Wer um 7 Uhr auf dem Luzerner Markt stehen will, muss früh aufstehen. Um diese Zeit entladen die letzten Marktständler ihre Ware. Am engen Reussquai ist kaum ein Durchkommen. Ich war wieder einmal in einer Gruppe Kochbegeisterter auf Einkauf mit Lucas Rosenblatt.
Wenn sich die grünen Frühjahresgemüse zunehmend mit Sommerfarben mischen, ist eine besonders schöne Jahreszeit zum Einkaufen. Auch wenn das Wetter nicht ganz mitspielt.
Nach dem Einkauf gehts in die Backstube in Meggen, wo der Einkauf ausgelegt und dann definitiv bestimmt wird, was und wie damit gekocht werden soll. Bis um 14 h sind alle Kochvorbereitungen samt schnellem Mittagessen erledigt. Dann ab in die Nachmittagspause. Die hab ich zum Besuch einer Ausstellung benutzt.
Die kleine, feine Ausstellung in 4 Räumen im Bellpark-Museum in Kriens widmet sich der Geschichte der heimischen Teigwaren-produktion. Entgegen der landläufigen Meinung waren es nicht die am Bau der Gotthardbahn beschäftigen Italiener, welche die Schweiz zum Pastaland machten. Bereits 1838 existierte in Luzern die erste Pastafabrik. 1870 konkurrierten allein in der Zentralschweiz 3 Fabriken um die Gunst der Esser. In den Anfangsjahren galt pasta als teuer und von geringem Nährwert und wurden vor allem in der gehobenen Mittelschicht und der Hotellerie verbraucht. Unter diesem Aspekt sind Werbebotschaften wie „billig und nahrhaft“ zu verstehen. Die Ausstellung basiert auf der Geschichte der Teigwarenfabrik Kriens (Teiggi), zu der der Kurator des Museums, Lukas Emmenegger, zeitgenössische Dokumente und Fotografien zusammengetragen hat.

Seit Beginn der Teigwarenfabrikation wurden in der Schweiz „Eierteigwaren“ aus Weichweizen und Ei der italienischen Hartweizenpasta (aus grano duro und Wasser) vorgezogen und erfreuen sich heute noch grosser Beliebtheit.


1899 fusionierten die damals bestehenden, drei Luzerner Fabriken zur „Centralschweizerischen Teigwarenfabrik AG“. 1928 wurde die einzig verbliebene Krienser Fabrik von der Firma Wenger in Gümligen übernommen. 1967 wurde die Produktion eingestellt. Von einer Vielzahl von Teigwarenfabriken sind heute noch ein paar wenige Grossunternehmen übrig geblieben. Das Wort von der „billigen“ pasta hat sich bewahrheitet.

Von Krieg und Nöten ganz besessen
Könnt man das Menschsein fast vergessen
Doch Kummer lässt sich schwer ertragen
mit einem öden, leeren Magen.
Die Wenger-Nudeln fabelhaft
Erfüllen Dich mit neuer Kraft.
(Unbekannter „Dichter“, 1942)
Was 1942 galt, kann heute nicht falsch sein.
Ausstellung im Museum im Bellpark, Luzernerstr. 21, 6011 Kriens; bis Februar 2015. www.bellpark

Um die 18 Uhr wieder Antreten in Meggen. Dann wird fertig gekocht und den hinzugekomenen Partnern aufgetragen. Aber diese Bilder erspare ich euch für diesmal.
An Fotos eines schönen Marktes kann ich mich nie sattsehen – irgendwann muss ich es doch mal schaffen und Monsieur dazu bewegen, so früh loszureisen, dass es für einen frühmorgendlichen Marktbesuch reicht. Ist dieser Markt nur samstags?
Dasselbe Problem hab ich mit Frau L., bis wir zusammen in Luzern wären, ist der Markt aufgehoben. Am Dienstag ist er auch noch, aber kaum halb so gross wie am Samstag.
Ich schlendere über jeden Gemüsemarkt gerne und gucke auch jedes Mal gerne, was ihr mit M. Rosenblatt (was ein hübscher Name) zusammen erkocht habt. Und dein Museumsbesuch räumt mit dem Vorturteil auf, dass die Schweizer die Italiener benötigten für professionelle Pasta. Schad ist es allerdings schon, dass nur die großen Firmen bis heute überdauern…
zu Beginn machte man hier die Fabrik-Eier-Pasta aus Weichweizenmehl. Vergangeen Samstag war ich schon wieder in Luzern, Mezze aus Marokko. Interessant.
Danggscheen fir di Bricht, wo die alte Daigwaare-Zyte ufläbe losst. Au ich erinnere mi no guet an‘ s „Maccaroni-Männli“ und ebeso an folgends Liedli vom‘ ene Mitbewärber >
Èxgyysi, grad eso prominänt han‘ is jetzt au nit welle … ! 😉
😉 Die Firma gibts heute noch, dort kaufen wir immer noch unsere geliebten Ami-Hörnli ein.
Hach, wenn die Aprikosen so gut schmecken, wie sie ausschauen … Sehr appetitlich, deine Bilder vom Luzerner Markt.
Aprikosen kriegen wir auch hier, ich habe nur eingekauft, was wir hier nicht kriegen: Knackerbsen, kleine Randen, Pariser Karotten.
Sehr schöne Bilder vom Markt, da würde auch ich gerne schlendern. Und ein interessantes Thema, Teigwarenfabrikation in der Schweiz. Bekanntlich kamen, kommen vielleicht heute noch, in der Grenzregion, in der ich wohnte, viele Deutsche zum Nudelkauf in die Schweiz. Als Ostschweizer sind mir die Ernst-Teigwaren natürlich in bester Erinnerung. Beim Schmökern im Internet sah ich dies hier: „Im Jahre 1731 kaufte das Kloster Disentis eine «Torculum pro formandis macaronis» – eine Gewindepresse, die zur Herstellung von Makkaroni diente.“ Die Klosterbrüder waren also bereits noch früher auf den Geschmack gekommen.
Danke für den Hinweis, der Artikel ist lesenswert: http://www.kulinarischeserbe.ch/product.aspx?id=427
Ich will aber nicht erspart werden 😉
Einen genussvollen Sonntag,
Andy
Hörnli mit Hack, mein lieber Andy. Da müsste ich wieder jeden Tag bloggen, um über alle gegessenen Teller zu rapportieren.
A fabulous market! I’d love to visit it.
Grüsse,
Rosa
the most pretty in Switzerland
Was gab es denn zu verbergen bei der zweiten Bilderserie? 😉
Beinahe alles. Will es ja schliesslich nachkochen, wenn ich dazu komme.
Es gab Zeiten, in denen die Werbung noch brav war. Aber aussagekräftig.
In jener Zeit hatte die Schweizer Werbegrafik ihre Glanzzeiten. Sie brachte es zuwege, mit einem Bild dasselbe auszusagen, wofür heute 2-3 Sätze vonnöten sind.
Ich komme nicht einmal mehr dazu, bei dir zu lesen. Überall und nirgends bin ich – mein Jakob wieder im Krankenhaus. Eines Tages kann ich wieder reisen – und dann wird sicher einer meiner Wege auch der in die Schweiz sein. Am besten gefällt mir das zweite Foto. Wie da die Autos neben den Ständen zum Laden stehen – das ist nicht geschummelt und nicht geschönt.