Piroshki aus Smolensk

Sollte sich jemand auf fleischgefüllte, russische Piroggen freuen, muss ich ihn enttäuschen. Frau H. hat sich für 2 € im Brockenhaus ein vegetarisches Kochbuch gekauft und forderte mich auf, daraus etwas auszusuchen, das sie mir kochen wolle. Vermutlich, um mich wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen, nachdem ich im Blog 2 Wochenende hintereinander der Fleischküche gefrönt hatte. Mit Kochbüchern verhält es sich wie mit Autos. Kaum gekauft, verlieren sie massiv an Wert. Das wiederum eröffnet Opportunitäten für Kochbuchliebhaber.

Das Buch heisst GRANDE CUISINE végétarienne von Jean Montagnard, (2013). In Menton führte er Ende der siebziger Jahre das erste, im Gault Millau erwähnte. vegetarische Restaurant. Später war er Professeur de cuisine (Kochlehrer) am Lycée Hôtelier in Nizza. Während über 40 Jahren machte er sich um die Förderung der vegetarischen Küche verdient.

Im Rezept Pirojki de Smolensk ersetzt er die Fleischfüllung durch ein Kasha, worunter man im slawischen Sprachraum eine Art Buchweizenbrei versteht. Danke google.

Zutaten

Piroshki:
200 g Fertig-Blätterteig
1 Eigelb
1 EL Leinsamen

Kasha:
120 g Zwiebeln, geschält und gehackt
20 g Butter
100 g Buchweizenkörner
10 g Gersten-Miso (H.: Kürbiskern-Miso)
ca. 1.5 dl Gemüsebrühe
2 harte gekochte Eier, gehackt
1 EL Petersilie, gehackt
1 EL Schnittlauch, gehackt
1 TL Paprika
Salz, Chilipulver

Beurre Blanc:
80 g Zwiebeln, geschält und gehackt
250 ml Weisswein
100 g Butter, kalt
1 TL Zitronensaft


Gemüsebeilage:
200 g Wirz
30 g Butter
Salz, Pfeffer

Zubereitung

Kasha:
(1) Zwiebeln in Butter leicht anschwitzen.
(2) Buchweizen hinzufügen, leicht anbraten, das anderthalbfache Volumen des Getreides mit kochender Gemüsebrühe ablöschen, mit Paprika, Salz und Chili würzen, zum Kochen bringen, mit einem rund zugeschnittenen Backpapier abdecken und 15-20 Minuten bei schwacher Hitze kochen.
(3) Kasha vom Herd nehmen, zerteilen, dabei die hartgekochten Eier, Petersilie und Schnittlauch untermischen. Zum Abkühlen auf einer Platte ausbreiten und in den Kühlschrank stellen.

Piroshki:
(4) Blätterteig zu einem Rechteck von 30 x 15 cm ausrollen. Die Hälfte des Rechtecks mit verquirltem Eigelb bestreichen und die kalte Füllung auf der unbestrichenen Hälfte verteilen. 1cm Rand freilassen.
(5) Den Teig auf der längsten Seite zusammenklappen und an den Rändern zusammendrücken. Nochmals mit Eigelb bestreichen, mit Leinsamen bestreuen und im vorgeheizten Ofen bei 200 °C 30-35 Minuten backen.

Beurre Blanc:
(6) Zwiebeln in einem Topf bei mittlerer Hitze mit dem Weisswein mit den Zwiebeln um drei Viertel einkochen lassen, mit dem Stabmixer kurz durchfahren, dann absieben. Die Flüssigkeit vor Verwendung aufkochen, die in Stücke geschnittene, kalte Butter mit dem Stabmixer einmixen. Zwischendurch vom Herd ziehen, die Sauce darf nicht mehr kochen. Salzen, pfeffern und mit wenig Zitronensaft abschmecken.

Gemüsebeilage:
(7) Grünkohl ohne Rippen klein schneiden. Die Butter in einer Pfanne erhitzen, den Kohl hinzufügen und 2 Minuten bei sehr starker Hitze dünsten.

Piroshki in Stücke schneiden. Den Kohl auf den Tellern verteilen, die Piroshki-Stücke anrichten und mit der Beurre blanc umgiessen.

8 Kommentare zu „Piroshki aus Smolensk“

  1. Ja, osteuropäische Küche hat auch was – wie so viele andere Regionen. Aber leider ist mir seit ein paar Jahren die Lust daran vergangen. Tut mir leid für die Kultur und die Leute. Aber der derzeitige Machthaber macht es mehr als fade uns dahingehend widmen – leider. Gestern erneuter Tiefpunkt – wenn auch nicht überraschend warum „er“ solange gewartet hat…

  2. Nichts gegen „billige“ Kochbücher. Ich habe leider noch nicht „digitalisierte“ knapp 1,5 m Heyne Taschenbücher so um je 1 cm Dick im Keller als Nachlaß meiner Eltern – neben anderen – und älteren die noch durchgesehen weren sollten! 

    In den billigen Büchern waren in der Kindheit genial zubereitete Dinge darin! Die eröffneten auch die Welt der Küche außerhalb unseres Landes.

  3. Aber wenn vegetarisch oder Vegan in Richtung religiös oder Dogma geht widerstrebt es uns.

    Wir sind Zufallsvegetarier, manchmal vegan. Ebenso wie zufalls Fleisch / Fischesser. Bekomme es aber nicht wirklich mit. Es ergibt sich fallweise.

    Von Massentierhaltung müssen wir nicht reden. ABER:

    Halter seltener Rassen brauchen Abnehmer des Fleisches. Denn sonst verdienen sie nichts und die nicht so produktiven Rassen sterben aus – mangels Nachfage. Das ist dann die andere Seite.

    U.E.: Die Mischung macht es für beide Seiten. Der Verdauungstrakt des Menschen ist nicht vegetarich, sondern auf Mischkost ausgelegt. Auch wenn das einige nicht wissen wollen.

    Wir sind eher in Richtung Paleo unterwegs, aber beileibe nicht religiös;-) Massentierhaltung – egal ob 2 oder 4 Beiner – kein Diskussionsgrund. Ekelhaft so und so,

  4. Ja, RU hat kulinarisch einiges zu bieten. ABER: Derzeit – und erneut seit gestern verstärkt steckt uns dahingehend alles sehr quer im Hals!

    Es gibt bis auf Weiteres viele andere Regionen mit guten Rezepten. Hat nichts mit Rezepten oder gar deren Bewohnern zu tun – im Gegenteil. Aber solange der „Typ“ an der Macht ist schmeckt es uns einfach nicht und wir sehen uns anderweitig um.

  5. Hab gar nicht mitbekommen, daß _Osteuropa_ _einen_ Herrscher hat….

    Ist natürlich ein wenig eine Definitionsfrage.

    Man könnte auch aus Solidarität mit der Ukraine „osteuropäisch“ essen. Oder aus Solidarität mit den unterdrückten Völkern in Russland.

    Alles hat seine zwei Seiten.

    Abgesehen von Kochbüchern, die haben meistens deutlich mehr. Ich stöbere auch gerne in den alten Kochbüchern meiner Mutter, oft Taschenbücher, teils auf grausam grobem Papier. Und ganz ohne hochgestylte Hochglanzfotos!

    1. Kein Streß;-) Wäre zu schade für den seit Jahren genossenen humorvollen Blog von Herrn L.;-) Hut ab dafür.

      Nein, kein Streß mit Osteuropa und deren genußreichen Facetten. Aber RU geht mir seit 2 Jahren auf den Keks. Bela.. ebenso. Entschuldigung. Nicht die Leute oder deren Kulinarik oder Kunst. Aber der Typ da oben… und seine Taten. Aber nun wieder retour auf genußvolleres.

      Keine Sorge – wir haben eine Dame aus UKR (Mit Kleinkind) erst als Putzkraft angestellt und dann vermittelt für das, was sie kann (E-Ingenieurin) Sie ist in der Instandhaltung eines nahen Flugzeugzulieferers schon ein wenig nach oben geklettert und international unterwegs.

      Nun aber wieder zu Rezepten – und sie auch kochen;-)

  6. Mein erster Gedanke war: „Seit wann verkaufen die denn im Brockenhaus auch Kochbücher und dann auch noch vegetarisch?“ Dort ist man ja eher auf Currywurst und Erbsensuppe mit Fleischeinlage spezialisiert.
    Der zweite Gedanke: „Haben sich Herr L. und Frau H. wirklich auf die weite Reise aus der Schweiz in den Harz begeben, nicht um den fantastischen Rundblick vom sog. ‚Höchsten in Deutschlands Norden‘ zu genießen (das Wetter ist ja auch eher ungeeignet) oder sich mit Schierker Feuerstein einzudecken, sondern um für zwei Euro ein Kochbuch zu erstehen?“
    Habe dann lieber doch gegoogelt und bin nun klüger 😉
    Die Auffassung eine Landesküche boykottieren zu sollen, weil dort ein terroristischer Mafiaboss herrscht, finde ich übrigens befremdend.
    Beste Grüße aus Norddeutschland
    Ulla

  7. Ich hatte schon als Kleinkind Lust an den alten kleinen Heynes aus den 60/70ern und manchen anderen alten zu lesen – und oft gab es interessantes aus aller Welt;-) So 4-8 Seiten Bilder S/W. in der Mitte Der Rest reiner Text – aber lesenswert. Sind leider ziemlich weit hinten irgendwo in einer Kiste… aber es gab daraus immer wieder mal geniale Gerichte! Irgendwo in der Kiste ist auch das alte böhmische Buch mit dem genialsten Böfflamott. Ja, man kann beim simplen Lesen von Rezepten – und einer geschmacklichen Idee einen unerwarteten Genuß entwickeln.

    Auch dafür für vielen Dank Herr L-:-)

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