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Löwenzahnsirup oder Honig von Saublume, Chrottepösche oder Sunnewirbel

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Sonne im Glas

Nicht der Honig, den fleissige Bienen aus diesem Frühjahrsblüher herstellen; dafür  (für jedes Kilo Honig) müssen die Bienen rund 100’000 Blüten anfliegen. Ich meine den Kunsthonig, für den sich faule Köche nur 200 mal zu bücken brauchen.
Kunsthonig deshalb, weil der Sirup aus gewöhnlichem Zucker gekocht wird. In Anwesenheit von Zitronensaft werden die Zuckermoleküle, die als Zweifachzucker aus je einem Trauben- und einem Fruchtzuckermolekül zusammengesetzt sind, wieder in ihre beiden Einfachzucker-Bestandteile zerlegt; dies sind übrigens auch die Hauptbestandteile des natürlichen Honigs. Aber eben nur die Hauptbestandteile.

DKduW Bei der Rezeptsuche bin ich erst bei Ulrike fündig geworden, das Rezept im Buch von Katharina Seiser und Meinrad Neunkirchner, So schmecken Wildpflanzen, ISBN 978-3-7066-2463-3, hat mir dann aber noch besser gefallen. Ein wirklich schönes Buch, das bei mir zu Unrecht etwas in die zweite Reihe geraten ist, weil ich letztes Jahr wenig  zum Wandern und Sammeln gekommen bin. Der Sirup hat die  gleiche Zitrusaromatik, die ich schon von den arance her kenne, unterlegt mit dem leicht bitteren Unterton des Löwenzahns. Also beinahe so etwas wie Bitterorangenmarmelade.  Ein Beitrag für den DKduW-event von foodfreak.

Löwenzahnsirup 1
Sonne im Gras: Nummer 1 von 200

Zutaten
200 frisch gepflückte, voll erblühte Löwenzahnblüten
1 Biozitrone
1 Bioorange
250 g Kristallzucker

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Sonne im Topf

Zubereitung
(1) Ungewaschene Löwenzahnblüten ausschütteln und mit der Schere vom grünen (bitteren) Kelch befreien und sie auf einem Arbeitstisch verlesen. (Davon steht im Buch nichts). Ameisen und Käfer kriegen somit eine letzte Chance, dem heissen Zuckertod zu entrinnen. Die geretteten Ameisen im Freien aussetzen.
Meine 200 Blüten ergaben rund 70 g gelbe Blütenblätter. Die Blüten mit 1 Liter Wasser ansetzen und einmal aufkochen lassen. Mit einer Schöpfkelle Schaum oder allfällig kopfüber schwimmende Ameisen abschöpfen. Zitronen- und Orangenscheiben zugeben und langsam (!) auf die Hälfte reduzieren lassen (ca. 0.5 Liter). Topf über Nacht beiseite stellen und zugedeckt auskühlen lassen.
(2) Am nächsten Tag erst durch ein grobes Sieb abseihen, dann durch ein feines Mulltuch. 250 g Kristallzucker (die Hälfte des Flüssigkeitsgewichts) zugeben und langsam zu einem Sirup einkochen (bei mir 2 Stunden bei 90°C). Der Sirup hat dann eine dunkel-gold-gelbe Farbe sowie eine honigartig und leicht gelierende Konsistenz.

Anmerkung
Im Buch von katha und M. Neunkirchner gibts gleich noch ein Rezept dazu: Strauchtomätchen mit Kirschen, Vanille und Löwenzahnsirup. Das muss warten, bis die Kirschen reif sind. Weil Ostern war, durfte unser Hausgott  und Strahlemann Selawie sich schon mal auf dem Mittagstisch umtun und sich ein wenig umsehen, was wir an diesem Tag so essen.

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Sonne im Herzen: Selawie mit seiner Entourage

Flickflaudersirup (Falscher Flaudersirup)

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Prosecco geflickflaudert

Noch nie von Flickflauder gehört ?

Das ist keine Schrittfolge beim Eistanz, auch kein Handstützüberschlag rückwärts beim Geräteturnen -das wäre ein Flickflack-, oh nein, ein Flickflauder hat und verleiht Flügel. Es ist der Dialektbegriff der Appenzell-Innerrhödler für Schmetterlinge. Davon abgeleitet ist der geschützte Markenname Flauder® für ein schweizerisches, kohlensäurehaltiges Mineralwasser mit Holunderblüten- und Melissengeschmack.

Das Getränk entstand im April 2002 mehr oder weniger per Zufall: Auf der Suche nach neuen Geschmacksrichtungen wurde einem Holundergetränk irrtümlicherweise Melisse beigemischt. Produziert wird das Getränk von einer kleinen Mineralquelle in Gontenbad im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz.

Um das Getränk bekannt zu machen, wurde anfangs jeder Lieferung von Mineralwasser ungefragt eine Flasche Flauder beigelegt. Innert kurzer Zeit konnte sich das Getränk ohne Werbung im Getränkemarkt durchsetzen und wurde schnell zu einem Verkaufsschlager. (Quelle: wiki)

Die interessante und mutige Erfolgsgeschichte von flauder und seiner Erfinderin, der gelernten Kindergärtnerin und heutigen Unternehmerin Gabriela Manser findet sich hier. Das Getränk gibts im Handel. Da die Verwendung von Holunderblüten und Melissenblättern nicht geschützt ist,  stelle ich einen Sirup nach Art des Flaudergetränks unter falschem, geänderten Namen her. Will mir ja keine Markenverletzung zuschulde kommen lassen. Mein Bergholunder aus dem eigenen Gärtchen hat nämlich am 25. Juni zu blühen begonnen und die Zitronenmelisse wuchert wie jedes Jahr. Damit bilde ich das Schlusslicht aller Hollerblütenbeiträge.

Mein Siruprezept basiert ungefähr auf dem Holunderblütensirup von Andrea im Kräuter und Blütenblog, ergänzt um die Melissenblätter. Dass die Kombination Holunderblüten mit Melisse  in der Bloggerwelt schon letztes Jahr die Runde machte, belegt das etwas anders zubereitete Rezept der leider nicht mehr aktiven Buntköchin.

Holunderblütensirup mit Melisse (Flickflaudersirup)

Zutaten
für ca. 900 ml Sirup

0.5 l Wasser
500 g Zucker
2 Bio-Zitronen
1 Elf. Ascorbinsäure (reines Vitamin C)
ca. 8-10 Holunderblüten, je nach Grösse
ca. 15 Zitronenmelisseblätter

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Mangels grosser Flaschen in einem Topf angestellt

Zubereitung
(1) Holunderblüten an einem sonnigen Morgen pflücken. Nur völlig aufgeblühte Blüten verwenden, einzelne, bereits verblühte, braune Blüten herausschneiden. Die Blüten möglichst schnell nach dem Pflücken zum Sirup geben.
(2) Das Wasser mit dem Zucker unter Rühren erwärmen, nicht kochen, bis der Zucker aufgelöst ist, dann abkühlen lassen. Den Abrieb einer Zitrone, den Saft beider Zitronen und die Ascorbinsäure in den lauwarmen Zuckersirup geben. Die Zitronenmelisseblätter und die Köpfe der Hollerblüten mit dem Stengel nach oben in den Sirup geben. Während 48 Stunden zugedeckt an einem kühlen Ort ziehen lassen. Den Sirup durch ein feines Sieb abseihen und in heiss ausgekochte Flaschen füllen. Gekühlt und dunkel aufbewahren und innerhalb eines Jahres verbrauchen.

Verdünnt mit Mineralwasser oder mit Prosecco bzw. Schaumwein gibt das ein erfrischendes Sommergetränk.

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