Das Dorf Bergün (romanisch: Bravuogn) liegt im Albulatal. Von hier aus führen mit dem Albulapass und der Albula-Bahnstrecke zwei Verbindungswege ins Engadin. Der Pass eng und kurvenreich, die Bahn mit vielen Viadukten und Kehrtunnel. Von Norden, aus Tiefencastel her, war das Dorf in früheren Jahrhunderten nur schwer erreichbar. Eine gewaltige Formation senkrecht abfallender Felswände versperrte den Weg. Wirtschaftlich und kulturell war das Dorf deshalb eng mit dem Engadin verbunden. Erst 1696 gelang es, einen Strassendurchgang direkt in den Fels zu sprengen.

Aus den Dächern des unteren Dorfteils ragt der alte Turm „la Tuor“ aus dem 13. Jahrhundert hervor. Erbaut wurde er vermutlich als Amtssitz der Herren von Greifenstein, deren Burg oberhalb von Filisur lag. Im 17. Jahrhundert wurde er zum Glockenturm umgebaut, mit einer barocken Haube geschmückt und bunt bemalt. Heute befindet sich darin das Archiv der Gemeinde.
Um die oberhalb Filisur gelegene Burg Greifenstein entstand im 12. Jahrhundert ein kleines Herrschaftsgebiet, welches 1394 in den Besitz des Churer Bischofs kam. 1537 kaufte sich Bergün aus den bischöflichen Rechten frei und erlangte dadurch die volle Souveränität innerhalb des Gotteshausbundes, eines der drei regionalen Bündnisse, die sich gegen den Einfluss des Bischofs von Chur und des Hauses Habsburg auflehnten.

Bergün ist ein typisches Strassendorf. Zu beiden Seiten der engen, ansteigenden Hauptstrasse reihen sich Häuser im Engadiner Stil aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, geschmückt mit Fassadenmalereien Sgraffiti, Erkern und Fenstergittern.


Die im obern Teil des Dorfes stehende, reformierte Kirche ist im Kern romanisch, der Chor und der spitze Turmhelm sind spätgotische Ergänzungen. Der Innenraum wurde gegen 1500 komplett ausgemalt. Wenn die Kirche nicht verschlossen gewesen wäre, hätte man sich Stationen aus der Passion und Christus mit den zwölf Aposteln ansehen können.


Lange Zeit bildeten der Verkehr über den Albulapass (Zoll am Bergünerstein), die Viehwirtschaft und der Bergbau (Eisenerz bis Mitte des 19. Jahrhunderts) die Lebensgrundlagen des Ortes. Als 1903 die Albulabahn eröffnet wurde, erhofften sich die Bergüner mit dem Bau eines Kurhauses einen touristischen Aufschwung zum mondänen Kurort. Der blieb aber wegen der bald darauf einsetzenden Weltkriegsspiele aus. Eine glückliche Fügung, so konnte das Dorf sein historisches Ortsbild unverfälscht bewahren. Im Winter, wenn der Albulapass geschlossen ist, wird die Strasse als Schlittelbahn genutzt. Deshalb ist Bergün für Familienferien sehr beliebt. Bilder von Ende Oktober, anlässlich der Heimfahrt aus dem Engadin.
Quellen:
Herrlich, die Scraffiti, viel schöner als die heutigen Graffiti, auch wenn sie gar von Harald Nägeli wären. Und immer wieder wurden die Leute von den Bischöfen und/oder den Habsburgern ausgebeutet, unfrei gehalten, von Rätien bis zur Romandie und natürlich auch in vielen anderen Teilen Europas.
Die Habsburger hinterliessen immerhin eine einwandfrei funktionierende Verwaltung und Buchhaltung.
Ein Kleinod an Dorf.
Schade, dass Kirchen heutzutage so oft verschlossen sind. Ich kenne einige Situationen, in denen Menschen genau diesen Ort aufgesucht haben, zum Innehalten, Gedankenmachen, die sonst kirchenfern sind… Genau dafür sollten sie meines Erachtens offen sein – als Möglichkeit der inneren Einkehr.
Einen schönen, harmonischen, dritten Advent euch beiden!
Verschlossene Türen betreffen in erster Linie die evangelischen Kirchen. Die katholischen sind meist offen.
Für die Bergüner Nusstorte lohnt sich ein Halt in der Bäckerei, aber Ihr wart auf dem Weg ins Kartoffel-Eldorado von Filisur. Bergün ist auch für Eisenbahn-Freaks eine wichtige Haltestelle. Und im Sommer gibt es ein sehr nettes Schwümbi.
eben heute haben wir uns eines köstlichen Kartoffelstocks aus Filisurer Kartoffeln erfreut. Der war so gut, dass es dazu kein Fleisch gebraucht hätte.
Wieder einmal eine schöner Bericht, der alte Erinnerungen weckt.
Nun ist der Pass geschlossen, bis zum nächsten Frühjahr.
ein wunderschönes Dorf – schön, dass es so erhalten bleibt!
eine Alpenverschandelung à la St. Moritz genügt
Wieder eines dieser wunderbaren, geheimnisvollen Engadindörfer!
Auch ich bedauere, dass immer mehr Kirchen geschlossen bleiben außerhalb der Gottesdienste. Aber wie sonst kann man diese kostbaren Räume vor Diebstahl und Vandalismus schützen?
Da wo es etwas zu klauen oder kaputt zu schlagen gäbe, stehen sie meist offen.
Ich kenne Bergün nur im Winter und kann es allen Schlittelfreunden wärmstens empfehlen, besonders wenn man im Kurhaus nächtigt. Extrem familienfreundlich und sie lassen den Tempomesser der sommerlichen Passstrasse für die Schlitten, sehr zuvorkommend!
80 km/h ausserorts sind ja zulässig. Für einen Schlitten recht schnell 😉
It is such a pretty village and the area is magnificent!
Grüsse,
Rosa
one of thousand pretty villages.
Der Christopherus braucht wohl mal eine Überarbeitung 😉
Die nächsten Generationen wollen auch noch etwas zu restaurieren vorfinden.
Oh ja, Bergün und Filisur, das ist einem geläufig, wenn man einen eisenbahnbegeisterten Mann hat … das spektakuläre Landwasserviadukt.
LG aus dem heute mal sonnigen aber relativ kalten Köln
Ingrid
um das Landwasserviadukt von einem geeigneten Fotostandort aus abzulichten, müsste man einen längeren Fussmarsch auf sich nehmen.
Wir sind damals drüber gefahren, wobei man natürlich nicht viel sieht. Aber es gibt ja genügend professionelle Fotos zum Angucken. Er hat natürlich auch Bücher. Eure Bahnen sind sowieso alle ganz toll.