Die Kochanweisung im Registrum Coquine des Johannes von Bockenheim, einem geistlichen Koch und Kochbuchautor in Diensten des im Konstanzer Konzil gewählten Papstes Martin V. (im 15.Jahrhundert) ist kurz:
Recipe fabas et munda eas in aqua tepida, Et fac illas stare per noctem, post hoc buliantur in aqua fluuiali, et quando sunt coctae, tunc trita illas bene et Recipe vinum album et mitte intus et sperge super cepas cum olio liue, uel butiro cum croco pro clerico et religiosis.
Quelle: Uni Giessen/Registrum Coquine (Rezept 62, Seite 21)
Für Jene, die genaue Rezeptangaben brauchen:
Zutaten
220 g frische, geschälte und von der inneren Haut befreite Saubohnen
1.5 L Gemüsebrühe (L.: 1 Liter)
1 dl trockener Weisswein (Gutedel, Fendant)
200 g milde Zwiebeln, grob gehackt
2 Elf. Butter
1 Tlf. Safranfäden oder eine Prise Safranpulver
Salz
Zubereitung
(1) Die Bohnen (Je nach Dicke der Kerne ca. 1 kg) enthülsen, die Kerne 2 Minuten blanchieren, kalt abschrecken und schälen.
(2) Geschälte Bohnenkerne in der Gemüsebrühe kurz weich kochen. Mixen, Weisswein zugeben [mitte intus, was immer das heisst ;-)] und kurz weiter köcheln.
(3) Zwiebeln mit dem Safran in der Butter bei milder Hitze etwa 10 Minuten farblos glasig dünsten. In die Teller verteilen und mit der Bohnensuppe übergiessen. Interessant ist das Geschmacksspiel von Bohnen und den safranierten Zwiebeln. Auf keinen Fall am Schluss mixen.
So wird die Bohnensuppe heute noch im Benediktinerkloster Maria-Rickenbach im Kanton Nidwalden gekocht. Deren Rezept fand ich zufällig in einem Bericht der Schweizer Ausgabe Jan/Feb 2014 der Landliebe über das Kloster. Passt doch exakt zum lateinischen Text von Johannes von Bockenheim !
Und die mittelalterliche Bohnensuppe schmeckt nicht schlecht. Bockenheim widmet das Rezept zwar ausdrücklich der Zielgruppe der Kleriker (pro clericis et religiosis), aber auch wir gewöhnlichen Geniesser dürfen uns dieses schlichten Gerichtes erfreuen.
Dazu Brot mir Bärlauchpesto. Diesmal mit Walnusskernen gemacht.
Robert geht unter die Lateiner! Ich ziehe den Hut, freue mich aber darüber, denn Latein war meine Lieblingssprache während der Schulzeit (lang, lang ist es her ;-))
Einen Teller Suppe plus Brot mit Pesto darfst du mir heute Mittag gerne zukommen lassen. 🙂
als Nichtlateiner hatte ich meine liebe Mühe damit, aber Caesar hat geholfen, den Text zu erahnen 😉
Caesar? nicht eher google
nein, Caesar.
http://www.frag-caesar.de/
ja, hatte ich danach auch gesehen. – Danke! 🙂
Offensichtlich ein Rezept für Pharisäer. Die Bohne war gemeinhin als Fastenspeise bekannt, vom Wein kann man das nicht unbedingt behaupten 😉
Auch für Christen. Schliesslich haben die Pharisäer Jesus als „Fresser und Weinsäufer“ beschimpft.
„Safranisierte Zwiebeln“, zum Niederknien! Sollte man auch bei einer klerikalen Suppe wie dieser…
Liebe Grüße
Cheriechen
im Sitzen isst es sich bequemer. Meinetwegen im Liegen, wenn wir schon beim Latein sind.
😄
mittere- wegschicken, loslassen….. da regte sich nochwas im Gedächtnis. Und Bohnensuppe mit Wein und Safran, die würde ich auch mögen.
ich tendiere eher zu Yushkas Interpretation.
http://www.frag-caesar.de/lateinwoerterbuch/mittere-uebersetzung.html
na, schick den Wein in die Suppe, paßt doch alles.
Mitte intus = wirf/gib hinein.
So ein Süppchen lass ich mir gern gefallen. Damit geht bestimmt das widerliche Halsweh weg, das mich hier nervt und plagt.
aus eigener Erfahrung hat die Suppe keine heilende Wirkung auf Halsweh.
Für dich würde ich sogar das Latein herauskramen, das irgendwo in den Tiefen meines Gedächtnisses schlummert…..
Da hätte ich Dir gleich noch ein Rezept aus dem Registrum Coquine zum übersetzen 🙂
Her damit, ich hab ja sonst nichts zu tun 😉
Die Nr. 29: Ad faciendum tortam pro nobilibus. Falls Du einmal nichts zu tun hast.
Um Kuchen für Adlige zu machen….
Wonderful! Great flavors.
Grüsse,
Rosa
Einmal ohne Bärlauchpesto, bitte. 😉
ich weiss, davon hatte ich trotz aller Vorbehalte ein frisches Gläschen voll hergestellt.
Danke für die Übersetzung, denn nichts habe ich so schnell und gern und gründlich vergessen wie alles, was ich an Latein in der Schule lernen musste. 😉
was man nicht täglich braucht, ist schnell vergessen. Wem sagst Du das ?
Mitte intus vinum album – dieser Aufforderung folgt man doch gerne! Die Alte-Welt-Bohne ist arg unterschätzt, gut, dass es solche Rezepte gibt.
an diesem Satz bin ich auch gleich hängengeblieben 😉
Wer hätte gedacht, das mein Latinum noch mal für was gut sein sollte 😉 Das hört sich auf jeden Fall sehr lecker an. Vielleicht probiere ich das Mal als Sauce aus, das ist bestimmt auch nicht verkehrt 🙂
geht sicher auch, Es hat aber auch noch jede Menge anderer, entdeckenswerter Rezepte in dem Buch.
Die Ente hat sich schon geduckt (Wortspiel), da ich dachte, es gibt Bärlauch.
Saubohnen! Fein, jedes Böhnchen ergibt eine Tönchen. Toröö!
Himmlische Töne. Jedenfalls bei Klosterfrauen…
Dosis facit venenum 😀
Grosses-Blog-Kino. Hut ab!!!