Das Juragärtchen der Frau H. ist kein Gärtchen wie das meinige, sondern ein wunderschöner, grosser Bauerngarten mit vielen einheimischen, seltenen Pflanzen, einer angrenzenden Weide und Obstbäumen: Birnen, Äpfel, Damassines, Zwetschgen und Nüssen. Im Herbst läuft der Dörrex jeweils auf Hochtouren. Die letztjährige Ernte ist noch weitgehend unangetastet und sollte dringend weg. Da wir beide kein Studentenfutter futtern, vertraute mir die Produzentin die Verwertung des Früchtesegens an.
Erst noch eine kleine Morgenwanderung durch die nahe gelegene Schlucht. Kräuter und Nuggets suchen.


Ab dem 6. Jahrhundert wurde in der Gegend von Montavon/Boécourt Eisenerz abgebaut. Es handelt sich um Eisenoxidkonkretionen (Bohnerz), die in einem lehmigen Ganggestein (Bohnerzton) eingelagert sind. An den Abhängen der tief eingeschnittenen Schluchten ist das Erz durch Erosion wieder freigelegt worden.
Der Erzabbau begann im Tagebau an Stellen, wo die erzhaltige Schicht ausbeißt; im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden tiefe Schächte durch das Deckgestein getrieben, um die unsichtbaren Teile der Lagerstätten zu erreichen.
Die Verhüttung erfolgte zunächst in Niederöfen, ab dem 16. Jahrhundert in Hochöfen. Das Verfügungsrecht über die Eisenminen, die Wasserkraft und das Holz in den Wäldern lag in Händen der Basler Fürstbischöfe. Nach der Französischen Revolution, um 1800, wurden die fürstbischöflichen Rechte an Private verkauft. Ab 1830 übernahm die Firma Louis de Roll die gesamte, bisher kleingewerbliche Produktion. Mitte des 19. Jahrhunderts stieg der Bedarf an Eisenerz stark an (Erfindung der Eisenbahnen). In bis zu 8 Hochöfen rund um Delsberg wurde das Eisenerz verhüttet, alle mit Holzkohle betrieben.
1854-1863 lag die jährliche Bohnerzproduktion der Minen von Montavon/Boécourt bei ca. 2500 Tonnen Mineralerz. Später wurde qualitativ höherwertiges Eisenerz aus dem Ausland importiert. 1878 wurden die Minen von Montavon stillgelegt.

Am obern Ende der Schlucht „La Rouge Eau“ (Rotes Wasser) plätschert das Quellwasser in Kaskaden in die Tiefe.


Am Abend gabs die ersten bzw. die letzten aus der Stadt herbeigeschafften, frischen Gariguette-Erdbeeren. Danach der Gang in die Vorratskammer zur Sichtung der Vorräte.

Plünderung der Vorratskammer und Zubereitung der ersten Verwertung. So einfach wie möglich.
Fruits secs en robe

Zutaten und Zubereitung
für 3 Törtchen
100 g Dörrfrüchte (Äpfel, Birnen, Damassine-Zwetschgen)
ein paar Nusshälften
1 dl roter Portwein und etwas Wasser
1 TL Honig
Butter
Prise Zimt
1 Blatt Fertig-Strudelteig (Betty Bossy, COOP)
(1) Dörrfrüchte in einem Gefäss mit dem Portwein, Honig und Zimt mischen und mit geschlossenem Deckel über Nacht einweichen. Anschliessend in einem Topf langsam aufköcheln, bis sie weich und völlig betrunken sind. Weiter einreduzieren bis der Alkohol weitgehend verdunstet ist und der Saft sirupös eingedickt ist. Nüsse grob zerkleinern und unterziehen.
(2) Backofen auf 180°C UL aufheizen.
(3) Strudelblatt ausbreiten und mit der geschmolzenen Butter vollflächig einpinseln. Mit der Schere in 6 Rechtecke schneiden.
(4) Kleine, beschichtete Förmchen (7cm) ausbuttern und mit je 2 Rechtecken kreuzweise belegen. Füllung in die Förmchen geben, Teigblätter zudrehen und 12-15 Minuten im vorgeheizten Ofen backen.

Kleine Überschlagsrechnung: Bis zur nächsten Ernte sind noch rund 140 Tage. Pro Tag zwei dieser Törtchen verbrauchen 140x67g = 9300 g. Das könnte hinhauen. Sicherheitshalber sollte ich mir noch eine Alternative ausdenken, zB. einen Dörrfruchtriegel. Vorschläge?
Quellen:
Le Fer: Val Terbi
Foto Apfelringlihimmel: Frau H.
Mein Groseli hat „vörige“ Trockenfrüchte in Apfelsaft eingeweicht
dann püriert (noch leicht stückig) und zu Confi verarbeitet oder
das Püree unter den Teig für einen normalen Schoggichueche gehoben, dann e bizz weniger Zucker verwendet und wegen der Feuchtigkeit der Früchte noch ein paar Haferflöggli genommen.
Wir liebten den Kuchen und er war saftig, kein „Sandsturm“ wie sonst zt 😉
Ich selber verwerte Trockenfrüchte, indem ich eine süss-scharfe Sauce zum zb Braten mache (einfach Einweichen und mit dem Fleich, einer Chillischote und Zwiebeln in einem Bratschlauch garen, nach dem Garen alles durch ein Sieb streichen)
E liebe Gruess in Jura,Jac
früchtebrot von werner tobler googeln. das rezept der vorratskammer anpassen und viele dörrfrüchte sind weg. ich hab immer nur das original gebacken und es ist unglaublich gut zusammen mit käse oder auch nur so.
bei tante betty gibt es auch ein rezept in einem alten kochbuch mit einem schweinsfilet im teig und die füllung ist aus div. dörrfrüchten. als ich noch fleisch ass, hat mir das immer sehr gemundet. falls interessiert beginne ich mit der suche des buches.
dann hat eine befreundete kochschullehrerin ein schweinsfilet längs aufgeschnitten und dörrzwetschgen und aprikosen reingelegt. alles zusammengebunden. angebraten und kalt aufgeschnitten. so jedenfalls habe ich es in erinnerung-ist 40 jahre her….
👋🏼❤️🐝👑🐶
Den Film über Werni Toblers Früchtebrot haben wir uns eben angesehen. Gute Idee. Ein wenig umbauen, weniger Hefe, länger gehen lassen, Früchteauswahl und Schnaps dem Vorrat anpassen. Danke für den tipp. Als Nichtfernseher krieg ich sowas nicht mit. Auch der „feine Unterschied“ von Schweizer Fleisch findet in unserer Gemüseküche kaum noch Platz.
Vielen Dank für Fotos und Bericht. Ihnen u. Frau H. alles Liebe und Gute, bleiben Sie gesund.
Danke, Bald sind auch wir zu 100% geimpft und dürfen wieder unter die Menschen.
Danke für die immer wieder tollen Anregungen für Gerichte, tel quel übernommen oder als Idee für ähnliches.
so profitieren wir alle gegenseitig. Geben und Nehmen. Nehmen und Geben
Für einen Mehrverbrauch von Dörrfrüchten wäre auch eine kalte Dörrfrüchte-Terrine als Dessert geeignet, aber auch eine Corona-Torte a la Didi, dazu die feingeschnittenen Dörrfrüchte mit Apfelmus oder – Kompott vermischen, dann auf einem Bretonischen Sablé-Teig mit einer Sauerrahm Ei-Mischung zusammen, etwa 1 Std. nicht zu heiss backen.
Wenn genaues Rezept erwünscht, bitte nachhaken.
Danke für die Anregung, für Torten bin ich noch nicht ganz reif. Für Törtchen schon eher 🙂
„Schwäbisches Hutzelbrot“, (Mörike lässt grüßen)! In der Badischen Zeitung stand einmal ein Rezept von Hans-Albert Stechl „Terrine mit marinierten Pflaumen“. Die Dörrpflaumen werden in Portwein eingeweicht und zwischen die Hackfleischmasse gegeben. Schmeckt gut und man hat für zwei Tage einen kulinarisch attraktiven Vorrat angelegt. Gutes Gelingen, Inge
Hutzelbrot klingt gut. Danke. In einer Basler Bäckerei gibts das zum Vergleichen sogar zu kaufen. Portwein wäre genügend vorhanden. Hingegen ist das Hackfleisch den Hunden vorbehalten.
Hackfleisch hole ich nie direkt beim Metzger, sondern drehe es selbst durch den Fleischwolf, weil ich das Rindfleisch beim bäuerlichen Direktvermarkter hier am Ort kaufe und einfriere. Also insofern passt das bei mir schon…! An Frau H.: Mein ziemlich großer Garten im Südschwarzwald braucht ebenfalls ein Stöckli-Dörrgerät, sogar Schweizer Dörrbohnen habe ich damit schon gemacht…und Rote Beete-Chips! Die Kinder in der Ferne (ohne Garten) freuen sich darüber.
Dörren ist eine gute Konservierungsmethode für so manches und wird von vielen jungen Köchen wieder vermehrt gepflegt.
Als Vorschlag fir e Dörrfruchtriegel.kann‘ i dir s‘ Rezäpt: „Davids Früchtebrot-Riegel“ vom 1xumrühren bitte aka Kochtopf empfähle. Nit schlächt 😉
Danke, das Rezept von David Lebovitz gibt leider Riegel, die frisch verzehrt werden müssen. Ich benötige strapazierfähige, die ungegessen 5 Wanderungen in der Wüste überstehen müssen und immer noch gut schmecken.
super! ich werde es machen. mein dörrfrüchtevorrat ist damit gerade aufgebraucht. danke❤️lichst🐝👑🐶
Gab es keine Goldnuggets? Der Ausflug hätte sich finanziell rentiert.
Wer benötigt denn Goldnuggets, wenn er Eisen hat?
Auch nett: Bündner Birnenbrot, z.B. nach Caminada. Bei uns mit Dörrzwetschgen statt Aprikosen und ohne Feigen, weil Herr C. das Geknirsche hasst.
Danke für die Erinnerung. Bündner Birnenbrot steht schon seit Jahren auf meiner to do-Liste.
Lieber Herr Sprenger,
wie schön der frische Wind und die neuen Stimmungen in Ihren inspirierenden Texten! Vielen Dank dafür!
Die Eisengewinnung im Kleinstaat unter der Herrschaft Ihrer Hochfürstlichen Gnaden auf Schloss Pruntrut ist mir aus langjähriger Beschäftigung mit der Geschichte dieses Umfelds bestens vertraut.
Die Eisenindustrie verbindet den (heute) schweizerischen mit dem französischen Jura. So darf ich im Dép. Haute-Saône auf einer (etwas modernisierten…) ‚Kochinsel‘ kochen (WEIT unter Ihrem Niveau), deren Gusseisenplatte 1787/88 ganz in der Nähe gegossen wurde!
Einladung in die Haute-Saône bleibt weiterhin aufrecht, in dankbarer Verbundenheit für soo viele Inspirationen.
Viele Grüsse,
Felix Ackermann
Danke Ihnen. Bald wird das Reisen wieder möglich sein und wir wieder mobil. Ich melde mich gerne im Laufe der Sommermonate für einen Tagesausflug an. Bis etwa Vesoul und zurück schaffen wir in einem Tagesausflug vom Jura aus.
Was für ein schöner, informativer Beitrag. Und Erznuggets noch dazu (Kannte ich noch gar nicht, obwohl wir hier Zentrum der Verarbeitung waren.). Trockenobst ist eine tolle Sache als Snack nebenbei auf Wanderungen. Das Früchtebrot muss man einmal nachbacken. Nur wo bekommen wir den tollen Käse dazu her? 🙂 Viel Freude auf Wanderwegen und im Gärtchen von Frau H. Und eine gute zweite Impfrunde.Auch wenn man weiter vorsichtig und rücksichtsvoll ist, gibt es doch ein gutes Gefühl. Herzlich, Sunni
Käse ist (zumindest hier) wohl das kleinste Problem. Nach dem Regen ruft eigentlich die Gartenarbeit. Mal sehen, ob ich das Früchtebrot diese Woche noch gebacken kriege. Liebe Grüsse, Robert
Lieber Robert,
Ich bin vorwiegend stille Mitleserin. Ich lese aber alle Beiträge und auch die Kommentare. Dein Schicksal im letzten Jahr hat mich sehr berührt und ich kann nicht umhin auch meinen Kommentar abzugeben. Scheinbar muss man unbedingt ein Jahr zurückgezogen leben, bevor man sich erneut jemandem zuwenden darf. Dazu möchte ich sagen, dass dein Trauerjahr mindestens zweimal abgelaufen ist. Die Trauer muss lange Zeit vor dem Tod von Frau L. begonnen haben. Wenn man hilflos zusehen muss wie sich ein geliebter Mensch langsam von einem entfernt macht das traurig. Vor langer Zeit habe ich dir mal grüne Nüsse zugeschickt und du hat mir dafür „Sunnereedli“ zukommen lassen. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit und man muss jeden Tag auskosten als wäre es der letzte. Das ist mein längster Kommentar den ich je geschrieben habe. Viel Glück
Die Maya vom Bodensee. Danke für den Glückwunsch. Deine grünen Nüsse sind längst verarbeitet und gegessen (nicht vergessen) und ich musste seither mit chilenischen Nüssen aus dem Konsi Vorlieb nehmen. Aber das Schicksal hat mich mit Frau H. (und ihrem Nussbaum) zusammengeführt und ich bin gespannt, ob er heuer wieder so viele Früchte tragen wird.
Wie wäre es mit einem Schlesischen Himmelreich? 🙋♀️
Danke, wäre interessant, aber den Schweinebauch müsste ich alleine essen.
Ich erinnere mich, dass in den Tajines Nordafrikas, in den Reisgerichten des Irans und Arabiens teilweise auch Indiens oft Dörrfrüchte eine Rolle spielen. Bei uns ist das seltener bis auf den Aargauer Braten mit den Dörrzwetschgen.
Apropos Zwetschgen und Pflaumen: Die Französische Küche hat um die Pruneaux d’Agen auch das eine oder andere Rezept mit Dörrfrüchten. Ich hatte da, als ich noch Rezeptkolumnen fürs Greenpeace-Heft schrieb, mal eine dazu verfasst:
Schlafpflaumen
Um jeden Ritterroman bin ich jetzt froh, den ich mal gelesen habe. Denn dabei habe ich gelernt, es mit einem Gascogner nie zu einem Ehrenhändel kommen zu lassen – erst recht nicht, wenn dieser D’Artagnan heisst und einen Spitzbart trägt. Peter hat wohl keine Ritterromane gelesen. Ich treffe ihn in Castelmore, einer Pilgerherberge in Eauze auf dem Jakobsweg. Er blickt Herbergsvater D’Artagnan beim Abendessen herausfordernd an und sagt, er denke nicht daran, in dieser Herberge zu nächtigen. Ein Schnarchelkerker sei das und wahrscheinlich auch eine Wanzenzucht, da solle sich D’Artagnan doch mal eine Schweizer Jugendherberge zum Vorbild nehmen…
Weiter kommt Peter nicht, da blitzt schon Stahl in D’Artagnans Hand. Als Greenpeace-Aktivist jahrelang in Gewaltfreiheit trainiert, interveniere ich reflexartig. Ich schreie: „Gandhi! Gewaltfreiheit!“ und stürze mich zwischen die beiden. Jetzt schreien die beiden auch und springen auf, denn meine Aktion hat den Suppentopf umgestossen und ein Schwall heisser Brühe schwappte auf ihre Beine. Ich lag inzwischen unterm Tisch und sah Peter und D’Artagnan niedergehen. Jetzt bemerkte ich, dass der Stahl in D’Artagnans Hand kein Degen war, sondern ein Löffel. In der andern Hand hält er ein Einmachglas.
Mir fällt keine passende Entschuldigung ein, doch im Schlagfertigkeitskurs lernte ich, peinliche Situationen umzudeuten, und so sage ich: „Meine Herren, meiner Meinung nach war ich als erster hier unten und so gebührt mir der Preis.“ Ich deute auf das Glas in D’Artagnans Hand.
D’Artagnan schraubt es auf und langt mir mit dem Löffel einen schwarzen Brocken. „Eine Schlafpflaume“, sagt er, „ein Familienrezept: Dörrpflaumen in ein sauberes Glas legen, mit Armagnac auffüllen, etwas Vanillezucker dazu, warten und geniessen – pur oder als Beilage zu Desserts.“ „Gut,“ nickt Peter, „doch mit Pflaumenwasser wären sie noch besser. Und vielleicht noch Langen Pfeffer oder Sternanis dazulegen.“
„Ein gudess Weihnachtsssdesssenk“ lalle ich nach einem Dutzend Pflaumen. Am Morgen erwachen wir unterm Tisch von Castelmore. Das Glas ist leer. Friede herrscht.
wie schön, dass Alexandre Dumas‘ Trilogie Jahre danach noch einen vierten Band hinzukriegt. Wiewohl es auch Dumas mit der historischen Wahrheit nicht genau genommen hat. 🙂