
Der Name „Doubs“ soll vom Lateinischen „dubius“ stammen. Glaubhafteren Quellen zufolge stammt er aus dem Keltischen und bedeutet „dunkel“. Gewiss, er ist ein Zweifler, Unschlüssiger, Zauderer. Sein Wasser tritt in kräftigem Strom aus einer von Karsthöhlen durchzogenen Unterwelt am Fuss eines Berges auf beinahe 1000 Meter Höhe bei Mouthe (F) zutage. Von der Quelle bis zur Mündung in die Sâone liegen nur 90 Kilometer Luftlinie Distanz, doch der Doubs lässt sich Zeit. Er benötigt dafür ganze 453 Kilometer. Unter vielen Richtungsänderungen durchzieht er erst den französischen Jura nach Nordosten. Ab Les Brenets bildet er die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich, zwängt sich durch enge, malerische Schluchten der Grenze entlang, um in St. Ursanne, nun für 30 km zum eidgenössischen Fluss geworden, eine 180-Grad-Wende zu vollziehen. Kein Durchkommen. Inzwischen wieder französisch, fliesst er zurück, Richtung Südwesten. Unterbrochen durch einen kleinen Abstecher nach Norden. Gemächlich gurgelt er, fröhlich mäandrierend, Richtung Burgund, um endlich sein dunkles Wasser bei Verdun-sur-le-Doubs der Sâone beizumischen.
Seit wir vor vielen Jahren in einem kleinen Restaurant Nähe Verdun-sur-le-Doubs einen Roi du Doubs (ein inzwischen praktisch verschwundener Fisch, Apron, Zingel asper), gegessen haben, möchte ich den Doubs von der Doubsquelle bis zur Einmündung in die Sâone bewandern. Verpasst. Heute sind wir dafür zu alt, viele schöne Stellen sind nur in Wanderschuhen zu erreichen, man sollte seine Wünsche halt in jüngeren Jahre realisieren. Doch für einen kurzen Ausflug, mal dahin, mal dorthin sollte unsere Energie noch reichen. Ich setze mich einfach mal unter Druck… immer in der Hoffnung, dass die kleine Serie noch eine Fortsetzung finden wird.
Aus 1000 Meter Höhe muss man sich erst 400 Meter tiefer an den Doubs hinunter bewegen (Mäxle macht das für uns).




Auf der Suche nach einem schönen Aussichtspunkt sind wir auf der französische Seite wieder hoch gefahren. In der Karte war ein solcher eingezeichnet: Èchelles de la mort. Todesleitern. Las sich spannend. Immer schön den Wegzeigern entlang auf einem kleinen Fahrweg immer tiefer hinunter (Aussichtspunkte liegen sonst doch oben ?). Zuunterst kamen wir bei den Todesleitern an. Ein Klettersteig am Ufer des Doubs, früher von Schmugglern benutzt, jetzt für Sportkletterer ausgebaut. Nur für Schwindelfreie, mit Ausrüstung und Helm. Wer hinauf klettert, darf zum Dessert die schöne Aussicht geniessen. Nichts für uns.

Wir atmen tief durch und beruhigen uns indessen mit einem langen Blick in das grüne Moos.


Und wieder in die Höhe, wieder ganz hinunter, und wieder hinauf, heim ins Jurahäuschen.

Uebrigens: die nächsten Verwandten des Roi du Doubs leben in der Donau und ihren Nebenflüssen. In alten Zeiten (vor und während des Tertiärs, also vor rund 65 Mio Jahren) waren Rhein, Rhone und Donau vorübergehend miteinander verbunden, entwässerten sich zunächst Richtung Osten, dann nach Westen, wieder nach Osten und schliesslich, bis heute, in drei verschiedene Richtungen. Dadurch konnten Fische in beiden Richtungen wandern.
Wie schön. Bisschen traurig.
Traurig bin ich deswegen nicht, C’est la vie.
Lieber Robert, was für eine schöne Kulisse, was für ein schöner Ausflug – danke fürs Teilhaben lassen!
Sei nicht traurig, ob der Ausflüge, die du nicht mehr unternehmen kannst, erfreue dich an denen, die ihr noch machen könnt. Wichtig ist doch vor allem, dass man die Schönheit von Landschaften noch SEHEN kann, ob man sie sich auch erwandern kann, ist dann zweitrangig.
Wahrscheinlich verbringt ihr nun die Zeit um Ostern im Jurahäuschen?! Wenn ja: habt eine schöne, erholsame Zeit dort!
Liebe Grüße
Eva
Danke für de Satz: „erfreue dich an denen, die ihr noch machen könnt“. Das wollen wir tun. Wir wissen noch nicht, wo wir sind, das hängt vom Wetter ab.
Das hast du aber idyllisch festgehalten. Etwas abseits der Zivilisation – muss nicht das Schlechteste sein. Schönes Wochenende euch…
naja, geteerte Strassen müssen schon sein, schon wegen Mäxle. Sonst mache ich, was alle in meinem Fall machen: kochen. Glückwunsch zu deiner wunderschönen Tarte Tatin !
Es gibt so viele schöne Gegenden und Orte, und die meisten, die Du vorstellst, werden mir erst durch Dich bekannt. Reizende Bilder, schöner Fluss, interessante Fische.
ich staune selbst, dass ich mit Reisen in der Schweiz nie fertig werde 😉
Eifach e scheeni Gegend zem sii – näbscht dim interessante Bricht derzue. Danggscheen !
P.S. Dini bunte „Playboy-Klämmerli“ losse Oschtere erahne 🙂
Das merkte ich auch erst aufgrund Deines Hinweises 🙂
Sehr schön, vor allem das Bild mit den „Chlüppli“ 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Die Wäschplätze hatte ich zuvor entfernt 😉
Wunderschöne Bilder einer anregenden Landschaft 🙂 der Doubs ist fast mein Lieblingsfluss.
Die grosse Melchaa fliesst schon bedeutend entschiedener.
Immer, wenn ich diese wunderbaren Sonntagsgeschichten lese, weiß ich wieder, dass es noch so unendlich viele schöne Ecken in Europa gibt, die ich noch nicht kenne und dass ich immer noch keinen Reisepass für andere Kontinente brauche. Danke wieder einmal!
und das Schönste: diese Ecken findet man nicht nur hier in der Schweiz, sondern bei JEDEM.
Ja, das stimmt. Mit Westfalen und Brandenburg bin ich gut „auf Stand“, die restlichen Geheimecken inkl. der Schweizerischen kommen auf meinen Wunschzettel!
Ganz meine Meinung. Nur aufpassen, dass wir nicht eines Tages für die Schweiz den Reisepass benötigen 🙂
A magnificent and poetic place! I’d love to visit this region…
Grüsse,
Rosa
The Doubs is different every step of the way.
Wirklich schön! Und danke für den Anstoss, Träume lieber gleich umzusetzen… 😉
Einen schönen Restsonntag + liebe Grüße,
Eva
Danke Dir Eva ! Tut das unbedingt !
Wirst sehen, kleinere Serien gehen immer… 😉
Erst etwas Gras über die Schlucht wachsen lassen, bevor ich Frau L. wieder in eine solche bringe 😉
Und das letzte Foto bringt dann wieder Fröhlichkeit und Farbe in die Melancholie. Hübsche Wäscheklammern 😉
Die Unterwäsche ist nicht so farbig 😉
Das Gesicht unseres Kontinents wandelt sich. Wozu es den Menschen nicht unbedingt bräuchte.
Der Mensch meint das zwar… weil er nur in Menschenjahren rechnet.
Auch wenn ein bisschen Wehmut mitschwingt, die Bilder sind wunderschön! Und deine Kluppen (Wäscheklammern) liebe ich! 🙂
Kluppen (CH: Chlüppli) brauchst Du für uns nicht zu übersetzen. Wir verstehen uns.
wunderschöne, stimmungsvolle bilder zeigst du uns mal wieder. der fluss mit seinem dunklen wasser gefällt mir sehr gut. danke für’s zeigen!
lg ulrike.
Ich hoffe, dass noch mehr hinzukommt.
Und ganz zuletzt vereinigt sich der Doubs völlig unaufgeregt mit der Saône, keine hundert Meter vom Hotel des Trois Mores entfernt, das Mekka der „Pochouse“, einer Süsswasser-Fischsuppe. Meilleurs salutations de la Bourgogne JTW
Pochouse ? noch nie davon gehört. Leider weiss ich nicht mehr, wo wir damals gegessen hatten. Moulin d’Hauterive ?
Das „3 Maures“ ist heute etwas bescheiden geworden… Ich habe das Rezept der Confrérie de la Pochouse, gegründet 1949 in Verdun. Suchen hilft zumeist. Herzlichen Gruss + bis bald JTW
Der Doubs ist in meinen Augen einer der spannendsten Flüssen in der Schweiz. War zwar jetzt schon lange nicht mehr dort…ist von hier aus halt nicht gerade um die Ecke. Wäre aber wieder mal einen Ausflug wert. Danke für die Anregung. 🙂
Liebe Grüsse
Charlotte
ein ideales Wandergebiet für Wanderer und… Jogger.
Das erste Foto wie von Caspar David Friedrich, hätte er schon einen Apparat gehabt. Und die Chlüplli (hier lerne ich sogar Schweizerdeutsch) so in Reih‘ und Glied – irgendwie immer noch melancholisch, trotz der Farben. Ihr könnt mehr unternehmen als wir, tröste dich. Unser wöchentlicher Ausflug auf den Markt war das letzte Mal eine Katastrophe. Jakob. …
Mag mich nicht daran trösten, dass es Euch zuweilen schlechter geht. Richten wir uns am Positiven auf und werkeln zufrieden weiter, so wie es am besten geht.
Genau so halte ich mich täglich über Wasser… 🙂
Sehr schöner Beitrag!