Spanisch Brötli

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Spanische Brötli (früher Spanisch Brödli) sind eine Gebäckspezialität aus Baden im Kanton Aargau, hergestellt aus buttrigem Blätterteig. Das traditionelle Spanischbrötli ist viereckig, aus purem Blätterteig sowie einem kreuzförmigen Einschnitt. Viel zu erzählen, wenig zu backen 🙂

Das Gebäck hat den Namen von seiner Herkunft aus Mailand, das seit dem Sieg Karls V. über Franz I. (1525) bis zum spanischen Erbfolgekrieg (1714) unter der Herrschaft der spanischen Linie der Habsburger stand. Spanisch Brod ist in der Eidgenossenschaft schon während des dreissigjährigen Krieges belegt. Breiter bekannt wurden die Spanisch Brödli im 17. und 18. Jahrhundert, da in Baden, als dem Tagsatzungsort der Orte (Versammlungsort der Kantone),  sich die führenden Schweizer Politiker mit Gefolge regelmässig trafen. Besonders beliebt war das Gebäck in der Folge bei wohlhabenden Zürchern, die in der nahegelegenen Bäderstadt zur Kur weilten. Umsomehr, als es im protestantischen Zürich per Mandat verboten war, derartige Luxusgebäcke herzustellen. Weissmehl war ein rares Gut. Also wurden die Dienstboten der reichen Zürcher in den Nachtstunden zu Fuss auf die 25 km von Zürich nach Baden geschickt, um sich daselbst in aller Frühe mit dem Gebäck einzudecken und um es ihren Herrschaften rechtzeitig zum Sonntagsfrühstück servieren zu können. Zweimal 5 Stunden Fussmarsch.

Lokomotive der Nordbahngesellschaft (Bild wiki)

Als 1847 die Schweizerische Nordbahn von Zürich nach Baden als erste Bahnstrecke der Schweiz eingeweiht wurde, konnten die Spanisch Brötli in 45 Minuten von Baden nach Zürich transportiert werden. Dieser Verwendungszweck der Bahn war so beliebt, dass die Bahnlinie im Volksmund die Bezeichnung Spanisch-Brötli-Bahn erhielt.

Im 20. Jahrhundert gingen die Spanisch Brötli weitgehend vergessen, Gipfeli aus Blätterteig traten an ihre Stelle, bis sie anlässlich einer Badenfahrt, einem grossen Badener Volksfest, wieder belebt wurden. Seit 2007 gibt es neben dem Original noch gefüllte Versionen, eine mit Haselnuss-Ruebli-Füllung, die andere salzig. Die Marke Spanisch Brötli ist Eigentum der Stadt Baden.  Ich habe zuvor in Baden ein Original gekauft und degustiert. Die Nussfüllung nachzumachen, war kein Problem, die Karottenstreifchen der Badener Bäcker schenke ich mir. Die Brödli schmecken auch so schon gut.

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Mein Rezept stammt (ohne die getroffenen Modernisierungsmassnahmen) aus dem Kochbuch Basler Kochschule. Eine leichtfassliche Anleitung zur bürgerlichen und feineren Kochkunst von Amalie Schneider-Schlöth. Siebente, verbesserte Auflage, Basel 1908. Und deshalb ein Beitrag für den DkdUW. DKduW

Zutaten
für 6 Spanisch Brödli

1 Rolle Fertig-Butter-Blätterteig (Migros), 42×26 cm, 340 g
der sonst gute Teig blieb diesmal etwas sitzen. Zeit dass ich mal einen Blätterteig selbst mache.
1 Eigelb mit wenig Wasser oder Rahm verrührt
Puderzucker

für die Füllung:
100 g Haselnüsse, geröstet, von den braunen Hüllen befreit
80 g  passierte Aprikosenmarmelade

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Zubereitung
(1) Blätterteig ausrollen und in quadratische oder rechteckige Stücke von ca. 9 cm Kantenlänge aufschneiden. Die Platten im Kühlschrank kaltstellen.
(2) Unterdessen Haselnüsse im Ofen (auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech, ohne Fett) bei 220°C leicht anrösten, in einem Frottiertuch die Nusshüllen abreiben und die Nüsse im Mixer zerkleinern. Mit der passierten Aprikosenmarmelade verrühren.
(3) Die Haselnussmasse dünn auf die Hälfte der Teigplatten streichen, allseitig einen Rand von 1 cm frei belassen. Rand mit Wasser befeuchten. Anschliessend mit einer Deckplatte bedecken, Rand leicht andrücken. Nochmals 30 Minuten kalt stellen. Mit einem scharfen Messer ein Kreuz einritzen (bis auf die Füllung schneiden). Mit Eistreiche bestreichen.
(4) Im vorgeheizten Backofen bei 220°C (Ofenmitte) ca. 12 Minuten ausbacken.
(5) Auf Gitter erkalten lassen, mit wenig Puderzucker bestäuben.

Historische Quellen: wiki

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Käufliches Originalprodukt der Konkurrenz aus Baden

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41 Kommentare zu „Spanisch Brötli“

  1. Jetzt wirste ja noch richtig fußballjeck hier. Das kann doch kein Zufall sein nach dem Spiel Spanien gegen Schweiz gestern 😉
    Zimt – ich habe eine Zimtvision gehabt bei dem ersten Foto. Deine Brötli gefallen mir besser als die gekauften.

  2. Eine interessante Aromenkombination ist Kümmel auf dem Teegebäck. Aber warum nicht, die Engländer und Waliser geben auch Pfeffer und Muskat in ihr Teebrot.

  3. Die sehen aus, als gehörten sie eigentlich wahlweise auf einen Brunch- oder einen Teetisch.
    Teetisch ist bei mir derzeit wahrscheinlicher.

  4. Bei Kümmel auf dem Teegebäck hab‘ ich auch erstmal die Augenbrauen verzogen. Aber ich bin eh kein Kümmelfan.
    Das ist mal ein schönes Regionalgebäck mit Geschichte. Das Simpelste ist doch oft das Beste.

  5. Eine tolle Geschichte. Meine Großmutter (geb. 1900) machte ähnliche. Allerdings war das Rezept südthüringisch. Im übrigen: Glückwunsch zu dem „etwas glücklichen“ Sieg gestern bei der Fussball-WM. Trainer Hitzfeld hätte gestern sicher auch die richtigen Lottozahlen gewusst. 😉

  6. Ohja, ich habe jetzt auch Appetit. Meinen Frühstückstee hab ich nämlich noch nicht getrunken …

    Deine Version ist mir schon wegen des geringeren Zuckers auf der Oberfläche sympathischer.

    Wenn Du jemals Blätterteig selbst machst, stell Dir eine Schüssel mit warmem Wasser und ein nicht so gutes Handtuch zum Händewaschen bereit. Du wirst es brauchen.
    Und Dich danach nach dem Fertig-Blätterteig zurücksehnen.

  7. Bei dem Wetter, ein Glück daß wir nicht 25km nachts zu Fuß machen müssen um diese Leckereien zu bekommen!

  8. Gutes Timing. Zum Griechenlandspiel nachher geht bei mir ein Rezept online, bei dem ich auch fertigen Blätterteig verwende. Es ist einfach sehr aufwendig, selbst Blätterteig herzustellen – auch wenn sich der Aufwand oft lohnt. (Je nach Fertigprodukt, das man einsetzt.) Dennoch bleibt Blätterteig eines der wenigen Convenienceprodukte, die ich in meiner Küche akzeptieren. Bin daher auf dein Rezept für selbstgemachten Blätterteig gespannt.

  9. Gut, dass diese schönen Brötlis erst heute den Weg ans Licht finden – wer weiß, wie es ausgegangen wäre für die Schwyz, wenn Spanien davon hätte kosten können und bestens gestärkt ins Spiel gegangen wären. So hast auch du einen Beitrag zum Erfolg geleistet, obwohl ich vermute, dass es dich nicht die Bohne interessiert.

  10. Gerade wenn der Teig das wichtigste am Rezept ist, so wie bei diesen hübschen Spanisch Brödli, schmeckt man den Unterschied. Wer Pici selbst einfärbt und mit der Hand rollt, kunstvolle Pasteten zubereitet, ist von Blätterteig-Herstellung geradezu unterfordert! Das ist viel weniger Aufwand – und die notwendige Präzision hast du ja in den Genen. Allerdings würde ich einen kühlen Tag dafür empfehlen.

  11. Könnte mir vorstellen, dass die Schweizer jetzt noch öfter das Thema Spanien so ganz beiläufig erwähnen… ;o)

    Tolle Geschichte zu einem interessanten Gebäck. Den Ausdruck „Spanisch Brötli Bahn“ hatte schonmal gehört, wusste aber absolut nicht, was dahinter steckte. Obwohl ich schon mindestens 1.000 durch Baden im AG gefahren bin, habe ich dort nie dieses Gebäck bekommen. Sicher auch ein Grund dafür, dass ich jetzt lieber auf der Autobahn an Baden vorbei fahre ;o)

  12. @Bolliskitchen: da muss ich lange warten, Marmelade koche ich nicht selbst ein.

    @Mestolo: kein Wort über Fussball. Dass der Teig sitzen geblieben ist, hat auch nichts damit zu tun.

    @bee: Blätterteigresten wälzen wir gerne in Kümmel, essen das Gebäck aber eher zu einem Weisswein-Aperitiv.

    @Rosa: ein hübsches Städthen, wenn bloss mal die Sonne scheinen würde.

    @kochschlampe: Teetisch, eindeutig.

    @Toni: passend ? zu was passend 😉

    @Evi: ich werde sie nochmals machen, mit selbstgemachtem Blätterteig.

    @Anikó: sind ja schnell gemacht.

    @Peter: die gabs früher wohl auf manchen Tafeln. Für Gratulationen bin ich der falsche Adressat. Ich bin an dem Sieg absolut unbeteiligt. 🙂

    @Hesting: so schlimm wird das wohl nicht werden.

    @Eva: es ging mir eher um die Geschichte 😉

    @Vanille: wer früher zur richtigen Gesellschaftsschicht gehörte, konnte das Personal laufen heissen.

    @Jan: nächste Woche. Es ist gerade kühl.

    @DerSilberneLöffel: das wäre keine schlechte Idee.

    @Jutta: sagen wir mal, ich habe das Resultat zur Kenntnis genommen.

    @Eline: bin bereits am Warten, auf dass der Grundteig kühl werde.

    @nata: ich doch nicht ! Die Brötli werden angeblich täglich frisch hergestellt und manchmal sind sie schon ausverkauft.

  13. Du erinnerst dich doch an die hitzige Topfenblätterteigdiskussion. Ich kann mir SEHR gut vorstellen, dass dieser Teig für dieses Gebäck besser geeignet ist.

  14. Ich habe gestern abend einen Aprikosenkuchen als Geburtstagskuchen gebacken. Davon sind noch ein paar Aprikosen und gehackte Mandeln übrig. Ob das auch mit frisch pürierten Aprikosen statt Konfitüre geht? Fehlt mir nur noch der Blätterteig.

  15. Da sind sie ja, die schon vor längerem angekündigten Spanisch Brötli. Dass das Rezept ursprünglich aus Mailand stammt, wusste ich noch nicht. Noch ganz interessant ist vielleicht, dass die Brötli in Zürich auch massenhaft von Straßenhändlern verkauft wurden, was seit 1755 am Sonntag nicht mehr erlaubt war, weil „das in Schwung gekommene unanständige Herumtragen der Spanischbrodten und Küchlenen an einem Sonntag vor vollendeter Abend-Predigt, dadurch dann etwann leider der Gottesdienst versäumet und der Tag des Herrn unverantwortlich entheiliget wird.“

  16. Blätterteig selber zu machen, stelle ich mir sehr sättigend vor. Nach dieser fiesen Butterschlacht würde ich wohl nicht mehr in das Brötli beißen wollen – das wäre doch schade, oder?

  17. Gerade habe ich eine Tasse Kaffee neben mir stehen. So ein Spanisch Brötli würde mir gut dazu schmecken.

  18. Ich wollte ganz bestimmt nicht unken, aber ich hab schon mal Blätterteig gemacht. Bevor ich mit dem Bloggen angefangen hab. 🙂
    Und ich fand die damit verbundene Butterschlacht, wie es hier schon zu Recht genannt wurde, nicht so erfreulich.
    Beim gekauften Teig kann man ja noch so tun, als wüßte man von nix. 😀

  19. @entegut: vielleicht, jetzt probier ichs mal erst mit ohne Topfen.

    @nina: Manna oder Salamibrötchen ?

    @Ute-S: natürlich, die Konfitüre brauchts nur um eine Art gesüsste Nuss-Paste herzustellen. Im Original ist sie auch dünn verstrichen, aber ein bisschen dicker auftragen schadet nicht.

    @sammelhamster: ich orientiere mich immer gerne am Original.

    @anie: Danke für die 10^6.

    @Foodfreak: ist eigentlich mehr zum lesen als zum nachbacken gedacht 🙂

    @Elisabeth: Du guckst Fussball ???

    @Petra: Danke für das Zitat, könnte das besagte Mandat gewesen sein. Blätterteig kam ja aus Osmanien nach Europa. Schweizer Söldner, die in der Lombardei auf beiden Seiten kämpften, haben das Gebäck bei uns wohl mitgebracht.

    @Susa: alles halb so schlimm. Es scheint wenig Aufwand, nur Geduld zu brauchen.

    @wolfhos: hab ich das ?

    @Linda: wenn nur das Gebrösmel nicht wäre.

    @Eva: man kennt sich mit der Zeit 😉

    @the rufus: wenn die Landjugend das wünscht, ja.

    @Hesting: ich wählte bewusst den umgekehrten Weg, erst kochen, dann Blätterteig.

    1. Der Eiskaffee hatte es mir angetan. Hier, in Deutschland, bekommt man ihn flüssig mit einer Kugel Eis und Sahne oben drauf. Im Himmel war ich ganz fasziniert davon, dass der Kaffee eingefroren wird. Und der Brioche, den fand ich super.

      1. in D gibts den richtigen Eiskaffe, bei uns ist es leider meist nur ein Mokkaeis. Man muss suchen, bis man hier jemand findet, der ihn richtig zubereitet.

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