Aelplermagronen hindersi

Aelplermagronen hindersi 2013 11 Mrz_9940

Und es ergab sich, dass ich im letzten Kochkurs bei Lucas Rosenblatt während des Essens neben den Noldi zu sitzen kam. Der Noldi sieht aus wie Schillers Arnold von Melchtal und kommt auch von da oben. Er schwärmte mir so von seinen hindersi Magronen, dass ich die auch mal kochen wollte. Frau L. macht sie nämlich immer nur fürsi (vorwärts) und ich darf dann die Töpfe und Gratinformen abwaschen. Das hindersi (rückwärts) kochen hat, Noldis Onkel Bärti zufolge, einem Aelpler vom Melchtal, den einfachen Grund, dass man auf der Alp nur ein Kessi auf dem Feuer habe und so den Segnungen der modernen Küche mit Pfannen, Töpfen und Gratinöfen entsagen müsse. Und ich schwöre: so cremige und so schön durchgefärbte, zwiebelbraune Aelplermagronen habe ich noch nie gegessen. Und so wenig Abwasch hatte ich nach Aelplermagronen noch nie.

Arnold von Melchtal beim Rütlischwur
Arnold von Melchtal neben Anderen beim hindersi-Schwur (wiki)

In meinem Rezept habe ich mich an die Schilderungen des Noldi und die Aufzeichnungen des Mugers gehalten.

Zutaten
für 2 Personen
150 g Aelplermagronen aus Kerns (Obwalden)
1 grosse blonde Zwiebel (120 g)
150 g Kartoffeln festkochend
25 g Butter
ca. 3 dl Gemüsebrühe [korr.]
100 g Sbrinz aus Alpnach oder ein anderer harter Bergkäse
1 dl Rahm (L.: Halbrahm)
Salz, Pfeffer

Zubereitung
(1) Die Zwiebeln klein schneiden und langsam in der Butter andünsten bis sie gleichmässig dunkelbraun sind. Nicht schwarz, nicht hellbraun: dunkelbraun. Die klein gewürfelten Kartoffeln dazu geben und kurz mitdünsten. Dann die Magronen hinein und mit 3 dl Gemüsebrühe (auf der Alp nimmt man Wasser und einen rot-grün-gelben Gemüsebrühwürfel), ordentlich salzen und unter gelegentlichem Rühren köcheln lassen. Achtung, dass nichts anbrennt. Dasselbe Prinzip wie bei pastasotto. Nur hundert Jahre vorher in der Schweiz erfunden. Nach gut 12 Minuten sollten die Kartoffeln gar und die Flüssigkeit komplett absorbiert sein. Nun den Rahm zugeben und nochmal kurz aufkochen lassen. Den geriebenen Käse unterheben; wenn er geschmolzen ist, die Pfanne vom Herd ziehen und kurz stehen lassen.

Aelplermagronen hindersi 2013 11 Mrz_9939

Da ich noch etwas Knusperzwiebeln im Vorrat hatte, streute ich die noch obendrauf. Den Muger wird das bestimmt stören, aber Flachländern ist das erlaubt.

Dazu Apfelschnitzli
500 g Äpfel (Breaburn)
15 g Zucker
15 g Butter
1 dl Apfelmost
Zimt

Auf der Alp hat man keine Zeit zum Aepfel schälen, so dachte ich mir, also lasse ich das auch. Die Aepfel in Achtelspalten schneiden, den Zucker mit der Butter goldgelb bräunen. Die Apfelschnitzli zugeben, mit dem Most ablöschen und weich dämpfen. Die Apfelschnitzli herausnehmen und den Saft noch etwas einkochen. Separat zu den Aelplermagronen servieren.

Aelplermagronen hindersi 2013 11 Mrz_9942

45 Kommentare zu „Aelplermagronen hindersi“

  1. Hihihi…! 🙂 Womit ich natürlich das Bildnis der drei Schwörenöter meine, nicht etwa das Foto von den Nudeln.

  2. E interessanti Idee/Umsetzig. I lieb das Seelefuetter in wellere Usfiehrig au immer !
    Aber nääbebii no weniger Pfanne „dèrfe“ Abwäsche isch s‘ Dipfli vom Hochgnuss.

  3. Klingt gut,egal ob fürsi oder hindersi. Ohne Spülmaschine in der Küche bin ich aber auch für das hindersi Kochen und merke mir das Rezept gleich mal.

  4. Besser könnte ich sie auch nicht machen!
    Und über die Röstzwiebeln oben drauf will ich mal wegsehen. Wer über eine Zweitpfanne verfügt, kann sich solche ja leisten.
    liebe Grüsse vom Muger

  5. Basler Dybli nennt es beim Namen: Seelefuetter. Umso mehr, als dass ich diesen leckeren Kohlehydraten nun schon seit Wochen entsage! Wo ich wohl die Kernser Aelplermakronen herbekommen würde? Kann man dafür auch ganz „normale“ Makronen nehmen?

  6. Das gibt es bei uns öfter, allerdings vorwärts gekocht. Dein schöner Post erinnert mich daran, mal wieder Älplermagronen zu machen – aber diesmal rückwärts. Da freuen sich Magen und Spülmaschine!

  7. Herrlich – als ob sich beim Anblick dieser Aeplermakronen ein lichtes Loch in die Wolkendecke reißen würde…

  8. Ein Rezept wie gemacht für Heimwehkranke. Ich kannte bis dato auch nur die Vorwärtsrolle, weiß aber Eintopfvariantem sehr zu schätzen.

  9. Das könnte ich auch mal wieder. In der Widmatt weder hintertsi noch fürsi sondern etwas zwischendurch. Danke für das schmunzeln am morgen und die Kochidee…
    Liebs grüessli
    Irene

  10. Das könnte ich heute für die Junghühner zu Mittag kochen. Der Junghahn hat bereits Schulferien und muss sein Taschengeld aufbessern (Befehl von mir). Das macht er auf dem Bau, da wird er g’scheit Hunger haben, wenn er am Mittag heimkommt. Was für die Älpler gut ist, ist für lange Junghähne sicher auch nicht schlecht.

    1. Jetzt aber – doo herscht no Zucht und Ornig ! S‘ Küke und dr Junghahn mien/tien folge … 🙂

  11. Zitat: „auf der Alp nimmt man Wasser und einen rot-grün-gelben Gemüsebrühwürfel“ – zum Glück sitze ich hier allein bei der Arbeit, sonst hätte auch andere mein schallendes Lachen über diesen Satz, aber auch über deinen ganzen Beitrag gehört.
    Danke, dass du mich heute schon so zum Lachen gebracht hast! 🙂

    „Aelplermagronen aus Kerns (Obwalden)“ – welchen Ersatz empfiehlst du mir als in Norddeutschland lebende? Denn dieses schlichte Gericht MUSS nachgekocht werden.

  12. @anglogermantranslations: alles gestandene Mannsbilder !

    @Basler Dybli: die beiden Versionen kann man nicht vergleichen. Beide haben ihre Berechtigung.

    @Sarah: GWM hätten wir ja, aber der Käse hängt immer so fest am Geschirr.

    @der Muger: Danke, das freut den Nachkoch, wenn es dem Erstkoch gefällt.

    @Dirk Staudenmeier: gewöhnliche Makkaronen oder Penne gehen auch. Obgleich die Obwaldner pasta mit Bergwasser gemacht werden.

    @magentratzerl: der Weg zur Vereinfachung ist nicht der Schlechteste aller Wege.

    @Micha: Geduld, dann bricht auch bei euch die Sonne durch den Nebel: http://www.musee-orsay.fr/de/kollektionen/werkbeschreibungen/gemaelde/commentaire_id/london-das-parlament-5648.html?tx_commentaire_pi1%5BpidLi%5D=509&tx_commentaire_pi1%5Bfrom%5D=841&cHash=eafcac4c7c

    @kekstester: seit die Migros ihren Laden in Lörrach eröffnet hat, kennt man Aelplermagronen offensichtlich auch dort ;-).

    @Irene: die mögen doch alle Kinder gerne 😉

    @lieberlecker: aber nicht, dass Du der Wilden Henne Aelplermagronen kochst !

    @Wilde Henne: ein Stück gebratener Fleischkäse dazu wird auch von jungen Männern gerne genommen.

    @Eva: Wochenanfang. Und was machen meine lieben Leserinnen, statt brav ihrer Arbeit nachzugehen ? Lass dich nicht erwischen 😉

    @Turbohausfrau: einen weissen Bart. Das ist ja beinahe dasselbe. Die Würfel sind rot-gelb oder grün-gelb. Ich hab mich im Text weder für die eine noch die andere Marke entscheiden können.

    1. @Robert: ich darf das – ich arbeite bei freier Zeiteinteilung, ich bin die Chefin drin, der Chef ist der Chef draußen…..damit fahren wir nun seit über 30 Jahren gut! 🙂 – Und was ich hier vor Ort nicht schaffe, weil ich zu viel Robert & Co. lese, muss ich eben zu Hause nachholen. 😉

  13. Au! Älplermagronen… Nie zuvor gehört, gelesen, gegessen. Offensichtlich alle anderen schon. Aber das Nudelmachen beherrsche ich schon mit dem linken kleinen Finger… Und das alles wegen Dir und Deiner Enzyklopädie! 🙂

    1. Yushka, Älplermagronen sind quasi Nationalgericht hierzulande. Und wer schon mal in der Schweiz zum Skifahren oder wandern war, kennt das Gericht. Gibt’s in jeder Alphütte. 😉

      1. Oh, danke für die Aufklärung, liebe Henne! Da rächt sich eben doch, dass wir noch nie zum Skifahren waren (mit der ganzen Sippe schwierig)… Aber eine Reise in die Schweiz nur mal so wäre ja auch was Feines!

        1. in die Schweiz gelangt sind die Magronen (makkaroni) natürlich durch die italienischen Arbeiter, die den Gotthard-Eisenbahn-tunnel ausgehoben haben. Die Innerschweizer Hausfrauen haben die Nudeln dann auf die vorhandenen Zutaten angepasst. Das war etwa 50 Jahre bevor die schwäbischen Hochzeitsnudeln erfunden wurden 😉

  14. hallo Robert, herzlichen Dank für dieses tolle Rezept und Bilder, die (wie immer!) einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Kleine „Korrektur“: bei deinen Zutaten ist die Gemüsebrühe nicht erwähnt, kommt erst unten in der Beschreibung vor…
    Gruss vom trüben See, Gaby

  15. @the rufus: Jodeln hab ich anders in Erinnerung.

    @chriesi: ja ? hätte ich nie geglaubt !

    @Überall & Nirgendwo: hmmm. Irgendwie spüle immer ich ….

    @Brigitte: Brutzle isch schöner als spüele.

    @Gaby: Salu Gaby. Danke für den Hinweis, ist verloren gegangen, habs ergänzt.

  16. da lacht das Badische Herz, Älplermagronen gab es bei mir 15 Jahre 1x im Jahr auf dem Pilatus 🙂
    Das wird nachgekocht.
    Liebe Grüße

  17. Hach, das ist so ein Gericht nach meinem Herzen- dem Rest meines Organismus zuliebe nur eine kleine Portion, da kommt der Käse leider nicht mehr so gut an.

  18. Wie kann so etwas Einfaches so lecker aussehen! …und das nachdem ich gerade gegessen habe. Das wird in Kürze nachgekocht.

    Liebe Grüße
    Anna

  19. Die hätte ich jetzt gerne auf der Stelle zum Verputzen. Das erste Mal 1994 gegessen und nie vergessen. Ich liebe Älpler Magronen! Bei denen in Kerns hatte ich mal angerufen und nach Bezugsquellen in der Ostschweiz gefragt. Leider Fehlanzeige. Egal, werde ich mit würdigem Ersatz noch mal nachkochen, bevor der Winter sich aus dem Staub macht.

  20. @kegala: auf dem Pilatus kochen sie auch mit Obwaldner pasta aus Kerns.

    @ninivepisces: Aelplermagronen ohne Käse gibts nicht. Lieber eine kleine Portion als gar kein Käse.

    @Anna Purna: so etwas einfaches kann auch ganz furchtbar aussehen 😉

    @Birgit: das ist eine lokale Marke. in der Ostschweiz sind die Ami-Teigwaren der Pasta-Premium aus Frauenfeld bekannter und ebenso gut. Der Winter bleibt uns noch eine Woche erhalten. Dann beginnts wieder zu herbsteln.

  21. „Der Winter bleibt uns noch eine Woche erhalten. Dann beginnts wieder zu herbsteln.“

    😦
    Jetzt hab‘ ich mich grade vor lauter Schreck verschluckt… ;-))

    Morgen gibt’s hier Rösti. So!

  22. Dank Noldi, Muger und Robert haben wir heute abend die besten je gehabten Älplermagronen genossen. Von jetzt an werden sie nur noch wie hier beschrieben gekocht!

  23. das sieht ja unglaublich gut aus. wird garantiert nachgemacht.
    liebe grüße aus Wien
    anna

  24. @twocents: Strafe muss sein 🙂

    @Bachbummele: nur noch ? das wäre schade, die fürsi gekochten sind auch gut.

    @anna: obs gut aussieht weiss ich nicht, schmecken tuts jedenfalls.

  25. Kommt mir sehr gelegen, alles in nur einem Topf zu kochen. Stehen im Rezept 4 Töpfe, benötige ich nur zwei. Sonst steh ich beim Geschirrabwaschen noch länger, als beim Kochen. 😉
    Schaut wunderbar cremig aus, dein Gericht!

  26. Eindeutig zu spät, um Blogs zu lesen. Das macht mir zu später Stunde den Mund wässrig. Ich gehe jetzt ins Bett und versuche auf dem Weg dorthin tapfer den Kühlschrank zu ignorieren.

  27. @entegut: bei mir ist es meist umgekehrt. Stehen im Rezept 2 Töpfe, brauche ich vier 🙂

    @Bonjour Alsace: Blog lesen in der Frühe ist gesünder.

  28. Hallo Robert,
    ich habe beide Varianten, die hinderschi und die fürschi nachgekocht,
    wunderbar haben sie geschmeckt.
    Ich hatte Glück, mir konnten die Original Zutaten besorgt werden,
    so blieb mir die Pilatusbesteigung erpart ;))

    Liebe Grüße
    Gaby

  29. Gestern nachgekocht, flutschte wie nackte Mäuse. Zwar leider nicht den angegebenen Käse bekommen, aber doch einen Schweizer Bergkäse verwendet, legte Ehre bei der müde nach Hause gekommenen, noch arbeitenden Ehefrau ein.

  30. Sehr fein waren sie, die Älplermagronen! Und durchaus auch sehr praktisch so, füsi werd ich wohl gar nie probieren müssen.

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