Adolf Wölfli: Tomatensuppe mit Knusperspeck

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Die Zutaten

Tomatensuppe in Dosen scheint bei Künstlern ein beliebtes Motiv zu sein. 1929, lange vor Andy Warhol, beklebte Adolf Wölfli, der ehemalige Verdingbub und Knecht aus dem Kanton Bern, eine seiner vollgekritzelten Makulaturpapierseiten mit einer ausgeschnittenen Annonce. Adolf Wölfli, der von 1895 bis zu seinem Tod wegen Schizophrenie in der psychiatrischen Heilanstalt Waldau bei Bern interniert war, begann 1899 zu zeichnen und zu schreiben. Auf über 25’000 Seiten schuf er sich eine grossartige, imaginäre Welt: die „Sankt-Adolf-Riesen-Schöpfung“. Hier gehts zu der Stiftung im Kunstmuseum Bern, die seine Hinterlassenschaft verwaltet und mehr über ihn und seine Werke weiss.

Adolf Wölfli: Campbell’s Tomato Soup, 1929

Ob Campbell’s Dosensuppe mit meiner Suppe mithalten kann, bezweifle ich. Ich habe sie aus im Ofen confierten, voll gereiften Tomaten ohne Wasser hergestellt. Angelehnt an das Rezept von Meta Hildebrand. Und an die Paradeisersuppe der Turbohausfrau. Die Zapfenlocken aus Bauernspeck sind eine hommage an die kurzgelockte, schwarzhaarige und behütete Seefahrerin auf dem Bild. Die Aromabrösel (Idee aus dem letzten Manor-Food) brauchts nicht unbedingt, sie verzögerten immmerhin das rasche versinken der Zapfenlocken in der Suppe 🙂

Zutaten
für 2 Personen
1 kg reife Tomaten mit dem Grün
50 ml Olivenöl extra
1 Elf. Meersalz
2 Knoblauchzehen
1 Handvoll frische Kräuter (Rosmarin, Basilikum, Oregano, alles frisch)
Piment d’Espelette

für die Aromabrösel:
2 Elf. Pinienkerne
1 Elf. Sesamkerne
Abrieb einer halben Biozitrone
1/2 Tlf. Fenchelsamen
1 Tlf. getrockneter Oregano

6-8 magere Speckscheiben

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ohne Haut und Kerne

Zubereitung
für die Suppe:
(1) Die Tomaten an den Rispen lassen, mit einem Messer einritzen und in eine tiefe, hitzebeständige Form legen. Mit Olivenöl beträufeln. Mit Meersalz und den Kräutern bestreuen. Die ganzen Knoblauchzehen zwischen den Tomaten verteilen. Form in den Ofen schieben und die Tomaten bei 200°C während ca. 30 Minuten backen, bis sie weich und an der Oberseite leicht bräunlich angeschmurgelt sind. Anschliessend mit einem Stabmixer kurz mixen und durch ein Sieb drücken.
(2) Mit Salz, Pfeffer und Piment d’Espelette abschmecken und warm halten.

für die Aromabrösel:
(3) Pinien- und Sesamkerne ohne Fett anrösten, mit Fenchel, Zitronenabrieb und Oregano in einem Blitzhacker zerkleinern.

für die Speckscheiben:
(4) Speckscheiben spiralförmig um eine Holzkelle wickeln und ca. 8 Minuten im noch heissen Backofen bei 200°C kross backen.

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Notwasserung eines Speckflüglers in Tomatensuppe ?

Die Speckspiralen, obwohl anfänglich nur als Alibispeck geplant, haben sehr gut zu dieser Suppe gepasst. Auch wenn sie, im chichi-Glas aufgestellt, hübscher aussehen. Mein Beitrag zum Event, betreut von Alex von Chef Hansen

Blog-Event LXX - Ran an den Speck (Einsendeschluss 15. August 2011)

21 Kommentare zu „Adolf Wölfli: Tomatensuppe mit Knusperspeck“

  1. die idee, die tomaten mit “ haut und haar“ zu verwenden und erst nach dem mixen durchzupassieren, macht sinn, weil so der volle tomatengeschmack erhalten bleibt. mache ich bei einer der wenigen suppen, meinem gazpacho, auch so, wobei die tomaten dort roh bleiben.

  2. Schöne Suppe, ich hätte nur Angst dass das Grillen das Basilikum im Ofen nicht gut bekommt. Ich glaube ich würde es erst nach dem Grillen zu den Tomaten geben. Schöne Specklocken sind das.

  3. Eine wunderschöne Suppe!
    Ich finde vor allem deine „Aromabrösel“ genial. Die will ich demnächst mal ausprobieren…

    liebe Grüsse vom Muger

  4. Bei dir sieht selbst ein Tomatensüppchen nach *haute cuisine* aus! Dazu nehme ich dann gerne den hübschen Hut.

  5. Die hübschen Specklocken merke ich mir, die passen nicht nur zu Tomatensuppe (die ich nichtsdestotrotz auch gerne esse). Tolle Idee!

  6. Tomaten – das Lieblingsgemüse der Schweizer und Deutschen. Kein Wunder bei solchen Rezepten.
    Zum Reinsetzen.
    Zum Glück gibt es inzwischen wieder geschmacksintensive Tomaten, nach den jammervollen Zeiten der “ Wassertomate „

  7. Ich bin ja ein Suppenkaspar – die einzige Suppe, die ich immer verweigert habe, obwohl ich sehr gerne Tomaten mag, ist die Tomatensuppe. Also – morgen bzw. Mittwoch wieder.

  8. Neben der Suppe gefällt mir natürlich besonders der Hinweis auf einen Eurer größten Künstler und Heroen der art brut. Kochen wird erst Kunst im Kontext.

  9. Wow, wie immer stehe ich voller Bewunderung vor Deinen Fotos. Holzkochlöffel sind bei uns ein rares Gut geworden, seit Topfschlagen mit zu den beliebtesten Kinderspielen gehört und ich schon (fast) meinen kompletten Vorrat opfern durfte, sollte mir mal neue anschaffen!

  10. Eine wunderbare Suppe hast Du mir heute zum Geburtstag vorgesetzt. Und das mit dem Adolf Wölfli finde ich ja hochinteressant, irgendwo habe ich schon mal über ihn gelesen.

  11. Die Suppe schaut fantastisch aus …und schmeckt klasse ,hab die Urversion auch schon probiert…….und erst die Specklocken…
    Die wollte ich heute zu meinem Birnen Bohnen und Speck Gericht als Eye Catcher präsentieren
    Gab leider nur Speck am Stiel…lach…….muss man den Stiel vorher einölen?
    LG
    Martina

  12. @duni: korrekterweise müsste man die Tomaten durch ein mittelfeines Lochsieb drücken. Die Brachialmethode mit Mixer ist nur mit einem langsamlaufenden Gerät möglich.

    @Alex: ich hatte leider keinen Kochlöffel von AT.

    @barcalexx: klar, Basilikum ist kein Kraut zum Kochen, aber wenn man nicht mehr weiss, wohin mit dem wuchsfreudigen Kraut, verwende ich es auch mal hemmungslos.

    @der Muger: ein eigenartiges Gewürz 😉

    @Micha: einfache Küche muss besonders aufwendig inszeniert werden.

    @Rosa May: Danke.

    @Eva: Die Speckspiralen waren pure Verlegenheit, aber gar nicht schlecht.

    @Christina: die Stiele der Kochlöffel brauchen danach allerdings einen Geschirrwaschgang.

    @Sybille-Anna: das ist erfreulich, auch in Supermärkten hier findet man ein begrenztes, aber wachsendes Angebot an guten Tomaten.

    @Nathalie: eigenartig, auch nicht aus rohen Tomaten ?

    @Utecht: leider ist er ausserhalb der Schweiz so wenig bekannt.

    @Turbohausfrau: verstecken nützt Dir nichts, ich finde deine Fotos trotzdem und finde sie gut.

    @Rike: die Blechtrommler aus dem Norden 🙂 Deshalb halten sie bei uns so lange !

    @Buchfink: Gratulation zum Geburtstag ! Esst was Gutes, es muss ja nicht unbedingt Tomatensuppe sein 😉

    @martinawep: nein, hab ich nicht, der Speck gibt genug Fett ab. Ich hab sie ganz am Ende des Stiels locker rumgewickelt und alle problemlos wieder herunterziehen können.

  13. Eine feines Rezept. Dass Dein Rezept besser als die Campell Tomatensuppe ist oder jede andere Dosentomatensuppe, steht doch wohl außer Zweifel 😉
    Die Dörrfleischspiralen sind Klasse. In Spanien verwendet man sie z.B. auch für Ajoblanco (weiße Mandelsuppe mit Knoblauch) oder für Maronensuppe. Tomaten für Suppe, etc. verwende ich immer ganz. Das schmeckt herzhaft besser…
    Über den Hinweis auf den Schweizer Künstler Adolf Wölfli freue ich mich besonders…..

  14. So lob ich mir: Der Speck muss weg!
    Aber Sorgen macht mir die Baustelle im Blogroll-Bereich. Das waren doch immer meine Bookmarks …

  15. Hallo – das ist eine schöne Suppe und ich hab sie gestern erfolgreich nachgekocht, allerdings ohne Speck, dafür noch mit etwas Zucker. Wie schon so vieles auf Ihrem Blog, der übrigens mein liebster ist. Ich dachte, irgendwann muss das mal gesagt sein 🙂 Also vielen herzlichen Dank für die immer schönen Beiträge und Inspiration!

  16. @Margit Kunzke: Spanien überlass ich lieber Dir, da kenn ich mich überhaupt nicht aus. Ich habe noch mehr Künstler im Visier.

    @Michael: Gegen 300 links zu pflegen wird immer aufwendiger. Ich weiss noch nicht, wie ich das in den Griff kriege. Willst Du nicht lieber deine Links als aktuelle feeds anzeigen lassen, statt mühsam eine linkliste abzufahren ?

    @minza: Danke, ich vermute schon lange, dass es ausser den regelmässigen KommentatorInnen noch andere gibt, die hier täglich lesen. Und die meist schweigende Mehrheit ist mir ebenso lieb 🙂

  17. Tolle Suppe. Und die Specklocken erst … Hach!
    Dir und deinen Rezepten sollte die Schweiz dereinst ebenfalls mindestens ein Museum widmen. Ach was sage ich? Jetzt schon! 😉

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