Willisauer Ringli

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Beware of the Willisauer Ringli ! Wem seine Zähne lieb und teuer sind, klicke schleunigst weiter.

Noch jemand da ?

Willisauer Ringli sind ringförmige, hellbraune Guetzli aus viel Zucker, Mehl, etwas Honig und (geheimgehaltenen) Gewürzen. Typisch für die Ringli nach Ursprungsrezept, das über 150 Jahre alt ist, sind der steinharte Teig sowie der Zitronen-Honig-Geschmack. Das Willisauer-Ringli legt man auf die Handfläche der linken Hand und schlägt dann mit dem Gelenkknochen des rechten Ellenbogens das Ringli in idealerweise 4 Teile. Falls das Gelenk noch heil ist, lässt man Stück für Stück auf der Zunge zergehen. Sie sind ein idealer Tourenproviant, da absolut schütt- und abriebfest und ohne Gewalteinwirkung absolut unzerbrechlich.
Die Geschichte der Willisauer Ringli lässt sich im kulinarischen Erbe der Schweiz nachlesen. Es stammt usrprünglich aus der Schlossküche von Heidegg. Da waren wir doch schon, siehe Besuchsberichte von Heidegg und Willisau.

Das originale Grundrezept besteht aus „7 Pfund Zucker, 7 kleineren Tassen Wasser, Rinde von zwei Zitronen und einer Orange und etwa 5 bis 6 Pfund Mehl“. Die im Internet auffindbaren Rezepte waren wenig überzeugend. Also habe ich mich mit einem eigenen Rezept und eigener Gewürzmischung versucht. Dabei ersetzte ich einen Teil des Zuckers durch mehr Honig und Zitronat, einen Teil des Mehl durch Weizenstärke, um damit etwas weichere Ringli herzustellen. Meine sind nur etwa 70% so hart wie das Original der Bäckerei Amrein, Willisau.

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Vor 60 Jahren wurden die Ringli noch von Hand gedreht (siehe Video). Heute wird der Teig maschinell zu Ringli gepresst (wird auch im Video gezeigt). Zudem werden anstelle von Zitronen-abrieb Aromen verwendet. Das schmeckt man ! Ein Grund, die Ringli selber zu machen.

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Zutaten
gibt etwa 30 Ringli auf 2 Blechen

150 g Vollkornmehl (1100, Ruchmehl)
60 g Weizenstärke (Epifin)
30 g Roh-Rohrzucker
40 g Kristallzucker
70 g Waldhonig
70 g Zitronat
50 g Orangensaft
5 g Zitronensaft
Abrieb einer ganzen, grossen Bio- Zitrone
1 g Hirschhornsalz (Ammoniumcarbonat, als Triebmittel), brauchts aber nicht.
Gewürze:
knapper 1/2 Tlf. Sandelholzpulver (400 mg)
1 Msp. Zimt (200 mg)
1 kleine Msp. Koriander (100 mg)
Prise Salz

Hagelzucker

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Zubereitung
Honig und die Hälfte der Zucker in den Zitrussäften unter leichtem Erwärmen lösen, Gewürze unterrühren. Zitronat mit dem Rest des Zuckers im Cutter fein hacken, und mit dem Mehl und [allenfalls dem Hirschhornsalz] vermischen. Honiglösung zugiessen und zu einem festen, ziemlich klebrigen Teig verkneten. mind. 2 h ruhen lassen, dann zwischen leicht bemehltem (!!) Backtrennpapier mit Hilfe von Hölzchen 3-4 mm dick auswallen, etwas Hagelzucker aufstreuen und einwallen. 5 cm grosse Kreise ausstechen, mit dem Stiel eines Holzöffels oder einem Apfelausstecher ein Loch durchdrücken und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Mit kaltem Wasser (aus der Sprayflasche) besprühen. 20 Minuten bei 175°C backen im obern Teil des Ofens.

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Anmerkung
Gar nicht schlecht geraten. Meine Willisauerli haben den typischen Geschmack. Bei den ersten Versuchen fehlten mir die weissen Sommersprossen des Originals.  Inzwischen bin ich dem Original aber auf die Schliche gekommen: Hagelzucker. Allerdings nicht aufgestreut, wie ich das hier gemacht habe, sondern in die Oberfläche gerollt mit dem Wallholz. Der erste Versuch ohne Triebmittel zeigte bei mir eine glatte, glänzende Oberfläche. In weiteren Backversuchen mit Hirschhornsalz oder Backpulver war die Oberfläche matt und porös.

Fabrik-Willisauerli sind zu etwa 20% meiner Materialkosten bei allen Grossverteilern zu kaufen. Anne, die Kekstesterin hat sogar welche in Berlin gefunden. Selbermachen lohnt sich also nur für Verrückte.

28 Kommentare zu „Willisauer Ringli“

  1. Super, da habe ich die ja voll immer falsch gegessen. Billig bei der Migros eingekauft und dran geknabbert haben wir. Omama hat die ‚gdünggled‘ von wegen Zahnarzt und so. Jezt much ich dann vielleicht doch mal welche machen, denn Berlin mag die ja haben, für die USA sehe ich jedoch schwarz 😉 Werde mal melden wie es dem Ellbogen geht, nach dem RIngli den rechten weg essen

  2. 100 mg Koriander? Deine Waage möchte ich haben… 😉
    Darf man fragen, woher du das Sandelholzpulver beziehst? Die Ware aus dem Chrüterhüsli war leider nicht nach meinem Geschmack.

  3. Es gibt weitaus schlechtere Arten „verrückt“ zu sein – also mach bitte weiter mit deinen „Verrücktheiten“! 🙂

  4. Ich erinnere mich dunkel an einen Käsehobel, da würde doch so eine Ringli-Maschine perfekt in die Versuchsküche passen 😀

  5. Sehen gut aus – und wenn man knabbern muss, stopft man sich wenigstens nicht so voll….
    Woher kommt das Sandelholzpulver? Apotheke? Esotherischer Fachhandel?

  6. Ich liebe Willisauer Ringli – und steinhart müssen sie sein. Als ich Kind war, haben wir bei unserer Nachbarin immer Willisauer Ringli und Pfefferminztee mit Zitrone zum Zvieri gekriegt, wenn wir ihr im Garten oder ihrem Mann beim Schiterbigi machen geholfen haben. Irgendwie hat bei der Nachbarin das ganze Haus immer nach Willisauer Ringli gerochen. Ich hab den Duft heute noch in der Nase.

  7. Steinharte Kekse aus der Schlossküche? Was es nicht alles gibt 🙂 Ich hätte Angst um meine Ellenbogen, ich würde die Kekse mal versuchsweise in Kaffee oder Tee tunken (wäre aber natürlich ein eklatanter Verstoß gegen die Tradition)

  8. @simplehealthyhomemade: wenn man lange genug daran knabbert werden sie schon weich. Und immer fleissig üben !

    @Cooketteria: ich wäge mit einer Balkenhandwaage. Genauer als mit der elektronischen Küchenwaage. Sandelholz brauche ich nicht jeden Tag, ich hab meins aus dem Chrüterhüsli. Ingo Holland hat keins im Sortiment. Vor rund 50 Jahren arbeitete ich in einer Drogengrosshandlung, da schmeckte/roch das auch so. Mag sein, dass das Pulver aus psychedelysch-esoterischen Läden zum Benebeln der Sinne anders riecht. Ich weiss es nicht.

    @Nathalie: da hast Du Recht.

    @Dirk: nicht mit meinen Ringli !

    @Eva: bin schon an der nächsten 🙂 🙂

    @Rosa Mayland. die Zahnärzte freuts.

    @Micha: ohdoch, aber im Mund zerfallen sie innerhalb einer Minute.

    @Überall & Nirgendwo : brutal wäre, wenn man sie mit einem Hammer zerteilen würde, so nicht.

    @bee: nach meiner Versuchsreihe habe ich Ringli genug für die nächsten 5 Jahre.

    @Sybille: neue Kronen braucht das Land.

    @magentratzerl: aus einer Drogerie in Basel. Gibts auch im Internet.

    @Wilde Henne: Kaffee könnte ich mir besser vorstellen als Tee, aber Hauptsache nass.

    @lieberlecker: und dank dem Ausstecher Eins wie das Andere. Wie aus der Fabrik.

    @the rufus: deshalb die technische Unterweisung zum korrekten Verzehr.

    @Petra: man kann sie zwar einweichen. Wenn man sie in den Mund nimmt und ausschlotzt, zerfallen sie jedoch viel schneller.

  9. Wenn ich nur die Jungs aus dem Video verstanden hätte… bis auf, dass sie mit kaltem Wasser abgesprüht (die Brunnen-Methode hat eindeutig den Vorzug…) und dann 30 Minuten gebacken werden und irgendwas von „dütsche Maschin“ habe ich nicht viel verstanden (leider) – dabei ist die Sprache zu niedlich für meine nordischen Öhrli…
    Der Teig sieht ja wirklich noch super-geschmeidig aus… aber dann…
    Vielleicht gibt’s ja irgendwann noch mal eine „dütsche Ringli-Knack-Maschin“… schont den Ellebogen und erzeugt exakte 4 Teile… :mrgreen:
    Die Herstellung per Hand ist wohl irgendwie aus Italien mit den Taralli über die Alpen gewandert – oder??

  10. @Heidi, die II.: Eigenartig, ich verstehe jedes Wort 🙂 Taralli gab ich noch nie probiert !

    @radieschenwelt: die kennt halt kaum jemend im Norden.

  11. Zu 20% Deiner Materialkosten zu kaufen – das sagt alles, oder? Bei den billigen Zutaten, die da verwendet werden, möchte ich dann doch lieber Deine.

    Ich kannte die Ringli bisher noch nicht. Am Samstagabend noch was gelernt. 🙂

  12. aha. Coburger Schmätzle mit Loch + Hagelzuckerbestreuselung. Ohhhmeei, geht das Weihnachtsgebacke schon wieder los?

  13. PS: was macht man mit dem Loch???? Ist doch dann komplett verhagelt.Wegschmeissen? Nochmal auswoikeln mitsamt dem Zucker….

    Robert, du brauchst auch nicht mehr wirtschaftlich arbeiten.:-)

  14. @Barbara: bei meinen ist schon viel gutes Zeug drin. Mit Aromen kann man halt viel substituieren.

    @elettra: das ist ein Ganzjahresgebäck ! Ich hab die ausgestanzten Löcher nochmals ausgewallt. Ist ja nicht soviel Hagelzucker drauf. Hätte auch niedliche Plätzchen gegeben.

  15. Von denen habe ich ja noch nie etwas gehört. Selber backen lohnt sich schon alleine um die Härte zu reduzieren. Sandelholz als Gewürz habe ich im Orient auch noch nie entdeckt. Ich werde es auf jeden Fall einmal ausprobieren.

    Interessantes Video. Mir gefällt die alte Methode mit den Ringli machen besser. Auch das mit dem Wasser am Brunnen.

    Tolle Fotos!

  16. Lieber Robert, doch noch mal zum Sandelholz: Rotes oder weisses verwenden? Angeboten wird in erreichbaren Quelen eigentlich nur, was als Räucherwerk verwendet werden soll – kann man das verwenden? Gibt es nur Farbe, oder auch Geschmack?

    Ja, viele Fragen – danke für die Mühe, Gruß aus Mainz vom HH:

  17. @Anna Purna: will man die Ringli nach der alten Methode schlingen, müsste das Rezept geändert werden, mein Teig wäre dafür zu klebrig. Weichere Ringli gibt es auch im Handel.

    @Hiwwelhuber: ich habe rotes verwendet, das „weisse“ sprich hellbraune habe ich noch nie verwendet. Farbe und Geschmack der Ringli werden durch Sandelholz beeinflusst. Aber auf keinen Fall zuviel nehmen. Die Ringli schmecken primär nach Zitrone und Honig, nicht nach Gewürz.

    1. @entegut: man hängt sie an den kleinen Finger und taucht diesen samt Ringli in den heissen Kaffee. Auch verwegen, das gibt Brandwunden.

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