Fritto di Cardoni, fritierte Kardy

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Cardy, das eigenartige Distelgewächs hat derzeit gerade noch Saison. Zur Ernte im Herbst werden die bis zu 1.5 m hohen Stauden zusammengebunden und vor dem ersten Frost ausgehoben, eingeschlagen und in ein dunkles, isoliertes Kellerverlies gesperrt. In den folgenden Wochen produzieren die stachligen Stangen aus dem Innern heraus grünlich bleiche Triebe, die, wenn alles klappt, vor Weihnachten in den Verkehr bzw. Verzehr gelangen. Wer findet, darf sich glücklich schätzen, hier gab es sie beim italienischen Gemüsehändler am schiefen Eck beim Claraplatz. Gebacken von mir in der Kochschule Basel nach einem italienischen Rezept von Yvonne Tempelmann in Verdura italiana, Fona-Verlag, 2002. Einfach & köstlich.

Zutaten
Vorspeise für ca. 8 Personen
500 g Karden
1 L Wasser
Saft einer halben Zitrone
Mehl
2 Eier
Salz, Pfeffer
Olivenöl zum Braten
Zitronenscheiben, fein geschnitten

Cardoni fritti 1_2010 01 18_4770
gegart
Cardoni fritti 2_2010 01 18_4773
gebraten

Zubereitung
(1) Wurzelansatz, Blattreste wegschneiden, die groben Fasern mit einem feinen Sparschäler abziehen (sorgfältige Arbeit verhindert späteres Faserkauen) und in 10 cm lange, flache Stücke schneiden. Kardy sofort ins Zitronenwasser legen.
(2) Die Stücke auf einem Dampfsieb garen (Nadelprobe), kalt abschrecken und mit einem Küchentuch sehr gut abtrocknen.
(3) Stücke salzen, erst durchs Mehl ziehen, abklopfen, dann durch die mit Pfeffer gewürzten, verklepperten Eier und sofort in einer Bratpfanne in mittelheissem Olivenöl (muss nicht schwimmend sein) beidseitig goldgelb ausbacken. Auf Küchenkrepp kurz abtropfen lassen.
Warm servieren und vor dem Essen mit Zitronensaft beträufeln.

Weitere Rezepte und mehr Bilder und Informationen über Karden hier:

Cardoni in padella
Gratins de cardons au parmesan

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38 Kommentare zu „Fritto di Cardoni, fritierte Kardy“

  1. Die habe ich nie gesehen und kannte sie bis eben gar nicht! Muss ich mal im Botanischen Garten schauen. Falls Berlin jemals wieder auftaut. Und falls bis dahin nicht Eichhörnchen und Füchse alles gefressen haben, was nicht niet- und nagelfest ist…

  2. Oh, noch nie gehört, noch nie gesehen – du bist halt immer wieder für eine gelungene Überraschung gut! *freu* Spannend bei dir… 🙂

  3. Und bei Wikipedia habe ich sie dann auch gefunden. Seit Jahrzehnten werden die bei uns als „Unkraut“ beseitigt. Auf die Idee, diese zu essen, ist bei uns noch keiner gekommen. Bisher….

  4. So ein Gemüse habe ich mal in Frankreich gesehen, glaube ich. Aber hier brauche ich gar nicht erst danach zu suchen. Das ist aussichtslos. Habe mich neulich schon gefragt, woher jetzt alle auf einmal diese Bitterornagen haben. Hier gibt es sowas nicht… *schnüff*

  5. @Bolli’s Kitchen: freiwachsend habe ich sie noch nie gesehen.

    @sammelhamster: hätten wir Panko in der Schulküche gehabt, hätte ich sie auch paniert.

    @Martin: ja, bedonders in dieser Zubereitung kommt der Artischockengeschmack gut zur Geltung.

    @Poliander: fressen die den Botanischen Garte leer ?

    @Elisabeth: hätten wir hier keine Italiener, müssten wir von Kartoffelrösti und Milchkaffee leben 🙂

    @DerSilberneLöffel: Unkraut ? jetzt much ich mal genauer nachlesen in wiki.

    @nata: Linsen mit Orecchiette sind aber auch gut. Kein Grund zum schnüffen.

    @SchnickSchnackSchnuck: asiatischen Bambus kenne ich wiederum nicht.

    @Arthurs Tochter: Blüten habe ich in Natura noch nie gesehen.

  6. Was die Schweizer so alles essen ! “lach“. Im Ernst war mir auch völlig unbekannt.

  7. Hab in den letzten Tagen einige Rezepte mit dem zeugs gesehen, muß dann doch mal beim Gemüsehändler nachfragen…

  8. @ Lamiacucina: Bislang hat es immer für alle gereicht, Füchse sind ja weniger aufs Grünzeug aus und stehn auch nicht wegen der Körner so oft vorm Futterhäuschen. Bloß wer weiß, was Dauerfro/u/st noch bewirken. Und Eichhörnchen sollen so vergesslich sein, was ihre Vorräte angeht.

  9. Robert, da hast du eines meiner Lieblingsgemüse ideal zubereitet. Karden gedeihen auch in unseren (meinen) Regionen sehr schön im Garten.

  10. …und schon wieder etwas Neues kennengelernt !
    ich bin auch mal Deinem Link gefolgt und bin total begeistert von dieser wunderschönen Blüte der Pflanze und ich habe auch sofort an einen leerstehenden Kübel auf meiner Terrasse gedacht 🙂

    @ Eline, in welcher Region wohnst Du ?

  11. Ich habe hier schon viele wild wachsen sehen in den Feldern – aber das kann auch eine verwandte Art sein?? Gegessen habe ich sie noch nie.. Danke – wieder was Neues gelernt

  12. @Rosa: people in Geneva like it with a creamy sauce. But you know it better…

    @Ulla: doch, wir essen viel Unkraut.

    @Sivie: das gibts es hier sogar in Gläsern eingemacht.

    @Claus: viel Erfolg beim Finden und sonst sind Artischocken auch nicht schlecht.

    @DerSilberneLöffel: das scheint tatsächlich etwas anderes zu sein. Vielleicht benutze ich auch den Namen Karden in zu salopper Weise und sollte korrekt Kardonen sagen.

    @Barbara: bei euch liegt dafür Schnee 🙂

    @Poliander: Umverteilung ? Ich habe mal ein A-Hörnchen gesehen, das am Wegrand von Spaziergängern Nüsschen erbettelt hat. Mit der Beute rannte es den Baum hoch, versteckte die Erdnuss in einer Rindenspalte, um sogleich wieder aufs neue auf Betteltour zu gehen. In der Zwischenzeit kam ein B-hörnchen und räumte das Depot aus. So ging das mehrere Male 🙂

    @Eline: ja ? Ich dachte, das wachse nur im südlichen, gemässigtem Klima.

    @Karin: Als Kübelpflanze dürfte Cardy etwas stachelig sein. Eline wohnt in Linz.

    @alissa: es gibt noch viele Disteln

  13. Da zeigst du mir mal wieder etwas ganz neues. Wenn ich Karden sehe, dann nehme ich sie mit. Das lasse ich mir nicht entgehen 🙂

  14. Wie die meisten hier, hab ich das Gemüse auch noch nie gesehen, geschweige denn gegessen. Sollte es mir über den Weg „laufen“ werde ich allerdings sofort zugreifen. Das hat mich jetzt doch sehr neugierig gemacht.

  15. Mutet fremdartig an … bei den herkömmlichen Artischocken sind m. E. nur die Blütenköpfe (Blütenblätter u. -böden) essbar und bei dieser Sorte offensichtlich auch noch die im kühlen Dunkel sprießenden Triebe – habe keine Vorstellung, wie diese iV mit etwas Zitrone schmecken könnten, ich denke etwas trocken und faserig mit wenig Eigenaroma?!!!

  16. @tobias kocht!: das war die Theorie 🙂

    @Isi: etwas grösser als Stangensellerie, weiss-grünlich.

    @Poulette: ein Blättchen Cicorino rosso.

    @Suse: es lohnt sich. Die Saison ist aber bald vorbei.

    @Christine: nur die Triebe. Ihr Geschmack erinnert an Artischocken, nicht ganz so intensiv, aber feiner. Die innern Blätter sind zart, die äussern können recht faserig sein, lassen sich aber abziehen und weichkochen.

  17. ich liebe cardi. in der tat schmecken sie so ähnlich wie artischocken. schönes rezept robert. hab ich noch nie gebloggt gesehen. so richtig süditalienisch, wie ich es mag,:-)

  18. Shon wieder ein Gemüse, das ich hier nicht bekomme. In Umbrien wuchsen die wild, aber gegessen habe ich sie da auch noch nicht.

  19. Sooo viele Teller mit gebackenen Disteln. Das kenne ich gar nicht und habe ich auch noch nie gesehen. Den Geschmack kann ich mir vom Anschauen gar nicht vorstellen.

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