
Hellblau ist eine furchtbare Farbe. Auf dem Essteller jedenfalls. Forelle blau geht ja noch, Lavendelblüten kann ich auch akzeptieren, aber ein ganzer Teller in blau geht mir zu weit. Blauen Curacao-Likör zu verwenden, dessen Farbe von Brillantblau oder Patentblau herrührt, beides Triphenylmethanfarbstoffe, reizt mich ebenso wenig. Es wäre für mich einfach, ein wenig mit dem Chemiebaukasten der Natur zu spielen. Das mag ich aber nicht. Mein „natürliches“ Hellblau stammt aus Lavendel- und Malvenblüten. Malve nehme ich, um das Blau zu verstärken. Im Panna Cotta wird das Blau trotzdem optisch überdeckt vom Weiss des Rahms und vom Gelb des Honigs.
Zutaten
2 dl Vollrahm (frische oder pasteurisierte Sahne, nicht UHT)
2 Tlf. blaue Lavendelblüten (selbstgesammelt, die grauen aus der Apotheke kann man vergessen)
1 Tlf. Malvenblüten klein geschnitten
1 grosser Tlf. Honig (meiner ein heller, aromatischer Heidehonig von Eva)
1 Blatt Gelatine
20 g Zucker
1 Tlf. blaue Lavendelblüten
1 Tlf. Malvenblüten klein geschnitten
Zubereitung
(1) den Vollrahm aufkochen und etwa 5-10 Minuten auf milder Hitze unter rühren etwas eindicken. Vom Herd ziehen. Die in kaltem Wasser eingeweichte Gelatine unterrühren und auflösen. 1 Tlf. Lavendel und 1 Tlf. Malvenblüten zugeben und unter gelegentlichem Umrühren langsam erkalten lassen.
(2) Noch in flüssigem Zustand abfiltrieren, einen Tlf. Lavendel unterrühren und in kleine Förmchen abfüllen.
(3) mind. 4 Stunden in den Kühlschrank stellen. Dann stürzen.
(4) 20 g Zucker und 10 g Wasser aufkochen, vom Feuer ziehen nochmals je 1 Tlf. Lavendel und Malve drin verrühren, kurz stehen lassen, absieben und den erkalteten, blauen Sirup über die gestürzten Köpfchen giessen. Sollte sich der Sirup rot verfärben, dann eine winzige Prise Backpulver darin auflösen, dann kippt die Farbe nach blau.
Anmerkung
Blaue Blüten enthalten Anthocyane. Diese sind u.a. auch verantwortlich für die Färbung von Kirschen, Auberginen, blauen Kartoffeln, blauen Trauben, Heidelbeeren und besonders Rotkohl. Im sauren Milieu überwiegt die Rotfärbung, im basischen kippt die Farbe nach Blau, Violett oder Malachit um. Aus diesem Grund setzt man u.a. beim Kochen von Rotkohl Essig zu. Diesen Umstand machte ich mir auch bei dem Panna Cotta zunutze, eine winzige Prise Backpulver in den Extrakt, oft genügt schon die Verwendung von kalkhaltigem Wasser, und was vorher rotviolett war…. ist nun blau bis Malachit, je nach pH-wert. So geht auch die klassische Lackmusprobe. Wer im Chemieunterricht in der Grundschule aufgepasst hat, kennt das ja alles.

Beim obigen Versuch habe ich die Farbstoffe von wenig Rotkohl extrahiert, die Farbe mit einer Prise Backpulver auf blau gestellt und darin Birnspalten gebadet. Sowas kann man allenfalls an Halloween bieten. Grauslich.
In der Nordsee schwimmt auch eine Qualle in opakem Blassblau herum. Ob die essbar ist?
Welche Art von Farbstoff das ist, darüber hab ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Interessant, dass es da überall der gleiche ist. Und doch hätt es mich nicht überraschen dürfen. Danke für den Kopfstoss 🙂
Hätt‘ i d‘ Wahl, so nähmt‘ i dr Halloween-Täller zem Noodisch. Dä gfallt mr ! 🙂
Das gseht jetzt soo schrèèg us, dass es scho Richtig ässbari Kunscht goht.
Es gibt gute Gründe warum die Natur keine Blauen Früchte im Angebot hat – mir ist bisher auch noch nix zu hellblau eingefallen
Da gibts‘ ja ne richtige Kopfnuss für mich!! 🙂
Ich finde beide Teller von Dir gelungen.
Schmecken würde mir die Panna Cotta besser. Hat nichts mit der Farbe zu tun sondern mit der Sahne.
Da greife ich lieber auf ein ganz, ganz simples, einfaches Panna cotta zurück.
A refined dessert! What gorgeous flavors. I’ve never come across a blue pear before… Amazing! Perfect with walnuts and blue cheese.
Grüsse,
Rosa
I’ve never thought of tinting my pears…
Eben – die Malve… So auf dem Holzweg war ich also nicht. Hätte ich bloss in Chemie besser aufgepasst, damals vor mehr als 30 Jahren, hätte ich Bescheid gewusst und mein Versuch vom Wochenende wäre nicht so jämmerlich misslungen. Aber Chemie war einfach nicht meins – das lag jedoch nicht an mir, sondern am Lehrer. Der war doof 😉
Deine «Blauen Wunder» sehen jedenalls cool aus. Zu Lavendel im Essen habe ich ein ambivalentes Verhältnis. Beim ersten Löffel denke ich: phuuuu – Seife. Beim zweiten: mmmh, ganz lecker. Und so geht das abwchslungsweise weiter. Ich weiss bis zum Schluss dann nicht, ob ich es lecker oder seifig finden soll.
Mir gefällt die blaue Birne und geschmacklich passt das sicher auch. Birne, Roquefort, Nuss – klassisch!
Als Kind habe ich oft Kompott zu Gemüsegerichten gegessen, weil alles Fallobst aus der Hostet verwertet wurde.
Malvenblüten mag ich auch total gerne und als ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal blauen Milchreis hatte (unbewusst) weiß ich jetzt auch die Färbekraft dieser Blüten zu schätzen 🙂
Deine Birnen sind toll!!
LG aus dem kalten Bayern (diesmal ohne ned *g*)
Bin sonst auch nicht so fürs einfärben von Lebensmitteln, künstlich jedenfalls. Doch das sieht jetzt beides, zwar ungewohnt, jedoch sehr interessant aus. Gefällt mir irgendwie. Stelle es mir draussen im Garten auf einem Sommerlich gedeckten Tisch vor… ich denke das hätte was!
Man lernt doch nie aus. Vielen Dank für die Erklärung von kulinarischen Farbspielen!
Optisch gefällt mir die Birne besser, aber vom Geschmack her würde ich ganz klar die Pannacotta nehmen! Das würde mir jetzt den Tag versüssen….
Ob man nicht… blaue Bohnen… 😉
Blau hin oder her, beide Gerichte schmecken bestimmt vorzüglich, da können sie von mir aus ihre natürlich Farbe behalten 🙂
LG
Miri
@anglogermantranslations: probieren !
@Heike: es ist die gleiche Klasse von Farbstoffen mit individuellen Unterschieden.
@Basler Dybli: das sieht mir zu Shrek-mässig aus.
@Tina: in der Not könnte man ja in den Tiefkühler greifen, so man vorgesorgt hat.
@Sybille: nix Kopfnuss. Der Uwe hat Curacao ausdrücklich zugelassen und sogar empfohlen 😉
@Nathalie: die Kombination Honig/Lavendel schmeckt aber vorzüglich.
@Rosa May: I have never harvested blue pears 😉
@Wilde Henne: ich wollte mit der Malve nur den blassen Lavendel aufpeppen, weiss aber selber nicht, wieviel er dazu wirklich beigetragen hat. Im Zuckersirup degradierte die Farbe jedenfalls schnell. Probier mal Apfelmus mit Lavendel. Der seifige Geschmack scheint mir eher ein Streich zu sein, der einem das Gedächtnis spielt.
@Aschenbrödel: so ein Baum kann eine Familie ernähren 😉
@Alice: Leider mag ich keine Milchreis, interessant, dass dir die Farbe darin gehalten hat. Normale Birnen, etwas schräg, ob sie toll sind, kann man verschiedener Meinung sein.
@Pepe nero: künstliche Farben verwende ich nie.
@eintopfheimat: aucvh Natur ist nichts anderes als Chemie.
@Vanessa: ich hab die Birne vor dem servieren trocken getupft, da ich keinen Rotkohl geschmack wollte.
@bee: blau sind sie nur, wenn sie durch die Luft pfeifen. Das Abschussgerät fehlt mir dazu.
@Miri: die Panna Cotta war gut, die Birne schmeckte wie Birne.
Ein bisschen verrückt bist du schon:)))
ICH LIEBE PANNA COTTA, … kommt gleich nach CREME BRÛLÉE
Ach, Birnen! Ich fragte mich schon, wie Aloe Vera mit Walnüssen und Roquefort wohl schmecken mag. Naja, und dass ich diese Panna Cotta nachmachen muss, versteht sich ja von selbst.
Sehr fein Robert. Ich liebe Desserts mit Lavendel. Die blauen Birnen würde ich probieren, aber optisch eher für Halloween aufheben 😉 Mir fällt bisher zu Hellblau gar nichts ein….
Hellblau lässt mich völlig ratlos. Bisher habe ich noch nichts entdeckt, was ich rein von der Optik her mit Genuss verspeisen wollte (vielleicht abgesehen von Forelle blau).
Diese Beitrag gefällt mir. Und ich erinnere mich, dass Du, als Du angefangen hast zu bloggen, öfter mal etwas Küchenchemie eingestreut hast. Deshalb bin ich damals überhaupt erst auf Deinen Blog gestossen. Meinetwegen darf’s davon ruhig mehr geben.
Bei Deinen beiden Dessertvorschlägen bin ich skeptisch: Lavendel gibt’s in meinem Haushalt fast nur im Kleiderschrank (gegen Motten), und unter all meinen Gewürzen gibt es keine Herbes de Provence (ersetze ich durch Italienische Kräuter, die ähnlich gemischt sind minus dem Lavendel). Einzige Ausnahme: Lavendelsalz in fast homöopathischer Dosis zu im Backofen gedünsteten Fisch mag ich.
Die Birnen dürftest Du mir bei einem Candlelight-Dinner servieren. Wenn ich die Farbe nicht sehe, schmecken sie sicherlich hervorragend in der Kombination.
@Magdi: mich kann man mit solchen events immer verführen.
@Winnieswelt: bei mir ist es umgekehrt.
@Schokozwerg: das ist etwas für den event, nicht fürs nachkochen 😉
@Margit Kunzke:
@Cascabel:
zu hellblau kann einer guten Köchin nichts einfallen. Ausser Forelle blau geht das einfach nicht auf einem Teller.
@Ute-S: Lavendel mögen viele nicht. Ich lieb ihn, bade jeden Tag in Lavendel-Duschgel. Bei einem Candle-light-Dinner geht vieles, sogar Schnecken hab ich mal gegessen.
Mit dieser Aufklärung wird die nächste Monatsfarbe keine Herausforderung mehr!
Die hellblaue Panna Cotta würd ich gerne essen und sogar nachkochen. Sie hat was von einer Naturschönheit und der dezente Spiegel erinnert an einen eingefrorenen Bergteich zum Schlittschuhfahren 🙂 Nur türkis, siehe Birnen oder Blue Curacao, ist im Essen no go.
Was für ein Farbenspiel … herrlich … Ich bin immer noch auf der suche nach der blauen Phase ;o)
Aber mir wird noch was einfallen …
Schönes We
Kerstin
Super Rezept. Vielen Dank. Was noch sehr gut schmeckt: Frische Tunfischfilets in Lavendelpulver wenden, etwas Salz, Pfeffer und Honig dazu und ab in die Pfanne. Sensationell!
Ich hab mal irgendwo gelesen, dass die Farbe Blau den Hunger hemmt und das stimmt, wenn ich da so gucke – also lieber auf genüsslichere Farben warten…
@Su: sag das nicht, dunkelblau wird noch viel schlimmer, da geht nicht mal mehr Schlittschuhlaufen auf Eis im Bergsee.
@Kerstin: solche Sachen hab ich immer gern vom Tisch, damit ich wieder was Normales zu Essen bekomme.
@Carola F.: frischer Fisch ist das Probem, nicht das Lavendelpulver 😉
@Cooky: ah, Du bist das 😉 das könnte schon sein, dass irgendwo eine Hemmschwelle zu überwinden ist. Die müsste bei dunkelblau noch höher sein.
ein sehr schönes panacotta rezept. danke dafür , auch wenn es nur peripher blau ist 😉 und auch danke für die wunderbare trüffelsoße, auf die ich durch heike aufmerksam wurde 🙂
Ist einmal die Peripherie blau, nimmt das Auge auch das weisse Zentrum als blau an 😉
Sind denn die Kochblogthemen schon so ausgereizt, dass man einen Event mit „Hellblau“ ausrufen muss? Und wie viele da mitmachen? Ich komme aus dem Staunen gar nicht raus.
Ich hätte ein Viagra auf ein Salatblatt gelegt. Das wäre meine Antwort darauf. Schade, dass grad keines zu Hause ist. 😉
bei sowas machen fast alle mit. Farbe und Präsentation gehen vor Geschmack. Immer mehr.
mir geht es ebenso, blaues essen???ist einfach rein optisch etwas, was mir nicht besonders lecker vorkommt. aber deine variante mit den lavendelblüten, wunderbar.
Danke. Bin heute am Basteln von Ravioli mit Ochsenschwanzfüllung. Das ist ein anderes Kaliber 😉
Colle Sache. Bin daff. Ich mache mir seit Tagen Gedanken, was ich denn nun in hellblau zaubern kann. Wir brauchen ein neues Foodbloggertreffen, damit Du mir erzählen kannst, wann Du das alles machst. Vielleicht hast Du es mir auch schon erzählt…zu später Stunde…nach viel Wein 😉 Kurz: KLASSE! Viele Grüße Alex
Das braucht schon viel Wein bis ich das erzähle 🙂
Bin zufällig auf diesen (sehr anregenden!) Koch-Blog gestossen, weil ich immer wieder gerne lese, wie andere Panne Cotta machen. Ich frage mich nun aber die ganze Zeit, was mit dem „grossen Tlf. Honig“ passierte, der in der Zutatenliste erwähnt ist – wurde er einfach bei der Zubereitung vom Koch weggeschleckt…;-)
also drin war der Loeffel bestimmt 😉
Vielen Dank für diese tolle Rezept. Ich mein eigenes Wunder, Lavendel und wachsen zu welcher Zeit, um die Blüte zu ernten, für die beste Wirkung in diesem Gericht.
Ich spreche nicht oder wissen, die deutsche Sprache, obwohl mein Name und meine Eltern kamen aus Deutschland, durch Dänemark. Ich bin mit Googletranslate für Ihre Bequemlichkeit. Allerdings merke ich, es ist oft unzuverlässig. Daher entschuldige ich mich für alle Schwierigkeiten ich was für Sie, aber bitte sagen Sie mir, zu welchem Stand der Entwicklung, um die Blüten für dieses Gericht zu ernten. Wenn die ersten offenen Blüten, sie sind fest geschlossen und leichter zu ernten. Aber für eine kleine ammount, um sie auf den Stamm verlassen nicht länger ein Problem sein. Und dieses schöne Dessert wäre die Mühe wert.
Dank wieder!
Ernte kurz bevor alle Blüten an einer Rispe vollständig aufgeblüht sind. Und das am späten Vormittag
Thank you!