
Nach den vergangenen, trüben Hochnebel-Tagen wollte Frau L. unbedingt auf einen Hoger an die Sonne. Die Knochen. Vitamin D3. Da wir ohnehin wegen Roggenmehl, Xanthan und Salzbrezeli im Bernbiet herumkurven mussten, fuhr ich mangels Rigi (1’797 m) auf die höchste Erhebung des Längenbergs, die Bütschelegg (1056 m). Und weil frische Luft hungrig macht und auf dem Hoger ein Wirtshaus stand… Chaubsgschnätzlets are Chrüterrahmsosse mit Speck-Rösti gabs, mit einer Gurke und einem rohen Tomatenschnitz an einem Plastik-Spiesschen, das Fleisch lag auf der Rösti, die Sauce versickerte darin, obendrauf eine Scheibe Dosenananas, bedeckt von einem Rahmhäubchen, zuoberst eine rote Kirsche. Liebevoll angerichtet, freundlich serviert. Heimatlich-heimelig-bodenständig wie vor 50 Jahren. Dankbar gegessen. Nicht gemeckert.
Da ruft ich in Verzweiflung aus:
warum blieb ich nicht zu Haus?
Das kommt davon, das kommt davon,
wenn man auf Reisen geht!
Aber hier oben zählt sowieso nur die Aussicht, nicht die rote Kirsche.

Auf dem Heimweg über den Schallenberg ein Päuschen in Schangnau am Fusse des Hohgant.


Ja wir sind noch sehr lebendig,
wir sind beide noch die Alten,
und wir freuen uns unbändig,
ein weit’res Jährchen durchzuhalten.

Während sich rund um uns herum alles mit Saftkuren, Suppenkuren oder Früchtekuren gesund und jung hungert, stund uns zuhause der Sinn nach Ungesundem: Wurst, Salat, Pommes, Bier:




Hunger würd‘ uns nimmer munden,
Kuren lassen uns bedrückt
drum sind wir euch sehr verbunden
da wir essen dürfen, was uns schmeckt.
Benutze Quellen:
Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit
Albert Lortzing, Der Waffenschmied
Wäret ihr zu Haus geblieben, hätten wir uns nicht an diesen schönen sonnigen Schneefotos erfreuen dürfen.
Und soo ungesund war euer Essen nun auch nicht. Zumindest gab es die Gürkchen auf dem Wurstsalat, es fehlte lediglich der Tomatenschnitz an Plastikspiess. Diesen schrecklich ungesunden Salat hättest Du mit einer Scheibe Dosen-Ananas etwas aufbessern können. Und das Sahnehäubchen gehört nicht aufs Bier, sondern auf die Dosen-Ananas. Pommes Frites sind ja nun unumstritten ein äusserst gesundes Gericht, die hätten sich lediglich noch durch Übergießen und Ertränken mit einer dunklen Bratensauce – natürlich aus dem Tütchen – aufwerten lassen. Dann gehört zur Garnitur auch unbedingt die rote Cocktailkirsche, am besten an Plastikspiess auf den ertrinkenden Pommes befestigt.
Diese wunderschönen Fotos versöhnen mit so machem dusteren Nebeltag.
Das sind richtige Winterphotos, was du uns da zeigst – nicht nur so ein ekliger Schneematsch, den es dieses Wochenende mal wieder in Hamburg gibt. 😦
Bei eurem Wurstteller hätte ich gerne zugegriffen!
So einen halben Kirchhof voll habe ich heute morgen schon weggeschippt. Ich nehme dann den Wurstsalat 😉
Ein Hoch auf die Schweiz und hauseigen-gerfertigten Salat!
schönen Sonntag euch beiden!
Danke für de spassigi Bitrag. Was isch Xanthan?
Gruess us Züri.
Xanthan isch e – eigentlig unverdauligs – Verdiggigs- bzw. Geliermittel. Me bruucht‘ s in dr Regel zem Koche, aber au in dr Kosmetik. Beschti Griess nach Ziiri 😉
Schöne Tankstellen 🙂
Schöne Fotos!
Uns geht’s ähnlich, wenn wir unterwegs dann essen gehen, wenn wir gerade Hunger bekommen und nehmen, was uns über den Weg läuft. Man macht da interessante Erfahrungen, die ich seltenst virtuell kommuniziere, weil ich lieber über positives schreibe.
Gorgeous landscapes and scrumptious food! Mood uplifting.
Grüsse,
Rosa
Ein Schweizer, der Karl Kraus kennt! Ich verneige mich in Ehrfurcht.
Hach, Sonne und Schnee und blauer Himmel! Da beneide ich euch noch mehr darum als um den Wurstsalat und die Salatplatte…
Schrecklich, die rote Kirsche. Aber so was passiert eben manchmal unterwegs. Und die Landschaft war ja atemberaubend schön, wie man sieht. Da kann man das andere mal wegstecken. außerdem: die Pommes frites sehen richtig verführerisch aus.
LG, ‚Franka‘
Scheeni Helge mit usgsuecht passendem Tegscht (natyrlig wiider mit blauem Himmel) 🙂
Genau das Oobeässe „muess“ i jewiils nach de Ferie im Usland ha. Es git nyt Bessers !
Wir schwelgen hier auch unanständig immerzu in allem, was uns schmeckt: Filet Wellington, hausgemachte Gnocchi in Salbeisahne, Sachertorten ohn‘ End, Mascarpone-Cremes, Erdbeercoulis und zum Sonntag hausgemachte Croissants, natürlich gefüllt mit Schokolade! Sonne und gutes Essen für alle! Herzliche Grüße in die Schweiz!
Ich liebe hohe Berge. Die der Schweiz besonders. Nur leider komme ich viel zu selten hin. Naja immer noch öfter, als ich vor 25 Jahren jemals erhoffen durfte… Danke für die herrlichen Winterimpressionen!
Danke für die wunderschönen Fotos und die im doppelten Sinn geteilten Ansichten über das servierte Essen unterwegs 😉
Das Eingangsfoto ist ja atemberaubend schön. Falls Du es irgendwo in einer Gallerie wiederfindest, nicht erschrecken, dann hab ich es nur einfach nachgemalt. 🙂 Bei diesem Foto habe ich sogar vergessen, dass ich eigentlich keinen Schnee mehr sehen möchte.
Die Salatplatte sieht ja sehr einladend aus. So schön bunt.
Liebe Grüße
Anna
Wär doch hier der Schnee nochmal so schön wie auf deinem Wahnsinns Eingangsfoto! Dann würd ich sogar freiwillig Dosenananas essen! Mit roter Kirsche :-)!
Boah, die haben aber noch viel Schnee im Schangnau hingen…
Sag bloss, diese ganze Salaterie mit Pommes habt ihr ämu nicht zu zweit vernichtet, oder? Das ist ja wahnsinnig viel *staun*
Achja, und seit heute esse ich übrigens auch wieder – Schluss mit Safterei 😀
@Sabine: Liebe Sabine, Du wirst doch bestimmt meine Ernsthaftigkeit nicht in Zweifel ziehen wollen ? 😉
@magentratzerl: versöhnen ? wir brauchen nicht versöhnt zu werden. Uns ist das graue Wetter lieb. Solange es nicht länger als einen Tag andauert.
@Eva: wenn wir ausgehen, scheint eben meist die Sonne, sonst bleiben wir einfach zuhause.
@bee: Schneeschippen, Gehwege in den Tiefschnee zu pflügen, ist eine ausgesprochene Lieblingsbeschäftigung von mir, schon wegen des Hungers, der sich daraus entwickelt.
@micha: ihr freut euch nach so langer Abwesenheit bestimmt auch auf den Sonntag zuhause
@Barbara: ich will man einen Versuch mit dem ungeliebten Xanthan als Verdickungsmittel für Sorbet durchführen.
@Basler Dybli: Danke, heut war ich schreibfaul, bin gestern spät vom Kochen nach Hause gekommen.
@the rufus: Die Sonne war leider in Selbstbedienung, Tankwartinnen habe ich keine gesehen.
@Barbara: Frau L. gehts auch so wie Dir, während ich die Reisewege lieber an guten Esslokalen entlang plane.
@Rosa Mayland: different from your landscapes in late autumn.
@Turbohausfrau: der ist in Basel seit der Welt-Uraufführung der „letzten Tage“ sehr gut bekannt.
@richensa: kein Grund zum Neid, heute hat es auch hier wieder geregnet 🙂
@Franka: wir sind auswärts (1%) anspruchslos, zuhause (99%) muss das Essen stimmen.
@Basler Dybli: das geht wohl jedem Schweizer so !
@Sugarprincess: was ist daran unanständig ?
@multikulinaria: wohin es einen verschlägt, kann man sich selten aussuchen. Der Teufelsberg mit seinen 115 Metern Höhe erzeugt wenigstens kein Alpdrücken.
@Petra Hermann: die Leute rund um uns waren mit dem gleichen Essen zufrieden. Also liegts an uns 😉
@Anna Purna: nur zu. Ich liefere ir gern Malsujets. Vielleicht gibts im Sommer dieselbe Aussicht mit Kühen 🙂
@Überall & Nirgendwo: lass Dich nicht täuschen. Von Weitem, dazu noch im Dunst, sieht alles lieblicher aus, als es ist.
@Wilde Henne: dochdoch, wobei Frau L. mir die grössere Hälfte grosszügig überlässt. Ende der Saftzeit ? dann könnte ich auch mal wieder ein richtiges Stück Fleisch vertragen.
Hab Sonne im Herzen
Und Zwiebeln im Bauch,
dann kannst du gut scherzen,
Und Luft hast du auch.
Also, kein Grund zur Klage. 🙂
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Aufgetischt-Wo-die-Integration-mundet/story/26855099?track
Unter diesem Link kann, wer will, ein Märchen lesen, das auf der Bütschelegg spielt.
@anglogermantranslations: bei soviel frischer Luft wird auch nicht geklagt.
@Bachbummele: das hat mit Märchen wenig zu tun, viel eher mit dem Fleiss dieser Volksgruppe, Der Gast bestimmt was gekocht wird. Den Besuchern gefällt hier, dass sie ihre rote Kirsche zuoberst nicht missen müssen. Letzte Woche assen wir bei Arno Sgier in Trimbach. Seine zwei Mit-Köche aus Sri Lanka haben bei ihm als Tellerwäscher angefangen und kochen heute auf Sterneniveau.
Einverstanden! Der Bezug zum Märchen besteht darin, dass dort oft auch die Tüchtigen belohnt werden. Im richtigen Leben leider nicht immer. Deshalb freut mich die gelungene Karriere der Köche aus Trimbach sehr.
Das Gericht mit getoppter Kirsche hätte mich als Bilddokumentation auch sehr interessiert. 😉
Interessante Kombi Wurst, Salat und Pommes – das würde ich nie im Leben so essen. :-))) Gab’s das bei euch tatsächlich zu Hause?