ich nicht mehr probieren. Bis ich kürzlich auf einer meiner Doubs-Expeditionen an eine Pizza Franc-Comtoise geriet. Nicht weil diese Pizza besonders gut geschmeckt hätte, im Gegenteil, sie war wegen zu dicker Kartoffelscheiben arg trocken. Sondern weil ich das Potential erkannte, wie man diese bäurische Pizza mit akkurater Zubereitung noch etwas verbessern könnte.

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Zutaten
Pizzateig für 1 Pizza, meiner von hier, jedoch mischte ich dem Mehl 1/3 Dinkelmehl zu. Muss aber nicht sein.

1-2 mittlere Kartoffeln
1 kleiner Becher Sauerrahm
1 Becher, 250 g, Cancoillottekäse au Vin du Jura
1 Stück Saucisse de Morteau, sechée. Geräuchte Dauerwurst
frischer Thymian, gerebelt
Kräutersalz
schwarzer Pfeffer

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Cancoillotte au vin du Jura von einem artisanalen Hersteller

Zubereitung
(1) Pizzateig 1-2 Tage zuvor zubereiten, kurz bei Raumtemperatur gehen lassen, dann zugedeckt für 1-2 Tage in den Kühlschrank stellen. 2-3 Stunden vor Verwendung herausnehmen, zweimal stretch&fold, dann zugedeckt gehen lassen.
(2) Indessen ungeschälte Kartoffeln 30 Minuten bei ca. 75°C angaren. Schälen und auf der Mandoline in ca. 2 mm feine Scheiben schneiden.
(3) Wurst in feine Würfelchen schneiden. (falls Rohwurst statt Dauerwurst verwendet wird, die Wurst zuvor 30 Minuten in 80°C  warmem Wasser ziehen lassen).
(4) Pizzateigkugel zur Pizza ausziehen, Rand zu einem leichten Wulst ausbilden. Mit gewürztem Sauerrahm bestreichen. Dann die Kartoffelscheiben überlappend darauf auslegen. Mit Kräutersalz und Pfeffer würzen. Mit den Wurstwürfeln bestreuen,  mit dem zähflüssigen Cancoillottekäse übergiessen und mit Thymian bestreuen. Nicht zuviel Käse, sonst läuft er von der Pizza herunter.
(5) Im Ofen bei 220°C ca. 20 Minuten backen.

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Ausserhalb der Franche-Comté wird der fettarme Cancoillotte-Käse wohl schwierig erhältlich sein. Hergestellt wird er in jahrhundertealter Tradition aus einem krümeligen, dehydratisierten Sauermagermilchkäse (metton), der mit Butter und Wasser zu einer dickflüssigen Creme, einer Art Fondue, gekocht wird. Die industriellen Verfahren benutzen natürlich stabilisierende Schmelzsalze und fügen von Bärlauch über Chili bis Sauerkirschen und Wein alle nur denkbaren Aromen hinzu. Um ihn zu substituieren, würde ich eine kleine Portion Fondue auf Basis von Vacherin Mont d’or und Vin jaune anrühren und dieses auf die Pizza giessen. Da weiss man, was drin ist. Was man bei industriell hergestelltem Cancaillotte zwar auch weiss, aber nicht unbedingt zu schätzen weiss.
Statt Morteauwurst geht auch ein Neuenburger Saucisson. Und den Vin jaune könnte man mit einer Mischung aus Walliser Heida-wein (dieselbe Traubensorte aber anders gekeltert) mit einem kräftigen Schuss trockenem, weissen Sherry ersetzen. Ein Koch weiss sich immer zu helfen. Falls nicht, bleibt immer noch die Pizza Margherita. Und die ist auch nicht schlecht.

La Belle de Morteau mit Quarkpizokels und Bärlauchöl

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Gestern die Niederlage bei der Widerspenstigen aus Linz. Heute Trost bei der Schönheit aus Morteau am Doubs. Neue Herzliebe. Ich lasse sie ein paar Nächte in meinem Kühlschrank übernachten, fahre dann zärtlich über die bernsteinfarbene Haut und die weichen Rundungen der anmutigen Beauté, lasse mich von ihrem verruchten Rauchharzgeruch betören und überlege mir, wie ich den Liebreiz der Schönen am besten zur Geltung bringe: meist lasse ich mich von ihr zu Senflinsen oder Dörrbohnen verführen. Der Schweizer Spitzenkoch (Koch des Jahres 2016) Nenad Mlinarevic hat zu Würsten dieser Sorte andere Vorstellungen: gehackt und gebraten, zu Quark-Pizokels. Sein Rezept stach mir zufällig in einer aufliegenden Sonntagszeitung in die Augen, ich konnte mir nur noch die wichtigsten Eckpunkte ins Gedächtnis prägen, zum aufschreiben war keine Zeit mehr, zuhause hatte ich prompt die Mengen vergessen: ich musste improvisieren. Nenad Mlinarevic dachte an Waadtländer oder Neuenburger Saucisson. Ich an die Morteau. Der Unterschied ist nicht gross, alle bestehen aus Schweinefleisch, Speck, Salz, Pfeffer, die jeweiligen IGP’s nennen weitere Gewürze und Wein. Die Morteau wird mind. 48h im Rauchfang (tuyau) mit Kaltrauch geräucht, die Schweizer Würste mind. 24h. Die Morteau ist am einen Ende mit einem kleinen Hölzchen (cheville de bois) verschlossen.

Morteauwurst gebraten mit Quark-Pizokels und Bärlauchöl


Pizokel Morteau 2017 04 06_0870

Zutaten
für 4 Personen

für das Bärlauchöl:
1.5 dl Rapsöl Bio
ca. 60 g Bärlauch (ich hatte nicht mehr soviel im Hause)
1 junge Knoblauchzehe
ca. 20 g Blattpetersilie
Fleur de Sel

für die Pizokels:
250 g Halbfetter Quark
2 Eier
ca. 150 g Mehl
Salz, Peffer, Muskatnuss

für die Wurst:
250 g Morteauwurst
1-2 TL Bratbutter
1 Lorbeerblatt
1 TL Thymian
1 Frühlingszwiebel grün und weiss

Zubereitung
für das Bärlauchöl:
(1) Rapsöl in einem engen Pfännchen auf 95°C erhitzen. Die gewaschenen und mit Küchenpapier gut getrockneten Kräuter grob hacken und portionsweise ins heisse Öl rühren. Darauf achten, dass die Temperatur vor jeder Zugabe wieder 95°C beträgt. Salzen. Etwas abkühlen und mit einem leistungsfähigen Mixer mixen. Wer einen Thermomix besitzt, benutzt diesen. Das Öl hält sich in einem verschlossenen Glas im Kühlschrank ein paar Tage. Kann auch für Salatsaucen verwendet werden.

für die Pizokels:
(2) Quark in einem Vliestuch leicht auspressen, dann mit den restlichen Zutaten homogen mischen und 1 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Der Teig soll die Konsistenz eines festen Spätzleteigs haben. ggf. mit Milch oder Mehl anpassen.
(3) Während das Fleisch brutzelt, mit 2 TL kleine Nocken abstechen und in Salzwasser unterhalb des Kochpunktes ziehen lassen, bis sie obenauf schwimmen.

für die Wurst:
(4) Wurst in Wasser von 80°C legen und ca. 45 Minuten garen. Kalt abschrecken, dann lässt sie sich leichter schälen. Davon 250 g dünne Scheiben, diese in Streifen und feinste Würfelchen schneiden.
(5) Würfelchen mit Lorbeerblatt und Thymian in einer Bratpfanne in der Kochbutter bei mässiger Hitze langsam (30 Minuten) anbraten. Gegen Ende die gehackte Frühlingszwiebel untermischen und kurz fertigdünsten.

Tolle Idee, Wurstreste der Morteau zu verwerten.

Nenad Mlinarevic hat in seinem Restaurant Hummer und Riesenkrevetten abgeschworen und setzt auf hochwertige einheimische, regionale Produkte. Der Erfolg gibt ihm recht. 18 GM.

Metzgete

Metzgete
Metzgete bei Lucas Rosenblatt. Im Spätherbst finden in der Schweiz und in den allemannischen Gebieten Deutschlands häufig Metzgeten statt. Dazu gehören nicht nur die Schlachtung, sondern auch all die Gerichte, die im Anschuss an das Schlachten unter Verwertung des Fleisches zubereitet werden. Lucas hatte sich der Mitarbeit des Luzerner Metzgermeisters Peter Renggli versichert, der den Kursteilnehmern den Weg der halben Sau vom Schlachthaus bis an den Rand des Kochtopfs wenigstens theoretisch näher brachte. Den ersten Teil, Töten und Halbieren, übernahm freundlicherweise das Schlachthaus.

Rasch waren die Stücke vom Fachmann zerlegt, wir konnten mit unserer Arbeit beginnen.

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Da ich mitkochte, kam ich nur sporadisch zum Fotografieren, hier trotzdem einige Impressionen.
Die Blutwurst gabs jeweils in klassischer und veredelter Version. Die Leberwurst mit Gänselebereinlage. Dazu zwei Schweinsbratwürste, die edlere Version mit Rigitrüffeln.

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Blutwurst im Rohzustand
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Füllen der Schweinsbratwurst
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Füllen der Blutwurst

Derweil sich die Bayrischen Schweinshaxen im Ofen sonnten,

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glasierte ein anderer Teilnehmer den exotisch gewürzten Schweinebauch mit dem gekonnt gesetzten Pinselstrich des Bratenkünstlers.

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4 Stunden Arbeit vergingen im Flug, schon wurde aufgetischt:

Beginn mit einer Gnagi-Terrine mit Gersten-Speckvinaigrette. Gnagi sind, bzw. eher waren ein typisches Schweizer Herbst- und Winteressen. Dazu werden gepökelte Wädli, Füessli, Öhrli, Schwänzli und Schnörrli, also Füsse und Kopfteile vom Schwein verwendet.

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Danach „meine“ Schweinskopfbacken im Rotkrautsüppchen

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Anschliessend die Wurstparade mit den beiden Blutwürsten und der Leberwurst zu Dörrbohnen und Zwiebelringen.

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gefolgt von der traditionellen Schweinsbratwurst und einer Version mit Trüffeln zu Rösti.

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Schliesslich Schweinshaxe und glasierter Schweinebauch mit Laugenbrotknödel auf exotischem Sauerkraut (mit Kokosmilch).

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Auch wenn die Nachfrage nach einem vegetarischen Gemüsebratling weitaus grösser ist, die verschupften Minderheiten wollen auch gegessen haben. Wer jetzt von Kochlust gepackt wird, soll sich ruhig an eine traditionelle Schweizer Blutwurst wagen:

Traditionelle Blutwurst


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Zutaten
430 g frisches Schweineblut
200 g Milch
230 g Rahm
50 g Zwiebel, gehackt
90 g Schweineschmalz/Schmer, frisch ausgelassen

Blutwurstgewürz für 1 kg Brät:
16 g Fleur de Sel
2 g schwarze Pfeffermischung, Rezept aus dem Buch 😉
2 g Lebkuchengewürz

Zubereitung
(1) Blut gut aufrühren und durch ein Sieb passieren.
(2) Schmer auslassen, Zwiebel zugeben und darin blond dünsten
(3) Milch, Rahm und Gewürze auf 80°C aufwärmen und in das Blut einrühren. UnterRühren auf 50°C abkühlen lassen (im Cooking Chef). Schmer/Zwiebeln unterrühren.

(4) In Schweinsdärme abfüllen, in der gewünschten Grösse (nicht zu knapp) abbinden. In gesalzenem Wasser 30 Minuten bei 80°C garen. (5) In Olivenöl/Buttergemisch langsam anbraten und mit Fond glasieren.

Die blaue Stunde war bereits überschritten, aber eine Alte Quitte musste noch sein. Obwohl ein Schnaps die Verdauung eher behindert als unterstützt. Auch ein Mythos kann gut schmecken.

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Salsiccia und Linsen

Salsiccia mit Linsen

Von meinem Kilogramm selbsthergestellter Schweinswürste (siehe hier) liegen immer noch welche im Tiefkühler. Wurstverwertung Teil 2. Da mir nichts mehr einfiel, griff ich zu unserem neuen Kochbuch. [K]ein Kochbuch kann ich durch hundertfaches Korrekturlesen fast auswendig. Daraus schnappte ich mir zwei Teilrezepte für Linsen und Peperonisauce:

Salsiccia und Linsen

Salsiccia mit Linsen (2015 09 19_8915)

Zutaten
Wurst
3 ca. 80 g schwere Self-made-Schweinsbratwürste
Je 1/2 Elf. Olivenöl und Butter

Belugalinsen
80 g Belugalinsen
1 Lorbeerblatt
½ Elf. Butter
20 g Speckwürfel
50 g Petersilienwurzeln, geschält, fein gewürfelt
1 Schalotte, geschält, klein geschnitten
30 g Lauch, grüner Teil, fein gewürfelt
50 ml Sherry
Kräutersalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Elf. Aceto Balsamico Tradizionale

Peperonicoulis
1 Ramiro-Peperoni, geschält, entkernt, klein gewürfelt
2 Schalotten, geschält, klein geschnitten
1 Elf. Olivenöl
100 ml Kalbsbrühe
Fleur de Sel
weisser Pfeffer aus der Mühle
1 Prise Zucker

Zubereitung
(1) Linsen waschen, mit dem Lorbeerblatt in 1 L Wasser etwa 10 Minuten knapp gar kochen, abgiessen.
(2) Butter in einer Saucenpfanne zerlassen. Die Speckwürfel darin knusprig braten. Petersilienwurzel und Schalotte beifügen und weichdünsten. Linsen mit dem Lauchgrün zu den Speckwürfeln geben. Mit Sherry auf kleiner Stufe 10 Minuten fertig garen. Würzen mit Kräutersalz und Pfeffer. Mit Aceto Balsamico abrunden.
(3) Würste im Olivenöl-Buttergemisch sachte anbraten.
(4) Peperoni mit Schalotten in Olivenöl dünsten, mit Kalbsfond ablöschen und auf die Hälfte einkochen. Mit Stabmixer fein pürieren. Mit Fleur de Sel und Pfeffer würzen und mit wenig Zucker abrunden.

Quelle:
[K]ein Kochbuch, Lucas Rosenblatt und Robert Sprenger

Da waren es nur noch zwei (Würste).

Wurst, Luzerner Lebkuchen, Apfel, Wirsing

Wurst auf Lebkuchen und ApfelFür Ferien hat es dieses Jahr wegen des Buches (noch) nicht gereicht. Hin und wieder braucht der Mensch trotzdem Erholung. Während die einen ins Tessin fahren, andere nach Bhutan fliegen, besuchte ich einen kleinen Wurstkurs meines Metzgers in Arlesheim. Nichts Grossartiges. Nun sitze ich auf einem Kilo selbstgemachter Schweinswürste (mit Fenchel, Dörrtomaten, Pfeffer, Thymian und Majoran gewürzt) und darf mir überlegen, wie ich soviel Wurst nach und nach in unsere Mahlzeiten integriere.

Unlängst ass ich in einem 8plus8-Kochkurs bei Lucas Rosenblatt ein köstliches Hirschwursttürmchen, das wir auf Wunsch eines Teilnehmers frei nach einer Idee des Entlebucher Hexers Stefan Wiesner zubereitet hatten.  Das war eine derart traumhafte Kombination, dass ich sie zuhause unbedingt nachbasteln wollte: halt mit Schwein statt Wild, den Rahmwirsing dazu lieh ich mir von Frau Douce Steiner aus Sulzburg (D): Wer denkt da überhaupt noch an Ferien?

Wurst, Luzerner Lebkuchen, Apfel, Wirz


Wurst auf Lebkuchen und Apfel (2015 10 09_9149)

Zutaten
für 2 Personen

für die Wurst:
3 selbstgemachte Schweinswürstchen, wer hat, nimmt Wildwürste
je 1/2 Elf. Olivenöl und Butter zum Anbraten
1 dl Kalbsfond
Tellicherry-pfeffer
Salz

für den Luzerner Lebkuchen (Rezept von Christine, dem guten Geist von Lucas):
40 g flüssige Butter
180 g Sauerrahm
2 dl Milch
2 Elf. Birnendicksaft
2 Elf. Lebkuchengewürz
½ dl Kirsch oder Quittenschnaps
1 Tlf. Natron
320 g Weissmehl
200 g Zucker [ergänzt: 2.11.15]

für die Apfelringe:
1 grosser Apfel, Rubinette
Mehl
Butter
Salz

für den Rahmwirsing:
700 g Wirzblätter
15 g Butter
50 g braune Butter (Nussbutter)
1/8 L Rahm
Kräutersalz
weisser Pfeffer
Muskatnuss

Zubereitung
für den Luzerner Lebkuchen:
(1) Ofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Mehl mit Natron mischen. Restliche Zutaten in der Küchenmaschine 10 Minuten verrühren. Mehl darunter arbeiten. 20-er oder 22-er Springform mit Butter einfetten,  den dickflüssigen Teig in die Form giessen. Im vorgeheizten Ofen ca. 50 Minuten backen. Für den vorgesehenen Verwendungszweck wird der Lebkuchen nicht glasiert. Wer ihn lieber gleich ohne Wurst isst, bestreicht die Oberfläche dünn mit Birnendicksaft.
(2) Aus dem Lebkuchen Rondellenscheiben ausstechen (gleich gross wie die Apfelringe)  und im auf 150°C vorgeheizten Ofen auf einem mit Backpapier belegten Blech ein wenig antrocknen.

für den Rahmwirsing:
(3) Wirzblätter vom Strunk nehmen, dicke Blattrippen wegschneiden. Blätter portionsweise in Salzwasser 2-3 Minuten blanchieren, bis sie gar sind und in kaltem Wasser abschrecken. Blattrippen separat garen, brauchen länger.
Blätter und Rippen sehr gut und kräftig ausdrücken, am Schluss in einem Tuch. Den trockenen Wirz fein hacken und in einem Topf mit frischer Butter und Rahm erhitzen und rühren bis die Masse bindet. Würzen.

für die Würste:
(4) Würste In Butter/Olivenöl langsam anbraten.  Kalbsfond in separatem Pfännchen aufwärmen, würzen mit Salz und Pfeffer.

für die Apfelringe:
(5) Apfel in ca. 8 mm dicke Scheiben schneiden, kreisförmig ausstechen, Kernhaus ausstechen,  leicht bemehlen und in einer Bratpfanne in Butter beidseitig anbraten.

Fertigstellen
Teller erst mit einer Lebkuchenrondelle, dann mit einem Apfelring, zuletzt mit der Wurst belegen. Alles mit Kalbsfond übergiessen. Vom Rahmwirsing Nocken abstechen und mit brauner Butter beträufeln.

Einen Luzerner Lebkuchen selber zu backen geht übrigens schneller, als die ausgetrockneten Zuckerguss-Aufschriften wie „Du hast mein Herz getroffen“ oder Eins, Zwoa, Bussi“ oder gar „Vernasch mich“ der Lebkuchenherzen vom Oktoberfest abzukratzen. Solcherlei lässt man am besten (ggf. samt dem edlen Spender) in der Mülltonne verschwinden.

Taglierini al ragù di strolghino e gallinacci

Ragù di Strolghino

Meine chitarra ist beleidigt und verstimmt. Pasta will sie, nicht Paella. Gut. Soll sie kriegen. Erst die Stimmschrauben nachgezogen. Streng nach Standard-Stimm-Regel, von der hohen e Saite aus gezählt: E – H – G – D – A – E.  „Ein hungriger Gitarrist darf alles essen“. Damit mache ich eine kleine Portion Wacholder-Taglierini, vermischt mit kurz frittierten Peperoncini Frigitelli.
Dann hatte ich von Lucas eine Salami geschenkt gekriegt: eine edle Strolghino di culatello. Eine Salamikönigin, die südlich von Parma hergestellt wird und nur eine kurze Reifungszeit durchläuft. Sie besteht aus den beim Zuschneiden des Culatello di Zibello anfallenden Abschnitten. In der Regel kann man sie bereits 3 Wochen nach Herstellung essen. Würzig und weich, fast wie frisches Wurstbrät. An der Luft im Keller gelagert, reift sie nach und wird zum Salami. Zu schade zum verkochen, aber man braucht nicht viel davon, 100 g als Würze zum Fleischfond. Dazu frische Pfifferlinge als „Fleisch“ zum Strecken. Kurz hingeworfen und dennoch gut gelungen. Eine wunder-würzige Pastasauce.

Nudeln mit Strolghino-Salami und Pfifferlingen


Ragù di Strolghino (2015 06 25_8120)

Zutaten
Hauptmahlzeit für 2 Personen
für die Nudeln:
160 g Hartweizenmehl (semola rimacinata)
1 ganzes Ei
1 Eigelb
1 Elf. (20 g) Wacholderlatwerge (Wacholderextrakt)

6 Peperoncini Frigitelli
1 dl Sonnenblumen Bratöl
Fleur de Sel

für die Sauce:
1 Schalotte, fein gehackt
1 Stange Staudensellerie, fein gehackt
100 g Strolghino di Culatello, Antica Ardenga
1 Elf. Olivenöl
50 ml Rotwein
150 ml Kalbsfond, dunkel
Piment d’Espelette
schwarzer Pfeffer
wenig Meersalz
250 g junge Pfifferlinge
1 Elf. Butter
1 Tlf. Thymianblättchen, abgezupft

Ragù di Strolghino (2015 06 25_8107)
Klebt der Teig an den Saiten, einfach mit der Küchen-Bürste draufklopfen

Zubereitung
(1) Die Zutaten für den Pastateig wie üblich zu einem Teig verkneten. In Folie einwickeln und 1 Stunde ruhen lassen.
(2) Anschliessend mit der Pastawalze auf Stufe 5/9 rollen und auf der Chitarra zu Taglierini schneiden.
Ragù di Strolghino (2015 06 25_8113)
(3) Schalotte, Staudensellerie und Strolghino hacken, in wenig (!) Olivenöl bei kleiner Hitze langsam anbraten. Ablöschen mit Rotwein und dem Kalbsfond.
(4) Pilze putzen, kleine Pilze ganz belassen, grössere zerzupfen und in ca. 2-3 dl Wasser einmal aufkochen, mit der Siebkelle herausheben und gut abtropfen lassen.
(5) Die Pilzabschnitte vom Putzen im Blanchierwasser 10 Minuten auskochen. Durch ein Melittafilter filtrieren und stark einkochen. Den Pilzjus zur Fleischsauce geben.
(6) Die abgetropften Pilze in wenig Butter mit dem Thymian etwa 5 Minuten andünsten. Danach zur Fleischsauce geben und darin nachgaren. Würzen mit Piment d’Espelette und Pfeffer.
Ragù di Strolghino (2015 06 25_8114)

(7) Peperoncini Frigitelli längs halbieren, Kernhaus entfernen, waschen und in Streifen schneiden. In heissem Bratöl kurz frittieren, so dass die Peperoncini noch grün bleiben. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Salzen mit Fleur de Sel.
(8) Gleichzeitig die Taglierini in kochendem Salzwasser bissfest garen. Ca. 3 Minuten. Wasser abgiessen, etwas Butter zugeben und die Peperoncini unterrühren.
(9) Mit der Sauce anrichten.

Nichts für ausgemergelte Models, denen von Fettaugen auf einer Sauce schlecht wird.

Dörrbohneneintopf mit Speck, Salsiccia und Salsiz

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Sozusagen die Bündnerversion der Bernerplatte, wenn man vom fehlenden Sauerkohle absieht. Wir hatten uns im Engadin bei Metzger Hatecke reichlich mit Wurstwaren eingedeckt und weil wir soviel einkauften, erhielten wir von der Verkäuferin noch eine Contadinowurst geschenkt. Speck und Salsiz brate ich separat an. Bauernfrauen kochen Wurst oder geräuchte Schweinsrippli mit den Bohnen zusammen. Damit wird jedoch nach meinem Empfinden der feine Geschmack der Dörrbohnen zugedeckt. Nichts geschieht ohne hinreichenden Grund (lat. nihil fit sine causa) womit wir über die Wurst bei der Philosophie angelangt wären.
Mein Rezept ist inspiriert durch die Saisonküche und der Senfklecks von Andy lieberlecker. Soll mir niemand sagen, er könne das mangels Wurst oder Speck nicht nachkochen. Deutschland rühmt sich doch seiner Würste 😉

Doerrbohnen-Kartoffel-Eintopf

Doerrbohnen-Kartoffel-Eintopf 2014 11 03_6294
man könnte fast meinen, die Wurst sei gesponsert. Ist aber wirklich nicht der Fall

Zutaten
Hauptmahlzeit für 2 Personen
70 g Dörrbohnen
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe
30 g Dörrtomaten
1 Elf. selbst geklärte Butter
1.5 dl Gemüsebrühe
200 g festkochende Kartoffeln (Rote Emilie, Bergkartoffeln aus Filisur)
1 Tlf. Bergbohnenkraut getrocknet oder frisch
Fleur de Sel
1 Salsiccia, geräucht
50 g Salsiz (Contadino, Rind-Schwein-Trockenwurst)
25 g Speck
1 Tlf. Erdnussöl

Zubereitung
(1) Dörrbohnen mit handwarmem Wasser bedecken. Über Nacht einweichen. Abgiessen und abtropfen lassen.
(2) Zwiebel hacken. Tomaten in Streifen schneiden. Beides mit den Bohnen im Butterfett dünsten. Mit der Brühe ablöschen. Bohnenkraut zugeben und Bohnen zugedeckt leise während ca. 30 Minuten köcheln lassen. Kartoffeln schälen, grössere halbieren. Nach 10 Minuten Bohnen-Gardauer die Kartoffeln auf die Bohnen legen und leicht salzen. Alles zugedeckt fertig garen.

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Rote Kartoffeln unterstreichen das fleischliche Element des Eintopfs

(3) Inzwischen die Salsiccia ca. 25 Minuten in 80°C warmem Wasser garen. Anstechen, häuten, in Scheiben schneiden. Den Salsiz häuten und in feine Scheiben schneiden. Speckschwarte entfernen, Speck in Scheiben schneiden.
(4) Speck und Salsiz im Öl ganz kurz knusprig braten.
(5) Bohnen-Kartoffel-Eintopf anrichten. Wurstwaren dazu geben.


In andern Rezepten wird die Kochdauer der eingeweichten Bohnen mit bis zu 90 Minuten angegeben. Das mag für totgedörrte Bohnen gelten.

Kartoffel-Steinpilz-Salsiccia-Gröstl

Kartoffel-Pilz-Wurst-Gröstl 2014 09 10_5611

Unschlüssig (sprich ratlos) stand ich Mitte September vor meinen Mitbringseln aus Graubünden: Fünf Papiertüten voll bunter Bergkartoffeln, ein paar Steinpilzen und der köstlichen Hatecke-Salsiccia. Wie bringe ich das zusammen ?
Mit einer Cholerapastete aus weissen Lötschentaler Kartoffeln ? Nach Freddy Christandl handelt es sich bei dieser Kartoffel um eine alte Walliser Sorte mit heller Schale und hellem Fleisch. Die Augen liegen vertieft, was denjenigen, der sie schälen darf, in Begeisterung versetzt. Eine Allroundkartoffel für Rösti, Geschwellte, Salat, Gratin und Bratkartoffeln. Bratkartoffeln ?
Bratkartoffeln ! mit den Pilzen und der Salsiccia. Die einzelnen Zutaten habe ich getrennt angebraten, erst zum Schluss vermischt, so dass man jeden Bestandteil herausschmeckt. Die Cholera-Eintopfpastete muss warten.

Kartoffel-Steinpilz-Salsiccia-Gröstl

Kartoffel-Pilz-Wurst-Gröstl 2014 09 10_5610

Zutaten
500 g Kartoffeln (weisse Lötschentaler oder eine für Bratkartoffeln geeignete Sorte)
1 Salsiccia (Hatecke oder vom italienischen Metzger)
1 rote Zwiebel (Tropea)
200 g kleine Steinpilze
Olivenöl
Fleur de Sel
Thymian
Petersilie, glatt, gehackt
1 Knoblauchzehe
1 Elf. Brotbrösel

Kartoffel-Pilz-Wust-Gröstl
Zubereitung
für die Bratkartoffeln: (nach dem Maestro)
(1) Kartoffeln in der Schale am Vortag auf dem Dampfsieb knapp garen und über Nacht ausdampfen lassen.
(2) Kartoffeln schälen und in dicke Scheiben schneiden. Eine seite mit Fleur de Sel bestreuen.
(3) Eine Bratpfanne mit reichlich Olivenöl erhitzen. Kartoffelscheiben (gesalzene Seite nach unten) nebeneinander in die Pfanne legen. Während ca. 15 Minuten langsam anbraten.
(4) Kartoffeloberseite salzen und einzeln wenden. Langsam fertig braten. Nach etwa 10 Minuten die gehackte Knoblauchzehe, die Petersilie und die Brotbrösel untermischen.

für die Pilze:
(5) Ofen auf 200°C vorheizen. Pilze putzen, halbieren. Blech mit Backpapier belegen, mit Olivenöl besprenkeln und mit Fleur de Sel und Thymian bestreuen. Die Pilzhälften drauflegen und im Ofen bei 220°C 5 Minuten backen, danach die Pilze wenden und nochmals 5 Minuten im Ofen fertig garen.

für die Salsiccia:
(6) Die Rohwurst aus dem Darm drücken und hacken. In einem Pfännchen kurz anbraten.

für die Cipolle di Tropea:
(7) Die Zwiebel mittelfein schneiden und in wenig Olivenöl langsam und sanft weich dünsten.

Zum Schluss alles vorsichtig zusammenbringen und in den irdenen Töpfchen, die Frau L. im Veltlin so dringlich haben musste,  als Eintopf servieren.

Bratkartoffeleintopf ? Bauerngröstl ? In Deutschland würde man sowas als Kartoffel-Pilz-Pfanne bezeichnen. Das klingt in unserm Land des Diminutivs jedoch so fremd, dass ich für den Namen meines Gerichts lieber auf das österreichische Gröstl greife. Das bringt die Sache auf den Punkt und schmeckt auch danach. „Recht“ wie wir sagen. Nämlich gut. Und so gar nicht nach Pfanne.

Linsenstrudel aus dem Treppenhaus

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Nachgebacken. Beste Alltagsküche, gesehen bei der Kochpoetin. Ein ideales Übungsobjekt für mich, mein erster richtiger Strudel. Evas Rezept war Vorlage, den Strudelteig machte ich nach Lucas Rosenblatt,  bei der Wurst bin ich ein wenig chauvinistisch geblieben. Keine andere Wurst passt besser zu Linsen wie der Neuenburger Saucisson. Noch ein wenig Senf in die Masse, und besser kann es kaum mehr werden. Sogar das Problem des fehlenden Küchentisches hat sich von alleine gelöst. Ich strudle jetzt im Treppenhaus auf unserem Directoire-Tisch (frühes 19. Jhdt.) in Massiv-Nussbaum. Styroporplatte drauf und ein Tuch. Vorteil: Das am Boden verstreute Mehl liegt ausserhalb der Wohnung. Nachteil: Das Licht löscht alle 2 Minuten automatisch ab.

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Blätternder Strudel

Zutaten
für den Strudelteig (L. Rosenblatt):
180 g Weissmehl
1 Elf. Sonnenblumenöl
ca. 60 g Wasser
30 g Vollei (Das Eigelb und etwas Eiweiss)
Prise Salz und Zucker
1 Tlf. Apfelessig (macht den Teig ziehfähiger)

für die Linsenfüllung:
120 g kleine, umbrische Linsen, mit Wasser kalt abgebraust.
1 Knoblauchzehe, fein gehackt
1 Schalotte, fein gehackt
1 Stange Staudensellerie, in feinste Würfel geschnitten
1/2 Karotte, in feinste Würfel geschnitten
1 kleine Peterliwurzel, in feinste Würfel geschnitten
50 ml Weisswein
1.5 dl Wasser
2 dl Hühnerbrühe (mehr war nicht mehr da)
1 Lorbeerblatt
1 Elf. Petersilie, fein gehackt
1 Neuenburger Saucisson, Wurst 30 Min. in Wasser bei 80°C gegart, geschält und die Hälfte (100 g) in feine Würfel geschnitten
2 Toastbrotscheiben, getrocknet, in feinste Würfel geschnitten
1 Ei
ca. 100 g Crème Fraîche
1 Tlf. Dijonsenf
Salz, Pfeffer

Mehl, geschmolzene Butter

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anfänglich gespannt, nach 2 h Ruhezeit entspannt.

Zubereitung
für den Strudelteig:
(1) Alle Zutaten zu einem glatten Teig verarbeiten, zur Kugel abdrehen , mit Öl bepinseln und mit Folie bedeckt in der warmen Küche 2 Stunden ruhen lassen.

für die Linsenfüllung:
(2) Knoblauch und Schalotten in Olivenöl farblos andünsten, restliche Gemüse zugeben und mitdünsten, zuletzt die abgetropften Linsen und das Lorbeerblatt zugeben, kurz mitdünsten, dann ablöschen mit dem Wein, einreduzieren, dann Wasser und Brühe hinzugeben, würzen mit Salz und Pfeffer und ca. 20 Minuten köcheln lassen.
(3) Linsen absieben, Saft auffangen, stark einkochen und wieder zu den Linsen geben.
(4) Ei in der Creme fraîche aufschlagen, würzen mit Salz, Pfeffer und Senf und unter das Linsengemüse mischen. Zuletzt Petersilie untermischen.

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Im Treppenhaus: Teig auf ganzer Tischbreite. Die Blechdosen dienen zum Beschweren.

(5) Den ausgeruhten Strudelteig auf einem bemehlten Tuch fein ausrollen, dann rundum an den Rändern ausziehen. Über beide, bemehlte Handrücken (vorher Maniküre machen) ausziehen, zuletzt auf dem bemehlten Tuch über die Tischkante rechteckig ziehen und fixieren. Ränder abschneiden.
(6) Die Füllung gleichmässig der Tischkante entlang verteilen, die freie Fläche des Teiges mit flüssiger Butter einpinseln und den Strudel mit Hilfe des Tuches anheben und zusammenrollen lassen. Geknickt in eine gebutterte Auflaufform legen und mit Butter dick bepinseln.
(7) ca. 30 Minuten bei 200°C backen.

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Dass ich in der Füllung das Ei vergessen hatte war dumm, blieb aber ohne gravierende Folgen.

Wurst&Wein

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Gasthof z.Ochsen, CH-4144 Arlesheim. Einst.

Oder Wein&Schwein. Wenn Weinhändler Weine des österreichischen Fleischers Johann Schwarz (Markenzeichen: W) verkaufen wollen, so veranstalten sie Weinproben mit Wurst. Gegen ein Entgelt von Fr. 148.- war man (also auch meine Wenigkeit) dabei. Würde ich auch so machen, wenn ich Weinhändler wäre. (Ha ! 14 W ).

Mehr als Wein und Essen interessierte mich die abendliche Führung durch die Betriebsräume meiner derzeit bevorzugten Metzgerei. Die befindet sich mitten im Dorf Arlesheim. Gasthof und Metzgerei, mittelständischer Betrieb mit 70 (Winter) bis 100 (Sommer) Mitarbeitern.  Gut 30 Minuten Tramfahrt dahin.

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Rinderhälften. Vor 50 Jahren noch in jedem Metzgereiladen zu sehen.

Nach der Einkleidung gings erst in die Fleischzerlegung. Geschlachtet wird nahe den Tierstandorten um lange Transportwege der Tiere zu vermeiden. Die Fleischhälften werden hier zerlegt, eine Woche am Knochen gelagert, das ist nicht lange, aber dennoch mehr als bei den Grossverteilern. Schlussendlich werden sie pariert (die Schweizer mögen keine Fettdeckel auf dem Fleisch) und in Folienbeutel eingeschweisst.

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Zerlegung

In der Wursterei war der grosse Blitz bereits geputzt, hier werden täglich rund 100 kg Wurstmasse hergestellt, in Därme abgefüllt, gleich daneben gekocht oder geräuchert, und verpackt.

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Blitz-Blank geputzter Blitz
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Die Wurstmaschine portioniert auch Hackfleisch für Burgerpatties
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Gutes aus dem Rauch

In den gekühlten Lagerräumen im Untergrund reift und/oder lagert das Fleisch. Durch die Partyküche in den Laden. Catering ist ein wichtiges Standbein dieser Metzgerei.  Kein Wunder bei der Festfreudigkeit der Schweizer.

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Wurstlager
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Verkaufsladen

Der Burgenländer Weinbauer und Ex-Metzger Hans Schwarz brachte seine Rezepte mit und „machte“ (oder liess machen) frühmorgens in der Metzgerei des Hausherrn Christoph Jenzer ein paar Kostproben seiner Würste: Weisswust, Debreziner Rauchwurst und eine Blutwurst. Die wurden, neben den hauseigenen Wursterzeugnissen: Herkules, Meisterwurst,  Lachs-Cipollata, Winzerwurst und zum Schluss Caramelköpfli in Wursthaut anschliessend im Gasthof z. Ochsen zum Nachtessen serviert. Dazu die Schwarz-Weine.

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The Butcher: Winzer Hans Schwarz  © Schwarz

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Blunzengröstl mit Sauerkraut

Das Weingut des Johann Schwarz liegt in der Gemeinde Andau im burgenländischen Weinbaugebiet Neusiedlersee. Jahrelang bearbeitete der Fleischermeister seine zwölf Hektar Rebfläche als Hobbywinzer unter Anleitung der Süsswein-Winzerlegende Alois Kracher, der das Traubengut weiterverarbeitete. Aufgrund der Qualität der Andauer Lagen beschlossen die beiden Winzer 1999, die Schwarz-Trauben getrennt zu verarbeiten und unter eigener Linie zu vermarkten. Johann Schwarz hängte seinen Fleischerberuf weitgehend an den Nagel und wurde in späten Jahren noch Vollzeit-Winzer. Nach seinen Worten „A junga Winzer mit oaltem Gsicht“.

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Winzerwurst von Jenzer mit Weissweinrisotto und Wurzelwerk

Vinifiziert wird der Wein im Keller von Schwarz. Manfred Krankl unterstützt ihn mit önologisch-technische Know-how.  Der Betrieb des 2007 verstorbenen Alois Kracher übernahm Vermarktung und Qualitätskontrolle.

Die Weissweine A Lita Schwoaz Weiss und Kumarod Weiss sind Cuvees aus Chardonnay, Sauvignon Blanc und Scheurebe. Angenehm zu trinken, keine Alkoholbomben, etwas „international“. Von den Roten hat mir der Schwoaz Rot am besten zugesagt: ein reiner, fruchtbetonter  Zweigelt. Nicht ganz billig. Aber das ist ja meist so, wenn mir mal etwas schmeckt.

Hachis Parmentier mit Blutwurst

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Ausgangslage: 3 Blutwürstchen, vom Innereienkurs bei Lucas Rosenblatt mit nach Hause gebracht. Darf ich alleine essen. Für Blutwurstrezepte informiere ich mich immer erst bei kölschen Mädchen. Die können Blutwurst. Gleich bei der ersten Anlaufstelle bin ich fündig geworden: Hachis Parmentier au Boudin. Die Vorlage habe ich leicht verändert. Schmeckt auch so.

Zutaten
Vollmahlzeit für eine Person

für das Kartoffelpüree:
250 mehlig kochende Kartoffeln (Agria)
30 g Butter
ca. 50 ml Milch
Salz, Pfeffer, Muskatnuss

für die caramelisierte Zwiebel:
1 Tlf. Puderzucker
1 kleine Zwiebel, geschält, streifig geschnitten
50 ml Weisswein
1 Tlf Apfelbalsamessig
Koriander, weisser Pfeffer, Salz

für den Apfel:
1 kleiner saurer Apfel (Breaburn)
wenig Butter
1 Zweig Rosmarin

wenig Parmesan zum überstreuen. Butter für die Form und das Wichtigste zuletzt: die 3 Blutwürstchen

Zubereitung
(1) Kartoffeln mit Schale in gesalzenem Wasser weich kochen, schälen, zerteilen und pürieren. Mit warmer Milch und der Butter mit dem Schneebesen zu einem weichen Püree schlagen. Würzen.
(2) Zucker hellbraun caramelisieren, vom Feuer ziehen, Zwiebeln im Caramel verrühren, ablöschen mit dem Wein und Essig. Würzen. Mit geschlossenem Decke bei kleiner Hitze weich garen. Gegen Ende Deckel ab und bis fast zur Trockene einkochen.
(3) Apfel in dünne Spalten schneiden, Kernhaus entfernen. In der heissen Butter mit einem Zweig Rosmarin auf jeder Seite 3 Minuten anbraten. Salzen.

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Alles drin, ausser Kartoffelpüree

(4) In eine gebutterte Form erst die Apfelspalten auslegen, die Blutwurst aus der Hülle drücken, mit einer Gabel zerteilen, drauf die Zwiebeln und zuletzt mit Kartoffelpüree überdecken. Wenig Parmesan aufstreuen und für 30 Minuten in dem auf 220°C vorgeheizten Ofen gratinieren.

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fertig gebacken
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So siehts auf dem Teller aus: Eintöpfisches Chaos

Die Herstellung der Blutwurst ist einfach. Das im Innereienkurs von Lucas Rosenblatt verwendete Rezept geht auf Georges Wenger zurück, der im Jura nicht nur für seine Blutwürste bekannt ist. Typisch für diese jurassische Version ist die Zugabe von Rahm, der die Wurst cremig macht:

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Die fertige Blutwurstmasse

Zubereitung (im Telegrammstil)
Erst lässt man Lardo in einer Saucenpfanne zergehen, dünstet darin Lauch und Zwiebel weich. Giesst mit Milch und Rahm auf und kocht alles auf. Würzt mit Salz und Blutwurstgewürz und lässt zugedeckt ziehen.

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Abfüllen der flüssigen Blutwurstmasse

Dann wird das frische Schweineblut erst mit Eiern, dann mit feinst gehacktem Kalbshirn und der Schweineschwarte gemischt und unter die Milchmasse gerührt. Bei Bedarf wird kurz gecuttert, Kräuter und Zwetschgenschnaps untergemischt und die Masse mit Hilfe eines Trichters in den Schweinedarm gefüllt und Würstchen mit Küchenschnur abgebunden. Zuletzt werden die Würste in gesalzenem Wasser bei 80°C pochiert.

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Die ungekochten Blutwürstchen