Ad faciendum ministrum de fabis

Bohnensuppe 2014 03 19_3521

Die Kochanweisung im Registrum Coquine des Johannes von Bockenheim, einem geistlichen Koch und Kochbuchautor in Diensten des im Konstanzer Konzil gewählten Papstes Martin V. (im 15.Jahrhundert) ist kurz:

Recipe fabas et munda eas in aqua tepida, Et fac illas stare per noctem, post hoc buliantur in aqua fluuiali, et quando sunt coctae, tunc trita illas bene et Recipe vinum album et mitte intus et sperge super cepas cum olio liue, uel butiro cum croco pro clerico et religiosis.

Quelle: Uni Giessen/Registrum Coquine (Rezept 62, Seite 21)

Für Jene, die genaue Rezeptangaben brauchen:

Zutaten
220 g frische, geschälte und von der inneren Haut befreite Saubohnen
1.5 L Gemüsebrühe (L.: 1 Liter)
1 dl trockener Weisswein (Gutedel, Fendant)
200 g milde Zwiebeln, grob gehackt
2 Elf. Butter
1 Tlf. Safranfäden oder eine Prise Safranpulver
Salz

Zubereitung
(1) Die Bohnen (Je nach Dicke der Kerne ca. 1 kg) enthülsen, die Kerne 2 Minuten blanchieren, kalt abschrecken und schälen.
(2) Geschälte Bohnenkerne in der Gemüsebrühe kurz weich kochen. Mixen, Weisswein zugeben [mitte intus, was immer das heisst ;-)] und kurz weiter köcheln.
(3) Zwiebeln mit dem Safran in der Butter bei milder Hitze etwa 10 Minuten farblos glasig dünsten. In die Teller verteilen und mit der Bohnensuppe übergiessen. Interessant ist das Geschmacksspiel  von Bohnen und den safranierten Zwiebeln. Auf keinen Fall am Schluss mixen.

So wird die Bohnensuppe heute noch im Benediktinerkloster Maria-Rickenbach im Kanton Nidwalden gekocht. Deren Rezept fand ich zufällig in einem Bericht der Schweizer Ausgabe Jan/Feb 2014 der Landliebe über das Kloster. Passt doch exakt zum lateinischen Text von Johannes von Bockenheim !
Und die mittelalterliche Bohnensuppe schmeckt nicht schlecht. Bockenheim widmet das Rezept zwar ausdrücklich der Zielgruppe der Kleriker (pro clericis et religiosis), aber auch wir gewöhnlichen Geniesser dürfen uns dieses schlichten Gerichtes erfreuen.

Dazu Brot mir Bärlauchpesto. Diesmal mit Walnusskernen gemacht.

33 Kommentare zu „Ad faciendum ministrum de fabis“

  1. Robert geht unter die Lateiner! Ich ziehe den Hut, freue mich aber darüber, denn Latein war meine Lieblingssprache während der Schulzeit (lang, lang ist es her ;-))

    Einen Teller Suppe plus Brot mit Pesto darfst du mir heute Mittag gerne zukommen lassen. 🙂

  2. Offensichtlich ein Rezept für Pharisäer. Die Bohne war gemeinhin als Fastenspeise bekannt, vom Wein kann man das nicht unbedingt behaupten 😉

  3. mittere- wegschicken, loslassen….. da regte sich nochwas im Gedächtnis. Und Bohnensuppe mit Wein und Safran, die würde ich auch mögen.

  4. Für dich würde ich sogar das Latein herauskramen, das irgendwo in den Tiefen meines Gedächtnisses schlummert…..

  5. Danke für die Übersetzung, denn nichts habe ich so schnell und gern und gründlich vergessen wie alles, was ich an Latein in der Schule lernen musste. 😉

  6. Mitte intus vinum album – dieser Aufforderung folgt man doch gerne! Die Alte-Welt-Bohne ist arg unterschätzt, gut, dass es solche Rezepte gibt.

  7. Wer hätte gedacht, das mein Latinum noch mal für was gut sein sollte 😉 Das hört sich auf jeden Fall sehr lecker an. Vielleicht probiere ich das Mal als Sauce aus, das ist bestimmt auch nicht verkehrt 🙂

  8. Die Ente hat sich schon geduckt (Wortspiel), da ich dachte, es gibt Bärlauch.
    Saubohnen! Fein, jedes Böhnchen ergibt eine Tönchen. Toröö!

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