Paste di Meliga, Biskuits aus Mais

Paste di Meliga 2013 10 05_1818

Unsere gewohnte, traditionelle Weihnachtsbäckerei bleibt dieses Jahr ungebacken. Als Lückenbüsser müssen Paste di Meliga einspringen. Einfache Ganzjahres-Biscotti aus Maismehl, Weizenmehl, Butter und Ei, ein Klassiker aus den Tälern nahe Cuneo, im Piemont. Vom liberalen Staatsmann Graf Camillo Benso di Cavour, dem Italien u.a. die Staatsverfassung verdankt, wird berichtet, dass er nach jeder Mahlzeit 2 Stück in ein Glas Barolo chinato (Gesüsster Barolo mit Chinarinde, Rhabarberwurzeln u.a. aromatisiert) tunkte. Zu Recht ist ihm wohl deshalb in jeder italienischen Stadt mindestens ein Platz, eine Strasse oder gleich beides gewidmet. Man serviert sie heute eher zu einem Süsswein wie Moscato d’Asti, Passito und, absolut unwiderstehlich, zu Zabaione. Meliga oder melia bedeutet im piemontesischen Dialekt Maismehl.

Die krümelnden Kekse bestehen aus einem weichen Mürbeteig, der meist gespritzt wird. Lässt man den Teig über Nacht stehen und sticht ihn nach dem Auswallen aus, gibt die zusätzliche Quellzeit jedoch mehr Maisgeschmack. Wenn es gelingt, den Geschmack nach Vanille und Zitronenrinde den feinen Maisgeschmack nicht übertönen zu lassen, sind das wunderbar buttrig schmeckende, enorm mürbe, sandige Maiskekse, denen man das zugrundeliegende, simple Rezept nicht „an“schmeckt.

Zutaten
für etwa 40 Stück
70 g Zucker
30 g Vanillezucker (vom selbst gemachten aus Zucker und ausgekratzten Vanilleschoten, sonst das Mark von 1/3 Vanillestengel mit 30 g Zucker verrühren)
200 g Butter
1 Eigelb
150 g Weissmehl (L.: 00-er)
150 g Maismehl fein oder Maisbackmehl (in Italien fioretto, eine Art Dunst, kein grobes Polentagriess). Lokale Produzenten verwenden dazu auch die uralte Monsanto-freie Maissorte otto fili. an deren Kolben nur 8 Reihen Körner wachsen,)
Prise Salz
Abrieb von 1/2 Biozitrone

Paste di Meliga 2013 10 04_1820
Zackengetüllte Spritz-Version

Zubereitung
(1) Salz, Butter, die Zucker und Zitronenschale mit dem Schwingbesen der Küchenmaschine während ca. 15 Minuten schaumig rühren. Mit 2 Elf. Mehl angleichen, dann das Eigelb in Portionen unterrühren, zuletzt den Rest der Mehle in Portionen mit dem K-Haken untermischen.
(2) mit Küchenfolie bedecken. 1/2 Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. Dann entweder mit dem Spritzsack zu kleinen, runden Guetzli spritzen und backen,
(3) Oder über Nacht im Kühlschrank belassen, dann nach dem temperieren zwischen Backpapier 7 mm dick auswallen und ausstechen,
(4) Oder 2 cm dicke, ovale Würste formen, Gnocchi abschneiden und diese mit dem Handballen zu einem flachen Oval drücken. Wenn der Teig beim Bearbeiten zu weich wird, kühlen.
(5) Blech vor dem Backen 30 Minuten kalt stellen. Backen bei 180°C (U/O-Hitze, Mitte), ca. 14-16 Minuten bis sie goldgelb sind.

31 Kommentare zu „Paste di Meliga, Biskuits aus Mais“

  1. Die habe ich auch gerade erst gebacken, allerdings nicht traditionell als Kringel, sondern eher als Taler, mit etwas groben Zucker bestreut. Schön mörbe, mit ganz feinem Geschmack. Sehr schön mit einem Espresso oder Cafe latte zum Nachmittag.

  2. Meine Haberflocke-Guetzli kamen vor 20 Minuten aus dem Ofen, und diese Maiser machen auch an, aber da ich nach vielen Jahren erst gerade mit Guetzle angefangen habe, will ich nicht übertreiben.

  3. Nachdem ich nun den gefundenen Trüffel nicht gemäss Deinem Vorschlag (Fondutatortellini mit Kastanien) sondern einfach nur mit Risotto serviert habe, werde ich mich bei diesem Rezept (sieht sehr ‚aamächelig‘ aus!) genau an Deine Vorschrift halten….
    Zwar, wenn ichs recht bedenke – eigentlich könnte ich die eine Teighälfte mit Orangenschale statt Zitronenschale versetzen…. 😉

  4. Ich habe schon Hartweizengrieß kleingekriegt mit dem Thermomix, zu Hartweizenmehl. Ob das nicht auch mit der Polenta funktioniert.
    Obwohl, da steht drauf, dass es eine „Schnellpolenta“ ist, ob das wohl schadet bei diesen Plätzchen?

  5. Du weisst, dass ich über Weihnachten im Dreiländereck bin und mich über ein paar gemeinsam verputzte Krümel an Espresso ungemein freuen würde?

    1. ich weiss… und wir sind wieder im WE-häuschen im Jura. Jedes Jahr dasselbe.
      „Es waren zwei Königskinder
      sie konnten zusammen nicht kommen
      das Wasser war viel zu tief“
      🙂

  6. Der „Otto fili“ Mais ist dann bestimmt kein genmanipulierter Mais, denn dann wären bestimmt 16 fili dran. Schöne Zeit euch zweien im Jura.

  7. wahrscheinlich war das polentamehl nicht fein genug (farina gialla di storo) aber dafür attaktiv braunrot gepunktet
    das ergebnis: ein bisschen griesig zwischen den zähnen, gut zu espresso oder kompott, es kam auf jeden fall gut an

    da hat sich aber noch eine andere frage ergeben:
    kann man zwei dotter durch ein ganzes ei ersetzen bzw was wird dann anders?

    ich mag den blog + lass mich gern davon inspirieren
    schönen abend aus tirol
    lamassu

  8. diesmal mit ganz feinem Buchweizenmehl probiert + sie schmecken ganz toll
    Ostergrüsse aus Tirol
    lamassu

  9. Und sie schmecken auch „außerhalb“ von Weihnachten – so etwas von lecker!!! In letzter Zeit schon einige Male gebacken – jeder ist begeistert und möchte sie nachbacken – zergehen auf der Zunge!! Hab mir gleich das Schoko-Hafer-Rezept ausgedruckt, schmeckt bestimmt auch so gut! DANKE!!

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