CH-6201 Sempach: Am Ende bleiben nur Knochen

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Sempach: Blick aufs Sursee-Tor

Das Städtchen Sempach liegt am Südostende des Sempachersees, etwa 20 km nördlich von Luzern. Vor gut 800 Jahren gründeten die Habsburger damals entlang dem Weg von Basel nach Italien über Luzern etliche Städtchen, um sich die Zolleinnahmen des zunehmenden Warenverkehrs über den Gotthard  abzusichern. 1220 erhielt die Gemeinde von den Habsburgern das Stadtrecht. Das Städtchen ist heute noch klein, rund 4000 Einwohner.

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Blick vom Sursee-Tor auf das Luzerner-Tor
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Blick auf das Luzerner-Tor
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Schweiztümelnde Fresken im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts

Das Löwen- oder Nationaldenkmal wurde 1886 zur 500-Jahrfeier der Schlacht bei Sempach zu Ehren von Petermann von Gundoldingen, dem Anführer des Luzerner Harstes und Winkelried errichtet. Im Hintergrund die 1831 im klassizistischen Stil errichtete Pfarrkirche St. Stefan.

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Winkelrieddenkmal und Pfarrkirche St. Stefan

Inmitten der Stadt fällt der Fachwerkbau des ehemaligen Rathauses der Stadt auf. Erbaut 1474. Die offenen Lauben dienten dem Warenhandel.

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ehemaliges Rathaus, davor Rathausbrunnen mit Löwe (1555)

Obwohl rechtlich noch zu Habsburg gehörend, betrieb die Stadt Luzern (wie auch Bern und Zürich) im 14. Jhdt. eine aggressive Expansionspolitik. Nach dem Luzerner Überfall auf Rothenburg schloss Sempach 1386 ein Burgrecht mit Luzern, das brachte das Fass zum überlaufen. Leopold III von Habsburg sammelte mit Mühe und grossem Geldeinsatz den schwäbischen und Aargauer Adel in Brugg hinter sich und marschierte gegen Luzern. Bei Tagesanbruch des 9. Juli 1386, einem heissen Sommertag, brach das Habsburger Ritterheer von Sursee in Richtung Sempach auf, wo die beiden Heere in der Morgenfrühe aufeinander trafen.

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Ausschnitt aus dem Schlachtfresko (16. Jhdt.) in der Schlachtkapelle Sempach
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Kapelle auf dem ehem. Schlachtfeld

Die Habsburger wurden empfindlich geschlagen. Den Verlauf der Schlacht kann man hier nachlesen. 1393 wurde hier der Sempacherbrief ausgehandelt. Die Zugehörigkeit von Sempach zu Luzern wurde von den Habsburgern erst 1415 anerkannt. Das Burgrecht mit Luzern wandelte sich bis Ende des 16. Jh. zum Untertanenverhältnis.

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Was bleibt, sind Knochen

So viele Knochen ohne Fleisch geben Hunger. Mittag gegessen haben wir in Sursee. Bei Amreins. Nein, kein ossobuco, Kalbszitronenschnitzel mit Gemüse und Kartoffeln. Eine tolle Entdeckung mit erstaunlichem Preis/Leistungsverhältnis.

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Erholung vom Getöse der Schlacht am Ufer des Sempachersees

Danach besichtigten wir noch die alte Pfarrkirche Sempachs ausserhalb der Stadt, Sankt Martin auf Kirchbühl, mit Beinhaus und ummauertem Friedhof. Die Kirche wurde etwa um das Jahr 1000 erbaut, im 13. Jhdt. erweitert, der Chor 1583 neu erbaut. Innen mit den Konturen von in frühern Jahrhunderten mehrfach übermalten Fresken aus dem 13. Jhdt..

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Sempach: St. Martin auf Kirchbühl
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Sempach: St. Martin auf Kirchbühl, innen

16 Kommentare zu „CH-6201 Sempach: Am Ende bleiben nur Knochen“

  1. Sempach kannte ich bisher nur vom vorbeifahren auf dem Weg in den Süden. Danke für diesen schönen und interessanten Ausflug und einen schönen Sonntag für Dich und Frau L.

  2. E interessante Bricht mit wunderscheene Helge. I stuun immer wieder wie du‘ s schaffsch, Foteli mit wenig bis gar keine Persone und Vehikel anezkriege. Es sei denn es isch gewollt – wie uf em letschte Bild 😉
    I wynsch dir/Eych e scheene Sunntig !

  3. Wie schön, Frau L. mit ihrem wunderschönen Hut in dem ebenso schönen St. Martin Kirchlein.

  4. Am Ende bleiben Knochen nebst den Bildern,
    zwei stumme Zeichen aus der Zeit der Ahnen,
    die einen, die getreu die Schlacht uns schildern,
    die anderen, der Folgen uns zu mahnen.

  5. Sempach kenn ich gut, bin da auch regelmässig in der Vogelwarte und am spazieren am See, schön

  6. Kirchbühl finde ich einen der schönsten und interessantesten Orte der Schweiz. Die Kirche, der Friedhof und die alten Bäume. Unbedingt besuchenswert…

    liebe Grüsse vom Muger

  7. @Sabine: wer in den den Süden will, den kann man nicht aufhalten 😉

    @Basler Dybli: etwas Geduld, und die Menschen sind plötzlich weg. Ausser Samstags.

    @Buchfink: wieder einmal genau hingeschaut 😉

    @bee: dein Vers tönt besser, als das was wir lernen mussten
    „Und über die Leiche tritt
    Das Heldenvolk in Sturmesschritt.
    Der Schwertschlag erblitzet furchtbar,
    Im Helmglanz erbleicht die Mordschaar;
    Und ertönt von Berg zu Thal
    Der freien Nachwelt Siegeshall.“
    (Sempacherlied)

    @Rosa May: besonders am See ist es hübsch.

    @the rufus: die Habsburger hatten damals eine anerkannt gute und effiziente Verwaltung. Das Archiv in Baden (ohne back-up’s) wurde von den Eidgenossen gezielt angegriffen und zerstört. Von diesem Schlag hat sich die vorder-österreichische Verwaltung nie mehr erholt.

    @vreni: das nächste Mal schaffen wirs vielleicht bis zur Vogelwarte.

    @der Muger: ein beinahe magischer Ort. Eigenartig, wie der lateinische Spruch „Was wir sind, werdet ihr sein. Was ihr seid, waren wir einst“ in eine lokale Geschichte auf einer der Malereien verwoben ist.

  8. Du hast übrigends in der Kirche Kirchbühl etwas übersehen, lieber Robert. An der Rückwand, links neben der Tür, ist einer der wenigen „Chilenzänni“ der Schweiz. Eine Fratze mit herausgestreckter Zunge…

    liebe Grüsse vom Muger

  9. Da fällt mir als erstes die Dame mit dem Hütli auf. wie schön und geschmackvoll das Kirchlein innen ist, so hell und freundlich. Von außen sieht es sehr bodenständig und wehrhaft aus.

  10. Hallo!
    Was für eine freudige Überraschung! Schöne Rezepte. Wunderbare Fotos. Alles nett geschrieben. Was will man mehr?
    LG aus Köln
    Nina Spiel

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