CH-5245 Habsburg: Im Stammland der Habsburger

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Natürlich war ich Schuld, ich kümmere mich nie um die Öffnungszeiten von Restaurants. Wir wollten auf der Burg Habsburg, die als Stammsitz dem späteren mächtigsten europäischen Adelsgeschlecht den Namen gab, einen Kaffee trinken. Die Freude war kurz. Geschlossen bis Ende Februar. Die Habsburger ausgeflogen. Ein Bild geknipst, und ab ins warme Auto, der Frost sitzt mir heute noch in den Knochen.

1108 wurde die Habsburg erstmals urkundlich erwähnt. 1308 wurde der Habsburgerkönig Albrecht I. in Königsfelden bei Brugg von seinem Neffen Johannes von Schwaben ermordet. Das immer mächtiger werdende Grafengeschlecht verliess die Burg um Anfang des 13. Jhdts., da sie den Repräsentationsansprüchen des damaligen Grafengeschlechts nicht mehr genügte. Mit der Eroberung des Aargaus im Jahr 1415 durch die Eidgenossen verloren die Habsburger ihre Stammburg. Nach der Wahl Rudolfs I. 1273 zum römisch-deutschen König bauten sich die Habsburger mit dem Erwerb der Herzogtümer Österreich und Steiermark in Wien ein weit mächtigeres Herrschaftszentrum auf. Seit 1804 ist die Habsburg im Besitz des Kantons Aargau. (Notiz an mich: beim nächsten Besuch eine Flasche Habsburger beschaffen).

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Habsburg und Reben im Frost
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Restaurant Spedition Baden

Also weiter im ehemaligen Habsburger Machtdreieck über Königsfelden nach Baden. Da war doch noch was in Baden. Die Risottoküchlein ! Im renovierten Gebäude einer ehemaligen Waschmaschinenfabrik hat sich seit letztem September ein kultureller Mikrokosmos eingenistet. U.a. die „Spedition“. Das Restaurant, dessen Küchlein ich nachgekocht habe. Alles modern und sehr stylish umgebaut. Eingang über die ehemalige Laderampe. Schwarze Holzwände, sichtbare Eisenträger der alten Lagerhalle, aber gemütlich, angenehm. Durchwegs sehr junges, aufmerksames Personal. Die hölzernen Clipboards, auf denen früher die Auslieferaufträge der Waschmaschinenfabrik notiert waren, dienen heute als Speisekarte. Traditionelle, marktfrische Küche zu anständigen Preisen. Frau L. ass Barolobraten mit Kartoffelpüree und Gemüse, ich hatte  Jungschweinrücken mit Olivenjus, Petersilienwurzelstampf und Gemüse, Maisküchlein. Wir waren seh zufrieden. Als Habsburger hätte ich dieses Land nie verlassen.

Restaurant Spedition
Bruggerstrasse 37,
CH-5400 Baden

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Clipboards als Speisekartenhalter
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Koteletts vom Jungschwein

Die Lust auf einen Stadtspaziergang in Baden gefror unter einer eiskalten Bise. Damit der Besuch wenigstens fotografische Beute ergab, noch ein kleiner, ungeplanter Abstecher ins ehemalige Zisterzienserkloster Wettingen. Gegründet auf einer Halbinsel der Reuss, Nähe Baden. Durch eine Schenkung von Ritter Heinrich von Rapperswil gelangte einiger Grundbesitz in Wettingen an das Kloster Salem (Baden-Württemberg). 1227 begannen deren Mönche mit dem Aufbau des Klosters, 1256 erfolgte die Einweihung der Klosterkirche. Der Grundriss zeigt die typischen Merkmale einer hochmittelalterlichen Zisterzienseranlage.  Bis zur Machtübernahme der Eidgenossen 1415 waren die Habsburger Schirmherren des Klosters. Der vordere Teil des Schiffes ist durch einen Lettner vom hinteren Teil abgetrennt und war nur den Mönchen und Geistlichen zugänglich

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Huuuuh, Barock !

1529 trat die Mehrheit der Mönche zum reformierten Glauben über. Ab 1595 erfolgten grössere Umbauten. 1841 wurde das Kloster säkularisiert und darin das kantonale Lehrerseminar eingerichtet.

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Langbau
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Seitenhof
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früher Schwestern-, heute Wirtshaus
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Blick auf Limmat und Autobahn

Trotz längeren Suchens habe ich in der grossen Anlage den Eingang zum Kreuzgang nicht gefunden. Der dringliche Einwurf von Frau L., sie friere und überhaupt diese Fotografiererei…, war der Pforten-Findung nicht gerade förderlich. Dann halt ohne. Bei der Durchsicht der Unterlagen zuhause,  an der Wärme, entdeckte ich den Eingang… auf dem Plan.

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25 Kommentare zu „CH-5245 Habsburg: Im Stammland der Habsburger“

  1. Wo man merkt, dass Europa eine sehr alte Geschichte war. Schon damals haben sich Die Schweizer davon ferngehalten !

  2. Schön, daß es in diesem stylischen Restaurant auch was richtiges zum Essen gab. Oft meinen die Besitzer ja – Styling sei alles.

  3. Da hängt er schon ständig im Internetzdings und findet nichtmal die Öffnungszeiten heraus. So wird Frau L. wohl gedacht haben. Ich ziehe aber auch ein gutes Essen jedem Kaffee vor.

  4. Beim letzten Gerichtstermin gab’s anschliessend ein Gericht in der Spedition…
    Und ha! – Uns haben Jungschwein und Barolobraten auch geschmeckt!
    Stylish aber unprätentiös – ich hoffte, es bleibt ein Geheimtipp.
    Nachdem nun auch Herr L. darüber geschrieben hat, hoffe ich, es bleibt so gut wie es ist und steigt den Spediteuren nicht zu sehr in den Kopf.

  5. Schöner Ausflug! Finde ich gut, dass Du uns immer mitnimmst.

    Soweit ich mich erinnere, kann man die Burg von der Autobahn aus sehen, kurz bevor man in den Tunnel fährt. Dort weist auch ein Schild auf Habsburg hin, sonst wäre es mir gar nicht aufgefallen.

  6. Aber wenigstens habt ihr lecker gegessen und du hast noch erstaunlich viele schöne Fotos mitgebracht.

  7. Ich glaube, Frau L. muß manchmal ganz schön leiden für den Blog. Abstecher, Bilder und geschlossene Cafe’s.

  8. Schöner Bericht mit tollen Bildern :-), und was tut man nicht alles für den Blog ;). Das Restaurant würde mir auch gefallen, ich mag den Charme (richtig) alter Industriegebäude. Wenn das Essen dann noch passt, perfekt!

  9. Hoch errötet muss ich gestehen, ich wusste nichts von der Habsburg Burg und hätte sie spontan eher irgendwo in Österreich vermutet … habe sogleich nochmals ausführlicher dazu gegoogelt! Danke für Info, Bilder und deine Mühe!

  10. Ich mag Historisches, vor allem wenn es sich irgendwie mit Essen verbinden lässt. Aber solche Ausflüge sind bei wärmeren Außentemperaturen eindeutig angenehmer. Ich kann schon verstehen, dass Frau L. Bloggen mitunter für eine ausgesprochen nervige Erfindung hält 😉

  11. So ist das mit den Städten, die ehedem die kulturellen und politischen Zentren waren: das Leben spielt sich in einer renovierten Vergangenheit ab, die zum großen Teil unser Erbe ausmacht – und über allem steht schweigend doch jemand, dem das alles einmal gehörte.

  12. Sehr schöner Ausflug!
    Die Habsburg habe ich mir mal im Frühjahr angesehen.
    Da ist sie richtig romantisch.

  13. @Vanille: oh nein, damals waren sie mitten im Gewühle. Das sieht heute anders aus.

    @Nathalie: was auf den Teller kam, war hübsch angerichtet, aber nicht gestylt. Trotz des modernen Designs war es ausgesprochen warm im Raum.

    @SchnickSchnackSchnuck: wohin wir ausfahren, entscheidet sich oft erst an der nächsten Wegkreuzung 🙂

    @Coriandre: keine Angst, das bleibt ein Geheimtipp, mein Elaborat hier liest in der Schweiz kaum jemand 🙂

    @nata: ja, von da aus, wo man mit 100 mh/h fahren sollte, sieht man die Habsburg.

    @april: nicht einfach, unter Zeitdruck zu fotografieren, mir geht es wie Dir.

    @Sivie: Frau L. reist so gerne aus, dass sie solche Unannehmlichkeiten leiden muss.

    @Toni: was tut man nicht alles, so ist es. An elegante Deckenleuchter aus verchromten Armaturschläuchen kann ich mich noch erinnern.

    @Rosa: Mir wäre lieber, in den Fabriken würden noch Maschinen produziert und auf den Schlössern wohnten noch Ritter.

    @Christine: Du brauchst nicht rot zu werden. Ich weiss auch nichts aus entfernten Gegenden !

    @Petra: sobald der nächste Besuch in Baden klappt, gibts Stoff für Dich: Spanische Brötli 🙂

    @bee: Über dem Hauseingang alter Bauernhäuser sieht man zuweilen den Spruch
    „Dieses Haus ist mein
    und doch nicht mein
    und nach mir kommt ein Andrer rein
    und dem wird es auch nicht sein“.

    @nina: Im Haus war ich noch nie, nur im Biergarten 🙂

    1. In den Biergarten konnte ich nicht, mein Bruder war dabei und da muss ich mich immer benehmen! Früher ging es wirklich soweit, dass er meiner Mutter Tipps gegeben hat, wie man mich doch bitte zu erziehen hätte. Er ist 20 Jahre älter, dass erklärt es vielleicht etwas.

  14. Wieder einmal hast Du mir beschämend zum Bewußtsein gebracht, wie wenig ich aus der Geschichte weiß. Nie im Leben hätte ich die Stammburg der Habsburger im Aargau vermutet. Ich wünsche Euch wärmeres Wetter beim nächsten Ausflug!

    1. wieso beschämend ? Geschichte wird den Kindern in einem Alter eingetrichtert, in welchem sie die Zusammenhänge nicht erkennen können, also bloss Fakten auswendig lernen müssen. Deshalb bleibt nichts haften. Solange es weiterhudelt, bleiben wir schön zuhause.

  15. Liebe die Rezepte und die geschichtlichen und kulturellen Ausflüge. Aber, Wettingen liegt an der Limmat und nicht an der Reuss, sagt die Heimweh-Badenerin…

  16. Als geborener Wiener, jetzt zwar in Deutschland lebend, aber immerhin im ehemaligen „Römischen Reich deutscher Nation“ hat mir dieser Bericht sehr gut gefallen. Ich habe mir fest vorgenommen, bei unserem nächsten Besuch auch zur Habsburg zu fahren.
    Jetzt kenne ich ja die Öffnungszeiten!

  17. @Birdie: das hab ich am Sonntagmorgen in der Frühe gleich nach Erscheinen selbst auch gemerkt (ein Kälteschaden im Kopf ?) und sofort berichtigt. Auf feedreader habe ich keinen Einfluss mehr. Danke !

    @Karl H.: dann geht Königsfelden im gleichen Besuch.

  18. Dort oben war ich schon einmal. Der Kuchen war super lecker. Ein schönes Ausflugsziel.

  19. Ah, da steckt sie, die Habsburg. Die Spedition würde mir bestimmt gefallen, aber das Wirtshaus sieht auch einladend aus. Huuuuhuuuuh, Barock!

  20. @diveangel: Gegessen habe ich noch nie dort. Sieht mir eher nach Ausflugsrestaurant aus.

    @Poulette: Sag ich auch immer: HuuuuHuuuuh. Romanische Bauwerke sind mir lieber. Aber notfalls gefallen mir auch Barockengel.

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