Wolkenverhangen und regenfeucht, wie meist, wenn wir diesen Sommer eine Ausreise machten, zeigte sich auf einer kleinen Erhebung am Nordufer des Genfersees Schloss Prangins. Das aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhundets stammende Schloss wurde anstelle einer mittelalterlichen Burganlage erbaut. Der Ort war ursprünglich Zentrum der Herrschaft einer Linie der Herren von Cossonay, die Ländereien am nord-westlichen Ufer des Genfersees von Rolle bis Gex(F) besassen. Dazu gehörte auch die Stadt Nyon als Lehen des Erzbistums Besançon.
Ende des 13. Jahrhunderts war Schluss damit. Die aufstrebenden Grafen von Savoyen dehnten ihre Macht auf das Nordufer des Genfersees aus. 1293 verlor Aymon von Cossonay-Prangins erst die Stadt Nyon, später seine gesamte Herrschaft an Savoyen. Immerhin gegen eine Abfindung von 50 Pfund Silber und eine Leibrente. Damit beherrschte Savoyen die gesamte Region um den Genfersee.
1536 eroberte die Stadt Bern die Waadt, wobei die alte Burg Prangins, wie das in solchen Fällen heute noch üblich ist, niedergebrannt wurde. Die Herrschaft Prangins blieb jedoch bestehen und wurde der bernischen Landvogtei Nyon unterstellt. Danach wechselte der Besitz mehrmals die Hände, bis er 1719 einem französischen Bankier mit Schweizer Wurzeln zufiel.
1732–1739 liess Louis Guiguer (ein gewöhnlicher Gyger aus dem Thurgau) das neue Schloss Prangins bauen. Sein Sohn überliess es 1754/55 zunächst dem französischen Philosophen Voltaire als Zufluchtsort, bevor er mit seiner Gattin selbst dort Wohnsitz nahm. Er liess u.a. die Gartenanlage grosszügig ausbauen.
1814 wurde das Schloss an Joseph Bonaparte, den älteren Bruder Napoleons, verkauft. Die Familie Bonaparte musste auch nach dem Fall Napoleons nicht darben. In weiteren Handänderungen gelangte der Besitz zeitweilig an die Herrnhuter Brüdergemeine und den amerikanischen Investmentbetrüger und Playboy Bernie Cornfeld, der es letztlich, ziemlich heruntergekommen, um den Wert eines grösseren Einfamilienhauses, an die Kantone Genf und Waadt verscherbelte. Letztlich übernahm die Eidgenossenschaft das Schloss, um dort den Westschweizer Sitz des Schweizerischen Landesmuseums einzurichten. Bis 1998 wurde es aufwendig restauriert, umgebaut und erweitert. Gezeigt werden Gegenstände und Kunst aus der Geschichte der Schweiz im 18. und 19. Jahrhundert.
Der Gemüsegarten wurde 1729 angelegt, um die zahlreichen Arbeiter, die während den folgenden Jahren am Bau des Schlosses beschäftigt waren, zu versorgen. 1997 wurde der Garten in seiner urprünglichen, barocken Anlage wiederhergestellt. Heute werden darin gegen 100 alte Fruchte-, Gemüse- und Blumensorten (pro specie rara) angebaut.
Um zu begreifen, daß der Himmel überall blgrau ist, braucht man nicht um die Welt zu reisen. Wir hätten auf Herrn von Goethe hören sollen.
Quellen:
wiki Schloss Prangins
Oh nein, es ist gut, wenn ihr diese Ausreisen macht – egal bei welchem Himmel – damit wir Leser mitgenommen werden und euer schönes Land so zumindest virtuell kennenlernen.
im Moment ist nichts mehr mit Ausreisen. Ich zehre von der Vergangenheit 😉
Was? Bei Euch hat es auch geregnet? Und ich dachte schon, das wäre diesen Sommer nur hier der Fall gewesen 😉
Liebe Grüsse aus Zürich und einen schönen Sonntag,
Andy
Der Bözberg war früher für Wolken ein unüberwindliches Hindernis.
Die historischen Fakten lese ich immer gerne und versuche mir vorzustellen, wie das Leben damals war, und was die Herren bezogen haben könnte, solche Protzbauten erstellen zu lassen. Bill Gates hat ein beachtliches Anwesen, aber keinen Palast. Gut, heute hat man den eigenen Jet und die grosse Yacht mit Crew. Auch wenn ich das Geld dazu hätte, würde ich es nicht so ausgeben.
Die Einkommenschere klaffte dazumals wohl noch weit mehr auseinander als heute. Glück für jene Wenigen, die in die obere Klasse, Pech für jene, die unten hineingeboren wurde.
Danggscheen fir dä interessanti Bricht !
Uf‘ s Schlessli kennt‘ i verzichte. Es wird mir scho trümlig, wenn‘ i nur die viile Fänschter gseh zem Putze. Aber am‘ e so ne „pro specie rara-Gärtli“ wär‘ i nit abgneigt.
Wer darin wohnte, hatte schon das Personal zum Fensterputzen. Das Gärtli ist ein richtiger „Clos“. Schön ummauert
A beautiful place! I have never been there…
Grüsse,
Rosa
25 minutes avec le train de Genève.
irgendwie wäre es ohne deine berichte kein richtiger sonntag. vielen dank dafür, immer gern gelesen.
lg ulrike.
„kein richtiger Sonntag“ 🙂 wie schön, das freut mich.
Am „schönsten“ sind die dezent angebrachten Hydranten 😉
wer einmal abgebrannt ist, fürchtet sich vor Feuer.
Wer stets nur in den Himmel blickt, verpasst, was ihn darunter erwartet.
Andererseits sagt man in China, dass, wer nur in der Erde wühle, den Himmel nie finden werde. Alles ist ein Frage des Masses.
Mit Dir lernt man die Schweiz kennen. Danke vielmals.