CH-3800 Interlaken

CH-3800 Interlaken: Bitte keine Rosen streuen

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Landvogteihaus mit Treppenturm und Spitzgiebel, 1628

Das ehemalige Augustinerchorherrenstift liegt zwischen Brienzer- und Thunersee. Die erste schriftliche Erwähnung geht auf das Jahr 1133 zurück, als Kaiser Lothar III. der Propstei den Status eines Reichsstifts verlieh. 1247 wurde ein Frauenkonvent erwähnt, der aber auch älter sein könnte. Aus einer Urkunde von 1310 geht hervor, dass damals in „Inderlachen“ 30 Priester, 20 Laienbrüder und 350 Frauen wohnten.

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Im 13. Jahrhundert gelang es der Propstei, zwei Dutzend Kirchensätze (samt Pfründen) in ihren Besitz zu bringen und sich durch den Erwerb vieler weltlicher Güter als grösste geistliche Grundherrschaft der Region zu etablieren. Ab dem 14. Jahrhundert verfügte die Propstei über eine eigene Schule.

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Reste des ehemaligen Kreuzganges, 1450

Die im Verlauf des 14. Jahrhundert einsetzende Verweltlichung der Propstei zog allmählich den Verfall der klösterlichen Disziplin nach sich. 1472 brach ein Streit zwischen Nonnen und Mönchen aus, der eine Untersuchung des Bischofs von Lausanne nach sich zog. Der Propst wurde inhaftiert und ein Teil der Chorherren durch solche aus anderen Konventen ersetzt. 1484 wurde das Frauenkloster aufgehoben. Laut päpstlicher Bulle  unter anderem „wegen Unordnung und Sittenlosigkeit“.

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Stiftskirche

Im Zuge der Reformation wurde das Kloster am 13. März 1528 an Bern übergeben und damit auch die Güter, die das Kloster im Laufe der Jahrhunderte erworben hatte: Kirchensätze, Alprechte, Rebberge und Fischrechte.

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Landvogteihaus, Aussenseite

Nach der Reformation wurde ein Teil der Propsteigebäude als Amtssitz der Vogteiverwaltung benutzt, ein anderer Teil 1532 als Armenspital eingerichtet. In den Jahren 1562 bis 1563 wurde unter der Regierung Bern der Chor der Kirche in ein Kornhaus und in einen Weinkeller umgebaut. Von 1746 bis 1750 wurde der Westflügel abgebrochen und unter Landvogt Samuel Tillier das Neue Schloss errichtet.

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Neues Schloss, Hinteransicht

CH-3800 Interlaken (2015 11 06_9456)Neues Schloss, Westflügel

Nach der Auflösung der Landvogtei 1798 wurde Interlaken 1803 Sitz des Oberamts und ab 1831 Hauptort des gleichnamigen Amtsbezirks. Hier befinden sich heute eine Reihe von Amtsstellen.

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Dabei wäre es, nach Swiad Gamsachurdia, doch viel besser, Rosen statt Kugeln oder gar Bomben auf seine Feinde zu werfen.

Quellen: Fotos von 2 verschiedenen Besuchen
wiki Kloster Interlaken
Historisches Lexikon der Schweiz

18 Kommentare zu „CH-3800 Interlaken: Bitte keine Rosen streuen“

  1. Danke für die schönen Foros sowie die Geschichten dazu.

    Deinen letzten Satz unterschreibe ich voll und ganz!
    In diesem Sinne lasst uns eine friedliche Adventszeit haben.

    LG Eva

  2. Es ist erstaunlich, wie viel Grundbesitz und Reichtum die Klöster damals durch gezielte Angstmache geschenkt erhielten. Hier in Thailand denkt die Gesellschaft immer noch ähnlich wie in Europa vor der Reformation und spenden für ihr Seelenheil oder die Wiedergeburt. In vielen Klöstern und Tempeln wird dauernd gebaut, und ab und an wird über Mönche berichtet, die ein Leben in Saus und Braus führen.
    Wiederum ein informativer Bericht.

    1. Ja die thailändischen? Bettelmönche in ihren orangefarbenen Gewändern sind auch hier ein vertrautes Bild in den Strassen geworden. Jetten schnell nach Europa for raise funding.

      1. Bewahre! Das gäbe ja dann zusätzlich Schampanjerflecken auf dem Boden und diese sind überaus schwierig zu entfernen…

        Nebenbei bemerkt: die Zivilstandsämter sacken für eine Trauung ein paar Hundert Franken ein.

  3. Wahrscheinlich sind Rosenblätter und Reis für frisch verheiratete Paare gedacht. Trotzdem unterstreiche ich deinen letzten Satz.

  4. Ich glaube auch, dass es aufwändig ist, Rosen und Reis zu putzen. Aber warum sollte man das tun, wenn sie dahingeworfen sind? Den Reis putzen die Vögel weg, und die Rosenblätter nimmt der Wind.

    1. Bei nassem Wetter rutschen die Beamten des Staates auf der glitschigen Masse aus, lassen sich für Monate als verunfallt krankschreiben und können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen. Chaos droht, niemand zahlt mehr Steuern, Revolutionen werden angezettelt, der Staat zerfällt…

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