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Doubs der Unschlüssige (15) Von Goumois nach Soubey. The sound of eternity.

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Wasser, Wald, Wiesen und Wege. Viel mehr gibt es hier nicht zu sehen. Dazwischen viel Stille. Dazu noch zwei Campingplätze. 3.5 Stunden Wanderzeit. Den Mäxle lasse ich am Bahnhof von St. Ursanne stehen. Mit Auto, SBB, den CJ (Chemins de fer du Jura) und dem Postauto ist man mit dem ÖV in weniger als 3 Stunden in Goumois.

Goumois ist ein kleines Grenzdorf am Doubs. Verbunden mit einer Strassenbrücke über den Doubs mit dem gleichnamigen, französischen Ortsteil. Ab 1247 gehörten Dorf und Gegend den Herren von Mömpelgard, rund 200 Jahre später eroberte der Bischof von Basel das Gebiet, doch blieb der Besitz weiterhin umstritten. Nach der französischen Revolution wurde er zunächst Frankreich einverleibt. Der Wiener Kongress  teilte den Ort 1815. Die Häuser rechts vom Doubs kamen damals an den Kanton Bern, der am linken Ufer gelegene Teil an Frankreich. Noch heute teilen sich die beiden Ortsteile die Infrastruktur: Die Dorfkirche steht auf der französischen Seite, die Schule auf Schweizer Boden.

Eben aus dem Postauto ausgestiegen, darf sich der Wanderer für die eine oder andere Seite des Doubs entscheiden. Der Weg auf französischer Seite liegt meist näher am Wasser. Aufgrund eines zwei Tage zuvor erlebten Anfalls von Vorhofflimmern zog ich es vor, im Land zu bleiben. Dort wo der Affe vom Affenfelsen (Rocher du singe) grüsst. Wenngleich die vielen Funklöcher die Sicherheit auch auf dieser Seite relativieren.</p

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Goumois ist Wasserungsstelle für Kanufahrer. Hier herrscht an Wochenenden reger Betrieb, der sich aber nach wenigen hundert Metern beruhigt. Wanderer wandern. Kanufahrer fahren Kanu. Auf dem Wanderweg ist man allein.

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Gemäss DSGVO hätte ich von den beiden Kanuten eine schriftliche Einwilligung zur Publikation meiner Fotografie einholen müssen. Doch die fuhren schneller als ich laufen konnte, meine verzweifelten Zurufe „Arretez, j’ai besoin de votre déclaration de consentement selon le Règlement général sur la protection des données“ wurden überhört. Beim Kanufahren gelten andere Gesetze. Auch hier bin ich der Einzige, der sowas ernst nimmt.

Wasser, Wald, Wiesen und Wege habe ich anfangs versprochen. Hier sind sie. Mehr habe ich nicht zu bieten.

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Unterhalb von Goumois fliesst der Doubs mit geringem Gefälle gemächlich und frei dahin. Kein Stauwehr hält ihn auf, nur kleine, natürliche Schwellen lassen ihn hin und wieder schneller fliessen, dann beginnt er zu flüstern, zu gurgeln und rauscht etwas von vergangenen Zeiten. Im 17. Jahrhundert wurden hier 3 Glashütten bis ins 19. Jahrhundert betrieben, solange, bis rundum alles brennbare Holz gerodet war. Von ihnen ist nicht mehr viel zu sehen. Wald hat die Menschen wieder verdrängt.

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Vereinzelt trifft man auf Mauerresten ehemaliger Mühlen, wie etwa bei der Moulin Jeannottat. Das alte Schild mit Basler Warteckbier winkt dem durstigen Wandersmann verheissungsvoll zu. Doch ist das Gasthaus seit 2002 geschlossen. „à cause de retraite“ wie eine verwitterte Handschrift auf der Schiefertafel verrät. An der Hauswand angeschlagen die Ode eines Gastes aus dem Jahre 2000:

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Etwa 8 km vor Soubey trifft man auf den ersten Steg, der den Doubs überquert. Von hier aus könnte man in das gegenüberliegende, schweizerische Clairbief zurück laufen. Dort steht das einzige Restaurant unterwegs. Doch die fortgeschrittene Zeit drängt, in Soubey darf das Postauto zurück nach St. Ursanne nicht verpasst werden.

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