Leutnant Fallota (essend): Weißt, ich iß a Mehlspeis, magst a Stickl?
Oberleutnant Beinsteller (nimmt): Ah, eine Spehlmeis, da gratulier ich. Du Genußspecht.
[Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Kapitel 5.]
Zehn Genußspechte waren wir, die im Kochkurs „Roman und die Mehlspeisen“ in der Backstube von Lucas Rosenblatt Spehlmeisen gekocht und gebacken haben. Unter Anleitung des seinerzeit ersten Luzerner 2-Haubenkoches Roman Stübinger. Gebürtiger Grazer, der in Wien bei einem Salzburger Küchenchef gelernt und später in der Schweiz mit seinem französischen Restaurant Karriere gemacht hat (u.a. arbeitete Stefan Wiesner -Der Hexer- bei ihm). Heute ist Roman im Ruhestand und hilft in der Kochwerkstadt von Lucas zuweilen mit.
Nach 4 Stunden Vorbereitung waren wir fertig mit Kochen. Erst gabs herzhafte Mehlspeisen als Boden zur Vermeidung einer möglichen postprandialen Hyperglykämie.




Die zum Essen servierten Weine stammten aus der Südsteiermark (Wohlmuth).

Danach war die Reihe an den süssen Mehlspeisen. Die Ehre gaben sich ihre Exzellenz, Hofrat Adolf Hess, Ritter des Franz Josef Ordens, Ehrenmitglied der Genossenschaft Wiener Gastwirte, usw. usw. samt Hofratsgattin Olga Hess, Fachschuldirektorin an der Bildungsanstalt für Koch- und Haushaltungsschullehren und der Kochschule der Gastwirte in Wien, usw. usw.. Oesterreicher mögen mir verzeihen, dass ich hier nicht alle Ehrentitel namentlich aufführen kann. Das Buch, in der ersten Auflage aus dem Jahre 1913, diente Roman Stübinger zur Vorbereitung der Rezepte. Natürlich sanft modernisiert. Dass es sich um einen Buchklassiker handelt, erkennt man daran, dass das Buch mittlerweile in der 44. Ausgabe vorliegt.
Den süssen Reigen eröffneten Salzburger Nockerln, für einmal pfannengebraten:

Gefolgt von Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster

Danach Topfen-Palatschinken mit Marillenröster

gefolgt von:
Powidltascherl und Marillenknödel mit Butterbrösel. Mangels frischer Marillen mit Marillenröster gefüllt.
Habts noch Hunger ? ein Fall für Strudel. Neuland für mich: der Milchrahmstrudel


Powidl gefüllte Dukatenbuchteln auf Sabayon von Krachers Süsswein Auslese


Zu den süssen Sachen gabs auch süssen Wein. Beerenauslese (60% Chardonnay, 40% Welschriesling) liess es krachen.
Zuletzt assen wir mit Appetit den Mohr im Hemd mit Schokoladensauce, danach war man pappsatt. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann kaum noch gehen. So ähnlich stehts in der „Verschwörung des Fiesko zu Genua“ von Schiller.

Mir half ein Marillenbrand wieder auf die Beine.

Zwischendurch wurden noch Sachertorten gebacken, „zum mit ham nehmen“. Nicht irgendeine Sachertorte, Romans göttliche Sachertorte. Besser als die „originale“, ebenso gut wie die „echte“. Und die werde ich Tortenmuffel demnächst nachbacken. So wahr ich hier schreibe.

KÖSTLICH !!!
Dös homs echt drauf, d’Ösis und mir laufts Wosser im Mund zsam, wenn i di Bülder siech ….
ich meine, einen leicht bayrischen Unterton gehört zu haben 😉
:-)))) des ko scho sei ….
Nach einem solchen Essen hätte mir EIN Marillenbrand nicht gereicht, falls ich es überhaupt wieder auf die Beine geschafft hätte 😉
Aber fein schaut’s aus, keine Frage und auf die beste Sacher von allen freu ich mich schon sehr!
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
ANDYYY – was läs‘ i (scho wieder) !
Und das am Morge frieh 😉
Hätte, Peter, eindeutige Möglichkeitsform 😉
Lucas ist nicht geizig, er schenkt auch ein zweites Glaserl nach.
I bi begeischteret ob dèère Uswahl – und de Helge !
Und gang èmol dervo us, dass s‘ einte oder andere Rezäpt won‘ i bis jetzt zämmebrèèsmelet ha, wird‘ in der nägschte Zyt miesse iiber d‘ Klinge springe. Nach‘ em Motto: „S‘ Bessere isch dr Find vom Guete“.
I frai mi uf druf 😉
erst der Strudel, dann die Sacher, dann eine lange Pause, zuletzt der Mohr wegen dem Otello.
Sagenhaft, und das heute- dankeschön! Mich würde ja der Mohr im Hemd sehr interessieren…. und am Besten gleich das ganze Buch.
Das Buch gibts in der neuesten Version problemlos antiquarisch.
Und das muss ich in nüchternem Zustand lesen, gemein! Jetzt hast du auch noch die ganzen österreichischen Möhlspeisen drauf, beneidenswerte Frau L. Vielen Dank für die Appetitanreger und einen schönen Sonntag.
theoretisch, theoretisch, Liebe Frau Buchfink. Morgen mach ich Strudel. Mal sehen, obs zuhause auch gelingt.
Millirahmstrudel, Buchteln und Palatschinken – sehr gut geht’s uns in Österreich. Und es gibt noch viel mehr tolles Essen – komm doch mal vorbei 🙂
Liebe Küchenschabe, um zu wissen, das es euch gut geht, braucht man nur deinen Blog zu lesen. Mit dem vorbei kommen ist es eine andere Sache, wenns nur net so weit wäre, gern
Ich mache mit bis zum Kalbstafelspitz und lege dann eine kleine Pause ein, um beim Marillenbrand wieder einzusteigen.
(die Weininfos von dir überlese ich im Moment mal grosszügig, denn ich habe die Weinbestellung, die ich nach deinem Beitrag „Wein & Wurst“ unbedingt haben musste, noch ungeöffnet hier rumstehen 😉 )
Ich hab mir mal versuchsweise 3 Flaschen vom Schwarz-Roten gekauft und schon eine ausprobiert. Auch zuhause eine Fruchtbombe ! Freu Dich.
Wow. Ich würde auch gerne eine robertisierte Version des Mohrs und vor allem der Sachertorte sehen!
Die Sachertorte wird bald kommen. Die Zutaten sind schon im Hause. Aber das Erkältungsfieber ist vorderhand noch höher als das Backfieber.
Dann mal gute Besserung 🙂
Das habt ihr alles an EINEM Tag gegessen??Und vor allem auch alles an EINEM Tag zubereitet?
Wie gerne hätte ich mich da mal durch alles durchgekostet, aber wirklich nur von allem eine Mini-Portion, damit ich auch ALLES hätte probieren können.
Ich freue mich schon auf deine Sachertorte!
Die gerechten Portionen sind relativ klein, Sonst könnte man das nicht alles essen.
Ich fall um. Alles meine Lieblinge!!! Da braucht man ja schon nach dem Lesen zwei Likörchen! Schönen Sonntag Euch!
Nimm einfach ein Stück deiner Sachertorte, falls Dir deine Prinzessinnengarde etwas davon abgibt 😉
Da seid ihr ja wirklich fleißig gewesen! Und dank deines Beitrags bin ich jetzt auch noch gerade draufgekommen, dass ich noch nie einen Millirahmstrudel verbloggt (oder auch verbockt) habe – obwohl das eine meiner liebsten Mehlspeis ist.
Und auf deine Sachertorte bin ich auch schon gespannt, sie wird sicher wieder perfekt 🙂
Hab mir eben deine Sachertorte angesehen. Das glaube ich nicht, dass ich die als Tortenanfänger so schön hinkriege. Tu das nur, mit dem Millirahmstrudel. Lieblingsrezepte sind die besten Rezepte.
In der Tat ein recht umfangreiches Menue, dass in wachsenden Umfang münden kann. 😉
Ich harre sehr gespannt der Sachertorte!
Und ich harre gespannt deines Linsenstrudels, der als Nächstes dran kommt 😉
Die Sachertorte erwarte ich bald, besonders wenn die besser schmeckt als die echte !
Gleich gut, wie die echte, besser als die originale ! Das war meine Aussage.
Schöne Speisen! Und tolles Einstiegszitat von grossem österreichischem Schriftsteller!
Danke. Für eine Theatervorstellung der „Letzten Tage“ sind wir 1980 extra nach Wien gereist, obwohl wir äusserst ungerne reisen 😉
Um Kuchen und Patisserie wollte ich mich ja dieses Jahr auch mehr kümmern. Jetzt weiß ich wieder, warum 😀
Ja, das möchtste 😉
Wonderful food! The desserts look really irresistible.
Grüsse,
Rosa
therefore you eat desserts only at the conclusion of a meal.
Da sag i nur MARANDANNA !
dös is aber steyrisch !
Nur wenige Erdenbürger haben geschafft, mich sprachlos zu machen. Du bist einer davon. Ich klappe meine Kinnlade jetzt wieder hoch.
Ich? ich hab ja vor allem gegessen, Essen hält die Kinnladenmuskulatur fit !
Und nun klappt das auch bei dir mit dem Strudelziehen, Robert?
Das kommt Morgen aus 😉 Auf einem massiven Nussbaumholztisch, Stil Directoire, auf den ich eine Styroporplatte gelegt habe und eine aussortierte Tischdecke. An mir und am Mehl solls nicht liegen.
Robert das ist ja so unfair! Sonntagnachmittag, kein Kuchen im Haus, keine Kekse, keine Schoggi, kein Krümelchen von nichts – und dann diese Photos!!! Freu mich schon auf das Sacherrezept. Bitte unbedingt Durchmesser der Springform angeben, damit ich auf Minitorten-Größe runterrechnen kann – danke…
nicht mal eine Schoggi. Du Aermste ! 12 cm, 3 Förmchen stehen schon bereit.
Danke für Deine Anteilnahme… Habe mir heute extra eine Reserve-Schoggi besorgt und versteckt für den Fall, dass Du wieder einen süßen Anschlag verüben solltest… 12 cm? dann muss ich hochrechnen, wollte 18 cm backen… Mein Taschenrechner steht schon bereit…
Mir freue’n ys alli druf !!!!
En härzligg’s Griessli us Zieri
Alexander
Zieri ? Ziiri ? Züüri ? Kanns zwar nicht so gut wie das Basler Dybli, dangge trotzdem für die Grüsse.
èxgyysi ! „Ziiri“ wär’s gsi.
Alexander
Des is a Freud!
(Übrigens die Österreicher sagen nie „dös“)
Die Salzburger Nockerln schauen ein wenig eigenwillig aus (eher wie Schneenockerl, die noch eine Oberhitze bekommen haben, oder wie du schreibst in der Pfanne nachgebraten wurden).
„Die Hess“ habe ich auch – leider nicht in Originalversion. Aber die Prato ist auch ein Muss und Klassiker!
Alles in allem: da hätte ich gerne mitgeschmaust!
für den Anfänger, der beide nicht kennt, ist Hess wie Prato einerlei 😉 Ob die Mahlzeitenfolge deinem Wiener Gaumen standgehalten hätte, kann ich nicht beurteilen. Roman und Lucas haben sich jedenfalls viel Mühe damit gemacht.
Ohhh, der Millirahmstrudel, das wäre genau das, was ich mir zum Frühstück jetzt wünschen würde! Ich freue mich aufs angeregte Stöbern bei dir, demnächst, und wieder zurück zuhuase.
Gell, auf das Rezept zum Strudel darf ich noch hoffen?
schön, dass ihr wieder da seid.und alles wieder im gewohnten Gang läuft 🙂 Erst muss jetzt ein salziger Strudel her, dann ist die Sachertorte an der Reihe. WennDu nicht warten magst: die Küchenschabe hat einen ähnlichen Millirahmstrudel auf ihrem Blog..
Herrliche Sachen, aber dass ein Marillenbrand einem wieder auf die Beine hilft, war mir neu. Naja, vielleicht der erste… 😉
in homöopathischen Dosen (1 Glas) wirken solche Arzneimittel anders, als wenn man in Flaschen rechnet.
Sind das immer Männerkochkurse bei Lucas? Braucht ihr einmal eine Frau??? Ist nur zu sagen:)
Frauen sind auch willkommen, beim Kochen sind sie aber regelmässig in der Unterzahl. Das hat vermutlich damit zu tun, dass Frauen eh schon kochen können.
Glaubst das wirklich, haha!!
Marillenbrand aus Österreich?
Gibts auch, aber Psenner „brennt“ in Tramin/Südtirol
als der ausgeschenkt wurde, hab ich die politischen Grenzen nicht mehr bemerkt 😉
Hoi Robert
Bitte, welches Buch ist denn da gemeint?
Hoi
Olga Hess, Wiener Küche, Sammlung von Kochrezepten,
antiquarisch, einfach mit google suchen.
Lieben Dank