Nicht meine Oma. Der Suse ihre. Die eigene sah ich ein einziges Mal und bezweifle, dass sie kochen konnte. Ihre Tochter konnte es auch nicht.
Seit ich meine 400 abonnierten Foodblogs auf knapp 30, wirklich essentielle Blogs reduziert habe, erlaube ich mir wieder ab und zu in andern foodblogs zu lesen. Sogar mit Freude, statt mit Überforderung. Die Pfannkuchen nach Oma Suse interessierten mich. Wahrscheinlich wegen der Hydratisierung mit heissem Wasser. Nur nichts Süsses dazu. Flädlesuppe. Gedacht, Getan. Ein Ochsenschwanz wurde zu 2 Liter Consommée verkocht. Ein schöner Anfang. Doch wie weiter? Wer planlos kocht, braucht sich nicht an Rezepte zu halten. Die übrig gebliebenen Pfannkuchen füllte ich mit einem Ragout des ausgekochten Ochsenschwanzes. Obwohl das Fleisch vom Knochen fiel, war das Ragout etwas faserig. Also Kehrtwendung um 180°: das restliche Ochsenschwanzfleisch mit Sellerie und Peterliwurzel cuttern und in eine Raviolifüllung gesteckt.
Omas Pfannkuchen etc.
Ochsenschwanzessenz
Zutaten
1.3 kg Ochsenschwanz in Stücken
2 EL Erdnussöl
1 EL Olivenöl extra
3 kleine Schalotten
100 g Karotte, Mirepoix
100 g Knollensellerie, Mirepoix
50 g Peterliwurzel, Mirepoix
1 frische Knoblauchzehe, angedrückt
1 Tomate, gewürfelt
1 Rosmarinzweiglein
2 Zweige Thymian
1 Lorbeerblatt
6 Wacholderbeeren, angedrückt
1 Gewürznelke
6 Pimentkörner, angedrückt
Prise 4 épices
2 dl Vin jaune
2 dl Rotwein (Nieport Fabelhaft, Tinto, Douro)
ca. 2 L kaltes Wasser
ca. 300 g Rinderwade, frisch gehackt
3 Stangen Staudensellerie
1 Peterliwurzel
Zubereitung
(1) Das vom Metzger entlang der Wirbel zerteilte Fleisch mit wenig Erdnussöl einreiben und in einen Bräter legen. 30 Minuten im Ofen bei 200°C Umluft anrösten. Ochsenschwanzstücke herausnehmen und vollständig erkalten lassen.
(2) Bräter entfetten, einen halben Liter Wasser zugeben und wieder in den abkühlenden Ofen stellen. Nach ca. 15 Minuten den Bratensatz aufkratzen.
(3) 2 EL Olivenöl in einem Wok erhitzen, alle Gemüse zugeben und bei mittlerer Hitze 5 Minuten leicht anrösten. Portionsweise deglacieren mit dem Vin jaune und dem Rotwein damit der Alkohol verdunstet und auf ca. 2 dl einreduzieren. Kalt stellen.
(4) Die erkalteten Knochen mit 2 L eiskaltem Wasser in einem grossen Dampfkochtopf aufsetzen und langsam erwärmen. Gewürze, das Gemüse samt Weinreduktion und den aufgelösten Brätersatz zugeben und ca. 3 Stunden bei ca. 0.8 bar im Dampfkochtopf (max. zweiter Ring) leise simmern lassen.
(5) Druck nach Vorschrift des Topfherstellers ausgleichen, Fleisch herausfischen und noch heiss vom Knochen lösen. Knorpel und grössere Gäderfetzen wegschneiden. Fleisch beiseitestellen für die weitere Verwendung.
(6) Brühe ohne Druck durch ein mit Vlies belegtes Sieb filtrieren und über Nacht kalt stellen. Danach den Fettdeckel abheben. Das obige Foto zeigt die Brühe vor dem Abfiltrieren.
Da die Brühe durch das Abkühlen wieder etwas eintrübte, musste sie geklärt werden:
(7) Die Rinderwade frisch wolfen, Reste mit einer Peterliwurzel und Staudensellerie ausstossen und unter die kalte, entfettete Brühe rühren. Langsam unter häufigem Umrühren erwärmen, bis es im Topf zu brodeln beginnt, dann auf kleinstem Feuer, ohne Umrühren, ca. 30 Minuten ziehen lassen.
(8) Rinderwade vorsichtig durch ein mit Vlies belegtes Sieb abtrennen.
Pfannkuchen
Zutaten
L.: halbe Mengen verwendet
5 Eier
1/2 l Milch
350 g Mehl 405
1/2 l heißes Wasser (60°C)
Etwas Salz
Muskatnuss
Butter für die Pfanne
Zubereitung
Eier in einer Schüssel mit der Milch mit Schneebesen (Mixer) gut verrühren. Das Mehl über ein Sieb klümpchenfrei unterrühren und zum Schluss das heiße Wasser und Salz zugeben und verrühren. Eine halbe Stunde quellen lassen.
Backen in 2 Pfannen. Pro Pfanne für jeden Pfannkuchen jeweils ein kleines Stückchen Butter schmelzen und mit einer Suppenkelle den flüssigen Teig in der Pfanne schnell verteilen. Nicht zu dick, nicht zu dünn. Bei mittlerer Hitze hellbraun garen, umdrehen und zu Ende backen.
Fertige Pfannkuchen auf einem Teller im 90°C warmen Backofen warmhalten bis der Teig aufgebraucht ist.
Die Essenz mit rotem Portwein abschmecken und mit aufgeschnittenen Pfannkuchen und etwas Petersilie servieren.
Pfannkuchen mit Ochsenschwanzragout
Zutaten
100 g Ochsenschwanzfleisch, grob gehackt
3 EL Kalbsjus (von Le Saucier)
wenig Ochsenschwanzessenz
1 rote Peperoni, geschält, Kernhaus entfernt, gewürfelt
wenig Butter
Paprika
Piment d’Espelette
Meersalz
Zubereitung
Peperoniwürfel in der Butter dünsten, ablöschen mit Ochsenschwanzessenz, den Kalbsjus zugeben, einkochen und darin das Ochsenschwanzfleisch aufwärmen. Würzen und salzen.
In frisch hergestellte Pfannkuchen einschlagen und servieren.
Ochsenschwanzravioli
Ravioli habe ich schon so oft gemacht, dass ich kein Rezept mehr aufschreiben will. Hier nur die Eckdaten:
Zutaten
300 g Ravioliteig
ca. 300 g Ochsenschwanzfleisch
3 EL Kalbsjus (von Le Saucier) zum Binden
50 g Knollensellerie, gewürfelt
50 g Peterliwurzel, gewürfelt
Piment d’Espelette
Meersalz
Zubereitung
Knollensellerie und Peterliwurzel in Ochsenschwanzessenz weich- und wegkochen. Zusammen mit dem Ochsenschwanzfleisch und dem Kalbsjus zu einer festen Paste cuttern.
Daraus Ravioli herstellen.
Auf einem Peperonicoulis servieren, mit in Butter angezogenen, Peperoniwürfelchen verzieren.
Die alte Küchenweisheit hat sich wieder einmal bestätigt: Ein Pfannkuchen kommt selten allein.
Was tu ich bloß hier? Aber man kann sie ja auch in Gemüsebrühe schwimmen lassen, ganz sicherlich. Viele Guten-Morgen-Grüße nach Basel. Wie immer bin ich beeindruckt von der Sorgfalt und wünsche dir, dass es du, dass ihr die Dingerchen in gutem Mut verzehrt habt.
… ohne „Es“ natürlich, da versprach sich Freud wohl in meinem Hinterkopf.
meine Türe ist auch für Vegetarier offen. Bin ja auf bestem Wege dahin, allerdings erleide ich (von leiden ist keine Rede) immer wieder Rückschläge auf diesem beschwerlichen Weg 🙂 Danke nach Berlin für den Guten-Morgen-Gruss.
poliander‘s gedanke war auch mein erster 😀
aber da mein mann schon bei einer oxtail clair freudig mitgeholfen hat, stehen die chancen gut, dass ich zu dieser suppe komme. auch die herzschablone ist vorhanden…..weisse grüsse
Ist der Ochse einmal geschlachtet, entwickeln Männer ungeahnte Fähigkeiten 🙂
Soo schliesst sich dr Kreis. Und du bisch wieder bi de unverwieschtlige Ravioli aaglangt. Nit schlächt! I ha mir dasmol d‘ Essänz usepiggt.
Eso han‘ i Ochseschwanz no nie uf em Fyyr gha. Danggscheen fir‘ s Rezäpt!
Viili Griess us em kiehle und näblige Basel in Jura (i nimm emol a, dass sich das nit gänderet het) 😉
Mindestens ein Ohr Morgestraich nehm ich noch mit in den Jura.
Wieder etwas gelernt. Ich experimentiere gerade mit asiatischen Teigen, bei denen das heiße Wasser zuerst für eine so gut wie unknetbar verkleisterte Masse sorgt, die dann aber ungemein aromatisch aufbackt. Da macht doch das Handwerk doppelt so viel Spaß 😉
Chinesische Jiaozi-Teig-Dumplings liegen mir fern, nachdem ich schon bei den La Mian Nudeln erfolglos und kläglich stecken geblieben bin. Dabei wäre das allerschönstes Handwerk.
Ochsenschwanzragout wollte ich schon seit 100 Jahren machen, vielleicht probiere ich mich jetzt mal dran.Ich stolperte über „Gäder“, die etymologische Suche ergab, dass es ein schwäbischer Ausdruck ist. Kommt von Geäder, hätte ich als gebürtige Schwäbin eigentlich wissen müssen. Tjanun, lamiacucina lesen heißt sich bilden. Schöne Fastnachttage im Exil wünscht der Buchfink
Erst die Fremde bringt einem die eigene Heimat nahe :-). Danke, leider ist im Jura der Schnee weg und das Wetter keinen Jota besser als in Basel.
Mhhh Ochsenschwanzragout liiiebe ich, Pfannkuchen auch. Finde die Kombination super.. muss auch wieder einmal schmoren… Liebe Grüsse Ilona
Geschmortes mag ich auch lieber als Gegrilltes.