How to Make Croissants

Nicht irgendwelche Gipfeli, sondern Schweizer Croissants au Beurre, nach einem Rezept der Basler Bäckerei Kult. Und die sind in Basel: Kult. Ich besuchte kürzlich den von der Bäckerei angebotenen Kurs „How to croissant“ und lernte an einem Nachmittag von 14h bis 20h Theorie und Grundlagen des Gipfelibackhandwerks und wie man das zuhause mit einem gewöhnlichen Backofen und ohne grossen Maschinenpark manuell umsetzt.

Zugegeben, es steckt viel Arbeit dahinter, die nicht jede/r aufbringen kann oder aufzubringen bereit ist. Wer jedoch einmal in ein solches, frisch gebackenes croissant beissen durfte, will keine anderen mehr. Selbst wenn meine ersten, nach dem Kurs zuhause nachgebackenen Gipfeli gegenüber dem Original noch Fertigungs-Mängel aufwiesen, Meister wird man erst durch Übung.

Croissants au Beurre

Zutaten

450 g Weissmehl
40 g Zucker (L.: 5 g weniger als das Original)
9 g Salz
10 g Frisch-Hefe
112 g Milch
112 g Wasser
1 Ei (45 g ohne Schale)
22 g weiche Vorzugsbutter

zusätzlich:
250 g Vorzugsbutter zum Tourieren

Zubereitung

Tag 1:
Teig und Tourierbutter am Abend vorbereiten

(1) Zucker und Salz im Milchwasser auflösen, Hefe darin suspendieren. Ei darin verquirlen. Butter in feine Flocken verteilt unter das Mehl mischen, dann die Eiermilch kurz (1-2 Minuten) dazumischen. Mischen, nicht Kneten. Zu einer runden Platte formen und in einem Plastikbeutel einschlagen. Sofort kühl stellen (2-4°C).

Tipp: Die Zutaten müssen gut gemischt sein, es darf sich aber nicht zuviel Gluten bilden, sonst wird der Teig bockig (zieht sich beim Ausrollen zusammen)

(2) Die Tourierbutter in einen 20×30 cm grossen Plastikbeutel geben, etwas weich werden lassen und mit dem Wallholz in eine flache Form, 20x20cm bringen. Die Butter muss gleichmässig dick sein. Die Butterplatte ebenfalls über Nacht in den Kühlschrank geben.

Tag 2:
Tourierbutter einschlagen

(3) Teig aus dem Kühlschrank nehmen und mit wenig Mehl auf 30x30cm auswallen. Es sollte ein gleichmässig dickes, exaktes Quadrat entstehen. Falls die Ecken rund werden, den Teig an den Ecken mit gegengreifenden Fingern von der Mitte her leicht ausziehen. Butterplatte aus dem Kühlschrank nehmen und sie um 45° versetzt auf das Teigquadrat legen. Leicht andrücken. Die vorstehenden Teigdreiecke wie einen Briefumschlag über die Butterplatte zusammenlegen und die Butter im Teig einsiegeln. Mind. 30 Minuten -in Folie eingewickelt- kalt stellen.

Erste Tour

(4) Teig-Butterblock auswallen:
Arbeitsfläche und Rollholz sparsam mit Mehl bestreuen. Das Rollholz in der Mitte des Teig/Butterblocks ansetzen und durch leichtes Klopfen nach hinten arbeiten. Dasselbe nach vorne. Den Teig (immer von der Mitte ausgehend) auf eine Fläche von 20x60cm auswallen. Er muss an allen Stellen gleich dick sein. Mehl wegpinseln und das Rechteck auf beiden Seiten in Drittel falten, so dass drei Lagen von 20×20 cm entstehen. Mind. 30 Minuten -in Folie eingewickelt- kalt stellen.

Tipps:
Der Teig muss gekühlt sein. Ist er zu warm -oder wird durch allzu langes Ausrollen warm, schmilzt die Butter in die Mehlschicht und es resultiert ein Briocheteig, dem die blättrige Struktur des Croissant fehlt. Das Ausrollen auf einer kühlen Arbeitsplatte ist deshalb von Vorteil. Bei sommerlichen Temperaturen muss sehr rasch gearbeitet werden.

Der Teig soll gleichmässig dick ausgerollt sein. Dazu das Rollholz in der Mitte ansetzen und von sich wegrollen. Teigstück um 180° rotieren und das Ausrollen auf die andere Seite wiederholen. Zieht man das Rollholz gegen sich, wird meist weniger Druck ausgeübt und die Teigplatte wird uneben.

Die Kanten möglichst gerade formen und dem Teig vor allem Länge geben, statt ihn zu breit auszurollen.

Den Teig leicht bemehlen und immer wieder von der Unterlage lösen, damit er nicht klebt und seine Struktur zerrissen wird. Anhaftendes Mehl immer! sauber abpinseln.

Wenn der Teig durch langes Ausrollen bockig wird, besteht die Gefahr, dass man mit zuviel Druck die Schichten zerstört. Dann den Teig falten, wieder kühl stellen, entspannen lassen und das Ausrollen wiederholen.

Zweite Tour

(5) Teig herausnehmen und so vor sich hinlegen, dass man die eingefalteten Seiten wie ein Buch aufklappen könnte. Teig auf 20×60 cm auswallen und wie bei der ersten Tour in Drittel falten. Mind. 30 Minuten -in Folie eingewickelt- kalt stellen.

Dritte Tour

(6) Nochmals dasselbe wie in der Zweiten Tour. Am Ende hat man einen quadratischen Plunderteigblock mit 27 Butterschichten. Von weiteren Lagen sollte abgesehen werden.

Tipp: In diesem Zustand kann man den Teig bis zu 3 Tage gut eingepackt tiefkühlen. Nach dem Rausnehmen benötigt er 12 Stunden zum auftauen.

Letztes Ausrollen

(7) Auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche auf 20-25×110 cm ausrollen. Bei engen Platzverhältnissen auf ca. 60 cm Länge ausrollen, halbieren und beide Teilstücke auf ca 55cm ausrollen.

(8) Wenn der Teig seine endgültige Länge erreicht hat, den Teig vorsichtig von der Platte abheben und wieder hinlegen.

Tipp: 5 Minuten entspannen, bzw. schrumpfen lassen, damit sich die späteren Dreiecke nicht mehr zusammenziehen.

(9) Die obere Längskante des Teigbandes alle 12 cm mit einem Schnitt markieren. Dasselbe, um 6 cm versetzt, an der untern Kante. Von der obern Markierung ausgehend mit dem Messer einen kühnen Diagonalschnitt zur untern Markierung machen. Das gibt, mit Abschnitten, etwa 14-16 Dreiecke.

Croissants rollen

(10) Die Dreiecke so hinlegen, dass die Spitze nach hinten zeigt. An der kurzen Seite des Dreiecks jeweils 1.5 cm lang einschneiden. Leicht auseinander ziehen und mit beiden Händen zur Spitze hin aufrollen. Am Anfang mit leichtem Druck in die Breite stossend.

frisch gerollt

(11) Danach mit grosszügigen Abständen auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen, mit einer Plastikfolie abdecken und bei ca. 25°C auf das Doppelte aufgehen lassen (L.: bei Raumtemperatur im Backofen mit einer flachen Schale mit heissem Wasser ca. 2 Stunden bei 25-27 C gehen lassen)

Tipp: Vorsicht, dass die Temperatur nicht überschritten wird, sonst schmilzt die Butter weg. Zugluft vermeiden.

(12) Danach mit aufgeschlagenem Ei (mit je einer Prise Salz und Zucker versetzt) bestreichen.

Tipp: Pinsel von der Mitte weg nach Aussen bewegen, damit die Teigränder nicht verkleben.

Backen

20 Minuten bei 180°C UL mit Schwaden.

Tipp: die Croissants gegen Ende auf Sicht backen, sie werden schnell dunkel. Bei zwei Blechen gegen Ende die Bleche vertauschen. Türe vorher nicht öffnen.

Im Kurs benutzten wir den Profi-Ofen. Darin werden die Gipfeli einige Minuten bei 85°C beschwadet, anschliessend der Dampf automatisch reduziert und die Gipfeli bei 180°C fertig gebacken. Ich versuchte das zuhause zu imitieren: gut 5 Minuten bei 85°C mit einer heissen, flachen Schale mit 50 ml kochendem Wasser. Danach den Ofen auf 180°C aufheizen und nach Erreichen der Temperatur ca. 15 Minuten fertig backen. Gegen Ende Türe kurz öffnen um den Dampf zu entfernen.

Der Profi-Ofen heizt nach dem Beschwaden automatisch auf

In Paris nahmen wir das tägliche Frühstück in nahegelegenen Boulangerien ein. Meine, nach dem Rezept der Basler Bäckerei Kult, schmeckten mindestens so gut. Eher besser.


22 Kommentare zu „How to Make Croissants“

  1. Chapeau, das ist Herzblut und Leidenschaft. Die Bäckerei kommt auf die Liste, für den Fall dass wir bei den Königen im Herbst Audienz bekommen.
    Herzliche Grüße aus München – C

    PS. Der Paris Artikel wurde, wenn auch nicht kommentiert, gelesen und gewürdigt. Die letzte Ruhestätte ist – ganz egal mit welcher ‘Nachbarschaft’ – doch etwas sehr besonderes…

  2. wenn nun endlich meine Küche aus München nach Berlin kommt, wird diese Köstlichkeit sicherlich nicht fehlen
    Herzliche Grüße nun aus Berlin

  3. Lieber Robert,
    das sieht phantastisch aus – aber: ich bin so eine leidenschaftliche Köchin, – aber so gar keine Bäckerin – meine spärlichen Versuche (so alle paar Jahre mal) fallen immer entsprechend mittelgut aus…
    wenn meine liebe Freundin aus X mich demnächst mal wieder besucht, steht das Programm schon..
    LG! Gila

  4. Grossartig erklärt – hab leider nicht die Geduld dafür – dein Engagement ist überirdisch …….bei anderem Gewerke, Gebäcke gelingt mir die Anfangs- Beschwadung mit einer Schale gefüllt mit feuchtem gereinigtem Sand aus dem Jura!

  5. Ein großes Dankeschön für die wirklich gut nachvollziehbare Handlungsanleitung und natürlich dafür, Dass Sie uns an Ihren immer interessanten Aktivitäten teilhaben lassen!
    Eine Frage hätte ich allerdings noch:
    Wenn im Haushaltsbackofen bei 85 Grad beschwadet und anschließend auf 185 Grad hochgeheizt wird, dauert es angesichts der Trägheit des Backofens doch einige Zeit, bis die 185 Grad erreicht sind. Die Croissants sind während dieses Aufheizens Temperaturen ausgesetzt, die eigentlich zu niedrig für sie sind. Ich möchte damit sagen: benötigen die Teiglinge nicht einen anfänglichen Hitzeboost, um gut aufzugehen?
    LG, Birgit

    1. Bei einem trägen Haushaltofen ist dein Einwand berechtigt. Die Croissants werden flach oder fallen zusammen. Bei einem leistungsstarken Ofen, womöglich mit 400V Anschluss geht das Aufheizen jedoch rasch. Die meisten Bäcker backen bei hoher Temperatur an, teilweise wird auch vom Beschwaden abgeraten (weil die Eistreiche Feuchtigkeit liefert). Wie die Kultbäcker (auch zu meinem Erstaunen) beweisen, geht es auch anders.

      1. Das ist interessant! Von solch einem Backverfahren hab ich noch nie gehört. Wir backen auch Croissant in der Bäckerei, nur herkömmlich bei höherer Temperatur. Das probieren wir einmal aus.
        Ich lese den Blog sehr gerne. Schöne Grüße aus dem unteren Allgäu in Bayern.

  6. Seitdem ich auf Instagram die viralen Videos eines Bäckers gesehen habe, der den wohl fluffigsten und wackeligsten Croissant-Teig zubereitet hat, bin ich beinahe besesser davon auch mal richtig gute Croissants selbst zu machen!
    Kaum auf dein Rezept gestoßen und durch die Kommentare gehuscht, habe ich mich festgelegt dein Rezept als nöchstes zu versuchen. Danke fürs teilen! 🙂

  7. Lieber Robert,
    öfters mal denke ich mir, dass ich zum Frühstück am Wochenende Lust auf ein richtig gutes Croissant hätte. Hier, in der Kleinststadt ist dieser Wunsch tatsächlich nicht so einfach zu erfüllen, obgleich Frankreich nicht weit, aber auch dort schmecken – erfahrungsgemäß – die Croissants längst nicht überall, denn auch hier ist das echte Bäckerhandwerk vielerorts Backmischungen und Großbäckereien gewichen. So habe ich eingesehen – ich muss selber ran. Anhand deines ausführlichen Step by Step Rezepts (und Vorerfahrungen mit selbstgemachtem Blätterteig Dank Micha) habe ich mich dran gewagt und das Ergebnis ist geschmacklich bereits dort, wo ich hin möchte, allerdings stimmen Konsistenz (ich habe den buttrigen Briocheteig fabriziert, von dem du sprachst) und Optik (zu flach) noch nicht ganz. Ich bin den Fehlern auf der Spur und bleibe dran. Danke fürs „Bei der Handnehmen“ auf dem Weg zum Croissant Backen. Viele Grüße von Hannah

    1. Perfekte Croissants gelingen auch erfahrenen Hobbybäckern selten auf Anhieb. Dann muss man einfach mit Ausdauer dran bleiben, bis man den Dreh raus hat. Liebe Grüsse, Robert

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