Einback, der erstgeborne Bruder des Zwiebacks. In hiesigen Bäckereien findet man Einback nur noch selten. Umso grösser die Überraschung, als wir vor ein paar Wochen in der Auslage einer kleinen Bäckerei im Zürcher Weinland zufällig auf Einback stiessen. Gekauft und daraus zuhause wunderbare Erdbeerschnitten zubereitet. Wie einst. Das beste aller guten Desserts aus der Kinderzeit. Aber eben, das war vor ein paar Wochen. Reiseunfähig, wie wir derzeit sind, ist an Einbacknachschub nicht zu denken. Aber selbst ist der Mann: Selberbacken. Im Internet fanden sich mehrheitlich norddeutsche Einbackrezepte der protestantischen, frugalen Richtung. Reihenwecken, wie sie dort heissen. Mir stand der Sinn aber nach katholischem Einback mit dem genussfreudigen Einschlag. Bei Lucas Rosenblatt wurde ich im Buch Balsamico, Würzen mit edlem Essig, ISBN 3-03780-221-9, fündig. Zuweilen sind die Pfade der Erleuchtung verschlungen. Auch wenn meine Reputation als Bäcker gleich Null ist: nachbackwürdig. Das beste Brioche, das ich je gegessen habe.
Zutaten
für den Vorteig:
50 ml lauwarme Milch
20 g Zucker
20 g Frischhefe
50 g Weissmehl Type 405
für den Hauptteig:
140 g Vorteig gegangen
50 ml Milch
1/2 Ei (die andere Hälfte zum Bestreichen)
2 Eigelbe (40 g)
250 g Weissmehl
80 g gute Butter (lamiacucina: 60 g, Konzession an die Protestanten)
10 g Salz ? (lamiacucina: 5 g, mit 10 g hat es mir bei einem früheren Backversuch zu versalzen geschmeckt, das kann aber auch an der elektronischen Waage gelegen haben)
Zubereitung
(1) Zutaten für den Vorteig verrühren, Schüssel mit Klarsichtfolie verschliessen und bei Raumtemperatur auf das doppelte gehen lassen, was etwa 40 Minuten dauert.
(2) Halbes Ei und Eigelbe mit der Milch verrühren, unter den Vorteig rühren, Mehl und Salz hinzusieben, etwa 10 Minuten zu einem festen Teig kneten. Früher habe ich die Butter immer gleich zugegeben, dann geht der Teig nicht mehr schön auf.
(3) Butter in Stückchen nach und nach unter den Teig kneten, in der Küchenmaschine weitere 5 Minuten kneten lassen. Schüssel mit Klarsichtfolie verschliessen und bei Raumtemperatur 30 Minuten gehen lassen.
(4) Backofen mit kleinem Gussgefäss auf 220°C vorheizen. Ausziehbare Cakeform (35cm)gut einbuttern. Teig nochmals kurz durchkneten und in Portionen von von ca. 80 g teilen. Aus diesen Portionen ca. 8 cm lange, 3 cm dicke Rollen formen und quer in die Cakeform setzen, wie wir das beim Toastbrot von Meister Süpke gelernt haben, möglichst so, dass zwischen jeder Rolle ein paar Millimeter Abstand bleiben, damit die Rollen erst beim Aufgehen an den Seiten zusammenstossen. Nochmals 20 Minuten mit Folie bedeckt gehen lassen. Mit dem verquirlten Ei bestreichen.
(5) Vor dem Einschiessen der Form das Gussgefäss mit 50 ml kaltem Wasser befüllen. Cakeform sofort in die Mitte des vorgeheizten Ofens schieben. Den Backofen anschliessend sofort auf 180°C zurückschalten und ca. 25 Minuten ausbacken.
für die Erdbeeren auf dem Einback: Erdbeeren putzen, vierteln, mit etwas Zucker bestreuen, dann vorweg auf frisch getoastetes Einback-Brioche legen und sofort essen.
Anmerkung
Ein früherer Backversuch war viel zu kompakt geraten. Durch die Verlängerung der Knetzeit vor der Zugabe der Butter habe ich den Stärkeproteinen mehr Zeit gegeben, Glutene auszubilden. Mein zweites Einback-Brioche zeigte einen tollen Ofentrieb, die Krume fluffig, flockig, fast wie bei einem panettone.