Schwarzer Freitag, Heidensterz der Erste

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Leser, Sänger und Blogger the rufus hat einen Kochwunsch angemeldet: steirischer Heidensterz, aber „nicht den Normalen, also ohne Schwammerlsuppe oder Grammeln“ ??? Wiki sagt „Buchweizenribel“ und ich sage zu. Keine Ahnung wie das schmeckt, drum gibts den Heidensterz erstmals klassisch. Weil der Buchweizen aus dem Orient stammt, wurde er früher als Türkensterz bzw. Heidensterz bezeichnet. Botanisch ist er ein Knöterich-Gewächs, kein Getreide. Das Mehl des grano saraceno wurde aber gern als Ersatz für den teuren Weizen verwendet, obwohl er kein Gluten enthält. Ein sättigendes Armeleutegericht. War ja der 1. Mai gestern.

In vielen klassischen Rezepten wird das Heidenmehl im Sturz ins Wasser geschüttet und der entstehende pappige Klumpen ausgekocht. Damit er überhaupt durchnässt, mit einem Kochlöffel durchbohrt usw. Wunderlich, wie die Steirer das kochen. Ich entscheide mich für ein anderes Vorgehen: Durch portionsweises Zugeben von Wasser entstehen Klumpen, ähnlich bepiseltem Katzenstreu, die dann langsam geröstet und zerteilt werden bis zum Schluss irgendetwas Torfmullähnliches daraus entsteht.

Zutaten
250 g Buchweizenmehl
1/2 L kochendes Wasser
Salz
60 g Speckwürfel
1 Knoblauch feinst geschnitten

Trockenrösten des Mehles Angefeuchtet Rösten
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Zubereitung
(1) Das Buchweizenmehl in einer Bratpfanne unter stetem Rühren anrösten bis es etwas dunkler wird und angenehme Röstaromen aufsteigen. Etwas abkühlen.
(2) Daneben das Wasser aufkochen, salzen, dann gutschweise (löffelweise) zum Heidenmehl geben, bis das ganze Wasser aufgenommen ist. Nicht alles aufs Mal.
(3) 50 g gute Butter in Flocken verteilen und bei gelinder Temperatur rösten, dabei immer wieder wenden, mit Holzschaufeln zerteilen. Das mag gute 30 Minuten dauern, bis das Mehl gar ist und aussieht wie Torfmull.
(4) Gegen Ende die Speckwürfel in einer Bratpfanne auslassen, Knoblauch mitanschwitzen, den Sterz dazuschütten, gut mischen. Ggf. mit Salz nachwürzen.

Ich habe es zusammen mit frischem Apfelmus serviert. Viel Apfelmus, der Sterz war sehr trocken, hätte etwas mehr Speck vertragen.

Anmerkung
Ein wohlbedachter Wunsch. Torfmull mit Speckaroma. Exakt getroffen. Schweinefett wäre gefordert, da nicht vorhanden, nehm ich gute Butter. Heidensterz den Zweiten gibts dann, wenn sich Frau L. vom Genuss des Ersten erholt hat. Hoffentlich dauert das nicht bis zum Rosenmontag.

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25 Kommentare zu „Schwarzer Freitag, Heidensterz der Erste“

  1. Also dafür, dass ich das ausnahmsweise nicht probieren würde, sieht es noch ganz lecker aus. Beim ersten Blick vermutete ich noch zerkrümelte Grützwurst in der Mischung. Die würde sicherlich den Torfmull-Geschmack mindern 😉

  2. Finde ich ganz toll, dass du es ausprobiert hast. Würde nach deiner Beschreibung wohl bei mir in der Kategorie „Einmal und nicht wieder“ landen.
    Viele Grüße

  3. @Barbara: Hmmm… Interessant in Biolekschem Sinne ? 🙂

    @Claudia: hatt ich nicht zur Hand.

    @sammelhamster: das Geschirr mildert tatsächlich den geschmacklichen Eindruck

    @Petra: das Ziel, daraus etwas Gutes zuzubereiten, ist noch nicht erreicht. Ich werde dranbleiben.

  4. Hhhmmm, da bin ich aber skeptisch. Sieht aus wie Tapenade, aber irgendwie habe ich die Sorge, es ist arg trocken……..

  5. Ich schließe mich Barbaras Kommentar an: Interessant! Und ich sage es gleich, im Biolekschen Sinne 😉
    Wenn es mit Grützwurst wäre – wie Claudia zunächst vermutete – würde zumindest ein mehfaches ‚Hmmmm‘ herauskommen.

  6. Immerhin hübsch angerichtet! Deine Wortwahl lässt mich das Gericht aber auch eher aus der Ferne mit Interesse beäugen (ja, Biolek ;-)) als sofort zum Kochlöffel zu greifen.

  7. Oje, Sterz.

    Dem Wortteufelmann kommen bei dem Wort „Sterz“ Kindheitserinnerungen hoch, die er lieber runtergeschluckt beließe.

    Er beschreibt Sterz immer als „Masse, die im Mund ihr Volumen verdoppelt“. Und als „schlimmste österreichische Kindheitserinnerung“.

  8. In einem Buschenschank bei Naturns/Südtirol gabs Schwarzplentenribel. Ich habs probiert. Serviert in einer großen Pfanne, als Besteck für jeden Esser einen Löffel. In der Mitte der des Plentenhaufens ein Stück Butter. Wenn man sich eine Rille zog und die Butter zu einem hinfloss, wars gar nicht so trocken, wenns alle machen bringts nix. Geschmack war nicht viel. Vielleicht müsste man mal was rumexperimetieren.

  9. Da nun so fein für mich gekocht wurde – schade eigentlich, dass es noch keine Geruchsblogs gibt – möchte ich ein paar Worte verlieren (keine Angst ich kehr‘ sie demnächst wieder auf 😉 ).

    Fängt ja schon mal gut an mit dem Titel „…der Erste“ – werden also noch weitere folgen 😉 .

    Interessant die Zubereitungsweise … werde einmal sFrauli drauf ansetzen – sie hat auch durchaus immer wieder eine kleine Auseinandersetzung (speziell, wenn sie es mit der Ballform probiert). Ganz richtig erkannt, wunderlich, wunderlich – im Gasthaus hat er durchaus immer noch einiges an optischer Qualität und Güte in der Konsistenz mehr, als bei uns – hätte zu gerne mal probiert davon am 1. Mai. Irgendwann tauche ich nochmals auf in der Schweiz und schlag‘ mir den Wanst voll – dafür würde ich sogar das eine oder andere Ständchen wagen (hehe, ich wage für das Publikum – eine großes Wagnis für alle 🙂 ).

    Apfelmus dazu scheint mir dann doch etwas exotisch, aber was soll noch passieren bei Torfmull mit Katzenpisel … 😆

    Danke jedenfalls für den mutigen Versuch.

  10. Einspruch! Der Türkensterz ist etwas anderes als der Heidensterz. Das Türkenkorn ist Mais, und Türkensterz ist die steirische bzw burgenländische Bezeichnung für Polenta.

    Dem Heidensterz, der als Hoadnsterz über steirische Lippen geht, wird zwar seine ursprünglich östliche Herkunft als Namenspatin nachgesagt. Wahrscheinlicher ists aber, dass das Heidekorn als äußerst anspruchslose Pflanze nach dem typischen Anbaugebiet benannt ist – nicht nach den Heiden, sondern nach der Heide. Die in ostösterreichischen Dialekten eben als Hoad ausgesprochen wird, und karge Vorwaldvegetationen mit saurem und nährstoffarmem Boden beschreibt. Wo der Buchweizen gut gedeiht. (Im benachbarten Slowenien ist Ajda übrigens ebenfalls sowohl Flur- als auch Pflanzenname, wobei der Flurname älter sein dürfte.)

  11. Tapfer, da kann ich allen anderen nur recht geben. Nichts, was ich nachkochen müsste. Doch der Versuch ehrt!

  12. Waaaah, Heidensterz.
    Da wir Kärntner in der Familie haben, kann ich das Zeugs nicht einmal sehen.
    In Kärnten isst man den Sterz zum Kaffee (manche schaufeln ihn mit dem Löffel aus dem Kaffee …), deswegen sagt man auch „Kaffeeee eeeesn“ und nicht Kaffee trinken. 😉
    Doch sollte der Sterz eine festere Konsistenz haben, so ähnlich wie ein Grießschmarren, mit großeren Brocken. Wenn du dich erinnerst, davon habe ich schon einmal ein Bild gezeigt.

    Nun schmeckt der Heidensterz oder auch „Hoadensterz“ schon einmal grauslich, aber mit Apfelmus serviert, schaut das fast nach Vergewaltigung der Geschmackspapillen aus.

    Sorry, heute komm ich nicht zu dir essen. 😉 (Mit dem restlichen Mehl kannst du aber eine gute Buchweizentorte machen. Irgendwo sollte ich noch ein gutes, ausprobiertes Rezept davon haben.)

  13. Nachschuss!
    Der Sterz hätte mehr Wasser vertragen.
    Ich habe für die Menge von 24 dag Buchweizenmehl, einen Liter Wasser vorgesehen, 8 dag Schweineschmalz und 8 dag Grammeln (die kein Speck sind, sondern ausgelassener Schweinsfilz = Bauchfett).

  14. @Bolli
    @Ulli:
    @Cascabel:
    keine Sorge, er war trocken.

    @Soeren: klar, da muss noch mehr Fett dran. Beim nächsten Versuch.

    @the rufus: beim zweiten Versuch muss ich zulegen. Nach einem Bissen des ersten Sterz hättest Du keinen Ton mehr rausgebracht.

    @Hedonistin: Danke für die präzise Sprachentwirrung. Türggenribel hab ich hier ja auch schon gekocht und hätte das wissen müssen.

    @Rike: ich hab noch viel Buchweizenmehl im Keller und ein tapfrer Schweizer forcht si nit :-).

    @entegutallesgut: Danke für den Tipp, mehr Wasser zu nehmen. Ich hab gesehen, dass er in Oe andere Konsistenz hat, für mein nächstes Gericht brauche ich ihn aber so trocken-feinkrümelig.

  15. oh schreck – der alptraum meiner kindheit: in tirol heißt das zeugs schwarzplenten-sterz, gehört (übrigens zubereitet wie normale polenta, also direkt und unvorbehandelt ins wasser mit dem buchweizen) zur traditionellen bauernküche und schmeckt schauderhaft …

  16. heidensterz und türkensterz sind beide nicht meines(und wenn wir dabei sind: bohnensterz auch nicht…) , aber was kindheitserinnerungen betrifft: brennsterz! mmmh.
    geht ca. so: Mehl, Salz und Wasser mischen, ins heiße fett gießen, das ganze anbacken lassen (was auch immer da der fachausdruck ist..) und dann zerstoßen.
    Gegessen wird das dann mit Rahmsuppe oder Buttermilch.
    Ich hab die Vermutung man muss es ab kleinkindstadium vorgesetzt bekommen damit man es liebt, aber dann tut mans. ich zumindest 🙂

  17. marabu, Rahmsuppe – feinst. Statt Buttermilch aber lieber zu Sauermilch greifen, da ist zumindest etwas Fett drin.
    Das mit mit dem Kleinkindstadium stimmt natürlich auch für Grießkoch, oder wie auch immer das in anderen Landen heißt 😉 .

  18. rufus, oh, stimmt, sauermilch meinte ich auch, da hat die späte stunde zugeschlagen.
    obwohl meine großmutter manchmal kreativ wird und wir bekommen acidophilusmilch 🙂
    und grießkoch kann ich nicht mal riechen, aber mein bruder schwört darauf… war aber immer schon seltsam 😉

  19. Ja, die auch – die mit dem Lactobacillus acidophilus.
    Wegen des Grießkochs bist aber nicht seltsam, das mögen viele nicht 😉

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