Im Drei-Seen-Gebiet mit Neuenburger See, Bielersee und Murtensee hat der Weinbau Tradition. Urkundlich ist er bereits seit dem Jahre 998 belegt. Diese drei grossen Binnengewässer beeinflussen das Klima der an den Südhängen der Juraausläufer gelegenen Weingärten. Neuenburg erliess im Jahre 1993 ein AOC-Statut und führte als erster Schweizer Kanton eine Ertragsbeschränkung ein. Zu ca. 55 % werden Weissweine, zu ca. 45 % Rotweine produziert. Bei den roten Sorten sind es in erster Linie Pinot noir (Blauburgunder), Gamaret, Garanoir, und… in Kleinstmengen auch Merlot, Cabernet Franc und Malbec.
Ich musste mich diesmal nicht weit bemühen, im Keller liegen noch ein paar Flaschen Malbec von Grillet. Ein Betrieb, den ich bei früherer Gelegenheit hier schon mal in einer Weinrallye dokumentiert hatte.
Malbec ist eine Rebsorte, die heute vor allem in Argentinien (71,5 %) und Frankreich (19,5 %), in kleineren Mengen auch in Chile und den USA angebaut wird. Man kennt sie vor allem aus Südamerika, wo sie vollmundige, aromatische Qualitätsweine liefert. Ich war erstaunt, als ich in der Schweiz gewachsenen Malbec erstmals bei einem Schweizer Produzenten entdeckte.
Auf Initiative des ehemaligen Besitzers de Domaine, Jean-Pierre Mürset, der 1998 das Gut übernahm und mit seinem eigenen Rebbesitz arrondierte, setzte Grillette von Beginn weg auf die Karte Qualität und sortenreinen Ausbau. Auf 20 ha werden ausschliesslich eigene Weine produziert. Gemäss Mürset wird auf Grillette nicht bewässert, bei Neu- und Ersatzpflanzungen nicht umgebrochen. Auf Herbizide und Akarizide wird verzichtet. Die Barriques werden alle 3 Jahre ausgetauscht.
Mein Wein:
Malbec 2006 Grillette Vernissage, Les Palins, Landeron
Ertrag: 541 g/m2
Alkohol: 13%
Ausbau: 18 Monate in neuen und zweijährigen Barriquen
Intensives, sehr tiefes Granatrot. Welch dunkler Schweizer Rotwein ! Nase tiefgründig. Die Allier-Barrique lässt grüssen: Zimt, Nelke, Schwarze Schokolade, Brombeeren. Schwarze Beeren im Gaumen, kräftige, mundfüllende Tannine, kantiger als seine argentischen Namensvettern. Langer, eindrucksvoller Abgang. Ein Wein, der (immer noch) ein paar Stunden dekantiert werden will, um sich voll zu entfalten. Der Nachweis, dass auch Schweizer Weine einen Platz auf der globalen Weinkarte erringen können, ist mit diesem Wein erbracht.
Seit 1.11.2011 ist der Betrieb in die Hände eines Weinhandelshauses in Meggen übergegangen. Abwarten, wie es mit dem Gut unter neuer Leitung nach dem altersbedingten Abgang des Qualitätsfanatikers Mürset weitergeht.
Mein Beitrag zum Weinrallye 52, betreut vonTorsten Goffin in Glasklare Gefühle
Für einen guten Wein bin ich immer zu haben, ich hab allerdings zu wenig Ahnung von den ganzen Begriffen, die die Weinkenner umsich werfen. Daher las sich der Artikel wie ein Fremdsprachenbuch 🙂
Hört sich mehr wie gut an. Was kostet denn das Vergnügen?