„Was murret ihr? Das ist ein schlechtes Volk,
Zu nichts anstellig als das Vieh zu melken,
Und faul herum zu schlendern auf den Bergen“
[Zitat: Wilhelm Tell. 3. Szene, Fronvogt].

Einem spontanen Einfall von Frau H. folgend, begaben wir uns nach Schwyz, schlenderten faul im Städtchen herum -zum Melken war es schon zu spät-, bewunderten die kolossalen Wandmalereien von Ferdinand Wagner (1847–1927), dem Hofbräu-Historienmaler aus München, der 1891 im Rahmen der 600-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft die Fassadenmalerei am Rathaus Schwyz anbrachte. Interessanter die Ital Reding Hofstatt, Landvogt und Bannerherr Ital Reding (1573–1651) liess das stattliche Haus 1609 errichten. Ital Reding stammte aus einer angesehenen Schwyzer Familie, welche in verschiedenen Generationen Heerführer, Landammänner und Diplomaten hervorbrachte und die durch das Soldunternehmertum reich wurde.

Um die Mittagszeit kehrten wir im Restaurant Magdalena ob Schwyz ein. Der Name bezieht sich auf die nahegelegene Magdalena-Kapelle, 1681 zu Ehren der fusswaschenden, fleischlichen Sünderin erbaut. Ihr Ruf war schlecht, Je nach Quelle wird sie als Prostituierte oder gar als Geliebte von Jesus bezeichnet. Wie immer auch, Jesus vergab ihr ihre Sünden (Lukas 7.36). Ein hübsches Gesicht bedeutet in unserer Welt seit jeher viel und öffnet Türen. (Bild der Maria Magdalena von Frederick Sandys, 1860, einem Maler des Präraffaelismus).

Auch uns verlangte nach Sündenvergebung. Wir versuchten, Läuterung durch lustvollen Verzicht zu erlangen. Das junge Team um den ambitionierten Küchenchef Dominik Hartmann (Ausbildung u. a. bei Andreas Caminada und Fabian Fuchs) begeistert mit einer lustvoll emanzipierten, vegetarischen Küche. Saisonal, regional, modern, anfänglich mit, seit 2 Jahren fleichlos, kochte er sich zackig in die höheren Sphären der Spitzengastronomie.
Aussicht vom modernen Speisesaal mit Panoramafenstern auf Tennisplatz, Talboden, Seen und Berge zum Himmel.

Die Speisekarte gibt in Form einer Klappbroschüre (Tomate! Aubergine! Gurke!…) rudimentäre Hinweise auf die Gemüse-Themen des servierten Überraschungsmenus.
Snacks und Amuse Bouches, in drei Gängen serviert, bilden einen gelungenen Auftakt: von Mais Tartelettes mit flüssigem Yuzukern, fermentierten Radieschen mit Zitronenthymian, Tacos mit Käse-Feigensenffüllung über Kohlrabi mit Meerrettich und Dill, dazu Kohlrabiröllchen mit Kräutern und Kalamansi bis zu Gurke in verschiedenen Aggregatszuständen. Im Bild: Gurke mit Kapuzinerkresse und rosa Pfeffer.

Köstlich auch das mit Albula-Bergkartoffeln und Sauerteig zubereitete Hausbrot (Rezept hier) und die mit Sauerrahm, Joghurt und Salz aufgeschlagene Butter.
Der erste Gang Spitzkabis mit Jalapeno in einer Kopfsalathülle und aromatischem Sud.

Artischocke an einem milden Salzzitronenjus und fritiertem Artischockenheu.

Eierstich mit Steinpilzen und Champignons an Kamillensud.

Eine confierte Tomate mit Himbeeren, Raps- und Zedernkernen und einem leichten Tomatenschaum. Ohne Bild, nachgekocht.
Sous-vide gegarte und dehydrierte Aubergine mit Aprikose in einem mit Miso-Lack überzogenen Peperonimantel an einem kräftigen Jus.

Als Pré-Dessert Mirabellen mit frittiertem Shisoblatt und Pumpernickelcreme. Ohne Bild.
schliesslich Brombeeren, Fenchel, Vanille und Mandel

Alles sehr ambitioniert und aufwändig zubereitet. Eine reine Freude, hier Busse zu tun und seine fleischlichen Sündenstrafen mit einer Indulgenz in Form der Restaurantrechnung abzuzahlen. Da nach kirchlicher Lehre nur die Strafe erlassen, nicht aber die Sünde selber vergeben wird, empfiehlt es sich, die Quittung des Restaurants aufzubewahren und im Bedarfsfall den Betreibern des Fegefeuers zu präsentieren.
Anderntags zuhause, versuchte ich den Tomatengang (vereinfacht) aus der Erinnerung nachzukochen, kein einfaches Unterfangen.

Tomate Magdalena
Vospeise für 2
2 sehr gut schmeckende Tomaten, Wir hatten aus eigenem Garten die seit dem 16. Jahrhundert bekannte Purple Calabash, eine Fleischtomatensorte. Sie liefert stark gerippte, rotbraun bis violett gefärbte Früchte mit einem süss-würzigen Aroma
einige Himbeeren (möglicherweise werden sie im Restaurant zuvor fermentiert.
2 dl eigene Tomatenpassata
etwas Rahm
Zedernkerne, leicht geröstet (L. die grössern Pinienkerne)
Rapssamen, leicht geröstet (L.: weggelassen)
kleine Blümchen und Blättchen aus dem Garten

(1) Tomaten anritzen, ein paar Sekunden in kochendes Wasser legen, sofort kalt abschrecken und Haut abziehen. Strunk ausschneiden. Würzen, eine Himbeere in den Wurzelansatz drücken und in einer Schale im Ofen ca. 2 h bei 105°C confieren.
(2) Tomatenpassata mit etwas Rahm und 3 Himbeeren aufkochen, mixen und aufschäumen, abschmecken
(3) Tomate in dem Schaum servieren. Mit den Kernen und Blüten garnieren.
Nicht ganz original aber leidlich ähnlich.
Tolle Reise…. Tendenziell, sehr ambitionierte Küche…… Kleines Manko benötigen wir einen Yuzu- Kern….. das Kalamansi- Etwas, definitiv aus dem Froster von unseren französischen Freunden im Kilopack und zum Ende hin das Shisoblatt….. Alle Dinge aus der Abenteuerabteilung des Feinkost Paradieses in München, Zürich, Berlin, sonst wo….. Ich vermisse frischen Wermuth, entsprechend Pimpernelle….. Aber vielleicht liegt es daran, dass ich heute mit frustrierten Blicke die letzten tollen frischen Kräuter in Augenschein genommen habe und ich mich in Gedanken bereits bei herbstlichen Spezialitäten wie Blutwurst, Steinpilzen, Wild und Aligot de l´Aubrac befinde.
Tolle Reise…. Tendenziell, sehr ambitionierte Küche…… Kleines Manko benötigen wir einen Yuzu- Kern….. das Kalamansi- Etwas, definitiv aus dem Froster von unseren französischen Freunden im Kilopack und zum Ende hin das Shisoblatt….. Alle Dinge aus der Abenteuerabteilung des Feinkost Paradieses in München, Zürich, Berlin, sonst wo….. Ich vermisse frischen Wermuth, entsprechend Pimpernelle….. Aber vielleicht liegt es daran, dass ich heute mit frustrierten Blicke die letzten tollen frischen Kräuter in Augenschein genommen habe und ich mich in Gedanken bereits bei herbstlichen Spezialitäten wie Blutwurst, Steinpilzen, Wild und Aligot de l´Aubrac befinde.….Deine Tomate Magdalena Interpretation, sicher ein Feuerwerk an Optik und Düften…beneidenswert. Chapeau!
Ambitionierte Köche, insbesonders jene, die sich auf vegetarische Küche spezialisieren, wollen/müssen sich irgendwie von herkömmlicher Landhaus-Küche differenzieren. Das geschieht einerseits mit aufwändigen Kochtechniken, andererseits mit dem Griff in die Exotenkiste und zur Pinzette. Das Ergebnis ist nicht in jedem Falle besser als Spätzle mit Rotkraut, aber allemal interessant.
Einfach wundervoll! Allein das Ansehen der Fotos vermittelt schon, wie dort gearbeitet wird. Das sind nicht nur die besonderen und guten Zutaten, da ist Liebe zum Detail im Spiel. Was für eine Freude wenigstens per Internet dabei zu sein. Herzlich, Sunni
Wir sind gespannt, was hier im Winter serviert wird. Falls wir für eine Reise überhaupt Zeit haben.