Bunte Hämiker Tomaten

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Farbige Tomaten im Hofladen in Hämikon

Die internationale 08/15 Einheitstomate ist rund, rot, übersteht Transporte von Holland oder Marokko quer durch ganz Europa, liefert hohe und höchste Erträge, ist schüttfest und wochenlang haltbar. Schmecken tut sie nach nichts. Um sie in verzehrfähigen Zustand zu bringen, würzt man sie mit Salz oder dem gelben Pulver im gelb-grünen Döschen.

Seit etwa 2, 3 Jahren ist eine gegenläufige Entwicklung spürbar. Alte, vernachlässigte und beinahe vergessene Sorten werden wieder angebaut, nicht nur von begeisterten und leidenschaftlichen Hobbygärtnern. Selbst das grosse Warenhaus im Kleinbasel hat derzeit eine ganz respektable Auswahl an guten Tomaten. Auf dem Luzerner Markt bin ich am Stand des Kulinarikers schon mehrfach den farbigen Hämiker Tomaten begegnet. Eine Pracht. Kürzlich sind wir bei einer Ausfahrt zwischen Muri und Hitzkirch durch ein Dorf gefahren, als mich am Strassenrand plötzlich die Affiche „Farbige Hämiker Tomaten“ anspringt. Sind das nicht….?

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Hinweis-Affiche in Hämikon

Doch. Leider war niemand anzutreffen. Also haben wir es ein zweites Mal auf telfonische Anmeldung probiert. Hämikon liegt auf der Sonnenterasse des Seetales, oberhalb des Baldeggersees. Hier baut Monika Fessler in ihrem grossen Treibhaus (nein, Hämikon liegt nicht in Süditalien) derzeit über 90 Sorten Tomaten an. Weil es sich um einen Nebenerwerb handelt, ist das betriebliche Risiko einigermassen verteilt. Der kleine Bauernhof muss nicht auf Gedeih und Verderben Ertrag abwerfen, obwohl ein solcher auf Dauer unabdingbar ist. Das Projekt  von Monika Fessler hat sich in den vergangenen 4 Jahren so gut entwickelt, dass die Vermarktung professionalisiert wurde.

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Farbige Tomaten im Hofladen in Hämikon

Erhältlich sind die Hämiker Tomaten auf dem Luzerner Wochenmarkt beim Kulinariker, auf dem Oerlikoner Markt und neuerdings sogar beim Globus. Eben sah ich welche in der Basler Filiale. Wer die ganze Palette einmal sehen will, pilgert nach Luzern oder Hämikon. Unter kundiger Anleitung der beiden kleinen Mädchen von Frau Fessler „Wir essen jeden Tag Tomaten„, haben wir unsere Auswahl getroffen. Unsere Favoriten: Feuerwerk und Green Zebra. Alle andern Namen habe ich vergessen 🙂

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Tomate Feuerwerk, in zwei Hälften geschnitten

Der Hofladen in Hämikon (Adresse in Bild 2)  ist Juli bis Mitte Oktober jeweils Freitag, 17.00 – 19.00 Uhr und Samstag 9.00-12.00 Uhr oder auf telefonische Anmeldung: 041 917 48 13 geöffnet. Heuer wegen Umbauten ab ca. Mitte September temporär geschlossen. Im Winter gibts selbstgemachte Konserven, Zwiebeln etc.

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Farbige Tomaten im Hofladen in Hämikon

Und wer nächstes Jahr Tomaten selber ziehen kann und will: In Deutschland findet man die umfassendste, schön bebilderte Saatgutbank bei Reinhard Kraft, in der Schweiz (weniger Sorten) u.a. bei Zollinger

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Ein Teil unserer Beute

NB: Eben habe ich daraus einen wunderbaren Bunten Tomaten Risotto gekocht. Demnächst auf meiner Seite.

33 Kommentare zu „Bunte Hämiker Tomaten“

  1. Die farbeprächtige Helge mache aim richtig gluschtig. Bim letschte Foteli könnti dr Ursus Wehrli «Kunst aufräumen» d‘ Finger mit im Spiel gha ha 🙂

  2. Glaub die Hämiker hatte ich auch in London bei Whole Foods erspännt, finde es immer wieder schade das es nur die klassische Strauch, und Kirschtomaten zu finden gibt.

    Bei uns hat aber nun auch die Tomate aus Frankreich einzug gehalten – eine positive Überraschung

  3. Sehr informativer Artikel. Immer schön anzuschauen und natürlich sehr geschmackvoll zum Essen. In der Ostschweiz gibt es bunte Tomaten u.a. freitags auf dem Bauernmarkt in St. Gallen beim Biobauer Ackermann. In Zürich habe ich schon welche auf dem Viadukt Markt gesehen.

  4. Bunte Tomaten sind eine Freude! Darüber werde ich mich morgen auch freuen! Dass die Tendenz wieder (von einigen wenigen Anbauern) mehr Richtung Vielfalt geht, ist auch meine Beobachtung.

  5. Auch bei uns in Tirol ist diese „Bewegung“ zu spüren. Aber nachdem jetzt sogar schon die großen Ketten wie Spar die Dinger anbieten bin ich mir wieder nicht ganz sicher ob der Anbaumethoden.

  6. Feuerwerk wäre auch mal eine reizbare Variante für unseren Balkongarten (*g* eigenltich müssten wir schon längst auf mehr Gartengrund erweitern, bei den Links stöber ich schonmal los).

  7. Ach herrlich, wie früher aus dem Garten! Vielen Dank für den Tipp! Werde mal nach Hämikon fahren. Übrigens auf dem Bürkliplatzmarkt in Zürich gibt’s auch hier und dort ein paar alte und bunte Sorten.

  8. Mhm, köstlich, aromatisch, die schmecken nach was! 🙂
    Bei uns gibt es diese Bewegung schon seit etlichen Jahren, schon bevor die Paradeiser vereinheitlicht wurden 😉 und am allerbesten schmecken sie immer noch von der eigenen Terrasse oder aus dem eigenen Garten… so man das Glück hat, einen solchen zu besitzen…

  9. Wie schön! In der Schweiz ist vielleicht das Wetter nicht so gut für Tomaten, dafür gibt es keine Tuta absolsuta. Die machen mir nämlich seid 2 Jahren meine Tomaten madig. 😦

  10. Besonders gefällt mir an diesen Tomatensorten, die unterschiedliche Farb-, Form- und Namensgebung. Wichtig ist mir an Paradeisern, dass sie fest und gut ausgereift sind. Welche Sorte ich eher nicht mag, sind die, die so mehlig sind.
    Green Zebra habe ich voriges Jahr auf der Terrasse gezogen. Dieses Jahr sind es „Black“ irgendwas. Das sind meine Naschtomaten, wenn ich Blumen gieße. 🙂 Nur leider enthalten Paradeiser so viel Histamin … ein Wermutstropfen, bei der Pracht.

  11. @Basler Dybli: endlich mal einer, der Ordnung in die Welt bringt 🙂

    @Tina: ich glaube nicht, dass die Hämiker den Transport bis nach London überstehen würden.

    @Birgit: selbst auf dem Basler Markt hatte eine Elsässer Gemüsefrau kürzlich ein paar orange Tomaten. Die Menschen kommen wieder auf den Geschmack.

    @Micha: die Abkehr von der industriellen Produktion ist ein harter Weg. Die Menschen, die ihn gehen, verdienen unsere Unterstützung, am einfachsten wenn man ihnen ihre Produkte abkauft.

    @barcalexx: in ihrer Vielfalt sind und bleiben es Nischenprodukte, für die Masse der Konsumenten reicht es nur, wenn die eine oder andere geeignete Sorte grossflächig angebaut wird.

    @rabin: an trial and error führt kein Weg vorbei. Probieren, jede Sorte hat ihre Vorteile und Nachteile.

    @Nathalie: in München ist das bestimmt kein Problem.

    @Peter: wenn nicht jetzt, wann dann ?

    @Rosa May: musste natürlich nachgucken, was heirloom heisst, nun weiss ichs 🙂

    @Nathalie S: da war ich noch nie. für mich: http://www.zuercher-maerkte.ch/index.php?Buerkliplatz

    @Elisabeth: nur wenige haben dieses Glück. Ich habs auch schon probiert, aber im Juragärtchen ohne Dach überm Kopf kommen die Tomaten nicht.

    @zorra: die soll bei uns auch schon wüten http://www.bioaktuell.ch/de/pflanzenbau/gemuesebau/tuta-absoluta.html

    @entegut: besser als frisch ab Staude schmecken sie auch nie. Histamin ? wusste ich nicht, wenn man Tomaten nur mittags isst, sollte das den Schlaf nicht beeinträchtigen.

    @ralf: mitten im Dorf, dem obigen Hinweisschild folgen.

  12. Prachtvoll! Wohl dem, der ein Stückchen Land hat. Der Anbau ist oft dankbarer als die Standardsorte „Schnittfestes Wasser“, weil die alten Züchtungen robuster sind.

  13. Lamiacucina, du hast mit Sicherheit recht, wenn es um Versuch und Irrtum geht. Leider mangelt es an Platz für all die Versuche, die ich nur zu gern ausführen würde. Einen Garten für all die Wunschkräuter und -pflanzen suchen wir schon seit mind. drei Jahren. Leider bis dato ohne Erfolg. Und der Minibalkon ist mit Paprika, Erdbeeren, Tomaten und div. Kräutern schon beinah wegen Überfüllung geschlossen *g*

  14. Gerade komme ich vom Hamburger Isemarkt, und habe die Taschen voller Tomaten. Diese Farbenpracht und geschmackliche Vielfalt ist berauschend für mich. Meine Favoritin ist aber immer wieder die Vieländer Platte, ein Genuß! Jetzt habe ich auch noch die Coeur de boeuf im Korb, gibt einen schönen Tomatensalat.

  15. Die Tomaten aus Hämikon sind ein Traum und schmecken sicher traumhaft. Zum Glück gibt es auch in Spanien in meiner Gegend ein paar ältere Bauern, die wieder oder noch (?) ausgezeichnete meist traditionelle Tomatensorten anbauen. Die aufgeschnitten, mit etwas allerbestem Olivenöl beträufelt und mit Maldonsalz bestreut sind Genuss pur. Auf Dein Tomanetrisotto bin ich gespant…

    Leider gibt es die aus Südamerika eingeschleppte Tomatenminiermotte schon seit 2009 in der Schweiz und in Deutschland 😦
    http://www.bioaktuell.ch/de/pflanzenbau/gemuesebau/tuta-absoluta.html

  16. @bee: Land allein genügt nicht, wie ich bei früheren Tomatenanbauversuchen schmerzlich lernen musste.

    @Ti saluto Ticino: angenehm bei diesem Feuerwerk ist, dass im Unterschied zu einer Tischbombe nichts knallt beim Essen 🙂

    @Rabin: so geht es vielen. Schrebergärten sind auch hier knapp und entsprechend gesucht.

    @petra: die Vierländer Platte scheint mir eine regionale Sorte zu sein, die nicht weit transportiert wird. Gibt bestimmt einen saftigen Tomatensalat.

    @Margit Kunzke: das alte Saatgut konnte nur überleben, in dem es von vereinzelten Pflanzern unbeirrt über die Jahre weiter gepflegt wurde. Als Nur-Konsument weiss man wenig über die Sorgen der Bauern mit Schädlingen.

  17. Zum Thama Monsanto: Denen gehört auf die Finger geklopft, nicht zu knapp :/ Wenn ich mich richtig erinnere, hab ich kürzlich irgendwo einen Artikel gelesen, dass man nicht aus Tomatensamen von gekauften Pflanzen Sätzlinge anziehen darf (soweit man da überhaupt noch Samen findet).

    @ Lamiacucina: Ich werde trotzdem an meinen Garten kommen, kann sich nur um Jah… na sagen wir Wochen handeln 😉

  18. Jetzt komm ich von Michas Tomaten-Limbo hierher und seh schon wieder nix anderes als Tomaten in ihrer vollen Pracht! Ich werd das Gefühl nicht los umziehen zu müssen! Andere wechseln die Stadt oder das Land um einen neuen Job zu beginnen und ich??? Mir geht es um Tomaten, tssss…. An alle die mit solch einer Vielfalt an Obst und Gemüse etc. gesegnet sind, bitte legt das nächste Mal beim lieben Gott ein gutes Wort für mich ein ;-)!

  19. @Margit Kunzke: meinst Du die Kumato Tomaten ?

    @Rabin: bei Hybridmais wird das selberziehen bestimmt nicht gelingen.

    @Simone: Wohnst Du auf der Zugspitze ? Da bist Du doch ganz nahe an Gottes Ohr 😉 (Ich muss dafür auch eine 1.5-stündige Autofahrt auf mich nehmen, x 2)

  20. Kumato sind m. W. nicht von Monsanto, sondern u.a. von der Schweizer Syngenta.
    Ich meinte das was Rabin schrieb „…hab ich kürzlich irgendwo einen Artikel gelesen, dass man nicht aus Tomatensamen von gekauften Pflanzen Sätzlinge anziehen darf (soweit man da überhaupt noch Samen findet)….“ Das ist Monsanto…

  21. Schöner Post und tolle Fotos. Ich bin momentan auch voll auf Tomate und sehr glücklich, dass es endlich auf den Märkten wieder unterschiedlichste Sorten zu kaufen gibt (z.B. auf dem Wiesbadener Wochenmarkt). Man hatte ja fast vergessen, dass es unterschiedliche Aromen gibt: von beerig über melonig bis säuerlich tomatig. Der Wahnsinn. Leider ist das Selberzüchten auf dem Balkon bisher immer ziemlich in die Hose gegangen. Aber solange der Markt vor der Tür liegt, geht es auch so…

  22. Der Bericht und die Flottos meiner farbigen Hämiker Tomaten sind sehr Interesannt und wirklich gut
    geworden !
    Es ist spannend wie sie bei den Leuten gut ankommen und vor allem das sich mein „Chrampf“ auch wirklich lohnt.
    Denn mein Ziel ist wirklich so vielen Leuten wie möglich zu Zeigen das Tomaten sehr unterschiedlich feine Aromen haben und in allmöglichen Formen wachsen können.

    Nun wünsch ich einen schönen Tag viele Grüsse aus Hämikon.

  23. @geramanabendbrot: man muss ja nicht alles selber machen, wenn das Angebot schon vorhanden ist.

    @April: das ist so in Paradiesen.

    @Monika F.: auch wenn die meisten Kommentare von LeserInnen aus Deutschland sind, das Interesse an neuen-alten Tomaten ist auch in der Schweiz vorhanden. Liebe Grüsse. Vielleicht reichts noch vor den Ferien zum Nachfassen.

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