Glasnost für foodies

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Nun ist Glasnost dran. Die Mode mit den Löffelchen haben wir hinter uns. Ich muss zugeben, die Lust, Penne an Tomatensauce aus einem Glas zu essen, hält sich im Hause L. in Grenzen. Stehparties mögen wir nicht. Ich brauche eine feste und sichere Abstellfläche fürs Weinglas. Und Frau L. einen Stuhl zum sitzen. Abhocken, auf den Frühling warten und den Glaskelch an uns vorübergehen lassen ?  Chaosqueen hat die unzweifelhaft im Trend liegende Idee für diesen event gehabt, und das verdient mit Teilnahme gewürdigt zu werden. Hier meine Verrine: Eine kleingeschnittene Caponata, überschichtet mit grüner Creme aus jungen, dicken Bohnen und Meerrettich-Joghurtschaum.

Blog-Event XLIII - Food & Glas (Einsendeschluss 15. März)

Zutaten
für 2 Gläser zu 2 dl (wir haben keine andern) oder 4 Gläser zu 1 dl
für die Caponata:
1 Schalotte
1 Selleriestange
1 rote Peperoni
1 Tomate
Olivenöl extra
Zucker, Salz, Piment d’Espelette, weisser Balsamessig

für die Meerrettichcreme:
1 Becher Bifidusjoghurt neutral (120 g)
1 Tlf. frisch geriebener Meerrettich
1 Elf. Zitronensaft
Salz

für die Bohnencreme:
120 g frische, dicke, grüne Bohnen (fave, Saubohnen), ausgehülst und ohne Schale gewogen (700 g Frischware), oder wer die nicht hat: 4 Elf. grüne Erbsen
3-4 Elf. Gemüsebrühe
1 Elf. frische, gehackte Minze
Salz

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Zubereitung
für die Caponata:
(1) Gemüse putzen, Peperoni schälen und entkernen, Tomaten entkernen, Selleriestangen entfädeln. Alles Gemüse in 1 cm3 grosse Würfelchen schneiden. Separat sammeln.
(2) In einer Bratpfanne in ca. 1 Elf. Olivenöl erst die Selleriewürfel anbraten, wenig Zucker zum caramelisieren aufstreuen, dann die Peperoniwürfel anbraten, etwas später die Zwiebel, immer wieder wenden bis die Gemüse knackig-gar sind, zuletzt die Tomatenwürfel kurz anziehen. Mit 1-2 Elf. Essig ablöschen und mit Salz und Piment d’Espelette würzen.

für die Bohnencreme:
(1) Saubohnen aus den Hülsen lösen, 1-2 Minuten im Dampfsieb garen, unter fliessendem Wasser abkühlen und Bohne für Bohne mit einem Messer aufschlitzen und den grünen Kern herauslösen.
(2) 2/3 der Kerne mit Gemüsebrühe und der Minze mit dem Handmixer zu einer dicken grünen Creme purieren. Salzen. 1/3 der Kerne beiseitestellen.

für den Meerrettichschaum:
Joghurt mit dem feingeriebenen Meerrettich mischen, mit Zitronensaft und Salz würzen und mit dem Handmixer kurz aufschäumen. Falls zu dünn etwas Frischkäse oder Crème fraîche untermischen.

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Anrichten
Die noch warme Caponata in die Gläser verteilen, leicht andrücken, die grünen Bohnenkerne drauf verteilen, dann die Bohnencreme, etwas anklopfen, damit eine Trennschicht entsteht und zuletzt den Meerrettichschaum aufgiessen. Mit Schnittlauch garnieren.

Anmerkung
Idee nach einem Rezept in der Basler Zeitung vom 12. 09.2008, das ich aber stark verändert habe. Wir alten Leutchen sind etwas verloren vor unsern Wassergläsern gesessen und haben ratlos mit den grünen Schnittlauchhalmen darin herumgestochert. Nicht, dass uns der Inhalt nicht geschmeckt hätte, im Gegenteil, ausgezeichnet, aber wir passen einfach nicht mehr ganz zu solchen Darreichungsformen.

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28 Kommentare zu „Glasnost für foodies“

  1. Espuma, Glas etc…..ouff, war viel auf einmal!

    Ich bin auch kein Fan von Essen aus Gläsern, hat nicht mit dem Alter zu tun!!!

    Gefällt mir gut, Glasnost, schön frühlinhshaft!

    Und jetzt ein schönes WE!!!!!!!

  2. Auch wenn euch die Gläschen nicht so arg glücklich gemacht haben, sie sehen schön frühlingshaft aus und somit kommt er auch bestimmt bald, der Frühling 😀 .

  3. Eine Kombination, die mir sicher auch schmecken würde. Die Darreichungsform in Gläsern zeigt die Schichtung sehr schön.

  4. Genial, absolut genial, du bist für mich nicht nur ein genialer Koch, sondern auch auch Ästhet, eine Augenweide dieses food & glas, überhaupt alles, was du auf den Tisch bringst, das muss hier auch mal gesagt werden ! 8)

  5. Sieht absolut toll aus und hat sicher auch so geschmeckt. Ich persönlich finde die Darreichungsform in Gläsern okay für eine Party, aber für zwei Leute finde ich es etwas übertrieben, deshalb habe ich auch das Ei im Glas gemacht. 😉

  6. Ach, Robert, der Beitrag klingt ja fast ein bisschen traurig „wir alten Leutchen“…..in dem Kreise seid ihr da nun auch nicht so alleine-so weit sind Herr D. und ich da auch nicht mehr von weg! 🙂

    Was das Essen aus Gläsern anbelangt fühle ich mit euch, aber die Idee musste gewürdigt werden und du hast sie wieder sehr grandiös und ästhetisch – wie ultraistgut es so treffend formuliert hat -gelöst.

  7. Solch wunderbares Essen kann man doch getrost auch auf einem schönen Teller verteilen, ohne dass etwas von der Ästhetik flöten geht. Die Laminacucina Gmbh hat es nicht nötig, jedem Modemist zu frönen. Trotzdem vielen Dank, meine Bewunderung für das Auspulen der Bohnenkerne.
    Traumhaft schöne Fotos!

  8. Sieht gut aus. Ob wir noch was in Gläsern servieren, steht in den Sternen, wäre bei Deinem nicht abgeneigt, sieht gut aus. Meine Idee ist nur halb so gut…

  9. Es sieht sehr hübsch aus.

    Ich gestehe, dass ich Essen in Gläsern eigentlich nur bei Cateringevents und nicht im Privathaushalt erwarte. Daheim hat es etwas leicht Prätentiöses, auch wenn es das Thema des aktuellen Wettbewerbs ist.

    Aber vielleicht bin ich einfach zu altmodisch.

  10. Di Titel, d’Iileitig wie au di Schlusswort zem neye „In-Food-Gehabe“ ka träffender nit formuliert si. Di Tegscht isch mindeschtens so guet glunge wie die Biitrag zum Thema, und das inkl. Photeli.

    I ha Träne glache und mir das ganze Prozedere in Gedangge bildlich Revue passiere lo. 🙂

    Bref, au i bruch d’Gleser zum Dringge und mir isch e feini Kalbshaxe uf em Täller lieber als (nit zum Usdängge) in löffelgerächte Möggli us eme no so scheene Glas.

  11. Wir alten Leutchen hier essen auch lieber von Tellern. Aber so zum Gucken ist die Schaufensterpräsentation natürlich toll, es kommt doch ganz anders zur Geltung.

  12. @Rosa: auch Dir ein Wochenende im Frühling von Veyrier.

    @Bolli: Rundumschlag alles aufs Mal 🙂

    @sammelhamster: Frühling, ich sitze hier noch auf Schwarzwurzeln und Rotkrautbeiträgen, der soll noch etwas warten.

    @mipi: das war Absicht 🙂

    @the rufus: durch die Schnittlauchröhrchen wird der Meerrettich schaumig aufgeblasen falls er zusammenfällt. Von Saugen steht nichts im Rezept.

    @ultraistgut: genial ist nur, wer aus sich selbst was neues schafft. Alles was ich koche, ist letztlich nur nachgekocht. Ich bin ein Eklektiker, kein Elektriker 🙂

    @zorra: das stimmt. Party gibts bei uns nicht.

    @Eva: hin und wieder befällt einen schon eine gewisse Wehmut, aber so ist es, aber wir geben noch nicht auf und machen es noch ein Weilchen. Foodbloggen erhält jung 🙂

    @Buchfink: im Auspulen von Bohnenkerne habe ich grosse Übung.

    @Rike: auf einem Buffet findet alles seine Abnehmer. Nur ins rechte Licht rücken.

    @Nathalie: der Joghurt wurde beim aufschlagen ziemlich dünnflüssig, was mich gewundert hat.

    @kochschlampe: Effekthascherei gehört zum Business der Caterer, wollen ja was verdienen.

    @suesse-mahlzeit: an Glastellern herrscht bei uns auch kein Mangel 🙂

    @Basler Dybli: abwarten, das geht vorbei. Hab gestern in der ehem. Buchhandlung Jaeggi einen ganzen Tisch mit Molekular-Baukästen für den heimischen Kochherd vorgefunden. Damit kann auch jener Trend abgehakt werden.

    @Hedonistin: Hunde wie Katzen essen gerne aus Tellern. Herr Hund hat aber keine Freude daran, wenn Du ihn als alt bezeichnest und wies mit Katzen herauskommt, wenn sie aus Gläsern fressen wollen, hab ich mit einem jungen Besuchskätzchen erlebt. Hat den Kopf in einen fast leeren Joghurtplastikbecher gesteckt und den Becher nicht mehr vom Kopf bekommen.

    @chriesi: für die italienischen Farbenfolge rot-weiss-grün war der weisse Schaum zu dünn. Hätte Mozzarella nehmen sollen 🙂

  13. Was mir spontan einfiele (ich hatte schon mal in einem anderen Zusammenhang einige Sachen ausprobiert), wäre ein Experiment mit Gelee bzw. verschiedenen Schichten davon. In meiner norddeutschen Heimat werden Gans und Aal gerne in Gelee gereicht, gemeinsam mit sauren Beilagen; ein etwas rustikaleres Gericht ist das Holsteiner Sauerfleisch. Ein Rezept, das ich neulich in einem anderen Blog fand (leider weiß ich gar nicht mehr, wo), war eine Entenbrust mit Kaffeesauce. Ob man nicht auch aus Entenfleisch eine Vorspeise im Glas anrichten könnte, z. B. mit Portweingelee, die man mit Kaffeeschaum übergießt? Wobei allerdings die Temperatur angepasst, d. h. die Sauce kalt sein müsste wie hier der Meerrettichschaum. Sonst würde sich der Geleespiegel zu schnell verflüssigen.

  14. Es wird Frühling – auch in der Schweiz sprießt das erste Grün. Wie schön. Und dass aus Gläsern gegessen werden „muss“ wäre dann „Le Sacre du Printemps“, oder?

  15. @bee: gewürfelte Entenbrust in Portweingelee kann ich mir auch gut vorstellen. Die Kaffeesauce hast Du vielleicht bei mannkannsessen gesehen. Weiss nicht ob das kalt schmeckt. Wenn die Sauce heiss sein soll, kannst Du vielleicht eine kleine Schicht Linsenpüree als Trennschicht zwischenschichten.

    @Jutta: In Strawinskijs Ballet tritt aber eine Jungfrau auf. Woher nehmen ?

  16. Bei uns daheim ists ähnlich-ich brauche einen Stuhl zum Hinsetzen ,der Kater auch, mein significant other steht gern mit Weinglas rum, will aber auch irgendwo den Teller parken. Und all die Löffel-Glas-Kompositionen essen wir lieber nacheinander vom Teller. Heute Abend übrigens spektakulär begleitet von einem 94 Riesling Kabinett Brauneberger Juffer von Haag. Wenig Alk, großes Vergnügen im Glas!

  17. @duni: das ehrt Dein significant other besonders, wenn er dem Kater Vortritt beim Sitzen gewährt. So ausgereift werden Rieslinge bei mir nie. Mein ältester, der 96 Kabinett von gleicher Lage und Produzenten ist letztes Jahr zu Ende gegangen.

  18. Was für eine Augenweide, da möchte man wirklich gerne reinlöffeln. Bei der Komposition wäre auch essen aus dem Glas für mich absolut ok ;-).

  19. Frühlingshaft schön. Gefällt mir, auch sehr gerne aus dem Glas. Spricht doch nichts dagegen, sich damit an den Tisch zu setzen.

  20. @Cascabel: Danke, was tut man nicht alles für die events 🙂

    @enibas12: schöner als aus dem Teller siehts gewiss aus.

    @Poulette: auf solch naheliegenden Ideen muss man erst gebracht werden, Verrinen assozierte ich bisher mit Stehparties 🙂

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