Tortenköniginnen bitte wegklicken: hier kommt meine erste Torte. Warum ausgerechnet ein bekennender Tortenmuffel und Süssverächter Sachertorten backen muss, lässt sich nur schwer beantworten. Vielleicht mit meiner alten, längst zerbrochen Liebe zu Sachertorten, die man anhand alter Liebesbriefe (nächstes Bild unten) bis ins Jahr 1981 zurück verfolgen kann. Unerwartet und gewaltig ist diese alte Liebe in Form einer Sachertorte von Roman Stübinger wieder aufgebrochen und fordernd in mein Leben getreten. Gegen alte Lieben ist bekanntlich kein Kraut gewachsen. Ich halte sie fest und versuche, sie noch einmal aufleben zu lassen. Und sie lebt: Besser als die „originalen“. Gleich gut wie die „echten“. Mehr oder weniger.

Zutaten
für drei 12er Springformen oder eine 26er Springform
150 g weiche Butter
150 g Puderzucker
2 Tlf. Vanillezucker, selbst gemacht
150 g dunkle Couverture Felchlin 68% Bolivia
7 Eigelb
7 Eiweiss + 50 g Zucker
150 g Mehl
1 Prise Salz
1/2 Tlf. Backpulver
250 g Aprikosenmarmelade 70% Fruchtanteil
1-2 Elf. Marillenbrand (L.: Nikolaihof, Wachau), von mir gestiftet
Glasur
100 g Rahm
30 g Milch
50 g Honig
30 g Kokosfett (L.: 20 g Butter)
150 g dunkle Couverture (L.: 170 g)
Erfahrenen Sachertortenbäckerinnen wird die Aehnlichkeit zur Torte von Oma Buchholtz auffallen. Romans Torte enthält jedoch 25% mehr Ei, was sie möglicherweise fluffiger macht. Bin kein Kuchenexperte.
Die Glasur ist keine Sacher-Originalglasur sondern eine Fettglasur mit Honig.

Zubereitung
(1) 3 Springformen mit Backpapier umrändeln.
(2) Weiche Butter mit Puderzucker und Vanillezucker weiss-schaumig rühren, dann mit der flüssigen, wieder abgekühlten Couverture mischen.
(3) Eigelbe eins nach dem andern untermischen.
(4) Mehl, Kakao, Backpulver und Salz mischen und durchsieben.
(5) Eiweiss mit dem Zucker steif schlagen. 1/3 untermischen, den Rest abwechselnd mit der Mehlmischung unterheben.
(6) In die gebutterten, bemehlten Springformen abfüllen. Seitlich hochstreichen, so dass in der Mitte eine leichte Vertiefung entsteht.
(7) ca. 40 Minuten bei 180°C backen (Nadelprobe).
(8) Nach dem Erkalten aus der Form nehmen, Boden ggf. begradigen, auf halber Höhe durchschneiden.
(9) Die Aprikosenmarmelade mit dem Marillenbrand aufkochen, glatt mixen und mit einem Pinsel die Oberfläche der Torte samt Anschnitt mit der heissen Marmelade bestreichen und über Nacht an einem kühlen Ort antrocknen lassen.
Anderntags:
(10) Die Zutaten der Glasur (ohne Couverture) aufkochen, die Couverture zugeben, schmelzen und mit der warmen Glasur die Törtchen überziehen. Nach ein paar Tagen zu geniessen.

Anmerkungen
Perfekt ist sie sie mir noch nicht gelungen, das kommt aber noch: Die weiche Fettglasur mit dem feinen Honiggeschmack braucht ein, zwei Tage im kühlen Keller, bis sie erhärtet ist. Das Drüberspazieren sollte man Hauskatzen deshalb untersagen. Nächstes mal würde ich die Butter weglassen. Zudem muss ich einen erhöhten Ring von Backpapier in die Förmchen legen, die Masse soufflierte etwas über den Rand hinaus. Ferner war ich zu sparsam beim Aprikotieren. Dazu muss ein geknickter Glasierspachtel her. Der Kauf zweier zusätzlicher Springförmchen hat sich hingegen gelohnt. Die Törtchen sind viel handlicher und für zwei Personen praktischer als eine grosse Torte.
Die Liebe zu Ihr (der Firma Demel, bzw. ihren Sachertörtchen) brach vor 35 Jahren mit einem Schlag auseinander. Auf meine letzte Bestellung hin sandte man mir eine Packung mit völlig ausgedörrten Sachertörtchen, trocken wie Hundekuchen. Das war das Ende einer grossen Liebe. Nur die Liebesbriefe behielt ich zur Erinnerung auf, mit roten Schleifchen gebündelt.
