Wer wegen eines kochevents Malta googelt, darf sich nicht wundern, wenn er an Pastizzi hängen bleibt. Kleine Blätterteigküchlein, gefüllt mit Ricotta (pastizzi tal-irkotta) oder Erbsen (pastizzi tal-pizelli), das offenbar bekannteste fast-food in Malta. Pastizzi kann man mit normalem Blätterteig backen. Meine Version hält sich jedoch an den aufwendigen, traditionellen Pastizziteig. Ich habe ja jetzt wieder Zeit zum Kochen !
Das Faszinierende daran ist, dass der Teig ähnlich wie für die neapolitanischen sfogliatelle ricce zubereitet wird. Erst wird der Teig hauchdünn ausgezogen, mit Fettcreme geschminkt und anschliessend aufgerollt. Davon werden Stücke abgeschnitten und die eingerollten Schichten vorsichtig auseinandergezogen, ausgeweitet, so dass eine kleine Tasche entsteht. Und weil ich sfogliatelle schon lange in einer nicht-süssen Variante zubereiten wollte, hab ich die Erbsenversion gebacken.
Mein Beitrag an den Kochevent von Tobias:
Zutaten
für etwa 10-12 Pastizzi
für den Teig:
300 g Mehl
1 Elf. Olivenöl
140-150 ml Wasser lauwarm
1 Tlf. Reis- oder Obstessig
1 Tlf. Salz
50-100 g flüssige Buttercreme oder eine sonstige Fettcreme als Gleitmittel z.B. Crisco Shortening, oder Margarinecreme (bäh) oder ganz einfach Schweineschmalz. Keine feste Margarine oder Butter.
für die Füllung:
60 g Zwiebeln feingehackt
1 Elf. Butter
200 g Erbsen (TK)
Salz und Pfeffer
1/2 Tlf. Curry Madras
Zubereitung
für den Teig:
(1) Die Zutaten für den Teig in die Rührschüssel der Küchenmaschine geben und mit dem Knethaken während 10-15 Minuten zu einem weichen, aber nicht klebrigen Teig kneten. Konsistenz allenfalls mit Mehl oder Wasser korrigieren.
(2) Die Teigkugel mit Buttercreme überziehen und in Klarsichtfolie einwickeln und für 3 Stunden in den Kühlschrank stellen.
(3) den Teig in 2 gleich grosse Teile teilen.
(4) den Teig auf einer mit Backpapier ausgelegten Arbeitsfläche zu einem langen Band auswallen, das etwa 15-20 cm breit ist. Ich hab den Teig mehrfach durch die Pastamaschine gewalzt. (Stufe 7, nächstesmal würde ich ihn noch feiner walzen, dafür 3-4 Bahnen zusammensetzen)

(5) Oberfläche des Pastabandes von Hand mit der Buttercreme gleichmässig einstreichen, dann vom schmalen Ende her aufrollen. Dabei zieht man die Rolle laufend etwas gegen sich, so dass der Teig beim Aufrollen möglichst dünn (ähnlich einem Strudelteig) und durchscheinend wird. Darauf achten, dass die Rolle überall gleich dick und einigermassen satt aufgerollt wird. Dazu die Rolle abwechselnd nach links und rechts leicht verkanten, wie im Video unten gezeigt. Das zweite Band ansetzen und gleich behandeln. Wer eine 12 Meter lange Küche hat, kann das Band an einem Stück fertigen 🙂
(6) Die Teigrolle in Plastikfolie wickeln und eine Stunde in den Kühlschrank stellen.
für die gefüllten Pastizzi:
(7) Butter schmelzen, darin die Zwiebeln glasig andünsten. Die gefrorenen Erbsen hinzugeben, dünsten bis sie aufgetaut sind. Würzen mit Salz, Pfeffer und Curry. Abkühlen lassen.
(8) Teigrolle aus dem Kühlschrank herausnehmen, zu einer ca. 4 cm dicken Rolle ausrollen (verschlanken) und davon ca. 3 cm breite Stücke abschneiden.

(9) Mit beiden Daumen in die Schnittfläche drücken und die eingerollten Schichten vorsichtig auseinanderziehen und zu einer Tasche ausweiten. Mit Zeig- und Mittelfinger gegen den Daumen drücken, die Tasche drehen und somit eine gleichmässige, dünne Teigwand herstellen. Der Teig ist ziemlich elastisch, man darf ruhig daran ziehen.

(10) 1 Elf. Erbsenfüllung in die Tasche geben und die Tasche oben verschliessen. In der Mitte offen lassen. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und im auf 190°C (Umluft) vorgeheizten Ofen ca. 30 Minuten ausbacken.
Anmerkung
Sehr schmackhaft, wenn auch die Form noch nicht perfekt gelungen ist. Gegessen zu einem gemischen Salat. Im Unterschied zu normalem Blätterteig ist dieser sfogliatelleteig viel knuspriger (kracks..kracks.. !) und schmeckt weniger fett als jener. Den Teig möchte ich gelegentlich mit einer Hackfleischfüllung ausprobieren. Das Rezept habe ich mir aufgrund von Anregungen in Felice in the kitchen und vor allem bei Peppinella zusammengebastelt. Wer sich das Leben mit Bätterteig einfacher machen will, der findet beim edekaner das Rezept für Pastizzi mit Ricotta.
So schnell wie bei dem Herrn in der maltesischen Pastizzibackstube (Roger’s Bakery) gings bei mir aber doch nicht.
Sohn 1 wird dir für ewig dankbar sein. Seit seiner Klassenreise nach Malta möchte er, dass ich ihm die backe, allerdings mit Ricottafüllung. Und nun lieferst du die Steilvorlage. Vielen Dank!
Imposant ! Zerscht muess‘ i emol mi Kuchi usbaue, denn isch bestimmt au d‘ Variante mit Haggfleisch noche … 😉
Ich finde es gut, daß Du Dich für die Gemüsevariante entschieden hast. Das wäre auch meine Wahl gewesen.
Scheint, als hätte Eure Küche ähnliche Abmessungen wie die meiner Eltern.
Da muss ich Ulrike’s sohn zustimmen, die Pastizzi sind soo lecker (aber nur mit originalteig). War die Erbsenfüllung alleine nicht zu „langweilig“ ?
Ich mache ja freiwillig selber Strudel. Aber das ist mir zu viel Fummelkram, fürchte ich.
Erinnert ein bißchen an Sfogliatelle, die ich schon lange mal machen will.
Sieht toll aus, klingt gut, aber dafür habe ich zu viele ‚linke Hände‘ …;-)
ist das nicht ein bisschen viel aufwand fürs resultat? Wieviel zeit hast du dafür gebraucht? Was trinkt man dazu?
irgendjemand hat mal gesagt, auf Malta käme einem an jeder Ecke eine Sophia Loren entgegen. Und die hat ihre tolle Figur ja angeblich nur durch Pasta!
Was du im Fastenwahn alles assoziierst. 🙂
Wo doch Sophia Loren eine Römerin ist, aber in Rom schöne Pfaffen in Kutten um die Ecke biegen. Ewig schad, eine Verschwendung ist das.
@Ente:
Ich weiß nicht, ob der, der das gesagt hat (ich habe das mal irgendwo gelesen), nicht wusste, dass sie Römerin ist, oder vielmehr auf die Schönheit der maltesischen Frauen hinweisen wollte.
Aber Fastenwahn habe ich wohl langsam wirklich- heute ist der 19. Tag! Jesses…
ich habe jetzt genau zwei Möglichkeiten, entweder ich überzeuge Herrn GB davon einen Urlaub auf Malta zu verbringen, oder ich stelle mich auf Ausrollarbeit ein, aber probieren muss ich die Kleinen…. wie war noch gleich der Name???
Sehr interessant! That speciality looks wonderful.
Grüsse,
Rosa
Schönes finger food. Ich lasse dich beim voting wie immer aus.
lg
Tobias
Ach wie ist das schön, wenn man wieder Zeit zum Kochen hat, gell 😉 ?
Der Teig hört sich wirklich super knusprig an!
Na, endlich bist du wieder da, und mit so einem leckeren kleinen Hüftgold.
Wer keine 12 Meter lange Küche hat, kann die pastizzi auch vor dem Haus auf der Straße zubereiten. (Was man als schönen Brauch einführen kann. Na, wenn ich dann einmal Bürgermeister von Valletta bin, dann werde ich das im Gemeinderat anregen)
Fleischfüllung kann ich mir auch gut vorstellen, aber das Problem dabei ist, dass das Fleisch so saftelt und dann wird der Teig quatschig. Da müsste man die pastizzi drainagieren.
Wunderbar gelungen!!
Ich bin beeindruckt! Für so einem Teig hätte ich keine Geduld. Schöne Teilchen – aber ich glaube, daß ich auch die mit Ricotta gewählt hätte 🙂
Während ich den Text lese und die Bilder ansehe, bleiben meine Gedanken immer daran hängen, wie ich in meiner Küche diese riesige Teigbahn ausrolle. Besonders lustig wird es, wenn ich vergesse, die Katzen vorher auszusperren…
Oha! Was für ein Teig-Band! Gewaltig!
Wenn ich das in meiner Küche versuche, lande ich mit dem Ende des Teiges im nächsten Zimmer. 😉
So cool!!
Bei nächster Gelegenheit besorge ich als neues Küchenutensil einen Tapeziertisch, der dürfte zum Üben lang genug sein 😉
Sehr beeindruckend, so filgran kann ich nicht, bin ja eher grobmotorisch 🙂
Ist das nicht eher trocken? Ich freue mich für dich, dass du jetzt mehr Zeit für dich und Frau L. hast!!
@Ulrike: noch dünner walzen und die Teigrolle gut kühlen. Wenn man beim Video genau zusieht, zieht der Bäcker die Taschen ziemlich flach aus, das gibt dann eher eine pastizziform, mein gleichen eher verunglückten sfogliatelle. Durch die Gleitcreme lassen sich die einzelnen Bahnen leicht auseinanderschieben.
@Basler Dybli: in einem andern Video habe ich gesehen, dass die Köchin den Teig auf einem grossen ovalen Nussbaum-Familientisch flachgezogen hat.
@Hesting: etwas grösser als deine Küche schon.
@Tina: langweilig ? Erbsen, Kartoffeln, Linsen, Ricotta sind halt immer etwas „langweilig“. Aber Zitronengrass und Krevetten hätten nicht gepasst.
@kochschlampe: mit etwas Übung geht es leichter.
@Nathalie: genau, deshalb hab ich die überhaupt gemacht.
@Eva: auch mit linken Händen kann man gute Brote backen.
@gourmeur: Am Sonntag in der Frühe hab ich den Teig angesetzt. Dann haben wir gefrühstückt, Patiencen gelegt und am Mittag waren sie auf dem Tisch. Aber schon etwas für Spinner, nicht für Berufstätige.
@Arthurs Tochter: gibts auf Malta keine Cecila Bartolis ? http://www.ceciliabartolionline.com/cms/deutsch/startseite.html
@entegut: è anche una sottana (sottana steht im Italienischen für das Priestergewand wie für den Unterrock)
@Gourmet-Büdchen: Ganz leicht zu behalten. Pizza oder so ähnlich.
@Rosa: ganz lustig, ja.
@Tobias: Danke.
@sammelhamster: dabei hab ich nicht mal ein audiofile aufgenommen.
@petra: allein die Freiheit beflügelt mich.
@entegut: ist ja eh streetfood. Dass das saftelnde Fleisch den Teig matschig macht, glaube ich nicht, der ist in seinen Butterhüllen wasserdicht geschützt vor Inkontinenz.
@Hanne: Bei einer Ricottafüllung sollte man noch etwas Feta hinzugeben, sonst ists langweilig.
@nata: Katze im Teig. Nein, die vertragen das Backen nicht.
@Turbohausfrau: und das ohne Hilfe.
@chriesi: cool ? hör mal, hier war es 22°C.
@bee: geübte Strudelteighersteller benutzen alle ein spezielles Teigtischchen.
@mestolo: das Zittern kommt vom Rauchen (oder vom Bärlauch)
@Magdi: einen grossen Salat und ein Fläschchen Wein brauchts schon dazu. Aber trockener als unser Schinkenkrapfen wars auch nicht.
Jaaaa, größer als meine Küche definitiv, das war mir klar. 🙂
Auf dem Beitrag mit den Nudelherzen ist der Herd meiner Eltern zu sehen. 4 Platten aus Ceran statt 2 herkömmliche. Und darunter ein Backofen. *schwärm*
(Alternativ könnte ich es dort auch auf dem Küchenboden versuchen, wenn ich ihn vorher wische, da wären dann auch mehr als 2m Teiglänge möglich …)
Hm, möglicherweise schmecken deine Pastizzi; fast könn’t ich es schwören. Aber als wir damals Malta besuchten, waren wir sehr enttäuscht von diesen trockenen faden Dingern und überhaupt von dieser Vogelfänger-Insel. Was ich ganz toll fand: Kinnie, diese herbe erfrischende Kräuterlimonade.
Großes Lob für deine rollenden Künste. Ich habe wieder einmal etwas gelernt und das Gebäck scheint wirklich ziemlich spannend zu sein.
Das erinnert mich an meine Versuch Sfogliatelle herzustellen. Die werden genauso gemacht… leider brauch ich noch einen weiteren Versuch, um mit dem Ergebnis zufrieden zu sein – hoffe ich 🙂
Mein letzter Malta-Besuch ist 10 Jahre her und leider haben wir uns da im Feierwahn kurz nach dem Abi fast nur vom take-away ernährt und von der regionalen Küche kaum was mitbekommen. Schade, aber zum Glück ändern sich ja die Zeiten und mittlerweile feiern wir zwar immernoch, aber dafür mit gutem Essen. 😉
guter Tipp – vielen Dank. Morgen sind wir für paar Tage in Malta, mal sehen ob ich Roger’s Pastizzeria finde. Zejtun ist ja nicht so gross.
Das scheint ja in Arbeit auszuarten, das trau ich mir noch nicht zu – chapeau!!!
Gruss, Heinz Bühler
p.s. dich kann offenbar wirklich auch kein schönstes Frühlingswetter von grösseren Projekten abhalten. Du hast dies zwar durchweg glaubwürdig geschrieben, aber ich hab’s nicht glauben wollen …
Die Erbsen scheine eine koloniale Hinterlassenschaft zu sein, eventuell ist es aber auch umgekehrt 😉
@april: beide Füllungen klingen fade. Deshalb habe ich in meiner Curry reingetan.
@Andreas: scheint eine Urform von Blätterteig zu sein.
@Ellja: das Schminkfett muss vor allem passen, scheint mir. Wobei meine nicht perfekt waren. Ich hatte die Teigrolle zu wenig gekühlt, da sind mir die Schichten verrutscht.
@Heinz Bühler: sollen etwa 20 cents in € kosten. Es gibt auch mit Thunfisch gefüllte. Viel Vergnügen auf dem Eiland. Wir bleiben hier und geniessen die Sonne.
@kulinaria: peazelli…pizelli. Könnte sein.
Ja, Robert, das mit dem Fett könnte stimmen. Ich glaub, ich war damit erstmal zu sparsam. Dann hab ich die Rolle nicht fest genug eingepackt und ja, die muss auch wirklich gut gekühlt werden. Ich probiers auf alle Fälle, denn das „System“ wenn man von sowas sprechen kann, finde ich ja sehr interessant.
Mhm… Schön, dass es hier wieder etwas zu knuspern gibt! 🙂
Das Pastaband hat die Form von einem Socken – hoffentlich geht das nicht auf den Geschmack über … 😉
Hmmm… der Teig ist wirklich aufwändig. Aber egal, ich werd’s trotzdem probieren 😉
Deine Pastizzi möchte ich unbedingt probieren, wenn ich zurück bin.
Das wird das Thema am Wochenende