CH-1700 Fribourg: Revisited

15 Jahre sind seit meinem letzten Besuch in Fribourg vergangen. Damals mit Madame L. und Auto. Heute mit Frau H. und Eisenbahn. Und verbilligtem Tagesticket. Ich hänge an meiner Tradition der kleinen Ausfahrten.

Ein alter Bekannter aus meinem kulinarischen Gruselkabinett, frisch aufgepeppt, heisst uns an der gedeckten, hölzernen Bernbrücke willkommen.

Fribourg ist eine Fussgängerstadt an der Sprachgrenze. 1957 zählte die Rue de Lausanne noch acht Lebensmittelgeschäfte, drei Metzgereien, fünf Restaurants, vier Apotheken, zwei Eisenwarenhandlungen, eine Buchhandlung, zwei Bäckereien, fünf Schuhgeschäfte, vier Uhren- und Schmuckgeschäfte, neunzehn Kleider- und Textilgeschäfte, drei Coiffeurläden und weitere, die den Bedarf einer Kleinstadt deckten. Tempi passati. Heute haben sich die Gewichtungen verschoben: Metzgereien und Bäcker sind verschwunden, ein Lebensmittelhändler (Saigon Market) und ein Käseladen halten sich noch. Hingegen haben sich die Restaurants auf 18 vermehrt.

Die ehemalige Metzgerei Despont. Das darin vor Jahren etablierte vegane Restaurant ist seit einem Jahr geschlossen. Der Ochse über dem Eingang hat seine Ruhe wiedergefunden.

Immerhin hatte ich vorgeplant: das vegetarische Menu in 7 Gängen im Restaurant Pérolles von Pierrot Ayer. Entdecken, wie ein Sternekoch mit dem Thema Vegi umgeht. Im weissgekachelten sous-sol eines modernen Bankgebäudes am Bahnhof. Hier nur vier Muster aus dem Menu:

DASHI
Champignon – Daïkon – Chou frisé. (Buchenpilze mit gepufftem Quinoa, Daikonravioli mit Pilzfüllung, Wirsing, in aromatischer Dashi)

CARDONS DE GENÈVE
Endive – Truffe noire du Périgord (fein gewürfelte Cardons und Endivie in Ravioli, sowie Streifen von Cardons und Trüffeln, mit Parmesanschaum serviert)

POJARSKI DE POLENTA
Salsifis – Cébette – Crosnes du Japon (Pojarskiförmige Polentaschnitte, Bundzwiebeln, Karotten, Schwarzwurzeln, Knollenziest, vegetarischer Jus, Dazu eine Büschelibirne)

MIEL DE NOS RÉGIONS
Citron – Poire (Dessertkreation mit Honig, Zitrone und Birne, Bisquit mit Honiggitter)

Am Nachmittag Besuch der gotischen Cathédrale Saint-Nicolas. Die St. Niklauskathedrale wurde ab 1283 bis 1490 in mehreren Etappen erbaut an Stelle eines romanischen Gotteshauses. Neueren Datums sind ihre wunderbar leuchtenden Fenster. Die Glasfenster wurden vom polnischen Künstler Józef Mehoffer entworfen und zwischen 1896 und 1936 von einem Freiburger Atelier in Bleiglasfenster umgesetzt.  Hier das vom Jugendstil inspirierte Fenster „Maria vom Siege“.

Im Fenster des Nikolaus von der Flüe, das während des Ersten Weltkriegs 1915–1918 entstand, legt unten eine Gruppe Eidgenossen ihren Treueschwur vor dem Altar des Vaterlandes ab. Über der zentralen, monumentalen Säule verkörpern zwei Frauen Freiheit und Vaterland. In der Mitte zeigt sich Bruder Klaus links inmitten seiner Familie, rechts als Einsiedler.

Von der Kathedrale, dem Bollwerk des Erzkatholizismus, steigen wir den steilen Stalden hinab in die an der Saane gelegene, weltliche Unterstadt.

Place du Petit-Saint-Jean. Hoch auf der andern Flusseite der Dürrenbühlturm, in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut.  Die zugehörige Mauer wurde 1840 abgebrochen.

Detail eines Hauses am Kleinen St. Johannsplatz. Für Geranienkistchen war es noch zu früh.

Tour des chats und Tour de Berne. Bei der Bernbrücke ist die Ringmauer noch intakt.

Blühender Tierlibaum (Kornelkirsche, cornus mas) am Ufer der Saane. Doch die Zeit liess keine weitern Kontemplationen zu: Mit der wasserbetriebenen Standseilbahn fuhren wir wieder in die Oberstadt und erreichten, ausser Atem, unsern Zug. Die zuhause gebliebene, hungrige Hundedame verlangte dringend nach ihrem Essen: weder vegan noch vegetarisch.

Quellen:

wiki, Glasmalereien von Mehoffer

Ville de Fribourg, Lausannegasse 1994

12 Kommentare zu „CH-1700 Fribourg: Revisited“

  1. mmmhhh…..das schöne und appetitanregende menu. gilt nur noch zu klären, ob wir auch mit einem Earl 👑🐶 willkommen sind. wir machen immer 2 tagesreisen, dann können wir auch die weinbegleitung geniessen. danke für den schönen bericht.

    heute oder morgen will ich die trofie 4711 (mit meyer lemon aus eigenanbau….4712?) ausprobieren. 👋🏼❤️🐝👑🐶

  2. Was für ein schöner, erieignisreicher Tag: Sehen und Schmecken so wunderbar vereint auf mehreren Gebieten. Genießen Sie diese Stunden, auch im Rückblick! Herzlich, Sunni

    1. wir haben eben zu uns gesagt, dass es mit den anstrengenden) Wanderreisen der letzten 3 Jahre wohl auch für uns zu Ende gehen wird. Die Knie wollen nicht mehr mitmachen. Dann gehen wir halt nach Holland in die Ferien. LG

      1. Eine gute Alternative, für die Knie allemal und die Luft am Meer ist auch gut. Was solls? Wir müssen aus allem das Beste machen. C`est tout! Gute Ostertage! Herzlich, Sunni

  3. Wunderschöne Bilder von Fribourg. Leider bin ich bisher immer an dieser Stadt vorbeigefahren.

    Und gelernt habe ich wieder mal was von dir: Den „Tierlibaum“

    kenne ih nur als Kornelkirsche. Wir haben sie auch im Garten, sie blüht immer wunderschön, trägt aber kaum Früchte. Ich vermute, bei uns ist es zu kalt während der Blütezeit, die Bienen fliegen noch nicht.

    Viele Grüße und schöne Ferien

  4. Lieber Robert,

    so lange keine Meldung mehr von dir hier. Langsam mache ich mir Sorgen. Ich hoffe sehr, dir/euch geht es gut!

    Liebe Grüße aus Berlin
    C.

    1. Viel Arbeit in Haus und Hof. Dazwischen eine Woche Oster-Ferien. Einige grössere und kleinere technische Katastrophen. Wir sind jedoch beide gesund und guten Mutes. Solange muss der Blog warten. LG

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