
1374 überfiel Ritter Henmann von Bechburg, Graf von Falkenstein, in der Klus unterhalb seiner Burg einen aus Lyon herkommenden Basler Kaufmannszug und erbeutete unter anderem eine grosse Menge kostbaren Safrans. Der zeitgenössische Chronist Konrad Justinger schrieb um die 1420 dazu: „(sie)… beroubeten erber kouflüte, und namen den wider got und recht ir gut, wol acht zentner saffrans und vil ander koufmanschaft“.
Die Bechburger waren bischöflich-baslerische Lehensträger von Neu-Falkenstein. Der Bischof von Basel, der streitbare Jean de Vienne, ein burgundischer Edelmann, hatte zuvor bei einer kriegerischen Auseinandersetzung die Hilfe Henmanns in Anspruch genommen, ihn dafür aber nicht entlöhnt. So hielt sich dieser an den durchziehenden Basler Kaufleuten schadlos.
Dieser Bruch des Landfriedens führte zu einer mehrtägigen Belagerung durch Truppen aus Basel und Bern. Die Burg fiel nach hartnäckiger Verteidigung in die Hände der Belagerer und wurde teilweise zerstört. Die verteidigenden Soldaten wurden enthauptet, der Burgherr und seine Freunde kamen als Edelmänner mit Reparationszahlungen davon. Den wiederum zurück erbeuteten Safran teilten Richter und Kläger zur Kompensation der Kriegskosten unter sich auf. So läuft das heute noch.
Der unterlegene Henmann schloss darauf Frieden mit Basel, wurde für seine früheren Ansprüche sogar mit 5800 Gulden entschädigt und konnte damit die an der Burg entstandenen Schäden beheben lassen.

Der inzwischen klamm gewordene Henmann verpfändete die wiederhergestellte Burg 1380 an den Edelknecht Rutschmann von Blauenstein. Henmann von Bechburg fiel, als letzter männlicher Vertreter der Familie, 1386 in der Schlacht bei Sempach, wodurch die Familie erlosch. Die Blauensteiner verkauften die Burg 1402 nach jahrelangen Erbstreitigkeiten an Solothurn. Bis 1798 diente sie als Landvogteisitz für das Amt Falkenstein und wurde um- und ausgebaut, bis sie während der Helvetischen Revolution völlig zerstört wurde.

Seit vielen Wochen fühlte sich Frau L. zum ersten Male wieder zu einer kleinen Ausfahrt in die weitere Umgegend von Basel fähig. Nach Balsthal. Gewiss kein Reiseziel, das man gesehen haben müsste: 2 Tankstellen, 1 Papierfabrik, 1 Eisenwerk, 1 Lachsräuchnerei, 1 Salamifabrik, 1 COOP, 1 Migros, 1 Bäckerei, 1 Metzgerei, viele mediokre Beizen und Bars, etwa ein Dutzend Rotlichtsalons. Mehr fällt dem eilig Durchreisenden nicht auf. Die Grundbedürfnisse der rund 6000 Einwohner und seiner T(h)alschaft sind damit gedeckt.

1080 schenkte König Heinrich IV. (der spätere Kaiser) die Grafschaft Buchsgau mit Falkenstein, dem späteren Balsthal, dem Bischof von Basel. Der Bischof belehnte die Grafen von Frohburg mit den landgräflichen Rechten. Diese verliehen den Buchsgau Ende des 12. Jahrhunderts weiter an ihre Untervasallen, die Freiherren von Bechburg. Die beiden Burgen Neu-Falkenstein (die ältere, nach dem Safrankrieg renovierte) und Alt-Falkenstein (die jüngere) stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert. 1402 kam Balsthal zu Solothurn und wurde Gerichtssitz.
Im Mittelalter besassen die Herren von Falkenstein das Verfügungsrecht über die Balsthaler Kirche. Sie verwalteten die Pfarrpfründe und die Einkommen der Kirche. Damals ein einträgliches Geschäft. 1461 zerstörte ein Brand das Gotteshaus bis auf die Grundmauern. Nach dem Wiederaufbau verwüstete ein grosser Dorfbrand die Kirche ein zweites Mal. 1541 erhielt die Kirche den heutigen Turm.

Die mit dem industriellen Aufschwung einhergehende Zuwanderung veranlasste die Balsthaler 1906 und 1914, eine reformierte und eine katholische Kirche zu bauen und den Friedhof zu vergrössern. Die alte Kirche wird nach ihrer Renovation nur noch als Abdankungs-Ort benutzt.

Da der Ort an der wichtigen Nord-Süd-Handelsroute mit zwei Passübergängen lag (Oberer Hauenstein und Passwang), wuchs das Städtchen Balsthal im späten Mittelalter stark an. Ebenso die Zahl der Herbergen.

Während des Dreissigjährigen Krieges gelangte die mit der Alten Eidgenossenschaft seit 1515 verbündete Stadt Mülhausen mit einem Hilfeersuchen an die vier evangelischen Stadtorte Bern, Zürich, Basel und Schaffhausen. Diese entschlossen sich, der Stadt im Elsass ein Hilfskontingent von 200 Mann zu entsenden. Die katholischen Solothurner wollten die Berner jedoch nicht durch die Klus marschieren lassen, die Berner wurden entwaffnet und teilweise massakriert. Darauf drohte Bern den Solothurnern mit Krieg. Nach intensiven Vermittlungen der übrigen Eidgenossen (Kluserhandel) konnte ein Religionskrieg (vorerst) vermieden werden.

Die Eröffnung des Eisenbahntunnels durch den Hauenstein 1857 traf das Balsthaler Gewerbe schwer. Eine wirtschaftliche Neuausrichtung gelang mit der Ansiedlung von Industrie.
Tägliche Warteschlangen vor einer Bäckerei sind ein gutes Zeichen, das wir zu würdigen wissen. Vor der Heimreise versorgten wir uns (einmal mehr) in der Schaubäckerei Häner mit frischem, ofenwarmem Fürobebrot. Die Bäckerei ist nur nachmittags ab 14:30 h bis 18:30 h geöffnet. Zu kaufen gibt es in dieser Bäckerei das nachmittags laufend gebackene Fürobebrot, für Selbstbäcker die im Brot verwendete Mehlmischung aus Graham-, Halbweiss-, Roggen- und Ruchmehl, manchmal Nussgipfel, Berliner, Russenzopf und saisonale Spezialitäten, freitags Zopf. Der immer gut ausgeschlafene Bäcker hat mit seinem unkonventionellen Konzept einen verdienten Erfolg.

Quellen:
wiki: Bechburg
wiki: Balsthal
wiki: Ruine Neu-Falkenstein
Jahrbuch für solothurnische Geschichte 66, 1993: Safran im Kanton Solothurn
I ha graduse härzhaft glache ! Dine Auge entgoht au gar nyt …
Und di pointierte Kommentar derzue isch s‘ Dipfli uf em „i“.
Sooo guet – Danggerscheen fir di Sunntigmorgeufsteller !
Das versteht nur, wer häufig durchfährt 😉
Genau – es isch e beliebti Töffstreggi zum in‘ s Mittelland z‘ cho.
Beim Lesen der Geschichte zur Kirche, stellt sich der Gedanke ein, wie schnell und vermutlich auch wie oft die Menschen früher nach einem (Schicksals)Schlag vor dem Nichts standen. Ein Brand, ein Krieg… und alles weg.
Und Foto 2 gleicht einem Gemälde.
Und ich freue mich, dass ihr wieder ausflugsbereit seid. Ich hoffe sehr, ich wünsche es euch, es bleibt so.
nicht nur früher, auch heute noch. Krieg, Bomben, Gewalt, wo immer man hinblickt. Der Mensch wird sich nie ändern.
Danke für die guten Wünsche, ich hoffe auch, dass es wieder aufwärts geht, und wenn nicht, koche ich halt auch am Sonntag.
Ich freue mich sehr zu lesen, dass es Frau L. wieder besser geht und ihr sogar einen Ausflug unternehmen konntet. Und dann freue ich mich auch gaaanz uneigennützig ;-), dass wir hier wieder über einen ‚Sonntagsausflug‘ gespickt mit deinem unnachahmlichen Humor lesen dürfen.
es gibt da zwei sachen die auffallen:
wie schön es in der schweiz ist + wie vielfältig
+ wie viele innerschweizerische konflikte es gab
(im benachbarten ausland wird immer darauf hingewiesen dass die schweiz jahrhundertelang in keine konflikte verwickelt war)
zu wünschen ist dass es euch gutgeht
1815 am Wiener Kongress wurde die ewig währende Neutralität schriftlich festgehalten und international anerkannt. Seither wurden wir von militärischen Konflikten weitgehend verschont. Umso heftiger wird intern gestritten.
Genau jetzt wird klar, warum Sachsen-Anhalt, das Land der Frühaufsteher, nichts gebacken bekommt.
Seit Brüssel nichts mehr für den Spruch zahlt, kanns nur noch aufwärts gehen.
Schönes Ort und interessante Geschichte.
Grüsse,
Rosa
Der Bezug zur eigenen Geschichte geht der jungen Generation leider immer mehr verloren.
Sehr informativ geschrieben, wie die Ausflugsberichte immer, dazu meist der historische Hintergrund, sehr geschätzt. Ich freue mich, dass es Frau L wieder besser geht und wünsche weitere Fortschritte.
Schön, hätten wir so einen Bäcker hier.
Gruss aus dem jetzt heissen Chiang Mai mit derzeit, wegen der Erntefeuer und der Waldbrände, sehr schlechter Luft,
Erich
Müsste ich in Thailand wohnen, würde ich sofort beginnen, selber zu backen. Ein Leben ohne das gewohnte, gute Brot wäre schrecklich. Ohne Brot kein Cervelat usw. 😉 Aber vielleicht würde diese Haltung im heissen Klima ändern. Wünsche Dir kühlere Tage.
Wie schön, einmal wieder einen Ausfahrt-Bericht zu lesen. Ich hoffe, der Ausflug ist euch gut bekommen und auch das Brot. Wie viel Geschichte jeder auch kleine Ort birgt, wie viel es zu erzählen gibt, ich staune, obwohl ich weiß, dass es so ist. Ach, Geschichten!